Im nächsten Teil der SPOX-Themenwoche "Analytics" werfen wir einen Blick auf die individuelle Offensivleistung von NBA-Spielern. Wer sind die besten Schützen, Scorer und Spielgestalter? Welche Statistiken zeigen uns Stärken und Schwächen und welche Stars verhelfen ihren Teams zu einer besonders effizienten Offense?
Wie für alle Statistiken gilt natürlich auch bei der folgenden Auswahl, dass sie nur einen Teil der Wahrheit abbilden kann. Stats leisten einen wichtigen Beitrag zur Analyse und Bewertung von Spielern und Teams, sofern sie nicht unabhängig von ihrem Kontext als unantastbare Wahrheit angenommen werden. Es lohnt sich immer, unterschiedliche Zahlen und Perspektiven zu betrachten und Daten kritisch zu hinterfragen. Gerade die Stichprobengröße hier, also z.B. die Anzahl der gespielten Minuten oder der genommenen Würfe, ist für die Aussagekraft von Bedeutung. Je größer die Stichprobe für einen Spieler, desto verlässlicher sind seine Statistiken.
Normierungen: Wen interessieren schon Punkte pro Spiel?
Trotz des sogenannten "Siegeszugs der Analytics" und der angeblich damit einhergehenden Machtübernahme der Nerds, Statistiker und Zahlenjongleure sind die meistgenutzten Daten in der NBA-Berichterstattung bis heute die simpelsten aller Statistiken: Punkte, Rebounds, Assists, Steals, Blocks und Turnover pro Spiel. Dabei wird bereits auf den ersten Blick klar, warum die Bewertung von Spielern anhand dieser Kennzahlen problematisch ist: Nicht jeder Spieler verbringt gleich viel Zeit auf dem Parkett.
20 Punkte, 8 Rebounds, 2 Assists, 2 Blocks, 1 Steal - diese durchaus beeindruckenden Zahlen legte Rookie Joel Embiid in der vergangenen Spielzeit für die Philadelphia 76ers auf. Noch beeindruckender werden sie jedoch, wenn man bedenkt, dass der junge Big Man gerade einmal 25 Minuten pro Spiel auf dem Feld stand. Wie ist nun also seine Leistung während dieser begrenzten Spielzeit zu bewerten?
gettyStats pro 36 Minuten
Die einfachste Variante der Normierung ist die Berechnung simpler Statistiken pro Spielzeit. Die Einheit von 36 Minuten soll dabei ungefähr der durchschnittlichen Spielzeit eines unverzichtbaren Starters entsprechen. Liegt Joel Embiid mit seinen gut 20 Punkten pro Spiel noch auf Platz 32 der Scorer-Rangliste während der Regular Season 2016/17, katapultiert ihn diese Anpassung auf Platz 4. Nur Russell Westbrook, Isaiah Thomas und James Harden erzielten pro 36 Minuten Spielzeit noch mehr Punkte als der 23-Jährige (28,7).
Der Kameruner garnierte diese Ausbeute mit 1,2 Steals (Platz 12 unter allen Big Men mit mindestens 600 gespielten Minuten), 3 Assists (Platz 13), 11,1 Rebounds und 3,5 Blocks (Platz 1 in der NBA). Die simplen pro-Spiel-Zahlen werden der Produktivität von Philadelphias Hoffnungsträger also nicht gerecht.
Stats pro 100 Ballbesitze
Noch etwas genauer ist die Berechnung derselben Statistiken pro 100 Ballbesitze des jeweiligen Teams. Sie betrachtet nämlich nicht nur die gespielten Minuten eines Spielers, sondern auch die Spielgeschwindigkeit seines Teams, während er auf dem Platz stand. Spieler, deren Teams schneller, also mit einer höheren Pace spielen, haben im Durchschnitt natürlich mehr Möglichkeiten, zu Punkten, Assists etc. zu kommen.
Da die Sixers 2016/17 zu den schnelleren Teams der Liga gehörten, relativiert diese noch genauere Normierung Joel Embiids Zahlen ein wenig. Pro 100 Ballbesitzen seines Teams belegt er nun mit 38,9 Punkten "nur noch" Platz 5 in der Association. Noch deutlicher ist der Unterschied bei Harden, dem das schnelle Spiel der Houston Rockets unter Mike D'Antoni besonders viele Scoring-Chancen bietet. Pro Spiel noch der zweitbeste Scorer der NBA nach Westbrook, fällt Harden mit 38,4 Punkten pro 100 Rockets-Angriffen sogar bis auf Platz 7 zurück - hinter Embiid, DeMar DeRozan und Kawhi Leonard.
Beide Normierungen verfolgen das gleiche Ziel: Sie sollen die Produktivität verschiedener NBA-Spieler vergleichbar(er) machen, auch wenn diese in ihren Teams nicht gleich lang oder gleich häufig die Gelegenheit bekommen, den Boxscore zu füllen. Allerdings sind diese Gelegenheiten natürlich auch innerhalb der 36 Minuten oder 100 Ballbesitze meist nicht gleichmäßig auf alle Spieler eines Teams verteilt.
Bei den Oklahoma City Thunder bekommt beispielsweise ein Andre Roberson - wohl mit gutem Grund - deutlich seltener die Chance, Angriffe mit einem eigenen Wurf abzuschließen, als MVP Westbrook. Daher stellt sich insbesondere in der Offensive auch die Frage, wie effizient ein Spieler die (Wurf-)Chancen verwertet, die er in seiner Rolle tatsächlich bekommt.
Der Wurf: Die Wahrheit liegt im Shooting
Die einfachste Möglichkeit, diese Effizienz zu messen, ist die simple Feldwurfquote (FG%). Allerdings sind weder alle Würfe aus dem Feld gleich viel Wert (2-Punkt- vs. 3-Punkt-Würfe), noch sind sie die einzige Möglichkeit, Punkte zu erzielen. Daher existieren einige Statistiken, deren Aussagekraft über die Wurfstärke eines Spielers deutlich größer ist.
Effective Field Goal Percentage (eFG%)
Die effektive Feldwurfquote trägt dem unterschiedlichen Wert von Würfen innerhalb und jenseits der Dreierlinie Rechnung. Damit ermöglicht sie eine genauere Aussage darüber, welchen Beitrag ein Schütze zum offensiven Erfolg seines Teams leistet. Schließlich ist ein getroffener Distanzwurf 1,5 Mal so viel Wert wie ein 2-Punkt-Wurf.
Ein Beispiel: In Spiel 2 der diesjährigen Playoff-Serie gegen die Utah Jazz versenkten Kevin Durant und Klay Thompson jeweils 6 ihrer 13 Wurfversuche für den späteren Champion aus Golden State. So beendeten beide das Spiel mit der exakt gleichen Feldwurfquote von 46,2 Prozent. Allerdings brachte Edel-Shooter Thompson dabei auch 2 seiner 4 Distanzwürfe im Korb unter, während Durant keinen einzigen Dreier verwandeln konnte.
gettyDementsprechend erzielte Thompson mit seinen 13 Versuchen aus dem Feld insgesamt 14 Punkte, zwei mehr als Superstar Durant. Diese höhere Effizienz spiegelt sich nun in seiner effektiven Feldwurfquote von 53,8 Prozent wieder, während Durants eFG% ohne getroffenen Distanzwurf genau seiner Field-Goal-Quote von 46,2 Prozent entspricht. Thompson nutzte seine 13 Wurfchancen also effizienter und trug dadurch auch mehr zum Erfolg der Warriors bei.
Insgesamt lag die durchschnittliche effektive Feldwurfquote aller NBA-Spieler während der regulären Saison 2016/17 bei 51,4 Prozent.
True Shooting Percentage (TS%)
Noch einen Schritt weiter geht die sogenannte True Shooting Percentage, indem sie darüber hinaus noch die Versuche von der Freiwurflinie einschließt. Mit einer durchschnittlichen Trefferquote von 77,2 Prozent (in der Regular Season 2016/17) sind Freiwürfe noch immer die mit Abstand effizientesten Würfe in der NBA.
Außerdem werden die besten Offensivspieler der Liga meist besonders häufig gefoult. In der vergangenen Saison führten Embiid, Westbrook, Harden, DeMarcus Cousins, DeRozan und Thomas die NBA bei der Zahl der Freiwürfe (pro 100 Ballbesitze) an. Entsprechend müssen diese Versuche zwingend einbezogen werden, wenn die offensive Effizienz eines Spielers bewertet werden soll.
Die Bedeutung zeigt sich erneut anhand der Leistungen von Kevin Durant und Klay Thompson gegen die Utah Jazz. Nachdem Thompson durch seine Treffsicherheit aus der Distanz noch die höhere eFG% aufweisen konnte, führt uns der Blick auf die gezogenen Freiwürfe Durants wahren Wert als Scorer vor Augen.
Anders als Thompson, der kein einziges Mal an die Linie ging, traf der spätere Finals-MVP 13 seiner 15 Freiwürfe und beendete das Spiel letztlich mit 25 Punkten. Seine TS% steigt damit auf hervorragende 63,8 Prozent. Insgesamt scorte Durant also deutlich effizienter als Thompson, dessen TS% aufgrund der fehlenden Freiwürfe genau dem Wert seiner eFG% entspricht.
Der Ligadurchschnitt lag in der vergangenen Saison bei 55,2 Prozent, der höchste Wert in der Geschichte der NBA.
Saison 2016/17* | NBA-Geschichte* | ||||||
# | Spieler | TS% | # | Spieler | Saison | Team | TS% |
1 | Kevin Durant | 65,1 | 1 | Stephen Curry | 2015/16 | GSW | 66,9 |
2 | Isaiah Thomas | 62,5 | 2 | Charles Barkley | 1987/88 | PHI | 66,5 |
3 | Stephen Curry | 62,4 | 3 | Charles Barkley | 1989/90 | PHI | 66,1 |
4 | Kyle Lowry | 62,3 | 4 | Charles Barkley | 1986/87 | PHI | 66,0 |
5 | LeBron James | 61,9 | 5 | Amar'e Stoudemire | 2007/08 | PHO | 65,6 |
6 | Karl-Anthony Towns | 61,8 | 6 | Kevin McHale | 1987/88 | BOS | 65,6 |
7 | James Harden | 61,3 | 7 | Kevin McHale | 1986/87 | BOS | 65,5 |
8 | Kawhi Leonard | 61,0 | 8 | Charles Barkley | 1988/89 | PHI | 65,3 |
9 | Mike Conley | 60,4 | 9 | Adrian Dantley | 1983/84 | UTA | 65,2 |
10 | Bradley Beal | 60,4 | 10 | Kevin Durant | 2016/17 | GSW | 65,1 |
* Spieler mit mind. 1000 gespielten Minuten und mind. 20 Punkten pro Spiel
Rolle und Spielweise: Dirk Nowitzkis Evolution
Innerhalb einer NBA-Offense kommen unterschiedlichen Spielertypen völlig verschiedene Aufgaben zu. Egal ob dominanter Ballhandler, Scharfschütze auf dem Flügel oder athletischer Big Man: Zahlreiche Statistiken liefern einen Einblick in die Rolle, die ein Spieler in seinem Team ausfüllt - und wie gut er dies tut.
3-Point Attempt Rate (3PAr) undFree Throw Rate (FTr)
Die 3PAr und die FTr einzelner Spieler messen - genauso wie bezogen auf ganze Teams - das Verhältnis der Distanz- bzw. Freiwürfe zur Gesamtzahl der Würfe aus dem Feld. Ein Spieler, der 5 seiner 10 Feldwurfversuche von jenseits der Dreierlinie abfeuert und zusätzlich noch 5 Mal an die Freiwurflinie geht, weist eine 3PAr und FTr von jeweils 50 Prozent auf.
Beide Kennzahlen dienen vor allem dazu, die Spielweise sowie die Rolle eines Spielers innerhalb seines Teams zu analysieren. Die Spitzenpositionen bei der Dreierrate belegen dementsprechend absolute Spezialisten, deren Aufgabe hauptsächlich darin besteht, Gefahr aus der Distanz auszustrahlen und so das Feld für ihre Mitspieler zu öffnen. So führte J.R. Smith die Liga in der vergangenen Saison mit einer 3PAr von 76 Prozent an, auch Spieler wie Kyle Korver, Trevor Ariza oder Danny Green nahmen rund 70 Prozent ihrer Würfe aus der Distanz.
Wie sich die Rolle eines Spielers verändern kann, zeigt die Entwicklung von Dirk Nowitzki. In seiner Prime war der Deutsche einer der besten Scorer der Liga und das klare Alphatier in der Offensive der Dallas Mavericks. Sowohl im Post als auch in der Isolation war Nowitzki oft nur durch Fouls zu stoppen, was ihm über Jahre eine der höchsten Freiwurfraten der NBA bescherte. Pro 100 Feldwürfen marschierte Nowitzki zwischen 2000 und 2011 rund 40 Mal an die Freiwurflinie.
Andererseits nahm der Forward - obwohl als revolutionärer Prototyp eines modernen Stretch-Bigs bekannt - in seinen besten Jahren nie mehr als ein Sechstel seiner Würfe von jenseits der Dreierlinie. Erst in den letzten Jahren verlegte Nowitzki sein Spiel mit abnehmender Kraft und Athletik immer weiter nach außen und wird seine 3PAr von nun über 30 Prozent wohl weiter steigern, um Platz für Spieler wie Harrison Barnes, Nerlens Noel und den neuen Hoffnungsträger Dennis Smith zu schaffen. In der Folge greifen die Gegner des 39-Jährigen inzwischen auch deutlich seltener zu unfairen Mitteln: 2016/17 sank seine FTr auf einen Karrieretiefstwert von nur noch 17 Prozent.
gettyUsage Percentage (USG%)
Natürlich wird aber nicht jeder Spieler mit einer hohen 3PAr als reiner Floor-Spacer in die Ecke gestellt, um auf mögliche Spot-up-Würfe zu warten. Unter den Spielern mit Dreierraten deutlich jenseits der 40 Prozent finden sich auch Namen wie Curry, Harden oder Thomas. Diese Stars gehören nicht nur zu den besten Distanzschützen der Liga, sondern tragen in ihren Teams auch darüber hinaus eine enorme offensive Last.
Diese Last wird anhand der sogenannten Usage Percentage gemessen. Sie beziffert den Anteil der Angriffe seines Teams, die ein Spieler mit einem Wurf, einem Ballverlust oder von der Freiwurflinie selbst abschließt, während er auf dem Feld steht. Mit einer USG% von knapp 42 Prozent dominierte MVP Russell Westbrook in seiner unglaublichen Triple-Double-Saison die Offensive der Thunder mehr als jeder andere Spieler in der Geschichte der NBA. Nicht einmal Michael Jordan oder Kobe Bryant hatten zuvor die Marke von 40 Prozent geknackt.
Assist Percentage (AST%)
Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Westbrook lediglich auf den eigenen Abschluss aus war. Der Point Guard bereitete in seiner Zeit auf dem Court auch mehr als die Hälfte aller erfolgreichen Field Goals seiner Mitspieler direkt vor. Auch mit dieser Assist Percentage von 57 Prozent führte der 28-Jährige die NBA in der letzten Saison an und stieß statistisch in die Sphären eines der besten Passgebers aller Zeiten vor. Nur John Stockton legte 1990 und 1991 einen größeren Anteil der erfolgreichen Würfe seiner Nebenleute auf.
Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass Westbrook ein ähnlich guter oder selbstloser Vorbereiter wie der ehemalige Dirigent der Utah Jazz ist. Vielmehr deutet die AST% - gerade in Verbindung mit der ebenfalls hohen USG% - auf die enorm große Rolle und Verantwortung hin, die Westbrook innerhalb der Thunder-Offensive zukam.
Saison 2016/17* | |||||
# | Spieler | USG% | # | Spieler | AST% |
1 | Russell Westbrook | 41,7 | 1 | Russell Westbrook | 57,3 |
2 | DeMarcus Cousins | 36,5 | 2 | James Harden | 50,7 |
3 | DeMar DeRozan | 34,3 | 3 | John Wall | 46,9 |
4 | James Harden | 34,2 | 4 | Chris Paul | 46,8 |
5 | Isaiah Thomas | 34,0 | 5 | LeBron James | 41,3 |
6 | Anthony Davis | 32,6 | 6 | Ricky Rubio | 38,9 |
7 | Damian Lillard | 31,5 | 7 | T.J. McConnell | 37,5 |
8 | Kawhi Leonard | 31,1 | 8 | Rajon Rondo | 37,0 |
9 | Kyrie Irving | 30,8 | 9 | Jeff Teague | 36,4 |
10 | John Wall | 30,6 | 10 | Jrue Holiday | 35,9 |
* Spieler mit mind. 1000 gespielten Minuten
Turnover Percentage (TOV%)
Diese Rolle ging - wie auch bei Rockets-Superstar Harden - mit einer hohen Anzahl von Ballverlusten einher. Westbrook und Harden leisteten sich rund 5,5 Turnover pro Spiel - weit mehr als jeder andere NBA-Spieler in der regulären Saison 2016/17. Doch auch hier lohnt ein genauerer Blick auf die Daten.
Die sogenannte Turnover Percentage misst den Anteil der von einem Spieler abgeschlossenen Angriffe, die in einem Ballverlust enden. Mit einer TOV% von knapp 16 Prozent liegt der MVP ligaweit so nur noch auf Platz 47. Deutlich anfälliger für Turnover waren Spieler wie Rajon Rondo, Ricky Rubio oder Draymond Green. Da (potentielle) Assists jedoch nicht Teil der Statistik sind, werden Spielgestalter, die wie Rondo & Co. nur selten den eigenen Abschluss suchen, durch diese Statistik tendenziell "benachteiligt".
Effizienz und Einfluss: Was ist "gute" Offense?
Scorer, Dreierspezialisten, Spielgestalter - die entscheidende Frage haben all diese Percentages und Rates noch immer nicht beantwortet: Was ist nun "gute" individuelle Offense? Wer sind die "besten" Offensivspieler der NBA? Das entscheidende Schlagwort auf der Suche nach einer Antwort lautet Effizienz. Letztlich hilft einer Offense nicht der Spieler am meisten, der die meisten Punkte erzielt, sondern derjenige, der pro Ballbesitz die meisten Punkte kreiert - ganz gleich ob aus dem Feld, von der Freiwurflinie oder durch Vorlagen für seine Nebenleute.
Offensive Rating (ORtg)
Die Statistik, die genau dies abzubilden versucht, ist das von Stats-Guru Dean Oliver entwickelte individuelle Offensiv-Rating (nicht zu verwechseln mit dem Offensiv-Rating auf Teamebene). Es betrachtet neben Feld- und Freiwürfen auch Assists, Ballverluste und Offensiv-Rebounds, um die Punkte abzuschätzen, die ein Spieler pro 100 individuellen Ballbesitzen für seine Mannschaft produziert.
Natürlich ist es für Spieler, deren offensive Aufgaben sich nahezu ausschließlich auf Dunks oder weit offene Dreier aus der Ecke beschränken, deutlich einfacher, diese fehlerfrei zu erledigen. So finden sich unter den effizientesten Spielern der NBA regelmäßig auch offensiv eher limitierte Big Men (z.B. Rudy Gobert oder DeAndre Jordan) und reine Distanzschützen.
Betrachtet man aber das ORtg von Spielern in einer größeren offensiven Rolle, stößt man auf die absolute Elite der Liga. Kevin Durant pulverisierte in der regulären Saison 2016/17 mit einem ORtg von 125 förmlich den Liga-Durchschnitt von 108,8 Punkten pro 100 Ballbesitzen. Dahinter finden sich u.a. Jimmy Butler, Thomas, LeBron James und Curry. Westbrook (ORtg 112) fällt dagegen etwas ab - aufgrund der enormen Belastung als mit Abstand wichtigster und bester Offensivspieler der Thunder, aber auch aufgrund seiner Turnover und des nur durchschnittlichen Distanzwurfs.
Saison 2016/17* | Saison 206/17** | ||||
# | Spieler | ORtg | # | Spieler | ORtg |
1 | Tyson Chandler | 129 | 1 | Kevin Durant | 125 |
2 | Rudy Gobert | 129 | 2 | Jimmy Butler | 123 |
3 | Montrezl Harrell | 129 | 3 | Kyle Lowry | 123 |
4 | Andre Iguodala | 129 | 4 | Isaiah Thomas | 122 |
5 | DeAndre Jordan | 129 | 5 | Mike Conley | 121 |
6 | Otto Porter | 129 | 6 | Kawhi Leonard | 121 |
7 | Tristan Thompson | 128 | 7 | Karl-Anthony Towns | 121 |
8 | Cristiano Felicio | 126 | 8 | Stephen Curry | 119 |
9 | Danilo Gallinari | 126 | 9 | LeBron James | 119 |
10 | Nikola Jokic | 126 | 10 | James Harden | 118 |
* Spieler mit mind. 1000 gespielten Minuten
** Spieler mit mind. 1000 gespielten Minuten und mind. 20 Punkten pro Spiel
On/Off-Werte: Wer macht seine Mitspieler besser?
Die bis hierhin beschriebenen Statistiken analysieren nahezu ausschließlich, was Offensivspieler mit dem Ball in der Hand anstellen. Andere Wege, den Erfolg des eigenen Teams zu beeinflussen - Spacing, Screens etc. -, bleiben dabei jedoch im Dunkeln. In dieses Dunkel können sogenannte On/Off-Werte zumindest etwas Licht bringen. Sie vergleichen die Statistiken einer Mannschaft, während ein bestimmter Spieler auf dem Feld steht bzw. auf der Bank sitzt. So liefern sie Indizien für den Einfluss, den er beispielsweise auf die offensive Effizienz seines Teams hat. Allerdings sind auch diese Werte natürlich mit Vorsicht zu genießen, da sie u.a. die Qualität der Mitspieler, Gegner und Backups außer Acht lassen.
Bei ausreichender Stichprobengröße (d.h. Minutenzahl) können sie aber durchaus Tendenzen aufzeigen. So haben die "besten" Spieler der NBA meist einen deutlich positiven Einfluss auf die Offense. Ein Blick auf die 15 Spieler, die 2016/17 in All-NBA Teams gewählt wurden, zeigt jedoch deutliche Unterschiede. Wenig überraschend macht Curry - der allerdings auch einen Großteil seiner Minuten neben Durant und Green auf dem Platz steht - die Warriors-Offensive deutlich effizienter. Mit dem Point Guard erzielte Golden State unglaubliche 118,1 Punkte pro 100 Ballbesitze. Ohne den 29-Jährigen sank dieses Offensiv-Rating auf 102,4 und damit noch unter den Wert der Philadelphia 76ers, des schlechtesten Offensivteams der Liga.
Während Curry also den Angriff des späteren Champions um 15,7 Punkte "besser machte", hielt sich der Einfluss manch anderer All-NBA-Spieler in Grenzen. So wurde die Offensive der Milwaukee Bucks und Toronto Raptors kaum schlechter, wenn ihre Stars Giannis Antetokounmpo (On-Off Offensiv-Rating: 1,7) und DeRozan (1,3) auf der Bank Platz nahmen. Currys enorme "Gravity", die Anziehungskraft, die er insbesondere durch seinen Wurf auf Verteidiger ausübt, spiegelt sich auch in den Wurfquoten seiner Mitspieler wieder. Durch die Lücken, die der zweimalige MVP in gegnerische Defenses reißt, steigt die TS% nahezu aller Warriors sprunghaft an, sobald der Curry das Parkett betritt.