NBA Playoffs: Die Jazz nach Spiel 2: So wurden die Rockets und James Harden geknackt

Robert Arndt
03. Mai 201811:14
James Harden wurde von den Utah Jazz stark verteidigtgetty
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Die Utah Jazz haben nach einer Blowout-Niederlage zurückgeschlagen und durch einige gute Anpassungen die Houston Rockets überrascht. Sowohl offensiv als auch defensiv drehte Head Coach Quin Snyder an den richtigen Schrauben.

Die Slip Screens der Utah Jazz

Auch die Garbage Time kann sinnvoll genutzt werden. Utah war in Spiel 1 chancenlos, die Partie vorzeitig entschieden, und dennoch konnten die Jazz aus der Schlussphase noch ein paar Informationen ziehen.

Utah tat sich offensiv im ersten Spiel unfassbar schwer, die Defense der Rockets schien unbezwingbar. Der Angriff der Jazz basiert zumeist auf viel Penetration nach Pick'n'Rolls und anschließenden Kickouts, wobei in der Folge der Spalding geduldig den freien Mann sucht.

Dies ließ sich jedoch nicht gegen das System der Rockets-Verteidigung ausführen. Kein Team in der NBA switcht so viel wie Houston. Die Rockets können sich das erlauben, da das Lineup zumeist aus mindestens vier starken Verteidigern besteht, selbst James Harden kann trotz Mismatch im Post meist dagegenhalten.

Das zeigte sich am Sonntag eindrucksvoll. Houston switchte alles und Utah bekam keinen Fuß in die Zone, der Angriff erlahmte, vor allem Donovan Mitchell biss sich die Zähne aus. Doch wer im vierten Viertel bei einer 20-Punkte-Führung der Rockets noch nicht abgeschaltet hatte, sah, wie die Jazz nun etwas probierten. Es sollte der Schlüssel für den Sieg in Spiel 2 sein.

Snyder findet das Gegengift

Coach Quin Synder ließ nun keine klassischen Pick'n'Rolls laufen, sondern der Center deutete den Pick nur an. Dies war zumeist Rudy Gobert oder auch Derrick Favors, der etwas überraschend auch längere Zeit die Small-Ball-Fünf gab.

Zumeist war es Mitchell, der den Ball führte, während Rockets-Center Clint Capela nach dem angetäuschten Pick aggressiv zu ihm aufschloss. Da aber Gobert keinen Block stellte, sondern zwischen den Rockets-Verteidigern zum Korb schnitt, hatte der Franzose plötzlich freie Bahn. Die Jazz verbuchten damit gleich sechs Dunks in der ersten Halbzeit, alle durch Halbfeld-Sets in Variationen dieses Plays.

Das funktionierte auch, weil die Flügelspieler der Rockets zunächst kaum Hilfe anboten. Erst in der zweiten Halbzeit wurde schneller rotiert, gerade Trevor Ariza leistete schneller Hilfe und Utah leistete sich zu Beginn des dritten Viertels Ballverluste, die den Rockets das zwischenzeitliche Momentum verschafften. Dass die Jazz aber doch noch genügend Offense generierten, hatte einerseits mit dem heißen Händchen von Joe Ingles (27 Punkte, 7/9 Dreier), aber auch mit der Pace im vierten Viertel zu tun.

Tempo, Tempo, Tempo

Rennen gegen eine D'Antoni-Mannschaft? Klingt zunächst einmal nach einer Schnapsidee, denn der Offensiv-Guru war bei all seinen Stationen als Coach dafür bekannt, dass er Pace-and-Space auf die Spitze trieb - natürlich vor allem mit den legendären 7-Seconds-or-less-Suns um den zweifachen MVP Steve Nash.

Auch in seiner ersten Saison in Houston ließ MDA schnell spielen, die Rockets kamen auf eine Pace von gut 102 Ballbesitzen pro Spiel (Platz 3). In dieser Spielzeit sank dieser Wert aber auf unter 100 ab (Platz 14), weil Chris Paul, aber auch Harden zumeist eine methodischere, langsamere Offense bevorzugen.

Gleiches gilt auch für die Jazz, die unter Synder schon seit Jahren jede Menge Halbfeld-Basketball spielen. Das Gegenteil war in Spiel 2 der Fall. Nach fast jedem Rebound oder Ballverlust der Rockets versuchten die Jazz, ordentlich Tempo zu machen. Die Rockets begingen zwar lediglich sieben Ballverluste, doch daraus entstanden 10 Fastbreak-Punkte nach dem offiziellen Statistikbogen der NBA. Viele weitere Scores entstanden mit der zweiten Welle.

Mitchell und Co. glänzen in Transition

Dafür zeigte sich nicht nur Mitchell verantwortlich, sondern auch der entstaubte Alec Burks oder auch Dante Exum ließen die Transition-Defense der Rockets einige Male sehr schlecht aussehen. Im Hinblick auf ein mögliches Matchup gegen die Golden State Warriors sollte dies den Rockets einige Sorgen machen. Es spricht jedoch für Jazz-Coach Snyder, dass seine Rotation in den Playoffs nicht kleiner wird. "Unsere Reservisten haben das volle Vertrauen von unserem Stab und allen anderen Jungs aus unserem Team."

Auch Mitchell pries vor allem die Leistung von Burks, der gerade im zweiten Viertel groß aufspielte. "Er macht einfach Buckets und das schon das ganze Jahr", lobte Mitchell. "Er liefert von allem ein bisschen, er schließt ab und ist immer im Angriffsmodus."

Wenig Dreier für die Houston Rockets

Über die Hälfte aller Wurfversuche der Rockets kommen in dieser Saison aus dem Dreierland, so unglaublich dies auch klingen mag. Doch schon im ersten Spiel war zu sehen, dass es der Gameplan der Jazz war, die Rockets in die Zone zu locken. Logisch, denn dort wartet in Rudy Gobert einer der besten, wenn nicht der beste Ringbeschützer der NBA.

Die Jazz hatten im ersten Aufeinandertreffen indes auch ein wenig Pech. Houston traf unglaubliche 53 Prozent aus der Distanz bei insgesamt 17 versenkten Dreiern. Doch mit den Würfen konnte das Gäste-Team sehr gut leben, denn dies waren zumeist Pullup-Dreier von Paul und Harden aus dem Dribbling. Den zehn Dreiern der beiden Stars ging nur ein einziger Assist voraus.

Es schien also unwahrscheinlich, dass dieses Niveau gehalten werden konnte und so war es dann auch: CP3 und Harden trafen nur 4 der 15 Versuche, alle restlichen Rockets trafen nur noch 6/22. "Unsere Würfe wollte einfach nicht fallen", gab sich darum Eric Gordon kurz angebunden.

Ein Schlüsselduell: Gobert vs. Capela

Über zwei Spiele liegt der Anteil von Dreiern nun nur bei 39 Prozent - das ist recht wenig, wenn man bedenkt, dass es eigentlich das Ziel der Rockets ist, möglichst viele Dreier zu nehmen. Dafür nahmen die Jazz auch einige Bunnies in der Zone in Kauf. Vor allem im dritten Viertel brachte das Pick'n'Roll zwischen Harden und Capela die Rockets wieder ins Spiel.

Dabei erwischte auch Gobert einige schwache Momente, als er sich mehrmals von Fakes von Harden übertölpeln ließ und dem Schweizer so leichte Punkte schenkte. Im vierten Viertel nutzten die Rockets aber Capela kaum mehr, stattdessen setzte D'Antoni vermehrt auf das Small-Ball-Lineup mit Luc Mbah a Moute und P.J. Tucker.

Dante Exum als X-Factor

So gab es stattdessen jede Menge Isolationen für Harden, die aber wenig einbrachten. Der Gegenspieler des Barts war zumeist Dante Exum, den Coach Synder umgehend aufs Feld schickte, als sich Harden nach seiner Pause von der Bank erhob.

Exum war es auch, der im dritten Viertel dafür sorgte, dass der wahrscheinliche MVP auf der Bank sitzen musste, da er mit einem Charge das Offensiv-Foul zog - Nummer vier für The Bearded One.

Auch im vierten Viertel wurde der Aussie zum Harden-Flüsterer. Der ehemalige No.4-Pick, der in der Vergangenheit durch schwere Verletzungen zurückgeworfen wurde (Kreuzbandriss, Schulterfraktur), verteidigte Harden extrem physisch und setzte den Bärtigen über das komplette Feld unter Druck. Zunächst versuchte es Harden mit einfachen Isolationen, später versuchte Houston durch Screens von CP3, Exum von Harden wegzukriegen.

Nur 2 Freiwürfe für Harden in Halbzeit zwei

Doch da war der Schaden schon zu groß. Zwar traf Harden ohnehin im gesamten Spiel nur zwei Jumper (beides Dreier), doch im ersten Durchgang konnte er dies noch mit gleich 11 Freiwürfen überdecken. In den zweiten 24 Minuten kamen nur noch zwei weitere hinzu, Exum verteidigte diszipliniert und meist im Rahmen des Erlaubten.

Natürlich waren 32 Punkte und 11 Assists trotzdem ein ordentliches Brett, doch im vierten Viertel kamen nur noch 7 Zähler (2/7 FG) und 1 Assist dazu. "Niemand kann Harden verteidigen", folgerte auch Snyder. "Dass Dante ins Spiel kam und ihn ordentlich bearbeiten konnte, war für uns sehr wichtig." Durch die starke Leistung von Exum konnte sich auch Mitchell etwas ausruhen, der zuvor meist Harden eindämmen musste.

Wollen die Jazz in dieser Serie eine Chance haben, dann werden sie noch mehrere solcher Exum-Spiele brauchen. Dabei ist noch einiges an Luft nach oben, seine Statline las sich mit 9 Punkten (3/7 FG) und 2 Assists nicht berauschend. Wichtige Plays lieferte er in der Offense dennoch, unter anderem durch seinen krachenden Dunk, der das Spiel für Utah in trockene Tücher brachte.