NBA

Der legendärste NBA-Draft aller Zeiten im Rückblick: Back in the Summer of '84

Von Martin Gödderz
Der NBA-Draft 1984: Mit Hakeem Olajuwon, Michael Jordan, Charles Barkley, John Stockton und vielen mehr...
© SPOX
Cookie-Einstellungen

With the second pick Portland selects Sam Bowie from the University of Kentucky ...

Portland steht nun vor der Entscheidung zwischen Shooting Guard Michael Jordan, dem College Player of the Year, der die UNC Tar Heels zum NCAA-Championship 1982 geworfen hatte und bei den Tryouts für das US-Olympiateam '84 überragte, oder Center Sam Bowie, der zwar Potenzial besaß, wegen einer Stressfraktur im Fuß aber ganze zwei Saisons am College verletzt aussetzen musste.

Bob Knight, Trainer von Team USA, in dessen Trainingscamp Jordan sich an diesem Nachmittag befindet, hatte Blazers-GM Stu Inman vor dem Draft noch wärmstens zu Jordan geraten. Auf den Hinweis von Inman, dass man aber Clyde Drexler als Shooting Guard habe und einen Center suche, meinte Knight nur: "Dann stell Jordan halt als Center auf."

Der Nationalcoach ist angetan, das spärliche Publikum in New York will Jordan an zweiter Stelle sehen und so gut wie jeder Experte scheint überzeugt zu sein, dass Jordan nicht nur das größere Talent ist, sondern das Potenzial zum globalen Superstar besitzt.

Noch bevor er ein NBA-Spiel bestritten hatte, entwarf Nike eine komplette Sneaker-Reihe nur für den College-Star. Der Firmenstandort von Nike? Portland.

Portland zieht Sam Bowie vor Michael Jordan

Trotz aller Vorzeichen sind die Trail Blazers aber fixiert darauf, einen Center zu ziehen. Und so lässt der sichtlich nervöse neue NBA-Chef Stern, der beim zweiten Pick glatt vergisst, den Teamnamen der Franchise aus Portland auszusprechen, den Namen Sam Bowie erklingen.

In der NBA der 80er-Jahre gilt: "Never take a flea if you can take a giant". Heißt: Im Zweifel immer die großen Jungs nehmen. Doch was ist mit Bowies Verletzungsanfälligkeit? Der Big Man erklärt umgehend im Interview auf der Bühne: "Ich war bereits in Portland und sie haben mich einem sieben Stunden andauernden ärztlichen Test unterzogen. Sie haben nichts ausgelassen und ich habe alles zu 100 Prozent bestanden."

Mickrige sieben Stunden, um darüber zu urteilen, ob der so wichtige zweite Pick wirklich fit ist - unfassbar. Derweil macht sich am Schreibtisch der Chicago Bulls beinahe Partystimmung breit, Freudenstrahlen in den Gesichtern der Verantwortlichen...

Die College-Statistiken von Michael Jordan und Sam Bowie 83/84

SpielerSpielePunkteFG%ReboundsAssists
Jordan3119,655,15,32,1
Bowie3410,551,69,21,9

With the third pick the Chicago Bulls pick Michael Jordan from the University of North Carolina ...

Während Bowie noch vom Publikum ausgebuht wird und die Kommentatoren zurückhaltend von einem "kalkulierbaren Risiko und einem Spieler mit Durchhaltevermögen" sprechen, herrscht bei Jordans Namensnennung nun pure Begeisterung. Das Publikum jubelt, die Kommentatoren in New York sprechen von einem "großartigen Spieler, einer sicheren Sache und dem legitimen Nachfolger von Julius Erving."

Jordan selbst erlebt seine Wahl gar nicht live. Er weilt mit Team USA im Trainingscamp in Bloomington und hat schon zuvor betont, dass er mit Sicherheit nicht das Training abbrechen würde, nur um dem Draft beizuwohnen. Warum auch?

Rod Thorn, General Manager der Bulls, äußert sich nach dem Pick jedenfalls zurückhaltend und meint nur: "Wir würden uns wünschen, Michael wäre größer als 2,10 Meter. Es war einfach kein vernünftiger Center mehr da. Jordan wird diese Franchise nicht alleine umkrempeln und nach vorne bringen, das verlange ich auch nicht."

Alles andere wäre wohl auch eine zu große Herausforderung für einen Shooting Guard, der in seiner Collegekarriere für die Tar Heels gerade einmal 17,7 Punkte im Schnitt erzielt hat. Und so geht es weiter...