Außerdem verrät der deutsche Nationalspieler, was ihm bei seinem Debüt in der Summer League für immer in Erinnerung bleiben wird und welche Chancen er sich für die WM in China ausrechnet.
Herr Krämer, zunächst noch einmal Glückwunsch zu Ihrem Vertrag bei den Phoenix Suns. Was haben Sie denn da genau unterschrieben?
David Krämer: Dankeschön, aber dazu kann ich erstmal nicht viel sagen. Es ist ein Exhibition-10-Vertrag. Sie müssen verstehen, es gibt viele Klauseln und ich will nichts Falsches sagen, womit ich mir oder dem Team schade. Wenn man mehr darüber wissen will, steht im Internet einiges davon.
Das wird für Sie wahrscheinlich heißen, dass Sie zum Auftakt des Training Camps Ihre Chance dort bekommen werden?
Krämer: Ja, ich habe einen Vertrag für das Training Camp. Der Vertrag ist grundsätzlich für ein Jahr ausgelegt, aber es gibt da drin jede Menge Klauseln.
Ein Exhibition-10-Contract ist im Prinzip ein Vertrag über ein Jahr zum Minimum, welches in der Saison 2019/20 für Rookies 898.000 Dollar beträgt. Garantiert ist dabei, dass der Spieler am Training Camp teilnehmen kann. Sollten die Suns Krämer danach entlassen, kann der Entlassene vom G-League-Team, in dem Fall die Northern Arizona Suns, 50.000 Dollar bekommen. Bleibt Krämer die vollen 60 Tage im Kader, bekommt er als Bonus weitere 50.000 Dollar.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Suns Krämer dann einen Two-Way-Contract anbieten. Dies müsste vor Beginn der Regular Season geschehen. Wie ein solcher Two-Way-Contract genau funktioniert, könnt Ihr hier nachlesen.
Diese Art von Vertrag wurde eingeführt, dass der Pool von Spielern für die G-League größer wird und viele Spieler nicht sofort ins Ausland wechseln.
Wie war das Feedback von den Verantwortlichen aus Phoenix in den letzten Wochen, wo sehen Sie sich persönlich? Wo wird Ihre Nische dort sein?
Krämer: Ehrlich gesagt habe ich nur mit den Leuten aus der Summer League gesprochen. Spezifisches haben wir noch nicht besprochen bzw. was der Plan ist. Sie scheinen aber mit dem, was ich gespielt habe, zufrieden gewesen zu sein, da ich den Vertrag bekommen habe. Ich nehme an, dass ich dieselbe Rolle haben werde wie vor ein paar Wochen in Las Vegas in der Summer League. Jedoch habe ich mit keinem spezifisch darüber gesprochen. Ich glaube, ich werde das in den nächsten Wochen alles machen.
Dass Sie gut werfen können, wissen wir in Deutschland und das sah auch in der Summer League gut aus. Ich hatte das Gefühl, dass Sie in Las Vegas völlig unbekümmert waren und Ihren Stiefel einfach runtergespielt haben. Täuscht der Eindruck?
Krämer: Basketball ist Sport und ich liebe den Sport. Ich versuche ein Spieler zu sein, der wenige Schwächen hat. Klar, wenn ich nicht gut werfen kann, dann kann ich nicht gut spielen. Dann kann ich auch nichts machen. Natürlich will ich auch mit dem Ball agieren und Pick'n'Roll spielen, gut passen und verteidigen. Das gehört alles dazu. Ich möchte das komplette Paket anbieten. Das habe ich in Ulm die ganze Zeit trainiert. In Ulm hatte ich die Rolle als Werfer und hier im Sommer habe ich die ganze Zeit an meinem ganzen Spiel gearbeitet und trainiert. Ich hoffe, dass ich jetzt in Phoenix die Chance habe, mit den ganzen Trainern zu arbeiten, um meine Fähigkeiten auszubauen und zu erweitern. Ich freue mich auf die Aufgabe.
Ist es nicht manchmal undankbar, sich in der Summer League zu empfehlen? Es ist schließlich bekannt, dass dort viele um Ihre letzte Chance spielen, auf ihre eigenen Statistiken bedacht sind. Zudem ist man so kurz zusammen, dass es fast unmöglich ist, als Team zu funktionieren.
Krämer: Es kann sein, dass das viele sagen, aber trotzdem war die Summer League eine super Erfahrung. Es ist ein komplett anderes Spiel, aber ich habe es einfach auf mich zukommen lassen. Ich war mit Deandre Ayton in Las Vegas essen und der hat mir erklärt, dass es das wichtigste als Spieler und vor allem als Werfer ist, nicht zu viel zu machen. Er hat gesagt: "Mach dein Ding richtig, kenne deinen Platz." Das haben mir mein Agent, meine Mitspieler und meine Trainer auch gesagt. Ich habe mich darauf fokussiert und geschaut, dass ich nichts überdrehe. Ich wollte einfach Basketball spielen und zwar so, wie es richtig ist. Am Ende des Tages geht es genau darum. Darum, dass du dein Ding machst, dass du solide bist und das war mein Ziel. Ich wollte nicht den Ball nehmen und sagen: "Okay, ich dribble jetzt 20 Mal durch die Beine und nehme einen Fadeaway." Ich habe meine Rolle stattdessen angenommen und mein Team besser gemacht.
Sie sprechen Ayton an, der im vergangenen Jahr der Top-Pick war und einer der Eckpfeiler bei den Suns ist. Das ist doch ein Ritterschlag, wenn sich so einer Ihnen annimmt, oder?
Krämer: Natürlich, wir sind aber auch in derselben Agentur. Es war richtig cool von ihm, dass er mich zum Essen eingeladen hat und mir ein paar Tipps geben konnte. Er war aber nicht der Einzige. Vor der Summer League hatte ich in Santa Barbara trainiert und dort habe ich mich auch kurz mit Kyle Korver und Josh Richardson ausgetauscht. Geholfen haben mir aber auch meine Trainer und mein Agent. Die sind schon so lange in diesem Business und jede Information, die ich bekommen kann, nutze ich und schätze sie sehr. Das sind Leute aus der besten Liga der Welt und ich könnte einer der Spieler sein, der sagt, ich habe einen Vertrag und das war es. Aber so ist es bei mir nicht, ich bin noch lange nicht da, wo ich sein will. Es liegt viel Arbeit vor mir, aber ich freue mich sehr.