Wer sich ein wenig mit der Geschichte der NBA auskennt, dem wird sicher auch der Name Doug Moe etwas sagen. Dieser coachte in den Achtzigern einige legendäre Teams der Denver Nuggets, die Run-and-Gun auf die Spitze trieben und zumeist Erster in der Offense und Letzter in der Defense waren. Dennoch waren die Nuggets in dieser Zeit stets ein gutes Playoff-Team, oft sogar ein ziemlich gutes, welches um Star Alex English aber einfach nicht an den Showtime-Lakers mit Magic Johnson und Co. vorbeikam.
In der Gegenwart könnte es wieder ein solches Nuggets-Team geben, welches Moe mit jeder Menge Stolz erfüllen könnte. Schon in der vergangenen Saison stellte Denver die beste Offense aller Teams, die nicht die Playoffs erreichten (insgesamt Platz 6, Offensiv-Rating: 109,1), aber eben auch die fünftschlechteste Defense, noch schlechter waren nur die Bulls, Kings, Cavs und Suns.
Die Moves der Offseason lassen zumindest darauf schließen, dass die Schere zwischen Offense und Defense noch weiter auseinandergehen könnte. Mit Wilson Chandler gaben die Nuggets per Trade nach Philadelphia ihren wohl besten Flügelverteidiger ab, der wichtigste Neuzugang, Isaiah Thomas, war defensiv nie mehr als - nett gesagt - unterer Durchschnitt.
Trades, um die Luxussteuer zu vermeiden
Und dennoch kann und muss diese Offseason als Erfolg für das Team aus der Mile High City gewertet werden. Im Draft fiel ihnen Michael Porter Jr. an Position 14 in den Schoß, der mal als bester High School-Spieler des Landes galt. Allerdings ist nicht klar, ob der Rookie in der kommenden Saison überhaupt ins Geschehen eingreift.
Mit Franchise-Center Nikola Jokic wurde langfristig um gleich fünf volle Jahre (148 Mio., keine Option!) verlängert, auch Mikrowelle Will Barton konnte am ersten Tag der Free Agency gebunden werden, wenn auch zu einem nicht ganz billigen Tarif (4 Jahre, 54 Mio.). Die Nuggets verfrachteten sich damit aber tief in die Luxussteuer und mussten darauf reagieren. So lässt sich auch der Trade von Kenneth Faried und Darrell Arthur nach Brooklyn erklären, es war schlicht und einfach eine Sparmaßnahme. In der Rotation spielten beide Bigs ohnehin keine Rolle mehr, deswegen war der Trade folgerichtig.
Allerdings nahmen die Nets die beiden Spieler nicht aus reiner Gefälligkeit. Rechnet man den Chandler-Trade auch noch mit ein, haben die Nuggets durch diese Moves insgesamt 90 Millionen Dollar gespart, aber dabei auch den Erstrundenpick 2019 und die Zweitrundenpicks 2020 und 2021 verscherbelt. 2022 hat Philly auch noch die Möglichkeit den Zweitrundenpick zu tauschen.
Die Playoffs sind für die Nuggets Pflicht
Denver zahlte somit den Preis, um die Youngster zu binden, aber auch um Fehler wie die teure Verlängerung von Mason Plumlee (3 Jahre, 41 Mio.) aus dem Vorjahr auszubügeln. Es dürfte wohl eine Ansage von den Besitzern, also der Kroenke-Gruppe, gewesen sein, die nicht gewillt war, für ein Team in die Luxussteuer zu gehen, das seit 2013 nicht mehr die Playoffs erreicht hat.
Letzte Saison war das Team von Mike Malone zumindest sehr nah dran, erst im Duell mit dem direkten Konkurrenten Minnesota am letzten Spieltag platzten die Träume. Da half auch die positive Bilanz von 46-36 nicht.
Nun müssen aber Ergebnisse her, das machte GM Tim Connelly nach dem Minnesota-Spiel deutlich. "Alles andere als die Playoffs wären für uns eine Enttäuschung", erklärte der GM, der aber auch das Team für die Saison lobte. "Ich bin sehr stolz auf das Team, wir sind richtig zusammengewachsen und sind stolz auf die 46 Siege."
Der Kern wird auch in der neuen Saison aus dem jungen Trio Gary Harris, Jamal Murray und Jokic bestehen, sie alle haben auch noch jede Menge Luft nach oben. Das gilt auch für Veteran und Borderline-All Star Paul Millsap, der die halbe Spielzeit verletzt fehlte und erst im Endspurt endlich die Chemie mit Jokic fand.