Im Gegensatz zum ersten Duell beider Teams konnten diese diesmal beinahe aus dem Vollen schöpfen. Daher begannen die gewohnten Starting Fives: Chris Paul, James Harden, Trevor Ariza, P.J. Tucker und Clint Capela auf der einen, Kyrie Irving, Jaylen Brown, Geburtstagskind Jayson Tatum, Al Horford und Aron Baynes auf der anderen Seite. Beide Teams eröffneten das Spiel mit breiter Brust, sowohl Houston (14) als auch Boston (4) trafen sich ja mit Siegesserien im Gepäck zu diesem Spitzenspiel.
Entsprechend wurde die Partie auch von Beginn an auf ziemlich hohem Niveau ausgetragen. Die Celtics hatten im ersten Viertel den Touch von draußen (6/9 3FG), allerdings leisteten sie sich auch 5 frühe Ballverluste und schenkten den Rockets dadurch Extra-Möglichkeiten. Ein 10:0-Run am Ende des Viertels brachte den Gästen dennoch die hauchdünne 32:30-Führung vor dem zweiten Viertel.
In diesem blieb Boston dank seiner guten Bank zunächst am Drücker. Nach nur 16 Minuten Spielzeit kassierte dann Paul sein bereits drittes Foul, ein Technisches gab es obendrauf - interessanterweise stachelte das aber eher die Rockets an. Gerade Harden übernahm nun stärker das Ruder und hängte seinerseits Brown das dritte Foul an, dann war es aber wieder Rozier, der den richtigen Konter parat hatte. Zur Pause führte Boston mit 64:58.
Kampflos gaben die Rockets ihre Serie aber natürlich nicht auf. Houston kämpfte und übernahm im dritten Viertel auch wieder kurzfristig die Führung, während Boston mehrere Technische Fouls kassierte, sich dann aber auch wieder berappelte. Es ging hin und her, vor dem letzten Viertel gingen die Celtics nach Monroe-Layup wieder mit 89:86 in Führung. Und genau so ging es auch im letzten Viertel weiter.
Das Spiel schaukelte sich in der Crunchtime immer weiter hoch. 1:30 Minuten vor Schluss glich Ariza die Partie erst per Dreier aus, dann klaute er Irving den Ball und traf den Layup - nun stand das Toyota Center völlig Kopf. Die Celtics hatten noch mehrere Chancen, Horford und Rozier verfehlten jedoch. 15 Sekunden vor Schluss ging Paul an die Freiwurflinie und erhöhte auf 4 Punkte Vorsprung, dann traf Irving noch einen Layup und foulte Harden, der tatsächlich einen verfehlte - 120:117 bei 6 Sekunden auf der Uhr!
Nun wurde Irving gefoult und wollte seinen zweiten Freiwurf absichtlich verfehlen, der Wurf fiel jedoch rein. CP3 traf zwei, wieder wurde Irving gefoult, bei 3 Punkten Rückstand und 2,8 auf der Uhr. Diesmal verfehlte er mit seinem zweiten Freiwurf aber sogar den Ring, eine Violation. Gordon traf nun einen von zwei Freiwürfen, Smart verfehlte den letzten Dreier - Houston entkam mit Sieg Nr. 15!
Topscorer war dabei Gordon mit 29 Zählern (7/11 3FG), Harden kam auf 26 Punkte und 10 Assists (6/18 FG). Ariza steuerte 21 Zähler bei, Paul kam auf 15 und 7 Assists. Bei den Celtics kam Morris auf 21 Punkte, Irving und Monroe legten jeweils 18 auf. Vier weitere Spieler scorten zweistellig. Daniel Theis stand dem Team zwar wieder zur Verfügung, er wurde aber nicht eingesetzt.
Houston festigte durch den Sieg Platz 1 in der Western Conference. Boston bleibt im Osten weiter auf Platz 2.
Die wichtigsten Statistiken
Houston Rockets (49-13) vs. Boston Celtics (44-20) 123:120 (BOXSCORE)
- Es ist immer noch faszinierend, wie schnell und kompromisslos die Rockets von draußen abdrücken, wann immer sie auch nur ansatzweise Platz dafür haben. Über die Saison gesehen nimmt Houston 41,9 Zweier und 42,5 Dreier pro Spiel - Platz 30 respektive 1 in der Liga. In dieser Partie war die Diskrepanz sogar noch extremer. Houston nahm 38 Zweier und stolze 49 Würfe aus dem Dreipunkteland.
- Die Celtics konnten ihnen dabei nicht in Sachen Volumen, aber in Sachen Effizienz Paroli bieten - zumindest in Halbzeit eins. 8/13 Dreiern gingen in den ersten 24 Minuten für Boston durch die Reuse, verglichen mit 7/20 für Houston. Diese Quote konnten die Celtics allerdings nicht ganz halten: Nach der Pause trafen sie "nur" noch 5/11 von Downtown (Houston: 12/29).
- Beide Teams gehören zu den tieferen der NBA in dieser Saison. In der ersten Halbzeit war an diesem Tag jedoch die Bank der Celtics die eindeutig bessere: Stolze 33 von 64 Punkten in Halbzeit eins erzielte der Bench Mob, insbesondere Rozier, Monroe und Morris spielten richtig stark auf. Bei den Rockets, die auf Ryan Anderson und Brandan Wright verzichten mussten, gefielen über weite Strecken nur Gordon und Mbah a Moute. Nach der Pause taute Nene noch etwas auf. Dennoch ging dieses Duell deutlich an Boston (67:44).
- Dadurch ergaben sich bei den Rockets auch ziemlich extreme On/Off-Werte für Harden. In Halbzeit eins hatten die Rockets in 20 Minuten mit Harden auf dem Court ein Plus/Minus von +9, in acht Minuten ohne ihn lag dies bei -15 - und das trotz Paul. Über das gesamte Spiel stand Harden am Ende bei +21, in knapp 10 Minuten ohne ihn lagen die Rockets bei -18.
Houston Rockets vs. Boston Celtics: Die Stimmen zum Spiel
Chris Paul (Rockets): "Man muss ihre Leistung wirklich anerkennen. Sie haben sehr gut gespielt. Das war ein richtig gutes Spiel. Gern geschehen, ABC." [ABC war der in den USA übertragende Sender, d. Red.]
Kyrie Irving (Celtics) über seine Freiwürfe: "Ich sage es meinen Teammates immer wieder. 'Ich bin schlecht darin, daneben zu werfen.' Ich war jetzt vier oder fünfmal in der Situation und ich habe es kein einziges Mal geschafft, absichtlich korrekt daneben zu werfen."
Der Star des Spiels
Eric Gordon. In der Schlussphase kamen enorm wichtige Plays insbesondere von Ariza, Harden und Paul, aber zuvor hielt das Shooting von Gordon die Rockets über weite Strecken in Schlagdistanz. Der Edel-Sixth Man machte auch defensiv eine gute Figur, gerade dann, wenn größere Spieler auf ihn geswitcht wurden. Sein verfehlter Freiwurf am Ende brachte die Rockets allerdings noch einmal ganz kurz ins Schwitzen.
Der Flop des Spiels
Kyrie Irving. Es war kein im klassischen Sinne schlechtes Spiel von Irving, aber in der Crunchtime machte der sonstige Clutch-König an diesem Tag einen unglücklichen Eindruck. Über die Freiwürfe regte er sich selbst - richtigerweise - wie wild auf, vorher waren ihm aber auch schon ärgerliche Turnover unterlaufen. Ebenso wie Horford, der in der letzten Minute zudem machbare Würfe zum potenziellen Ausgleich verfehlte.
Coaching Move des Spiels
Eine der zentralen Fragen in dieser NBA-Saison ist es, wie man die Offensiv-Maschine Harden am besten verteidigt. Im ersten Matchup beider Teams war dies Boston schon ganz gut gelungen und auch in dieser Partie verhinderten sie zumindest, dass der MVP-Favorit komplett übernehmen konnte. Dabei war der Knackpunkt, dass die Celtics Harden immer wieder unterschiedliche Looks gaben. Brown verteidigte viel gegen ihn, kassierte dabei aber auch leicht (teilweise fragliche) Calls. Tatum übernahm Harden aber auch mehrfach - und den wohl besten Job erledigte Smart.