Am 15. Dezember hat sich die NBA maßgeblich verändert. Die Spieler, die im Sommer unter Vertrag genommen wurden, sind seitdem bis zur Deadline am achten Februar tauschbar. Dies ermöglicht den GMs deutlich mehr Trades. Wer sind die heißesten Trade-Kandidaten?
Nerlens Noel (Dallas Mavericks): "Hätte schlauer sein müssen"
Aktuelle Situation
Nerlens Noel wurde geholt, um der defensive Anker der neuen Mavericks zu sein, doch daraus wurde nichts. Nachdem er mit großer Hoffnung seitens Dallas aus Philly kam, fiel er in Texas nur durch undiszipliniertes Verhalten auf und kommt eigentlich nur noch in der Garbage Time zum Einsatz. Kürzlich zeigte eine kuriose Szene, welche Rolle Noel in Dallas hat: In der Pause im Spiel gegen die L.A. Clippers holte er sich im Mediengebäude einen Hotdog.
"Ich brauchte in der Halbzeit etwas Energie, aber ich hätte schlauer sein müssen", erklärte Noel nach dem Fauxpas. Rick Carlise nahm es auf der Pressekonferenz mit Humor: "Ich hörte, die Hot Dogs sind hier sehr gut", doch Noel scheint bei seinem Coach wegen fehlender Arbeitsmoral unten durch zu sein.
Nun wurde er am Daumen operiert und wird möglicherweise nie mehr das Trikot der Mavs überstreifen. Sein Vertrag läuft nach dieser Saison aus, wenn Dallas noch etwas aus diesem Missverständnis heraus holen möchte, ist man jetzt unter Zugzwang. Da Noel seinem Ruf geschadet hat und Free Agent wird, ist ein guter Trade aber unwahrscheinlich.
gettyPotenzielle Interessenten: Cleveland Cavaliers, Boston Celtics
Noels Berater Rich Paul kümmert sich auch um die Angelegenheiten eines gewissen LeBron James, weswegen es zu einem Deal kommen könnte, falls James Noel in seinem Team haben möchte. Außerdem würde ein mobiler Rim-Protector dem Roster der Cavs sicherlich gut tun.
Die Boston Celtics wurden schon in der vergangenen Saison mit Noel in Verbindung gebracht, haben mit Daniel Theis und Aaron Baynes allerdings zwei Center im Roster, die ihre Erwartungen bislang mehr als erfüllen. Mit einem tollen Angebot von ihnen ist daher wohl nicht zu rechnen.
Möglicher Deal:
Die Cavs erhalten: Nerlens Noel
Die Mavs erhalten: Ante Zizic, Cedi Osman
Marc Gasol (Memphis Grizzlies): Big Three in D.C.?
Aktuelle Situation
Ein Record von 10-24 und Platz 14 im Westen sind für die Grizzlies, die in den vergangenen Jahren immer in den Playoffs waren, eine Katastrophe. Ein Grund dafür sind auch die häufigen Verletzungen von Mike Conley. Obwohl die Grizzlies einen Neuanfang ablehnen, scheint dieser unumgänglich, da die Grizzlies keine jungen und übermäßig talentierten Spieler in ihrem Roster haben.
Deswegen könnten die Grizzlies einen ihrer beiden Stars verschiffen, um einige Assets anzusammeln. Marc Gasol wäre einem Trade nicht abgeneigt: "Wenn es zu einem Punkt kommt, an dem man hier Dinge verbessern kann, und ich der Schlüssel dafür bin - dann bin ich dafür."
Potenzielle Interessenten: Toronto Raptors, Washington Wizards
Gasol ist ein starker Verteidiger und Passgeber, kann aber auch jenseits der Dreierlinie treffen. Dies würde vermutlich allen Teams gut zu Gesicht stehen. Wenn die Raptors im Gegenzug Jonas Valanciunas abgeben könnten, wäre Gasol das letzte Puzzleteil des von Masai Ujiri angestoßenen "Kultur-Resets" in Kanada.
Auch eine Big 3 in Washington wäre eine interessante Angelegenheit, doch die Wizards müssten vermutlich ein Paket um Kelly Oubre Jr. schnüren. In den vergangenen beiden Jahren hatte Wizards-GM Ernie Grunfeld kein Problem damit, den Firstrounder der Wizards abzugeben, um seine Mannschaft zu verbessern. Gasol wäre dafür ein deutlich besserer Wert als beispielsweise Bojan Bogdanovic.
Möglicher Deal mit den Raptors
Die Raptors erhalten: Marc Gasol
Die Grizzlies erhalten: Jonas Valanciunas, Bruno Caboclo, Alfonzo McKinnie, First-Round-Pick 2020
Möglicher Deal mit den Wizards
Die Wizards erhalten: Marc Gasol
Die Grizzlies erhalten: Kelly Oubre Jr., Marcin Gortat, Jason Smith, First-Round-Pick 2018
DeMarcus Cousins (New Orleans Pelicans): Ende des Experiments?
Aktuelle Situation
Die New Orleans Pelicans sind, trotz der vielen Verletzungen von Anthony Davis, auf Playoff-Kurs, vor allem aufgrund der überragenden Leistungen von DeMarcus Cousins. Doch eine Bilanz von 17-16 und Rang acht im Westen sind nicht gerade überzeugend - Utah sitzt den Pelicans im Nacken.
Je nachdem, wie sich die Mannschaft im Laufe der Saison entwickelt, könnte vor allem Cousins auf dem Tradeblock landen, da sein Vertrag im Sommer ausläuft. "Ich glaube nicht, dass es passieren wird", sagte Cousins über einen möglichen Trade gegenüber Marc J. Spears von ESPN.
Letzten Endes liegt es nicht in seiner Hand: Wenn die Pelicans denken, dass die Kombination der beiden Bigs nicht ideal passt, könnten sie aktiv werden. Andernfalls müssen sie ihre mangelhafte Bank umkrempeln, um Cousins von einer Vertragsverlängerung zu überzeugen.
Potenzielle Interessenten: Washington Wizards, Milwaukee Bucks
Die Washington Wizards waren schon in der Verlosung, bevor Cousins nach New Orleans getradet wurde. Nun könnten die Hauptstädter den nächsten Versuch wagen, um John Walls besten Kumpel in der NBA nach D.C. zu lotsen. Die Addition von Cousins würde die Wizards ohne Frage auf eine neue Stufe heben.
Ein weiterer Kandidat sind die Milwaukee Bucks, die schon mit dem Bledsoe-Trade gezeigt haben, dass sie voll im Win-Now-Modus sind. Allerdings müssten die Bucks wahrscheinlich ein Paket inklusive eines ihrer Talente schnüren, da sie bis 2023 keinen Firstrounder abgeben dürfen.
Möglicher Deal mit den Wizards
Die Wizards erhalten: DeMarcus Cousins
Die Pelicans erhalten: Marcin Gortat, Kelly Oubre Jr., First-Round-Pick 2018
Möglicher Deal mit den Bucks
Die Bucks erhalten: DeMarcus Cousins
Die Pelicans erhalten: Jabari Parker, John Henson, Rashad Vaughn
Paul George (Oklahoma City Thunder): Zweiter Umweg nach L.A.?
Aktuelle Situation
Als der GM der Thunder, Sam Presti, vor der Saison Paul George nach Oklahoma holte, war die Überraschung groß, da Georges langfristiges Ziel diversen Berichten zufolge die L.A. Lakers sind. Trotzdem hoffte man bei den Thunder, den All-Star innerhalb des Jahres umstimmen zu können.
Immerhin galt man vor der Saison als eines der besten drei Teams im starken Westen, nachdem Presti auch Carmelo Anthony ins Boot geholt hat. Doch alles kam anders: OKC spielte in den ersten Wochen der Saison schwach und hinkte hinter den Erwartungen zurück, weil es vor allem an der Chemie haperte.
Trotzdem kommen die Thunder immer besser in Fahrt und stehen mittlerweile bei einem Record von 19-15. Presti könnte jedoch erneut überraschen, indem er George schon wieder abgibt. Doch wie viel werden die möglichen Interessenten bieten, um George für ein halbes Jahr auszuleihen?
Mögliche Interessenten: L.A. Lakers, Miami Heat
"Die Lakers werden OKC vermutlich keine zwei jungen Spieler für ihn geben. Und für alle anderen Teams ist er nur ein Leihgeschäft, wenn die L.A.-Gerüchte wahr sind", fasst ein GM gegenüber Forbes die Problematik zusammen.
Theoretisch könnten die Lakers einen Deal einfädeln, um auf Nummer sicher zu gehen, denn es besteht die Möglichkeit, dass die nächste Übergangsmannschaft George von einem langfristigen Engagement überzeugt. Eines dieser Teams könnten die Miami Heat sein, die bereits Goran Dragic mit einem auslaufenden Vertrag holten.
Möglicher Deal:
Die L.A. Lakers erhalten: Paul George
Die Oklahoma City Thunder erhalten: Kentavious Caldwell-Pope, Julius Randle
Jonas Valanciunas (Toronto Raptors): Der Fehler im System
Aktuelle Situation
Jonas Valanciunas galt bei den Toronto Raptors schon in den vergangenen Jahren als Trade-Kandidat - so auch in dieser Saison, da er - genau wie DeMar DeRozan - kein Spacing bietet. Der neue Stil der Kanadier vergrößert dieses Problem: Höhere Pace, weniger Isos und mehr Dreier.
Doch Valanciunas passt nur bedingt ins neue System, da er nicht von draußen abdrücken kann und eigentlich zu langsam auf den Beinen ist. Trotzdem hat er seine Qualitäten: Nicht ohne Grund hat Toronto in Puncto Net-Rating eine der besten Starting Fives. Dennoch: JVs Backups wie Jakob Pöltl empfehlen sich derzeit für größere Rollen, ein Lineup mit Serge Ibaka auf der Fünf wäre auch eine Option.
Potenzielle Interessenten: Atlanta Hawks, Phoenix Suns, Memphis Grizzlies
Die Atlanta Hawks haben noch Cap und könnten Valanciunas aufnehmen, da er erst 25 Jahre alt ist. Das Zusammenspiel zwischen ihm und Dennis Schröder könnte interessant sein, da Valanciunas im Pick-and-Roll stark abschließt. Angeblich sind die Raptors an Tyson Chandler interessiert. In einem Deal müssten die Suns allerdings noch ein Asset oben drauf packen. Auch die Grizzlies könnten in einen Deal mit eingespannt werden (siehe Seite 2: Marc Gasol).
Möglicher Drei-Team-Trade
Die Hawks erhalten: Jonas Valanciunas, Alfonzo McKinnie (beide Raptors), Troy Williams (Rockets), First-Round-Pick 2019 (Rockets)
Die Rockets erhalten: Marco Bellinelli, Ersan Ilyasova (beide Hawks)
Die Raptors erhalten: Ryan Anderson
Natürlich eine gewagte Prognose, doch in Houston wurden Gerüchte um ein LeBron-Signing laut. Die Rockets könnten schon jetzt Ryan Anderson bewegen, um genug Cap freizuschaufeln. Anderson würde perfekt ins neue System der Raptors passen. Seine schwache Defense könnten Serge Ibaka und OG Anunoby ausgleichen.
Weitere Trade-Kandidaten
George Hill (Sacramento Kings): Der ehemalige GM Scott Perry soll laut Tony Jones (The Salt Lake Tribune) Hill den Einzug in die Playoffs versprochen haben. Daraus wird in diesem (und auch in den nächsten) Jahr(en) nichts.
Nachdem er erst vor dieser Saison gekommen ist, steht Hilll wohl schon wieder auf dem Tradeblock - die Kings eben. Allerdings sind Hills Leistungen auch kein Anzeichen dafür, dass der Guard langfristig bei den Kings bleiben möchte.
Nikola Mirotic (Chicago Bulls): Zeigt seit seiner Rückkehr ansprechende Leistungen und verhalf den Bulls zu einem 7:1-Lauf. Für Chicago zählt allerdings heuer nur ein hoher Pick, weswegen Nikola Mirotic weg muss.
Zudem kam es im Training zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und Bobby Portis, die den Locker Room negativ beeinflusst. (Alles über die Situation von Mirotic bei den Bulls erfahrt ihr hier) Ein Trade wäre erst ab dem 18. Januar möglich. Außerdem hat Mirotic eine No-Trade-Klausel. Allerdings hatte er ja selbst betont, dass er einem Wechsel nicht abgeneigt ist. Daran sollte es also nicht scheitern.
Tyreke Evans (Memphis Grizzlies): Könnte den SMotY-Award einfahren und den Grizzlies sicherlich einen Firstrounder einbringen. Sein Scoring-Punch gepaart mit seiner Effizienz von außen würden sicherlich auch die Bank eines Playoff-Teams verbessern. Die Wizards wären beispielsweise eine mögliche Adresse. Evans verdient nur rund 3 Millionen Dollar pro Jahr, weswegen ein Deal leicht machbar wäre.