Der Schock bei den Thunder war groß, als sich Russell Westbrook im Spiel gegen die New Orleans Pelicans am vergangenen Dienstag verletzte. Beim Kampf um einen Rebound landete der Point Guard merkwürdig auf dem Parkett und knickte mit dem linken Knöchel um. Das sah richtig übel aus!
Kurz darauf gaben die Thunder allerdings Entwarnung: Der 29-Jährige hatte Glück im Unglück. Anstatt eine ernsthafte Verletzung davonzutragen, verstauchte er sich offenbar nur den Knöchel und wird nach ein paar Tagen Pause wahrscheinlich schon bald wieder spielen können.
Nach dem ersten Aufatmen bezüglich Westbrook folgte kurz darauf der zweite Seufzer der Erleichterung. Auch ohne den Franchise-Player setzte OKC gegen die schwächelnden Cavaliers ihre Siegesserie fort - die letzten sechs Spiele gingen damit allesamt an die Thunder.
Dennis Schröder führt OKC Thunder zum Sieg
Das hatten die Gäste an diesem Abend vor allem Dennis Schröder zu verdanken. Der Deutsche erzielte mit 28 Punkten ein neues Season-High und überzeugte dabei besonders mit seiner Effizienz - genau das war zu Saisonbeginn noch das große Dilemma bei Schröder.
Als Westbrook aufgrund der Nachwehen seiner Knie-OP aus dem Sommer in den ersten zwei Spielen (plus die komplette Preseason) passen musste, traf DS17 als sein Vertreter in der Starting Five fast kein Scheunentor. Zwar versenkte Schröder auch in Cleveland keinen seiner drei Versuche von Downtown, stand aber am Ende doch bei starken 11 von 19 aus dem Feld.
Aber: Zum einen profitierte er dabei von zahlreichen Löchern in der Cavs-Defense, zum anderen hatte er keinen einzigen Assist auf dem Konto. Schröder war vor allem aufs eigene Scoring bedacht. "Sie haben clever gespielt und immer geswitcht. Daher mussten Paul [George] und ich immer aggressiv zum Korb gehen", erklärte Schröder seine Spielweise.
Seine Teamkollegen hatten es dadurch allerdings schwer, ins Spiel zu finden. Abgesehen von Schröder und PG13 (18 Punkte, 7/16 FG) versenkte OKC gerade einmal 17 von 49 Feldwurfversuchen (34,7 Prozent).
Oklahoma City Thunder müssen lange um Sieg zittern
So konnte Cleveland in der zweiten Hälfte einen Lauf starten und sich zurück in Schlagdistanz kämpfen - die Thunder mussten gegen das aktuell schlechteste Team der NBA zwischenzeitlich kräftig zittern. Es war also bei Weitem nicht alles Gold, was glänzte, weder bei Schröder noch beim gesamten Team.
"Gott sei Dank haben wir am Ende ein paar Würfe getroffen und Stops bekommen", zeigte sich Head Coach Billy Donovan nach der Partie mehr erleichtert als wirklich glücklich. "Wir sind standhaft geblieben. Auswärts einen Sieg zu holen, ist eine gute Sache."
Vor allem, wenn man dabei auf seinen unangefochtenen Franchise-Spieler verzichten muss. Und auch, wenn das Spiel nicht besonders schön anzuschauen war: Ein Sieg ist letztendlich ein Sieg.
Dennis Schröder profitiert von Tipps von Russell Westbrook
Den Auswärtstrip nach Cleveland ließ sich Westbrook im Übrigen nicht entgehen und unterstützte sein Team abseits des Parketts. Davon profitierte auch Schröder.
Westbrook habe ihm geraten, aggressiver zu sein, erzählte der Deutsche bereits nach der Partie gegen die Pelicans. Diese Einstellung - in gewisser Weise das Patentrezept für Westbrooks Erfolg in der NBA - nahm sich DS17 schon gegen New Orleans zu Herzen.
Nach der Westbrook-Verletzung verhalf er den Thunder mit elf Punkten im Schlussabschnitt zum Sieg. Auch in Cleveland setzte Schröder voll auf den Rat seines neuen Teamkollegen - auch, wenn darunter sein Spiel als Playmaker litt.
"Schon in dem einen Monat, in dem ich hier bin, habe ich mich verbessert", meint Schröder dennoch. "Einfach, weil er [Westbrook] so viel Einfluss auf dich hat, wenn er etwas sagt." Ob die Tipps des MVP von 2017 auch kritisch hinterfragt werden müssen, sollte dabei aber selbstverständlich sein.
OKC Thunder: Nächster Test für Dennis Schröder gegen Houston
Schließlich ist es offensichtlich, dass die Thunder langfristig gesehen keinen Erfolg haben können, wenn Schröder versucht, eins-zu-eins die Rolle von Westbrook zu übernehmen. Vielmehr muss der Deutsche einen guten Mix aus eigenem Scoring und Playmaking finden, damit auch seine Mitspieler erfolgreich sein können.
Die Thunder gehen aktuell offenbar davon aus, dass ihnen Westbrook auch in der kommenden Partie gegen die Rockets (Fr., 2 Uhr auf DAZN) noch nicht wieder zur Verfügung steht, Schröder wird also aller Voraussicht nach wieder als Starter in die Bresche springen - und muss sich in Person von Chris Paul, James Harden und Co. gegen ein etwas anderes Kaliber als die Cavs beweisen.