NBA

Offense: Die Anziehungskraft des Stephen C.

Von Simon Haux
Steph Curry und James Harden gehören zu den besten Offensivspielern der NBA
© getty

Im nächsten Teil der SPOX-Themenwoche "Analytics" werfen wir einen Blick auf die individuelle Offensivleistung von NBA-Spielern. Wer sind die besten Schützen, Scorer und Spielgestalter? Welche Statistiken zeigen uns Stärken und Schwächen und welche Stars verhelfen ihren Teams zu einer besonders effizienten Offense?

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Wie für alle Statistiken gilt natürlich auch bei der folgenden Auswahl, dass sie nur einen Teil der Wahrheit abbilden kann. Stats leisten einen wichtigen Beitrag zur Analyse und Bewertung von Spielern und Teams, sofern sie nicht unabhängig von ihrem Kontext als unantastbare Wahrheit angenommen werden. Es lohnt sich immer, unterschiedliche Zahlen und Perspektiven zu betrachten und Daten kritisch zu hinterfragen. Gerade die Stichprobengröße hier, also z.B. die Anzahl der gespielten Minuten oder der genommenen Würfe, ist für die Aussagekraft von Bedeutung. Je größer die Stichprobe für einen Spieler, desto verlässlicher sind seine Statistiken.

Normierungen: Wen interessieren schon Punkte pro Spiel?

Trotz des sogenannten "Siegeszugs der Analytics" und der angeblich damit einhergehenden Machtübernahme der Nerds, Statistiker und Zahlenjongleure sind die meistgenutzten Daten in der NBA-Berichterstattung bis heute die simpelsten aller Statistiken: Punkte, Rebounds, Assists, Steals, Blocks und Turnover pro Spiel. Dabei wird bereits auf den ersten Blick klar, warum die Bewertung von Spielern anhand dieser Kennzahlen problematisch ist: Nicht jeder Spieler verbringt gleich viel Zeit auf dem Parkett.

20 Punkte, 8 Rebounds, 2 Assists, 2 Blocks, 1 Steal - diese durchaus beeindruckenden Zahlen legte Rookie Joel Embiid in der vergangenen Spielzeit für die Philadelphia 76ers auf. Noch beeindruckender werden sie jedoch, wenn man bedenkt, dass der junge Big Man gerade einmal 25 Minuten pro Spiel auf dem Feld stand. Wie ist nun also seine Leistung während dieser begrenzten Spielzeit zu bewerten?

Stats pro 36 Minuten

Die einfachste Variante der Normierung ist die Berechnung simpler Statistiken pro Spielzeit. Die Einheit von 36 Minuten soll dabei ungefähr der durchschnittlichen Spielzeit eines unverzichtbaren Starters entsprechen. Liegt Joel Embiid mit seinen gut 20 Punkten pro Spiel noch auf Platz 32 der Scorer-Rangliste während der Regular Season 2016/17, katapultiert ihn diese Anpassung auf Platz 4. Nur Russell Westbrook, Isaiah Thomas und James Harden erzielten pro 36 Minuten Spielzeit noch mehr Punkte als der 23-Jährige (28,7).

Der Kameruner garnierte diese Ausbeute mit 1,2 Steals (Platz 12 unter allen Big Men mit mindestens 600 gespielten Minuten), 3 Assists (Platz 13), 11,1 Rebounds und 3,5 Blocks (Platz 1 in der NBA). Die simplen pro-Spiel-Zahlen werden der Produktivität von Philadelphias Hoffnungsträger also nicht gerecht.

Stats pro 100 Ballbesitze

Noch etwas genauer ist die Berechnung derselben Statistiken pro 100 Ballbesitze des jeweiligen Teams. Sie betrachtet nämlich nicht nur die gespielten Minuten eines Spielers, sondern auch die Spielgeschwindigkeit seines Teams, während er auf dem Platz stand. Spieler, deren Teams schneller, also mit einer höheren Pace spielen, haben im Durchschnitt natürlich mehr Möglichkeiten, zu Punkten, Assists etc. zu kommen.

Da die Sixers 2016/17 zu den schnelleren Teams der Liga gehörten, relativiert diese noch genauere Normierung Joel Embiids Zahlen ein wenig. Pro 100 Ballbesitzen seines Teams belegt er nun mit 38,9 Punkten "nur noch" Platz 5 in der Association. Noch deutlicher ist der Unterschied bei Harden, dem das schnelle Spiel der Houston Rockets unter Mike D'Antoni besonders viele Scoring-Chancen bietet. Pro Spiel noch der zweitbeste Scorer der NBA nach Westbrook, fällt Harden mit 38,4 Punkten pro 100 Rockets-Angriffen sogar bis auf Platz 7 zurück - hinter Embiid, DeMar DeRozan und Kawhi Leonard.

Beide Normierungen verfolgen das gleiche Ziel: Sie sollen die Produktivität verschiedener NBA-Spieler vergleichbar(er) machen, auch wenn diese in ihren Teams nicht gleich lang oder gleich häufig die Gelegenheit bekommen, den Boxscore zu füllen. Allerdings sind diese Gelegenheiten natürlich auch innerhalb der 36 Minuten oder 100 Ballbesitze meist nicht gleichmäßig auf alle Spieler eines Teams verteilt.

Bei den Oklahoma City Thunder bekommt beispielsweise ein Andre Roberson - wohl mit gutem Grund - deutlich seltener die Chance, Angriffe mit einem eigenen Wurf abzuschließen, als MVP Westbrook. Daher stellt sich insbesondere in der Offensive auch die Frage, wie effizient ein Spieler die (Wurf-)Chancen verwertet, die er in seiner Rolle tatsächlich bekommt.