Bob Pettit: Duelle mit Boston Celtics und Bill Russell
Dazu zählte natürlich nicht Russell, doch auch der Celtics-Star hatte Probleme mit dem Bruiser aus St. Louis, wohin die Franchise nach dessen erstem Jahr gezogen war. 1957 erzwangen die Hawks in den Finals ein siebtes Spiel und ließen die Fans im Boston Garden lange zittern.
Pettit schickte die Partie mit zwei Freiwürfen sogar in die Verlängerung, nach zehn Extra-Minuten setzten sich die Celtics aber ihre erste NBA-Krone auf. Noch heute gilt die Partie als eines der besten Finals-Spiele aller Zeiten.
Die Revanche folgte im Jahr darauf, als sich St. Louis den Titel sichern konnte. Zwar fehlte Russell in einigen Spielen verletzt, doch in Spiel 6 war der Celtics-Anker wieder da, auch wenn er nur 20 Minuten spielte, und musste zusehen, wie Pettit den Celtics satte 50 Punkte einschenkte. Er war es auch, der 18 der 21 letzten Hawks-Zähler erzielte, darunter einen Jumper sowie einen Tip-In in den letzten 20 Sekunden, St. Louis siegte mit 120:119.
"Eines der besten Spiele aller Zeiten"
Es sollte die erste und bis heute einzige Meisterschaft für die Hawks-Franchise bleiben. Nicht nur deswegen werden die Hawks von 58 für immer in Erinnerung bleiben. St. Louis stellte dabei übrigens den letzten Titelträger, welcher komplett aus weißen Spielern bestand.
Pettit war der unumstrittene Leader dieser Truppe, das wusste jeder. "Ich sagte zu den Jungs, dass ich jedem einzelnen den Arm breche, der Bob nicht den Ball gibt und selbst wirft", berichtete Macauley. "Er war in Spiel 6 nicht zu stoppen und hat eines der besten Spiele aller Zeiten abgeliefert."
In den folgenden Jahren behielten aber die Celtics die Oberhand, St. Louis verlor die folgenden beiden Finals, obwohl Pettit nun erst die Blüte seiner Karriere erreichte. 1961/62 legte der Abo-All-Star 31,1 Punkte und 18,7 Rebounds auf, nur der Teamerfolg wollte nicht mehr zurückkehren. Die Hawks wurden nicht unbedingt schlechter, doch es strömten immer bessere Spieler in die Liga, allen voran natürlich afro-amerikanische Spieler.
Bob Pettit: Rassismus bei den Hawks?
St. Louis, eine Stadt der früheren Südstaaten, passte sich dagegen kaum an, wobei auch Pettit wohl eine Rolle spielte. 1961 drafteten die Hawks den afro-amerikanischen Guard Cleo Hill, der auf dem College als Scorer brilliert hatte. Auch der Start für Hill war vielversprechend, er punktete in sieben der ersten elf Spiele zweistellig, darunter 26 Zähler in seinem Debüt.
Einige Veteranen, darunter wohl auch Pettit, beschwerten sich jedoch beim Management und forderten eine kleinere Rolle. Coach Paul Seymour weigerte sich - und wurde daraufhin entlassen. Pettit übernahm kurzfristig als Spieler-Coach, Hill blieb zumeist auf der Bank und legte über die Saison nur 5,5 Zähler auf. Es ist heute unklar, ob es rassistische Motive hatte oder ob die Veteranen den Youngster einfach nur einbremsen wollten. Der Leidtragende war Hill, er sollte im Anschluss nie wieder in der NBA auflaufen.
Pettit spielte dagegen noch ein paar Jahre in der NBA und tat das, was er auch zuvor machte: er produzierte und produzierte und produzierte. "Bob hat den Begriff 'Second Effort' in das Vokabular im Sport gebracht", adelte Russell Pettit. "Er ist dir stets im Nacken, kämpft immer um eine gute Position, um dich von den Brettern fernzuhalten."
Heute ist Pettit neben Michael Jordan der einzige nicht mehr aktive Spieler, der in jeder Spielzeit mindestens 20 Punkte pro Spiel aufgelegt hat. Die Hawks zogen das Jersey von Pettit mit der Nummer 9 nach seinem Rücktritt 1965 schnell unter die Hallendecke, 1970 ging es für den Power Forward völlig verdient in die Hall of Fame.
Bob Pettit: Seine Statistiken in der NBA
Saison | Spiele | Minuten | Punkte | FG% | FT% | Rebounds | Assists |
1954/55 | 72 | 36,9 | 20,4 | 40,7 | 75,1 | 13,8 | 3,2 |
1955/56 | 72 | 38,8 | 25,7 | 42,9 | 73,6 | 16,2 | 2,6 |
1956/57 | 71 | 35,1 | 24,7 | 41,5 | 77,3 | 14,6 | 1,9 |
1957/58 | 70 | 36,1 | 24,6 | 41,0 | 74,9 | 17,4 | 2,2 |
1958/59 | 72 | 39,9 | 29,2 | 43,8 | 75,9 | 16,4 | 3,1 |
1959/60 | 72 | 40,2 | 26,1 | 43,8 | 75,3 | 17,0 | 3,6 |
1960/61 | 76 | 39,8 | 27,9 | 44,7 | 72,4 | 20,3 | 3,4 |
1961/62 | 78 | 42,1 | 31,1 | 45,0 | 77,1 | 18,7 | 3,7 |
1962/63 | 79 | 39,1 | 28,4 | 44,6 | 77,4 | 15,1 | 3,1 |
1963/64 | 80 | 41,2 | 27,4 | 46,3 | 78,9 | 15,3 | 3,2 |
1964/65 | 50 | 35,1 | 22,5 | 42,9 | 82,0 | 12,4 | 2,6 |
Karriere | 792 | 38,8 | 26,4 | 43,6 | 76,1 | 16,2 | 3,0 |
Bob Pettit: Einer der ersten Legenden der NBA
Trotz allem geriet Pettit nach seiner Karriere ein wenig in Vergessenheit. Die Franchise aus St. Louis zog wenige Jahre nach seinem Rücktritt nach Atlanta weiter, nur noch wenige haben den Forward überhaupt einmal live mit eigenen Augen gesehen. Ein weiterer Grund könnte sein, dass sich Pettit vom Basketball weitestgehend verabschiedete und lieber als Banker in seiner Heimat Baton Rouge arbeitete.
Auch in diesem Sektor hatte er Erfolg, später gründete Pettit sogar eine eigene Berater-Firma, von der er sich erst 2006 lossagte. Wieder war es seine harte Arbeit, die sich auszahlte, wie es schon zu Spieler-Zeiten der Fall war. Pettit war vielleicht nicht der Spieler mit dem meisten Talent, doch in seiner Ära arbeitete keiner härter. Dieser Eifer machte ihn neben Mikan und Cousy zum größten Star der Anfangstage der Association und somit zu einer der ersten echten NBA-Legenden.