Charlotte Hornets: Die Transaktionen
Schon vor dem Start der Free Agency war eines bereits so gut wie sicher: Die Hornets konnten nur verlieren. Die zwei Optionen, die sich den Verantwortlichen in der Queen City um Besitzer Michael Jordan und General Manager Mitch Kupchak für den Sommer 2019 boten, waren beide alles andere als rosig.
Auf der einen Seite war da die potenzielle Vertragsverlängerung mit Kemba Walker. In acht Jahren im Trikot der Hornets hatte sich der Point Guard zum unumstrittenen Leader gespielt, zum Gesicht der kompletten Franchise. Ihn zu halten, hätte aus emotionaler Sicht Sinn ergeben, doch gleichzeitig aufgrund der ohnehin nicht prickelnden Salary-Cap-Situation ins finanzielle Verderben geführt.
Darauf wollte sich Jordan übereinstimmenden Medienberichten zufolge nicht einlassen. Obwohl Walker hatte verlauten lassen, auf Geld zu verzichten, um in Charlotte bleiben zu können, ließen die Hornets die wohl wichtigste Figur der jüngeren Franchise-Geschichte in Richtung Boston ziehen - allerdings nicht ganz ohne Gegenwert.
Per Sign-and-Trade sicherte sich Charlotte Terry Rozier von den Celtics. Von seinem neuen Team bekommt der 25-Jährige in den kommenden drei Jahren 56,7 Mio. Dollar überwiesen. Das war praktisch der einzige Move der Hornets in der Free Agency, die ansonsten nur noch Forward Robert Franks mit einem Two-Way-Contract ausstatteten.
Im Draft sicherte sich Charlotte mit dem 12. Pick zudem P.J. Washington (sowie Cody Martin an Nr.36 und Jalen McDaniels an Nr. 52), während Tony Parker seine Sneaker an den Nagel hing, Jeremy Lamb zu den Pacers wechselte und Frank Kaminsky (jetzt Suns) nicht verlängert wurde.
Charlotte Hornets: Die wichtigsten Daten der Saison 2018/19
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
39-40 (Platz 9 im Osten) | 110,7 (11.) | 112,0 (23.) | -1,3 (19.) |
Charlotte Hornets: Die Strategie
Für die Entscheidung gegen eine langfristige Vertragsverlängerung mit Walker und damit für etwas mehr finanzielle Flexibilität in den kommenden Jahren lassen sich sicherlich gute Argumente finden. Etwas schwieriger wird es da schon bei der Entscheidung, sich im direkten Gegenzug Rozier für 18,9 Mio. Dollar pro Jahr ans Bein zu binden.
Die Offseason der Hornets sorgte ligaweit für skeptisches Stirnrunzeln, eine echte Strategie, ein auf die langfristige Zukunft der Franchise ausgelegter Plan ist auf den ersten Blick nicht zwingend zu erkennen. Stattdessen wartet auf das Team wohl eine Art Übergangsjahr.
Schon vor dem Start der Free Agency zogen wenig überraschend Bismack Biyombo (17 Mio. Dollar), Marvin Williams (15 Mio. Dollar) und Michael Kidd-Gilchrist (13 Mio. Dollar) ihre lukrativen Spieleroptionen für 2019/20. Dadurch hat Charlotte insgesamt 121,3 Mio. Dollar in den Büchern.
Mit den auslaufenden Verträgen könnte Charlotte immerhin ein Faktor auf dem Trade-Markt werden. Oder Kupchak hält bis zum Sommer 2020 die Füße still, dann könnten die Hornets etwa 40 Mio. Dollar Cap Space ihr Eigen nennen. Hochkarätige Namen sind in der nächsten Free Agency jedoch rar gesät, als Free-Agent-Destination gilt Charlotte ohnehin nicht. Der Rebuild wird wohl einige Jahre in Anspruch nehmen - mehr Sinn ergibt der Rozier-Deal damit nicht.
Der Kader der Charlotte Hornets
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Terry Rozier | Nicolas Batum | Miles Bridges | Marvin Williams | Cody Zeller |
Devonte' Graham | Malik Monk | Michael Kidd-Gilchrist | P.J. Washington | Bismack Biyombo |
Dwayne Bacon | Willy Hernangomez |
Charlotte Hornets: Die Schwachstellen
In den acht Jahren mit Walker schaffte es Charlotte ganze zwei Mal in die Playoffs. Auch in der vergangenen Saison waren die Hornets in der Postseason wieder einmal zum Zuschauen verdammt. Und das, obwohl der 29-Jährige starke 25,6 Punkte, 5,9 Assists und 4,4 Rebounds auf All-NBA-Niveau auflegte.
Nun ist der Franchise-Star weg, genau wie die zweitbeste Hornisse der Saison 2018/19 in Person von Lamb. Die zusammengerechnet 40,9 Punkte dieses Duos zu ersetzen wird mit diesem Spielermaterial schwierig bis unmöglich. Ob Rozier das Kaliber eines überdurchschnittlichen Starting-Point-Guards konstant halten und sich vor allem in Sachen Effizienz steigern kann, muss sich erst noch zeigen.
Auch die Backup-Guards Devonte' Graham und Malik Monk gehören sicherlich nicht zur Elite der NBA. Das trifft eigentlich auf den kompletten Kader zu. Die ohnehin schon anfällige Defense dürfte nicht unbedingt stärker werden, während auf der anderen Seite des Courts wie bereits angesprochen die zwei wichtigsten Stützen wegfallen.
Mit Walker auf dem Parkett konnte Charlotte immerhin ein Offensiv-Rating von 112,1 vorweisen. Auf solch einen Wert kamen vergangene Saison auch die Denver Nuggets und würde für den siebten Rang in der Association reichen. Ohne Kemba fiel der Wert allerdings auf 102,9 - der mit Abstand schlechteste Wert aller 30 Teams. Die Aussichten für 2019/20 sind mit Rozier an Stelle Walkers entsprechend mager.
Charlotte Hornets: Die Hoffnungsträger
Viel Hoffnung auf erfolgreiche Zeiten in der Queen City gibt es zumindest kurzfristig gesehen nicht. Der Fokus der Franchise wird daher in der kommenden Saison auf der Entwicklung der jungen Spieler liegen. Doch auch hier fehlt den Hornets ein klarer Lichtblick.
Miles Bridges, 12. Pick im Draft 2018, zeigte in seiner Rookie-Saison zwar gute Ansätze, hat gleichzeitig aber noch eine Menge Luft nach oben, wie er selbst zugeben musste. Mit seiner Athletik hat er immerhin die Fähigkeit, die Fans in einer ansonsten (wahrscheinlich) düsteren Saison mit Highlight-Plays aus den Sitzen zu reißen.
In einer sicherlich prominenteren Rolle muss der Forward 2019/20 einen Schritt nach vorne machen, unter anderem was sein Waffenarsenal abseits der puren Athletik betrifft. Nicht wenige Fans hoffen auf ihn als das zukünftige Franchise-Gesicht der Hornets. Auch deshalb, weil Malik Monk, der Nr.11-Pick vom Jahr zuvor, bisher auf ganzer Linie enttäuschte.
Zeigt der Guard in seiner dritten Saison keine signifikanten Verbesserungen, könnte sich seine Zeit in Charlotte schon bald dem Ende neigen. Für Washington beginnt sie dagegen erst, er wird sich mit seinem Skillset - vor allem in der Offense gilt der Big Man als guter Allrounder - austoben dürfen. Immerhin betonte auch Head Coach James Borrego zuletzt gegenüber The Athletic, dass die Entwicklung der jungen Talente "Priorität Nummer eins" habe.
Charlotte Hornets: Das Fazit
Die Hornets konnten in der Offseason 2019 nur verlieren - und das haben sie auch. Wenn auch dank des unverständlichen Rozier-Deals auf eine Art und Weise, mit der wohl kaum jemand gerechnet hat.
Der neue Point Guard ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass sich Charlotte kommende Saison im Tabellenkeller der Eastern Confernce wiederfinden wird. Selbst 20 Siege scheinen zu diesem Zeitpunkt nicht selbstverständlich. Auf die Hornets-Fans kommen nach dem traurigen Abgang von Walker weitere weniger schöne Jahre zu.
Die Note: 5