Dieser Artikel wurde ursprünglich am 30. April 2020 veröffentlicht. Die Los Angeles Lakers spielen in der Nacht von Freitag auf Samstag gegen den Stadtrivalen L.A. Clippers, das Spiel ist ab 4 Uhr deutscher Zeit live mit dem NBA League Pass zu sehen.
"Ich möchte gerne getradet werden", bestätigte Kobe Bryant Ende Mai 2007 und ließ die Bombe in einem Radio-Interview mit Stephen A. Smith platzen. "So hart es ist. Ich sehe einfach keine Alternative." Smith hakte sogar noch einmal und fragte, ob sich Kobes Meinung ändern könnte, was Bryant jedoch vehement verneinte.
Die Lakers waren zu dieser Zeit in einer schwierigen Situation. Nach dem Finals-Desaster von 2004 gegen die Detroit Pistons hatten die Kalifornier sich für Kobe entschieden und dafür Shaquille O'Neal nach Miami getradet. Der Graben zwischen den beiden Superstars war zu groß geworden, der damalige Free Agent Bryant drohte sogar mit einem Wechsel zum Stadtrivalen Clippers.
Lakers-Legende Jerry West warnte Bryant vor einem solchen Wechsel, auch weil damals noch Donald Sterling der Besitzer der Clippers war. Die Lakers kamen Kobe dann zuvor und tradeten Shaq, einen Tag später unterschrieb Kobe einen neuen Vertrag bei den Lakers.
An alte Zeiten konnten die Lakers aber nicht mehr anknüpfen. In drei Jahren wurde einmal die Postseason komplett verpasst, zweimal setzte es ein Erstrundenaus gegen die Phoenix Suns (3-4 und 1-4). Bryant ballerte dagegen, was das Zeug hielt und verzweifelte an Mitspielern wie Smush Parker oder Kwame Brown.
Die Los Angeles Lakers zwischen 2004 und 2007
Saison | Bilanz | Playoffs | Kobes PPG | Bester Scorer nach Kobe |
2004/05 | 34-48 | - | 27,6 | Lamar Odom (15,2 PPG) |
2005/06 | 45-37 | 3-4 in Runde eins (Suns) | 35,4 | Lamar Odom (14,8 PPG) |
2006/07 | 42-40 | 1-4 in Runde eins (Suns) | 31,6 | Lamar Odom (15,9 PPG) |
Kobe Bryant sah keine Titelchancen bei den Los Angeles Lakers
Kobe wollte um Titel spielen, diese Perspektive sah er in Tinseltown nicht. "Die Lakers wollen einen Neuaufbau, das hätten sie mir vor drei Jahren sagen müssen, als ich einen Vertrag unterschrieb", sagte ein enttäuschter Bryant. Es war ihm so ernst, dass er angab, dass er lieber auf dem Pluto als für die Lakers Basketball spielen würde.
Zudem war es wenig hilfreich, dass Lakers-GM Mitch Kupchak im Februar einen Trade mit den New Jersey Nets für Jason Kidd platzen ließ, weil dieser nicht den jungen Center Andrew Bynum abgeben wollte - zum Missfallen von Kobe, der große Stücke auf den Point Guard hielt.
Den Lakers stand also ein heißer Sommer ins Haus, entgegen Kobes Äußerungen gab es aber sehr wohl eine Liste von potenziellen Teams und die Mamba hatte gewissermaßen die Fäden in der Hand. Als einer von wenigen Spielern hatte sich Bryant 2004 bei der Unterschrift seines Vertrags über sieben Jahre und 136 Millionen Dollar eine No-Trade-Klausel in sein Arbeitspapier schreiben lassen. Er konnte also jeden Trade, der ihm nicht gefiel, platzen lassen.
Kobe Bryant: Dallas Mavericks und Chicago Bulls hatten Interesse
Neben den Clippers hatte Bryant auch Interesse an einem Engagement bei den Chicago Bulls, wie er später bestätigen sollte. Einmal mehr wollte Kobe in die Fußstapfen von Michael Jordan treten und es seinem großen Vorbild nachmachen. "Die Bulls waren mein Favorit", sollte Bryant 2015 verraten, die Parteien konnten sich aber nicht einigen.
Gleiches galt für die Dallas Mavericks, die nach den verlorenen Finals 2006 und der folgenden Erstrunden-Blamage gegen die Golden State Warriors ebenfalls ihr Team verändern wollten. Laut Besitzer Mark Cuban boten die Mavs den Lakers Josh Howard, Jason Terry sowie Draft-Picks für Kobe. Cuban erinnerte sich später, dass er optimistisch gewesen sei, dass der Deal klappen würde, vermutete aber, dass die Lakers ihren Star überredet hatten.
Kobe Bryant: Ja und Nein zu den Detroit Pistons?!
Die heißeste Spur führte aber nach Detroit. Die Pistons hatten nach ihrem Titel ein weiteres Mal die Finals erreicht und standen auch in den Jahren danach in den Conference Finals, wo es jeweils knappe Niederlagen gegen die Heat mit Shaq und Dywane Wade sowie LeBrons Cleveland Cavaliers setzte. Der Kern aus Chauncey Billups, Tayshaun Prince und Rasheed Wallace war noch intakt, auch wenn Ben Wallace im Sommer die Pistons gen Chicago verlassen hatte.
Zu Beginn der Preseason 2007, also im Oktober, waren sich die Lakers und Pistons über einen Trade einig geworden. Rip Hamilton, Rodney Stuckey, Jason Maxiell sowie zwei Erstrundenpicks sollten zu den Lakers, dafür würde Kobe das Pistons-Jersey überstreifen.
Auf diesen Deal hatten sich Kupchak und Pistons-GM Joe Dumars geeinigt, was fehlte, war lediglich der Anruf bei der NBA, um den Deal in trockene Tücher zu bringen.
Kobe Bryant: Dr. Jerry Buss überredete die Black Mamba
Nun gab es aber noch das Problem der No-Trade-Klausel. Wie Ken Berger von CBS später berichten sollte, gab Kobe sogar sein Go, in seiner Abschiedssaison dementierte er dies jedoch. "Es war recht simpel. Ich gab den Lakers eine Liste mit Teams, für die ich spielen würde. Detroit war keines davon."
Trotzdem beteuerte eine involvierte Person gegenüber Berger, dass der Deal im Prinzip stand - mit Kobes Segen. Dennoch sollte der Trade nie vollzogen werden, das Zünglein an der Waage war wohl Lakers-Besitzer Jerry Buss. Der inzwischen verstorbene Owner weilte zu dieser Zeit in Spanien und verlangte den Deal zu verzögern, weil er selbst noch einmal mit dem unzufriedenen Superstar sprechen wollte.
Buss galt stets, auch in den Shaq-Jahren, als Kobe-Befürworter und konnte die Mamba tatsächlich überreden. Kobe sollte es nicht bereuen. Den Lakers gelang im folgenden Februar mit dem Trade für Pau Gasol aus Memphis ein echter Coup und prompt waren sie wieder ein Powerhouse im Westen. Dreimal in Folge ging es in die Finals. 2009 und 2010 war Bryant mit den Lakers wieder an der Spitze und sollte somit endgültig zur größten Lakers-Legende aller Zeiten aufsteigen.