Irgendwie schon treffend, dass sich die Bucks ihre beiden letzten (größeren) Transaktionen dieser Saison für ein Wochenende aufhoben, an dem diese zwischen dem stets präsenten Drama bei den Lakers inklusive Generalschlag gegen die Medien, einem 4OT-Spiel und der Sloan Sports Analytics Conference (dem Mekka der NBA-Nerd-Gemeinde) fast ein kleines bisschen untergingen.
Die Bucks sind daran gewöhnt. Es ist die Realität dieser Saison, in der sie nahezu vom Start weg das beste und konstanteste Team sind und (Mit-)Favoriten für sowohl Coach of the Year (Mike Budenholzer) als auch MVP (Antetokounmpo) beschäftigen. Jeder weiß, dass die Bucks gut sind, fast jeder scheint sich aber mehr für die Lakers, die Celtics oder die anstehende Free Agency zu interessieren. Dazu schwebt das Gespenst namens Golden State über allem.
Dass die Bucks auf Kurs für über 60 Siege sind und Stand jetzt einen Top-20-Wert all-time in Sachen Net-Rating (9,1) aufweisen, ist bei weitem noch nicht überall angekommen. Offensichtlich aber im eigenen Front Office: Die Deals für Gasol und Bledsoe zeigen, dass die Bucks an dieses Team glauben. An die Titelchance in dieser Saison. Und an den Kern, auch darüber hinaus.
Pau Gasol bringt Championship-Erfahrung nach Milwaukee
Zunächst zu Gasol. Der 38-Jährige ist lange nicht mehr der Spieler früherer Tage, er bringt dem Kader jedoch etwas, womit bisher noch niemand dienen konnte: Championship-Erfahrung. Zwei Titel gewann Gasol bekanntlich 2009 und 2010 mit den Lakers, nun will er das gleiche mit den Bucks versuchen. Dafür gab er immerhin 2,5 Mio. Dollar zurück, um den Buyout bei den Spurs zu ermöglichen.
Für die Bucks repräsentiert Gasol einen sehr erfahrenen Backup-Center, der noch immer passen und werfen kann und sich recht leicht in das System von Budenholzer integrieren lassen sollte. Seine Zahlen in dieser Saison waren zwar durch die Bank Career-Lows (nur 4,2 Punkte), Milwaukee braucht ihn aber auch nicht als Leistungsträger. Wenn Gasol in den Playoffs emotionale Stabilität geben und zehn bis 15 solide Minuten spielen kann, hat sich die Verpflichtung voll gelohnt.
Zumal sie keinerlei Risiko beinhaltet. Hinter dem starken Brook Lopez gibt es mit Nikola Mirotic, Ersan Ilyasova, D.J. Wilson und im Notfall (oder im besten Fall?) Giannis auch noch andere Optionen für die großen Positionen - und Gasol verdient bei den Bucks über den Rest der Saison noch etwa 527.000 Dollar. Selbst wenn er nicht reinpasst, kann das Front Office um Jon Horst mit dieser Downside sicherlich leben.
Eric Bledsoe wartet nicht bis zur Free Agency
Die Bledsoe-Verlängerung geht in eine ganz andere Richtung. 70 Millionen Dollar soll der Point Guard über die nächsten vier Jahre verdienen und Superstar Antetokounmpo damit durch seine Prime begleiten. Bei den Bucks stehen im Sommer diverse große Free Agency-Entscheidungen an - die erste haben sie nun bereits im Vorfeld geregelt.
"Wir sind im Moment sehr gut drauf", sagte Bledsoe nach dem Sieg über die Lakers auf die Frage, warum er nicht bis zur Free Agency gewartet habe. "Das hier ist eine großartige Gruppe von Jungs. Sie sind wie Brüder für mich. Sie haben mich letztes Jahr mit offenen Armen aufgenommen, und es zahlt sich im Moment aus, also warum nicht?"
Der 29-Jährige galt vor nicht allzu langer Zeit noch als Trade-Kandidat, seine Schwierigkeiten in den letztjährigen Playoffs gegen die Celtics entgingen ebenfalls niemandem. In dieser Saison hat er sich mit seiner bisher besten Spielzeit (15,9 Punkte, 5,5 Assists, 49 Prozent FG) aber eindrucksvoll zurückgemeldet.
Eric Bledsoe harmoniert mit Giannis Antetokounmpo
Bledsoe, und das ist vielleicht der wichtigste Punkt, harmoniert zudem in seiner ersten kompletten Saison in Milwaukee prächtig mit Antetokounmpo. Der bullige Point Guard ist nicht der beste Shooter (31,7 Prozent 3FG), dafür aber nach Giannis der wichtigste Penetrator - und Finisher. Von 5,4 Versuchen in der Restricted Area trifft Bledsoe sensationelle 71,3 Prozent, mit dieser Effizienz bei dem Volumen kann derzeit kein Guard mithalten.
Bledsoe profitiert von den Räumen, die Giannis und das Shooter-Batallion der Bucks ihm schaffen. In Phoenix etwa punktete er vorher zwar mehr, spielte aber keinen Winning Basketball - erst in Milwaukee schaffte er es in dieser Saison mal wirklich in die All-Star-Konversation, auch wenn es am Ende nicht reichte.
Diese für beide Seiten sehr gute Kombination führte Horst sowie Bledsoes Agenten Rich Paul nun dazu, vorzeitig Nägel mit Köpfen für die Zukunft zu machen. "Wir freuen uns sehr darüber, dass Eric weiterhin ein Teil des Kerns unseres Teams sein wird", kommentierte der Bucks-GM die Einigung.
Milwaukee Bucks: Die nächsten Deals stehen an
Stichwort Kern: Nun kann sich Horst bereits auf Khris Middleton konzentrieren, der ebenfalls Unrestricted Free Agent wird (wenn er seine Option verstreichen lässt, was so gut wie sicher ist). Und dann auf RFA Malcolm Brogdon. Und potenziell auf Mirotic sowie Lopez, der sicherlich mehr verdienen möchte als die an seinem Impact gemessen absurden 3,8 Mio. dieser Saison.
Nicht zuletzt ist da noch die Personalie Antetokounmpo. Der Greek Freak hat noch einen bis Sommer 2021 gültigen Vertrag, wenn er in dieser Saison ein All-NBA Team erreicht (oder besser: sobald er es erreicht), kann Milwaukee ihm aber erstmals die sogenannte Supermax-Extension anbieten, die sich in seinem Fall auf 251,5 Mio. Dollar (den höchsten NBA-Vertrag ever) belaufen würde. Sie werden es höchstwahrscheinlich tun.
Die Topscorer der Bucks und ihre Verträge
Spieler | Punkte | Vertrag |
Giannis Antetokounmpo | 27,1 | bis 2021 |
Khris Middleton | 17,6 | Player-Option für 19/20 |
Malcolm Brogdon | 16,1 | Restricted Free Agent |
Eric Bledsoe | 15,9 | bis 2023* |
Brook Lopez | 12,2 | Unrestricted Free Agent |
Nikola Mirotic | 12,2 | Unrestricted Free Agent |
*=noch nicht offiziell
Bucks geben Signal an den Greek Freak
Als Small-Market-Team ist den Bucks natürlich bewusst, dass ihr Schicksal bis auf Weiteres mit der Personalie Antetokoumnpo verknüpft ist. Er allein gibt ihnen Relevanz - in der Konversation um den besten Spieler der Liga kommt man mittlerweile nicht mehr am erst 24-Jährigen vorbei. Einen Spieler wie ihn gab es in der Bierstadt seit Kareem Abdul-Jabbar in den 70ern nicht mehr.
Niemand in Milwaukee will, dass sich dessen Geschichte wiederholt - Kareem forderte bekanntlich als bester NBA-Spieler einen Trade in eine größere Stadt. Deswegen sammeln die Bucks fleißig Argumente. In den letzten Jahren hat das Front Office dabei viel riskiert und sehr viel richtig gemacht. In dieser Saison sieht Milwaukee wie das Team aus, das den Warriors am ehesten den Hegemonialstatus nehmen könnte.
Es soll nicht bei der einen Saison bleiben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Milwaukee in naher Zukunft Luxussteuer zahlen muss - das geschah in der Franchise-Geschichte bisher nur einmal (2002/03). Doch es sind neue Zeiten angebrochen. Die Deals vom Wochenende signalisieren, dass diese Franchise das Maximum aus der Ära Giannis herausholen möchte. Koste es, was es wolle.