Die Saison der Portland Trail Blazers: Wenn 'Gut' nicht gut genug ist

Robert Arndt
12. Januar 201813:01
Damian Lillard und C.J. McCollum bilden den Backcourt in Portlandgetty
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Die Portland Trail Blazers stehen wie in den vergangenen Jahren nach der Hälfte der Saison auf einem Playoff-Platz. Dennoch scheint der Besitzer nicht voll zufrieden. Wohin kann es für Damian Lillard, C.J. McCollum und Co. in dieser Saison gehen?

Nach Statement-Siegen gegen die San Antonio Spurs und die Oklahoma City Thunder mussten die Blazers sich in Houston mal wieder geschlagen geben. Das ist insofern kurios, als das Damian Lillard, mutmaßlich der beste Blazers-Akteur, nach Wadenproblemen wieder zurückkehrte. Aktuell stehen die Blazers dennoch auf Platz fünf im Westen, jedoch klafft zu den Minnesota Timberwolves bereits ein größeres Loch mit vier Siegen Rückstand.

So gilt es eher, den Blick gen Rückspiegel schweifen zu lassen. Mit einer Bilanz von 22-19 ist das Verfolgerfeld um die letzten Playoff-Plätze nicht weit weg. Die Ansprüche in Portland sind jedoch andere, zumindest auf der höchsten Ebene. Als Portland Ende Dezember noch eine ausgeglichene Bilanz vorzuweisen hatte, machten Gerüchte die Runde, dass Owner Paul Allen seinen Head Coach Terry Stotts und General Manager Neil Olshey in Frage stellte und ihre Arbeit mit einer Gruppe von Experten analysieren ließ. Was dabei letztendlich herauskam, ist unklar.

Franchise-Spieler Lillard stellte sich dagegen zuletzt demonstrativ vor das Gespann, speziell Coach Stotts. "Die Spieler stehen zu 100 Prozent hinter ihm", erklärte Dame gegenüber NBC. "Wir spielen für einen grandiosen Menschen. Welche Probleme wir auch immer haben: Es ist nicht sein Fehler." Klarer kann man es nicht ausdrücken und es ist auch nachvollziehbar.

Damian Lillard und C.J. McCollum bilden den Backcourt in Portlandgetty

Portland Trail Blazers: Der fatale Sommer 2016

Nachdem Portland nach dem Abgang von LaMarcus Aldridge 2015 von vielen abgeschrieben wurde, entwickelten sich die Blazers zur Cinderella-Story der Saison und stürmten in die zweite Runde der Playoffs, wo erst gegen die Golden State Warriors Endstation war. In der folgenden Free Agency gab das Management viel Geld aus. 4 Jahre und 42 Millionen Dollar für Mo Harkless und noch schlimmer: 4 Jahre und 70 Millionen für Evan Turner.

Davon zehren die Blazers noch immer. Zwar konnte immerhin Mason Plumlee in einem brillanten Deal gegen Center Jusuf Nurkic eingetauscht werden (Die Blazers bekamen sogar noch einen Pick!), doch der Cap ist weiterhin völlig ausgereizt. Sogar in der Saison 2019/20 zahlt die Franchise aus Oregon 105 Millionen Dollar an gerade einmal fünf Spieler. Die mögliche Verlängerung von Nurkic, der im Sommer Restricted Free Agent wird und bezahlt werden will, ist da noch gar nicht mit eingerechnet.

Bei solch einer Pay Roll erwartet sich Microsoft-Mitbegründer Allen natürlich mehr, auch wenn er betonte, dass in Portland nicht jeder Cent einzeln umgedreht werden müsse. Nur: Dem Roster fehlt die Balance. Zu viel hängt vom Backcourt-Duo Lillard und C.J. McCollum ab, die erneut jeweils starke Spielzeiten hinlegen. Auch Nurkic beweist weiter, dass er ein deutliches Upgrade ist.

Blazers: Defense steht stabil

Die Probleme sind dagegen auf dem Flügel zu verorten. Dies wurde besonders klar, als Al-Farouq Aminu einige Spiele aussetzen musste. Chief, wie ihn die Fans im Rose Garden (oder neu-portländisch: Moda Center) nennen, ist der einzige Flügelspieler, der sowohl in der Defense seine Stärken hat als auch halbwegs verlässlich den Dreier versenken kann. Harkless, Turner und auch der zuletzt kaum berücksichtigte Noah Vonleh haben alle große Lücken in ihrem Spiel. Vor allem sind sie keine Schützen, die Gegner schlottrige Knie bescheren.

Gut funktioniert zumindest die Defense, was einigermaßen überraschend ist, da sowohl Lillard als auch McCollum keine Reputation als überdurchschnittliche Verteidiger haben. Stotts setzt dabei auf eine sehr radikale Ausrichtung. Der Drive in die Zone soll mit vielen Switches verhindert werden, dazu wird die Dreierlinie zugestellt. Dies mag teilweise kurios aussehen, wie im Dezember gegen die Houston Rockets, als die Flügelspieler keine Help Defense spielten und die Rockets (insbesondere James Harden nach Switches) einen Korbleger nach dem nächsten bekamen.

Dennoch hat die Strategie Erfolg, wenn es eben nicht gerade gegen eine solche Anomalie und schießwütige Truppe wie die von Mike D'Antoni geht. Portland stellt die fünftbeste Verteidigung der Liga (DefRtg: 103,2). Außerdem lassen die Blazers nur 9,3 versenkte Dreier pro Partie zu (Platz 6). Auch die erlaubte Wurfquote des Gegners von Downtown (36 Prozent) ist über dem Ligaschnitt anzusiedeln.

Blazers: Probleme in der Offense

Das ist auch dringend notwendig, denn offensiv ist es bisher kein Ruhmesblatt. Der Backcourt punktet zwar gewohnt gut, hat aber große Schwierigkeiten gute Würfe in Korbnähe zu kreieren. Kein Team trifft in der Restricted Area schlechter als Portland (57 Prozent). Dies ist auch dem fehlenden Spacing zuzuschreiben. So nehmen Lillard und Co. pro Spiel nur 4,4 Dreier aus der Ecke, also der Sprungwurf mit der größten Effizienz, den ein Team nehmen kann. Zum Vergleich: Die Toronto Raptors nehmen fast doppelt so viele (8,5).

Und trotz all dieser schlechten Anzeichen plus den Wehwehchen von Lillard stehen die Blazers zum Beispiel noch vor dem Ensemble der Oklahoma City Thunder, die Portland in deren Halle dominierten. "Es spricht für den Charakter unseres Teams. Wenn wir mit Selbstvertrauen spielen, sind wir sehr gefährlich."

Rookie Zach Collins macht Fortschritte

Vor allem auf einige Rollenspieler dürfte dies zutreffen. Rookie Zach Collins akklimatisiert sich nach einem verheerenden Saisonstart allmählich. Der Stretch Big zeigt gute Ansätze und beweist, warum Olshey und Co. den Center im Sommer an Position zehn direkt nach Dennis Smith Jr. zogen. In der Defense machte er zuletzt mit einigen Highlight-Blocks auf sich aufmerksam und bekommt auch darum immer mehr Spielzeit. In den vergangenen vier Spielen versenkte er auch je einen Dreier. Ein wichtiges Gut für Portland und einer der Gründe, warum man sich für den Mann von Gonzaga entschied.

"Als wir in die Saison gingen, dachten wir, dass er dieses Jahr braucht, um zu lernen", sagte Stotts über seinen Rookie. "Er hat sich nun schneller entwickelt als wir das erwartet hätten. Das ist gut für ihn und für uns." Der andere Rookie, Power Forward Caleb Swanigan, spielt dagegen überhaupt keine Rolle.

Das liegt auch an der starken Saison von Ed Davis, der das beste Netrating im gesamten Team vorzuweisen hat (3,9). Vor allem sein Hustle am offensiven Brett ist für die Second Unit essenziell, da Portland wenig Scoringpower aufbieten kann und so viele zweite Chancen bekommt. Eine Rebound-Rate von 15,1 Prozent übertreffen derzeit nur profilierte Wühler wie Steven Adams (16,5), Andre Drummond (16,3) und Enes Kanter (16.0).

Blazers: Shabazz Napier überrascht

Das ist natürlich alles schön und gut, doch am Ende des Tages hängen die Blazers weiter am Tropf ihres Backcourt-Duos. Immerhin hatte die Verletzung von Lillard einen guten Aspekt, nämlich die Entdeckung von Shabazz Napier. Der einstige NCAA-Champ mit UConn schien bereits in der Versenkung verschwunden zu sein, spielt aber gerade den besten Stint seiner Karriere.

Mit mehr Minuten konnte sich der Spielmacher besser entfalten und auch empfehlen. In den letzten zehn Spielen legte er 14,4 Punkte und 4,3 Assists auf. Eine willkommene Entlastung für die beiden Starter. "Bazz hat richtig gut für uns gespielt. Als Dame verletzt war, hat er uns Scoring gegeben. Das haben wir gebraucht", lobte auch Coach Stotts.

Im Prinzip haben die Blazers nun insgesamt vier Ballhandler (inklusive Turner) im Roster, welche die Offense variabler gestalten können. Dass Stotts dafür die richtigen Ideen hat, sollte außer Frage stehen. Er war 2011 der Offensiv-Koordinator der Dallas Mavericks, als diese sensationell den Titel gewannen.

Blazers: Reichen nur die Playoffs?

So setzte Stotts auch schon auf ein Lineup mit seinen drei Guards. Standen sie bisher zusammen auf dem Feld, erzielten sie auf 100 Ballbesitze gerechnet rund 16 Punkte mehr als der Gegner. Nur ein Dreiergespann der Blazers mit mindestens 100 Minuten Spielzeit war erfolgreicher (Lillard, Aminu, Davis).

Eine Formation, die man wohl auch in der Crunchtime in Zukunft sehen dürfte. Das Spacing wäre so deutlich verbessert, was die Qualitäten von Lillard und McCollum besser hervorheben lässt. Lillard könnte nach zwei Jahren Abwesenheit wieder zum All-Star ernannt werden und auch McCollum wäre wohl einer, wenn er im Westen nicht so große Konkurrenz hätte. Beide zählen zu den besseren Spielern am Ende eines Spiels. Das positive Netrating (5,0) der Blazers in den entscheidenden Minuten des Spiels unterstreicht dies.

Portland wird so auch in dieser Saison ein sicheres Playoff-Team sein, natürlich vorausgesetzt, dass sich keine Schlüsselspieler schwerer verletzen. Spielraum nach oben ist auf jeden Fall vorhanden. Gerade im Moda Center gaben die sonst so heimstarken Blazers (diese Saison: 11-11) einige Spiel unnötig ab. Ob dies allerdings dem Besitzer reicht? Diese Frage wird wohl nur Paul Allen selbst beantworten können.