Die Slip Screens der Utah Jazz
Auch die Garbage Time kann sinnvoll genutzt werden. Utah war in Spiel 1 chancenlos, die Partie vorzeitig entschieden, und dennoch konnten die Jazz aus der Schlussphase noch ein paar Informationen ziehen.
Utah tat sich offensiv im ersten Spiel unfassbar schwer, die Defense der Rockets schien unbezwingbar. Der Angriff der Jazz basiert zumeist auf viel Penetration nach Pick'n'Rolls und anschließenden Kickouts, wobei in der Folge der Spalding geduldig den freien Mann sucht.
Dies ließ sich jedoch nicht gegen das System der Rockets-Verteidigung ausführen. Kein Team in der NBA switcht so viel wie Houston. Die Rockets können sich das erlauben, da das Lineup zumeist aus mindestens vier starken Verteidigern besteht, selbst James Harden kann trotz Mismatch im Post meist dagegenhalten.
Das zeigte sich am Sonntag eindrucksvoll. Houston switchte alles und Utah bekam keinen Fuß in die Zone, der Angriff erlahmte, vor allem Donovan Mitchell biss sich die Zähne aus. Doch wer im vierten Viertel bei einer 20-Punkte-Führung der Rockets noch nicht abgeschaltet hatte, sah, wie die Jazz nun etwas probierten. Es sollte der Schlüssel für den Sieg in Spiel 2 sein.
Snyder findet das Gegengift
Coach Quin Synder ließ nun keine klassischen Pick'n'Rolls laufen, sondern der Center deutete den Pick nur an. Dies war zumeist Rudy Gobert oder auch Derrick Favors, der etwas überraschend auch längere Zeit die Small-Ball-Fünf gab.
Zumeist war es Mitchell, der den Ball führte, während Rockets-Center Clint Capela nach dem angetäuschten Pick aggressiv zu ihm aufschloss. Da aber Gobert keinen Block stellte, sondern zwischen den Rockets-Verteidigern zum Korb schnitt, hatte der Franzose plötzlich freie Bahn. Die Jazz verbuchten damit gleich sechs Dunks in der ersten Halbzeit, alle durch Halbfeld-Sets in Variationen dieses Plays.
Das funktionierte auch, weil die Flügelspieler der Rockets zunächst kaum Hilfe anboten. Erst in der zweiten Halbzeit wurde schneller rotiert, gerade Trevor Ariza leistete schneller Hilfe und Utah leistete sich zu Beginn des dritten Viertels Ballverluste, die den Rockets das zwischenzeitliche Momentum verschafften. Dass die Jazz aber doch noch genügend Offense generierten, hatte einerseits mit dem heißen Händchen von Joe Ingles (27 Punkte, 7/9 Dreier), aber auch mit der Pace im vierten Viertel zu tun.
Tempo, Tempo, Tempo
Rennen gegen eine D'Antoni-Mannschaft? Klingt zunächst einmal nach einer Schnapsidee, denn der Offensiv-Guru war bei all seinen Stationen als Coach dafür bekannt, dass er Pace-and-Space auf die Spitze trieb - natürlich vor allem mit den legendären 7-Seconds-or-less-Suns um den zweifachen MVP Steve Nash.
Auch in seiner ersten Saison in Houston ließ MDA schnell spielen, die Rockets kamen auf eine Pace von gut 102 Ballbesitzen pro Spiel (Platz 3). In dieser Spielzeit sank dieser Wert aber auf unter 100 ab (Platz 14), weil Chris Paul, aber auch Harden zumeist eine methodischere, langsamere Offense bevorzugen.
Gleiches gilt auch für die Jazz, die unter Synder schon seit Jahren jede Menge Halbfeld-Basketball spielen. Das Gegenteil war in Spiel 2 der Fall. Nach fast jedem Rebound oder Ballverlust der Rockets versuchten die Jazz, ordentlich Tempo zu machen. Die Rockets begingen zwar lediglich sieben Ballverluste, doch daraus entstanden 10 Fastbreak-Punkte nach dem offiziellen Statistikbogen der NBA. Viele weitere Scores entstanden mit der zweiten Welle.
Mitchell und Co. glänzen in Transition
Dafür zeigte sich nicht nur Mitchell verantwortlich, sondern auch der entstaubte Alec Burks oder auch Dante Exum ließen die Transition-Defense der Rockets einige Male sehr schlecht aussehen. Im Hinblick auf ein mögliches Matchup gegen die Golden State Warriors sollte dies den Rockets einige Sorgen machen. Es spricht jedoch für Jazz-Coach Snyder, dass seine Rotation in den Playoffs nicht kleiner wird. "Unsere Reservisten haben das volle Vertrauen von unserem Stab und allen anderen Jungs aus unserem Team."
Auch Mitchell pries vor allem die Leistung von Burks, der gerade im zweiten Viertel groß aufspielte. "Er macht einfach Buckets und das schon das ganze Jahr", lobte Mitchell. "Er liefert von allem ein bisschen, er schließt ab und ist immer im Angriffsmodus."