NBA Trade-Einschätzung: Was bringt Kyle Korver den Utah Jazz?

Ole Frerks
29. November 201811:10
Kyle Korver im Duell gegen Royce O'Neale von seinem neuen alten Team: Den Utah Jazz.getty
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Die Utah Jazz haben auf ihren enttäuschenden Saisonstart reagiert und sich mit Kyle Korver einen der meistumworbenen Spieler auf dem Trade-Markt gesichert. Doch wie passt der mittlerweile 37-jährige Scharfschütze rein in das Team - und was bedeutet der Deal für die Cleveland Cavaliers? Eine Einschätzung.

Der Trade im Überblick:

Cavs erhalten: Alec Burks, Zweitrundenpick 2020, Zweitrundenpick 2021 (Wizards)

Jazz erhalten: Kyle Korver

Das bedeutet der Deal für die Cavaliers

Mit etwas Verspätung haben die Cavs ein altes Versprechen wahr gemacht: Als Korver im Sommer 2017 seinen Deal in Cleveland verlängerte, wurde übereinstimmenden Berichten zufolge als "Bedingung" die Absprache getroffen, dass Cleveland ihn traden würde, sollte LeBron James das Team verlassen. Das passierte bekanntlich im Sommer 2018, weshalb Korver eigentlich direkt danach mit einem Deal rechnete.

Dass es nun so lange gedauert hat, verdeutlicht einmal mehr die Tatsache, dass die Cavs intern nicht mit einer einheitlichen Linie in diese Saison gegangen sind. Teile der Franchise hofften auf eine Playoff-Teilnahme, andere hatten sich hingegen mit der Notwendigkeit Rebuild bereits abgefunden.

Diesen unterschiedlichen Philosophien fiel Coach Tyronn Lue bereits vor einigen Wochen zum Opfer und die Veteranen wie J.R. Smith, George Hill oder eben Korver sahen ihre Spielanteile schwinden, je mehr sich abzeichnete, dass Cleveland in dieser Saison lediglich um Lotterie-Kugeln mitspielen sollte. Seit einigen Wochen haben die Cavs daher ligaweit signalisiert, dass sie für ihre Veteranen nun doch Angebote entgegennehmen.

Korver war dabei trotz seiner 37 Jahre eins der größten Assets. Durch den Deal mit Utah hat Cleveland nun zwei Zweitrundenpicks sowie einen Spieler in Burks zurückbekommen, der Flexibilität garantiert: Sein Vertrag läuft aus und kann somit Salary Cap-Entlastung bieten. Sie haben jedoch auch seine Bird Rights akquiriert und können mit ihm verlängern, wenn das die Präferenz ist.

Da dieser Trade schon im November stattfand, dürfte Cleveland Burks bis zur Trade Deadline am 7. Februar sogar noch ein weiteres Mal in einen Trade involvieren. Das könnte noch wichtig werden, da das Front Office um Koby Altman mit seinen Deals noch nicht fertig ist. Seit Wochen wird nach einem Smith-Abnehmer gefahndet, Hill ist ein Trade-Kandidat, auch andere Cavs-Veteranen könnten "verfügbar" werden. Da ist es umso besser, weitere Assets als "Füllmaterial" im Petto zu haben.

In der Zwischenzeit stellt Burks bei den Cavs eine Ergänzung da, die trotz mittlerweile 27 Jahren immer noch ein gewisses Potenzial mitbringt. Der Guard war über die letzten Jahre immer wieder von Verletzungen geplagt, dazu wurde er in der internen Hackordnung unter anderem von Donovan Mitchell verdrängt. Seine letzte richtig gute (und gesunde) Saison war die Spielzeit 2013/14, als er in 78 Spielen 14 Punkte im Schnitt auflegte.

Das ist zwar lange her, aber Burks hat das Scoren gerade aus Isolationen nicht verlernt, und die Cavs sollten ihm weitaus mehr Möglichkeiten bieten können als Utah, um diese Fähigkeiten einzusetzen. Dadurch könnte er mindestens seinen Trade-Wert noch einmal steigern - oder sich vielleicht sogar in die Langzeit-Pläne Clevelands spielen.

Die Statistiken von Alec Burks in Utah

SaisonSpieleMinutenPunkteFG%3FG%
11/125915,97,242,933,3
12/136417,87,042,035,9
13/147828,114,045,735,0
14/152733,313,940,338,2
15/163125,713,341,040,5
16/174215,56,739,932,9
17/186416,57,741,133,1
18/191715,88,441,237,2

Das bedeutet der Deal für die Jazz

Die hohen Erwartungen in Utah konnten in den ersten Saisonwochen mitnichten erfüllt werden. Das Hauptproblem war dabei zwar die Defense, die derzeit bei weitem nicht ihr Niveau der Vorsaison erreicht, aber auch offensiv fehlte es den Jazz an Entlastung für Mitchell, an Balance und an einer gehörigen Portion Spacing. Nur 31,9 Prozent traf Utah bisher von Downtown, "gut" für Platz 28.

Dabei gehörten die Jazz den Statistiken zufolge sogar zu den besten Teams, was die Kreation von offenen Dreiern angeht. Diese Zahl wurde insofern etwas künstlich geschönt, weil Teams Spieler wie Ricky Rubio oder Dante Exum bewusst offen stehen lassen und zum Dreier provozieren. Auf diese Idee wird bei Korver niemand kommen. Solange der alte Mann laufen kann, wird (mindestens) sein Verteidiger versuchen, ihm auf den Füßen zu stehen und am Wurf zu hindern. Das war von Ende 2007 bis 2010 so, als Korver schon einmal für die Jazz spielte, und hat sich bis heute nicht geändert.

Korver hat in dieser Saison bisher 46,3 Prozent seiner Dreier getroffen. Er ist einer der besten, wenn nicht der beste Catch-and-Shoot-Schütze in der Geschichte der Liga. Die Aufmerksamkeit, die er auf sich zieht, sollte gerade Mitchell und Rubio Platz verschaffen. Korver kennt zudem Coach Quin Snyder aus gemeinsamen Atlanta-Tagen und sollte schnell ins System integriert werden können.

Natürlich geht Utah ein gewisses Risiko mit dem Deal ein. Korver ist für einen 37-Jährigen zwar topfit, aber in diesem Alter kann eine einzige Verletzung das Ende bedeuten. Burks war intern ein sehr beliebter Spieler und außerdem neben Mitchell einer der wenigen, die sich aus Isolation eigene Punkte kreieren konnten. Korvers Vertrag gilt zudem auch noch nächstes Jahr, wenngleich nur 3,44 Mio. Dollar garantiert sind. Diese reduzieren dennoch den potenziell verfügbaren Cap Space.

Defensiv wird Korver auch nicht unbedingt weiterhelfen. Er ist ein intelligenter Team-Verteidiger, im Eins-gegen-Eins jedoch mittlerweile zumeist überfordert. Utah hat allerdings eigentlich mehr als genug Mittel und Personal, um die eine oder andere defensive Schwachstelle zu kaschieren, auch wenn sie das zuletzt nicht hinbekommen haben. Wenn sie dies auch weiterhin nicht schaffen, ist ihre Saison ohnehin verloren - die größte Stärke dieses Teams muss die Defense sein.

Und dennoch könnte sich Korver als großer Gewinn herausstellen, zumal Utah keinen Erstrundenpick für ihn abgeben musste wie Cleveland vor knapp zwei Jahren. Die Jazz-Offense braucht Raum zum Atmen - Korver ist nach wie vor einer der besten Spieler, wenn es darum geht, diesen Raum zu kreieren. Nicht zu Unrecht waren die Cavs in den vergangenen Playoffs um mehr als 11 Punkte besser laut Net-Rating, wenn Korver auf dem Court stand - und nicht zu Unrecht wollte ihn trotz seines Alters jeder zweite Contender ins Team holen, sobald er verfügbar wurde.

Die Karriere-Stationen von Kyle Korver

TeamZeitraumSpielePunkte3FG%
76ers2003 bis 200733710,540,9
Jazz2007 bis 20101808,741,6
Bulls2010 bis 20121478,242,5
Hawks2012 bis 201733210,945,2
Cavaliers2017 bis 20181249,345,4

Die Jazz haben nun den Zuschlag bekommen. Wenn sie es schaffen, Korver richtig zu integrieren und einzusetzen, sollte der Ertrag das Risiko absolut rechtfertigen und sie haben eine absolute Waffe dazubekommen. Wie der Saisonstart gezeigt hat, haben sie diese auch durchaus nötig - und es muss auch bei Utah nicht der letzte Move gewesen sein. Zu guter Letzt signalisiert der Trade auch, dass die Jazz nicht auf Kontinuität um jeden Preis aus sind.