1. Was ist passiert?
"Wenn das ein Film wäre, ich würde es nicht glauben." Kopfschüttelnd stand Kevon Looney kurz nach der 110:114-Pleite der Golden State Warriors in Spiel 6 der Finals in der Kabine der Hausherren, während sich die Larry O'Brien-Trophy an anderer Stelle in den Katakomben der altehrwürdigen Oracle Arena eine Champagner-Dusche nach der anderen gefallen lassen musste. Nur eben nicht von den Warriors.
Der Traum vom Threepeat ist ausgeträumt, nach sechs Spielen verwandelten die Raptors den zweiten Matchball im Kampf um den ersten Titel der Franchise-Geschichte. Die Kanadier stürzten damit den ehemaligen Champion von dem Thron, den die Dubs seit 2017 in Beschlag genommen hatten.
Vor der Saison 2018/19 hatten viele Fans ihr Geld darauf verwettet, dass dieses Bild der Warriors an der Spitze der NBA auch weiterhin bestehen bleiben würde. Doch es kam anders. Der haushohe Favorit ging zwar als Nr.1-Seed der Western Conference in die Playoffs, musste zum Start der Postseason aber mehr zittern, als es den Warriors lieb war.
In der Erstrunden-Serie gegen die Clippers verletzte sich DeMarcus Cousins, in Runde zwei gegen die Rockets traf es dann Kevin Durant mit einer Wadenzerrung.
Warriors vs. Raptors: Die Finals 2019 im Überblick
Golden State Warriors: Bitteres Ende der Achterbahnfahrt
Trotz aller Widrigkeiten setzte sich Golden State gegen die als Herausforderer Nummer eins gehandelten Rockets in sechs Spielen durch. Per Sweep gegen die Trail Blazers stürmten Stephen Curry und Co. dann zum fünften Mal in Folge in die Finals - das hatte seit den Celtics in den 50ern und 60ern kein Team mehr geschafft.
Dann kam die Oberschenkelzerrung von Klay Thompson, der Spiel 3 aussetzen musste. In Spiel 4 war Curry nach seiner mittlerweile fast in Vergessenheit geratenen 47-Punkte-Explosion außer Puste. Toronto sicherte sich beide Partien und die 3-1-Führung. Dann kam der Achillessehnenriss von Durant bei dessen heiß ersehnten Comeback und in Spiel 6 nun der Kreuzbandriss von Killa Klay. Und das Aus aller Championship-Träume.
Kann eine Franchise binnen einer Postseason mehr Verletzungspech haben als die Warriors? Wahrscheinlich lautet die Antwort Nein. Doch trotz der vielen Rückschläge haben sich die Dubs nie aufgegeben. Stattdessen wurde gekämpft bis zum Umfallen, leider in manchen Fällen im wahrsten Sinne des Wortes.
"Es ist brutal", versuchte Head Coach Steve Kerr nach Spiel 6 die Situation der Warriors in den vergangenen Wochen zu beschreiben, die Looney eine "emotionale Achterbahnfahrt" nannte. "Es ist einfach brutal, mit was unsere Jungs umgehen mussten."