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NBA - New York Knicks mit schwachem Saisonstart: Gefangen im Spieler-Puzzle

R.J. Barrett ist einer der wenigen Lichtblicke der bisherigen NBA-Saison.
© getty

Nach zehn Spielen stehen die New York Knicks mit acht Niederlagen als das derzeit schwächste Team der NBA da. Die Unruhe bei den Fans ist auch auf die Kaderplanung im Sommer zurückzuführen, bei den Knicks passt einiges nicht. Einen Lichtblick gibt es dennoch.

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Der letzte Sonntag war wohl der bisherige Tiefpunkt des verkorksten Saisonstarts der New York Knicks. Ohnehin gelang in den ersten sechs Spielen nur ein Sieg, nun mussten die Knicks-Fans auch noch mit Ansehen, wie ihr Team im heimischen Madison Square Garden nach Strich und Faden von den Sacramento Kings vorgeführt wurde.

Mit 21 Punkten schossen die Gäste von der Westküste die Knicks am Ende aus der eigenen Halle, New York wirkte chancenlos, teilweise überfordert. "Das war ein Scheiß-Spiel", brachte es Head Coach David Fizdale nach der Partie auf den Punkt. "Wir haben nichts richtig gemacht."

So sahen das ganz offensichtlich auch die Fans. Im dritten Viertel, als der Rückstand der Knicks auf bis zu 32 Zähler anwuchs, schallten "Fire Fizdale"-Rufe durch das weite Rund des MSG. Sachte, aber doch deutlich zu hören.

Nun, gut eine Woche später, scheinen die Knicks diesen Tiefpunkt noch einmal getoppt zu haben. Am Sonntag folgte die nächste 21-Punkte-Klatsche, dieses Mal gegen die Cavs. New York steht bei einer mageren Bilanz von zwei Siegen zu acht Niederlagen, schlechter ist derzeit kein Team in der Association. In den ersten zehn Spielen haben die Knicks 101 Zähler weniger erzielt als die Gegner. Auch das ist wenig überraschend einer der schlechtesten Werte der Liga.

New York Knicks: Job von Coach Fizdale in Gefahr?

Während der lang belächelte Stadtrivale im Sommer auf dem Free-Agency-Markt kräftig zuschlug und mit Kyrie Irving und (dem verletzten) Kevin Durant zwei absolute Superstars im Kader hat, während es selbst bei den Phoenix Suns bergauf zu gehen scheint, krebsen die Knicks auch 2019/20 im Tabellenkeller umher.

"Ich mache mir darüber keine Gedanken", antwortete Fizdale nach dem Kings-Spiel angesprochen auf die Rufe der Fans, die seine Entlassung forderten, fast schon trotzig. "Ich bin eher besorgt über unsere Leistung." Zu Recht. knapp drei Wochen nach dem Saisonstart geht es bei den Knickerbockers wieder drunter und drüber.

Seinen Job sieht der 45-Jährige allerdings nicht in Gefahr, das Front Office um Teampräsident Steve Mills und General Manager Scott Perry sei "unglaublich unterstützend". Ähnliche Infos waren zuletzt auch verschiedenen Medienberichten zu entnehmen, schließlich ist der 45-Jährige bei Weitem nicht alleine schuld an der Misere.

Free Agency: Strikeout für die New York Knicks

Auf der Suche nach den Verantwortlichen kommt man auch an ebenjenen Mills und Perry nicht vorbei, die etwas wirre Kaderplanung im Sommer geht auf ihre Kosten. Nachdem die Nets dem "großen Bruder" aus Manhattan Irving und KD vor der Nase wegschnappten, sah sich das Front Office der Knicks sogar zu einer öffentlichen Entschuldigung an die eigenen Fans gezwungen.

Anschließend verpulverten Mills und Co. den verbliebenen Platz unter dem Salary Cap an Free Agents aus der zweiten oder dritten Reihe, hauptsächlich an Power Forwards. Immerhin bekamen die meisten Neuzugänge Verträge mit kurzer Laufzeit von einem oder zwei Jahren. Die Knicks verbauten sich damit nicht die finanzielle Flexibilität für die Zukunft, das muss man ihnen zugutehalten.

In kurzfristigen sportlichen Erfolg ließen sich diese Investitionen bisher allerdings nicht ummünzen. Zugegeben, das ist nicht gerade einfach, wenn der prominenteste Neuzugang in Person von Julius Randle nicht abliefert. Er sollte der offensive Mittelpunkt des Teams werden, hat jedoch einen schwachen Saisonstart hinter sich.

Knicks: Julius Randle enttäuscht zum Saisonstart

Neben deutlichen Rückschritten in so gut wie allen wichtigen Statistik-Kategorien im Vergleich zum Vorjahr bei den Pelicans leistet sich der 24-Jährige auch noch die achtmeisten Turnover aller NBA-Spieler (4,1 pro Partie).

"Die Verteidigungen gehen voll auf mich drauf", klagte Randle zuletzt. Gerade im Post, wenn die Gegner mehrere Verteidiger auf den Big Man werfen, hat er enorme Probleme. Die Teamkollegen helfen nicht unbedingt, das große Lineup mit Randle, Marcus Morris und Mitchell Robinson kommt in bisher 77 eingesetzten Minuten auf ein katastrophales Net-Rating von -20,6.

Auch mit Bobby Portis anstelle von Mitchell (94 Minuten, -9,5) oder Taj Gibson (47 Minuten, -18,1) läuft es für die Knicks nicht unbedingt besser. "Am Ende des Tages musst du dir den Film anschauen. Die Zahlen erzählen nicht die ganze Wahrheit", versuchte Fizdale zu beschwichtigen.

Doch auch in dieser Hinsicht scheint in New York vieles nicht zu passen. Fizdale will eigentlich schnell und mit einem Fokus auf Ball-Movement spielen. Stattdessen haben die Knicks aber die fünftlangsamste Pace der Liga und suchen im Halbfeld immer wieder den Weg in den Post, wo die Bewegung des Balles eher stagniert, oder verlieren sich in Isolations.

Die Topscorer der New York Knicks

NameSpieleMinutenPunkteFG%3FG%FT%
Marcus Morris1034,318,141,743,685
Julius Randle1033,415,543,421,262,5
R.J. Barrett1035,315,54034,344,3
Kevin Knox1022,810,341,843,967,9
Mitchell Robinson717,69,671,8-73,3

New York Knicks: Lichtblick R.J. Barrett

Das Team schafft es in den seltensten Fällen, sich offensiv in gute Positionen zu bringen. Dafür scheint auch die Ausgeglichenheit im Kader zu fehlen: Das Shooting ist ein Problem, es gibt zu viele Big Men und keinen echten Go-to-Guy, der die Knicks tragen kann.

Soweit ist R.J. Barrett noch nicht, auch wenn der Nr.3-Pick des diesjährigen Drafts einer der wenigen Lichtblicke der bisherigen Knicks-Saison ist. Im Schnitt kommt er auf 15,5 Punkte, 5,8 Rebounds und 3,6 Assists, in vielen Situationen hat er sein starkes Talentpaket bereits angedeutet (nur nicht an der Freiwurflinie). Nicht umsonst setzt Fizdale in 35,3 Minuten pro Partie auf den 19-Jährigen - auch dafür hagelte es Kritik.

Die restliche Guard-Rotation im Big Apple ist ersatzgeschwächt. Elfrid Payton fällt mit Oberschenkelproblemen aus, Dennis Smith Jr. fehlt dem Team nach einem Trauerfall in der Familie. Frank Ntilikina, der ebenfalls mit Sprechchören von den Fans gefordert wurde, zeigte Licht und Schatten.

New York Knicks: Es kann nur bergauf gehen

Der Knicks-Kader ist gerade aufgrund der Dichte auf den großen Positionen ein wildes Puzzle, Fizdale hat bisher noch nicht herausgefunden, wie er die Einzelteile, die er vom Front Office vorgesetzt bekommen hat, zusammenfügen muss. "Wir haben zehn neue Jungs und wir haben sieben Spiele gespielt", nahm deshalb auch Morris seinen Coach vor wenigen Tagen in Schutz.

Nach dem Debakel gegen die Cavs dürften die Diskussionen im Big Apple jedoch wieder an Fahrt gewinnen. "Wir sind nicht glücklich, wo wir stehen. Das ist nicht das, was wir erwartet haben", sagte Teampräsident Mills auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Aber: "Jim Dolan (Knicks-Eigentümer, Anm. d. Red.) glaubt weiterhin an den Plan, den wir zusammengestellt haben."

Schließlich bedeutet der desolate Saisonstart noch lange nicht, dass die Knicks-Saison bereits vorbei ist. Die Stichprobe nach nur zehn Spielen ist nur sehr klein. "Bei vielen Dingen geht es einfach nur darum, Würfe zu treffen. Wenn diese Würfe für uns reingehen, dann sehen die Statistiken schon ganz anders aus", erklärte Fizdale, dessen Team derzeit 41,7 Prozent aus dem Feld trifft (Liga-Durchschnitt 18/19: 46 Prozent).

Allerdings haben die Knicks einen relativ leichten Spielplan hinter sich, Ende November warten mit den Spurs, Raptors, Sixers (2x), Celtics und Bucks gleich mehrere Brocken hintereinander. Eine Garantie auf Besserung ist also nicht in Sicht. Immerhin einen Hoffnungsschimmer gibt es: Viel schlimmer kann die Situation der Knicks eigentlich gar nicht mehr werden.

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