Dieser Artikel erschien ursprünglich im Juni 2018 vor LeBron James' Wechsel zu den Los Angeles Lakers und wurde an einigen Stellen aktualisiert.
Wo spielt LeBron James in der Saison 2018/19? Diese Frage dominierte den Sommer 2018 wie keine andere und sorgte für Spekulationen und Traumszenarien sondergleichen, nahezu überall in den USA. Der größte Star hielt die Liga bis zu seiner Entscheidung in seinen Händen - wieder einmal.
Was genauso viel Tradition hatte wie diese Spekulationen war die Tatsache, dass sich James nicht in die Karten schauen ließ. Vielleicht hatte er sich selbst noch nicht entschieden, vielleicht wusste er auch Monate im Voraus, dass er zu den Lakers gehen würde. Im Juni 2018 sagte er jedenfalls, dass er den ganzen "Recruiting"-Zirkus drum herum nicht brauche, alles geschehe zu seiner Zeit.
Wer diese Aussage las, dachte unweigerlich: "LeBron und Recruiting-Zirkus? Da war doch was" - und landete in seinen Erinnerungen im Jahre 2010, als James eben diesen Zirkus auf die Spitze trieb und in einer national ausgestrahlten TV-Show seine Free-Agency-Entscheidung verkündete. "In this fall, I'm going to take my talents..." Der Rest ist bekannt.
Zehn Jahre ist dieser Moment mittlerweile her. Und Jahr für Jahr, Free Agency für Free Agency, wird deutlich, wie sehr LeBron die Machtverhältnisse innerhalb der Liga durch "The Decision" verschoben hat - beziehungsweise wie sehr er das Bewusstsein der Spieler dafür geschärft hat, in welch starker Position sie sich eigentlich befinden.
NBA-Superstars haben mehr Macht als die Franchise
In keiner Liga der Welt haben die Spieler so viel Einfluss wie in der NBA - das ist nichts Neues. Das hat schon sportliche Gründe: Mit bloß fünf Spielern stehen im Vergleich zu anderen Teamsportarten wenige Athleten auf dem Court, entsprechend groß ist der individuelle Einfluss des Einzelnen.
Hinzu kommt die immer noch Eins-gegen-Eins-lastige Spielweise vieler Mannschaften, die dafür sorgt, dass die besonders Talentierten Spiele im Alleingang entscheiden können. Und zwar nicht nur an einzelnen Abenden, sondern über Wochen, Monate und Jahre hinweg.
Anders gesagt: Einzelne Spieler bestimmen über den Erfolg einer Franchise, einzelne Stars können aus einem Lottery- ein Playoff-Team machen. Niemand stellte das in der jüngeren Vergangenheit mehr unter Beweis als LeBron bei den Cavs.
2010 befand er sich mit geschmeidigen 26 Jahren vor dem Eintritt in seine Prime (damals ahnte wohl noch niemand, dass er bis heute Jahr für Jahr noch besser wird). Durch die Erfolglosigkeit der Cavs, ihm ein konkurrenzfähiges Team zur Seite zu stellen, schien er als Free Agent tatsächlich verfügbar zu sein, was neben den Heat auch die Knicks, Clippers oder Nets auf den Plan rief.
LeBron James "zerstörte" die anderen Teams
Sie räumten Cap Space frei, indem sie Spieler entließen oder wegtradeten, sie kamen mit Power Point-Präsentationen bewaffnet zu LeBron, um ihn von der eigenen Franchise zu überzeugen. Gewissermaßen machten sie sich freiwillig zu seiner Geisel, in der Hoffnung, den großen Wurf zu landen.
Je länger James mit seiner Entscheidung wartete, umso verheerender sollte es für die Teams werden, die leer ausgingen - andere Free Agents waren vom Markt, der eigene Kader aber "ausgemistet." Blöd gelaufen. Mit dem Move nach Miami zerstörte James die Planungen gleich mehrerer Franchises.
Die Clippers warten bis heute auf einen ernstzunehmenden Playoff-Run, die Nets versuchten sich etwas später an einem Verzweiflungs-Move, der sie auf Jahre hinaus im Tabellenkeller versenkte und die Knicks haben ohnehin nichts auf die Kette bekommen, außer Carmelo Anthony von den Nuggets zu holen. Die Cavs wurden auf einen Schlag zum Lottery-Team.
Alle Verträge von LeBron James
Saison | Team | Gehalt in Millionen Dollar |
2003/04 | Cleveland Cavaliers | 4,01 |
2004/05 | Cleveland Cavaliers | 4,32 |
2005/06 | Cleveland Cavaliers | 4,62 |
2006/07 | Cleveland Cavaliers | 5,82 |
2007/08 | Cleveland Cavaliers | 13,01 |
2008/09 | Cleveland Cavaliers | 14,4 |
2009/10 | Cleveland Cavaliers | 15,7 |
2010/11 | Miami Heat | 14,5 |
2011/12 | Miami Heat | 16 |
2012/13 | Miami Heat | 17,5 |
2013/14 | Miami Heat | 19 |
2014/15 | Cleveland Cavaliers | 20,6 |
2015/16 | Cleveland Cavaliers | 22,9 |
2016/17 | Cleveland Cavaliers | 30,9 |
2017/18 | Cleveland Cavaliers | 33,2 |
2018/19 | Los Angeles Lakers | 35,7 |
2019/20 | Los Angeles Lakers | 37,4 |
Gesamtvolumen | - | 307,0 |
Auf der anderen Seite erstrahlte Miami im neuen Glanz mit drei All-Stars, die ultimative Big Three war geboren. "Nicht drei, nicht vier, nicht fünf" Meisterschaften sollte es geben, eine neue Macht erhob sich.
Solch ein Ereignis hatte es in der Geschichte der NBA zuvor nie gegeben.
Klar, Superstars wurden hin und wieder per Trade abgegeben (auch auf den Wunsch der Spieler). Aber dass ein Superstar in seiner Prime das Team verlässt, das ihn gedraftet hat, um sich mit anderen Stars bei einem anderen Team zusammen zu tun? Das war ein Novum. Man könnte vielleicht die Boston Celtics heranziehen, die im Sommer 2007 Kevin Garnett und Ray Allen an die Seite Paul Pierces stellten. Doch dies war ein Trio jenseits der 30 Jahre, das sich einen letzten Titel-Run ermöglichen wollte.