Die Ansage von LeBron James vor dem Start in die entscheidende Phase der Saison war eindeutig: "Der Schalter wurde umgelegt!" Keine Ruhepausen mehr, kein Schongang - stattdessen volle Intensität in den letzten 25 Saisonspielen im heißen Kampf um die Playoffs in der Western Conference.
"Mein Intensitäts-Level muss, unglücklicherweise für mich, sehr hoch sein", kündigte James schon im Vorfeld der Partie gegen die Rockets an. "Eigentlich mag ich das nicht so früh in der Saison." Doch besondere Situationen erfordern nun einmal besondere Maßnahmen.
James stand in den vergangenen acht Jahren durchweg in den Finals, 13 Mal in Folge hat der King die Playoffs erreicht. Oft war er dabei in der Lage, in den letzten Wochen einer Spielzeit Kräfte für die Postseason zu sparen.
Im betuchten Alter von 34 Jahren, mit all den tiefen Playoff-Runs in den Knochen und kurz nach einer für LeBron-Verhältnisse langwierigen Leistenverletzung wird dies in seinem ersten Jahr in Purple-and-Gold nicht möglich sein. Stattdessen muss LeBron die Intensität nach oben schrauben, will er den Worst-Case vermeiden.
L.A. Lakers: LeBron James schaltet einen Gang höher
Und seinen Worten Taten folgen lassen. Gegen die Rockets sah man von dem umgelegten Playoff-Schalter anfangs eher wenig. Gerade defensiv vermisste man in einigen Situationen die angekündigte Intensität, der Spott der Twitter-Gemeinde ließ dementsprechend nicht lange auf sich warten.
Erst recht, als sich die Rockets zu Beginn des dritten Abschnitts bis auf 19 Punkte absetzten. Doch spätestens dann schaltete LeBron einen Gang höher. Innerhalb von sechs Minuten sorgten die Lakers mit einem 17:4-Lauf wieder für eine ausgeglichene Angelegenheit - LeBron erzielte 8 dieser 17 Zähler.
Am Ende hatte LBJ 29 Punkte (11/23 FG), 11 Rebounds sowie 6 Assists auf dem Konto, dazu lieferte er auch noch einen Monster-Slam im Schlussabschnitt. Zwar war die Lakers-Offense in der entscheidenden Phase nicht überragend, doch dafür bereitete die zuletzt viel kritisierte Defense, die vor der Partie das mit Abstand schlechteste Defensiv-Rating von 122,4 im Februar vorzuweisen hatte, Houston enorme Probleme.
In den ersten 9 Minuten des vierten Durchgangs kamen James Harden und Co. nur auf magere 7 Pünktchen, so drehte L.A. die Partie und holte sich schließlich einen beeindruckenden Comeback-Sieg. Bis in die Playoffs ist es allerdings noch ein sehr langer Weg.
LeBron und die Lakers: Hartes Playoff-Rennen im Westen
Die Lakers stehen nun mit einer ausgeglichenen Bilanz (29-29) auf dem zehnten Rang in der Western Conference, 2,5 Spiele hinter den Clippers, die aktuell den letzten Playoff-Spot inne haben. Allein dieser Umstand deutet auf ein schwieriges Rennen um die Postseason hin. Zwar ist nicht ganz klar, ob LAC wirklich den Sprung in die Playoffs schaffen will, eine Menge Talent ist im Team aber auch nach der Trade Deadline noch vorhanden.
Dazwischen stecken zusätzlich noch die Kings (30-28), die ihre Playoff-Durststrecke nach 13 Jahren endlich beenden wollen und selbst die Minnesota Timberwolves (27-30, Platz elf) würden gerne noch ein Wörtchen mitreden.
Der Blick auf den Schedule macht die Situation aus Lakers-Sicht nicht unbedingt angenehmer. Ausgehend von der zusammengerechneten Winning-Percentage aller kommender Gegner haben die Lakers das neuntschwerste Rest-Programm aller 30 NBA-Teams vor der Brust. Immerhin kann man in zwei Duellen mit den Clippers und einem Spiel gegen die Kings Boden gegen direkte Konkurrenten gut machen.
Los Angeles Lakers zuletzt im Tief
Doch wie realistisch sind die Erfolgsaussichten in diesen Spielen wirklich? Dass LAL in den 18 Spielen ohne den verletzten LeBron nicht unbedingt konkurrenzfähig waren (Bilanz von 6-12), dürfte wenig überraschen.
Doch auch mit LBJ hat sich die Traditionsfranchise im Februar nicht unbedingt von ihrer besten Seite präsentiert. Nach dem 94:136-Desaster in Indianapolis folgte immerhin ein spektakulärer Sieg in letzter Sekunde gegen die Celtics.
Dann kassierte LAL allerdings einen weiteren Blowout gegen die Sixers und eine Pleite in Atlanta. Dass die zahlreichen Spekulationen rund um die Trade Deadline bei den jungen Lakers-Spieler Narben hinterlassen hatten, war offensichtlich.
Lakers: Ingram und Bullock unterstützen LeBron
"Ich denke, es ist eine gute Pause für uns im Moment", zeigte sich dementsprechend auf Rajon Rondo vor wenigen Tagen glücklich über das Timing des All-Star-Wochenendes. "Wir können alle ein wenig herunterfahren und Wege finden, wie wir uns gegenseitig helfen können, besser zu werden."
Gegen Houston machte der Supporting Cast um LeBron immerhin schon mal einen sehr guten Eindruck. Der stark aufgelegte Brandon Ingram (27 und 13 Bretter) sowie Neuzugang Reggie Bullock (14, 4/8 Dreier) hatten einen erheblichen Anteil am höchsten Comeback-Sieg der Lakers in dieser Saison.
"Wir wissen, dass wir einen der besten Spieler der Welt in unserem Team haben, aber wir wissen auch, dass es ein ganzes Team braucht, um zu gewinnen", erklärte Luke Walton noch vor der Rockets-Partie. "In dieser Liga ist es zu schwierig, wenn du es alleine machen willst."
Playoff-Rennen: Wer wettet gegen LeBron und die Lakers?
Damit hat der Lakers-Coach zwar grundsätzlich recht, doch die Cavs-Kader in der Vergangenheit haben gezeigt, dass ein LeBron James in Höchstform auch alleine ziemlich viel erreichen kann. An ihm wird es auch in erster Linie hängen, ob die Lakers nach fünf Jahren Abstinenz die Playoffs erreichen können oder nicht.
"Das ist unser Job, das ist unser Ziel. Das war unser Ziel seit Beginn der Saison und es ist immer noch unser Ziel. Wir reißen uns den Arsch auf, um das zu erreichen", bekräftigte LeBron. Laut einem Berechnungsmodell von FiveThirtyEight.com liegen die Playoff-Chancen der Lakers aktuell bei gerade einmal 29 Prozent. Es gibt allerdings wohl niemanden im NBA-Universum, der freiwillig gegen einen LeBron James im Playoff-Modus wetten möchte.