Am Donnerstag haben die Besitzer der NBA über den vorgelegten Plan der Liga für den Restart abgestimmt und sich dabei auf eine Fortsetzung der Saison mit 22 Teams geeinigt. Der vorgeschlagene Modus ist kompliziert, letztlich ein Kompromiss - und auch eine Chance die New Orleans Pelicans um Zion Williamson doch noch in die Playoffs zu hieven. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Restart-Plan der Liga.
Wie plant die NBA ihren Neustart?
Als Datum für die Wiederaufnahme ist der 31. Juli 2020 fixiert worden, Spielort wird der Disney World Campus in der Nähe von Orlando/Florida sein. Allerdings werden nicht alle 30 Teams in das Rentnerparadies reisen, stattdessen werden nur 22 Teams wieder den Spielbetrieb aufnehmen.
imago images/Walt Disney CompanyFür die im Moment schlechtesten acht Mannschaften der Liga - namentlich Charlotte, Chicago, New York, Detroit, Atlanta, Cleveland, Minnesota und Golden State - ist die Spielzeit dagegen beendet. Die 22 verbleibenden Teams werden am 30. Juni wieder mit dem Training beginnen und am 7. Juli schließlich nach Orlando reisen, um dann dort reguläre Trainingseinheiten zu absolvieren.
Am 15. Juni werden zunächst alle Spieler, die sich derzeit außerhalb der USA befinden, zu ihren Teams zurückkehren, ehe sich bis zum 21. Juni schließlich alle Spieler bei ihren Teams melden müssen. Bereits einen Tag später, am 22. Juni, starten die ersten Corona-Testreihen.
In Florida werden dann die 22 Mannschaften je acht Regular-Season-Spiele durchführen, bevor mittels eines Qualifikationsturniers die letzten Playoff-Plätze ausgespielt werden. Die Postseason soll dann offiziell im August beginnen und wird vermutlich bis in den Oktober andauern. Spätester Termin für ein Spiel 7 der NBA Finals ist der 12. Oktober.
NBA-Restart: Diese Teams gehen in Orlando an den Start
Platzierung | Western Conference | Eastern Conference |
1 | Los Angeles Lakers (49-14) | Milwaukee Bucks (53-12) |
2 | L.A. Clippers (44-20) | Toronto Raptors (46-18) |
3 | Denver Nuggets (43-22) | Boston Celtics (43-21) |
4 | Utah Jazz (41-23) | Miami Heat (41-24) |
5 | Oklahoma City Thunder (40-24) | Indiana Pacers (39-26) |
6 | Houston Rockets (40-24) | Philadelphia 76ers (39-26) |
7 | Dallas Mavericks (40-27) | Brooklyn Nets (30-34) |
8 | Memphis Grizzlies (32-33) | Orlando Magic (30-35) |
9 | Portland Trail Blazers (29-37) | Washington Wizards (24-40) |
10 | New Orleans Pelicans (28-36) | |
11 | Sacramento Kings (28-36) | |
12 | San Antonio Spurs (27-36) | |
13 | Phoenix Suns (26-39) |
Wie funktioniert der Modus?
Es verwundert nicht, dass es vermutlich auf ein kompliziertes Konstrukt herauslaufen wird. Der Plan sieht vor, dass alle 22 Teams zunächst acht Spiele der regulären Saison absolvieren, unabhängig davon, wie viele Partien jede Mannschaft bisher absolviert hat.
Die Dallas Mavericks haben mit 67 Spielen bisher die meisten Partien bestritten, während die Los Angeles Lakers erst bei 63 Spielen stehen. Diese fehlende Balance in der Anzahl der Spiele wird nicht ausgeglichen, was noch für Probleme sorgen könnte, dazu aber später mehr.
Durch die Verkürzung stehen auch weitere Teilnehmer an den Playoffs fest. Bislang hatten sich lediglich die Lakers, Milwaukee Bucks, Boston Celtics sowie die Toronto Raptors fix für die Postseason qualifiziert, durch den neuen Modus wären auch die Miami Heat, Indiana Pacers, Philadelphia 76ers, L.A. Clippers, Denver Nuggets, OKC Thunder und Houston Rockets qualifiziert. Die Mavericks bräuchten noch einen Sieg, um erstmals seit 2016 wieder in die Playoffs einzuziehen.
Der achte Platz in jeder Conference soll dann durch ein sogenanntes Play-In-Turnier ermittelt werden. Das wird ein Duell zwischen dem Acht- und Neuntplatzierten jeder Conference sein. Allerdings gibt es hier eine Einschränkung: Ein solches Duell findet nur statt, wenn die Teams maximal vier Spiele voneinander getrennt sind.
Ist dies der Fall, wird es bis zu zwei Spiele zwischen dem 8- und 9-Seed geben. Die Rechnung dafür lautet, dass das besser platzierte Team nur ein Spiel gewinnen muss, das schlechtere Team dagegen beide Partien, um die Playoffs perfekt zu machen.
Danach steht das Playoff-Feld und es geht im gewöhnlichen Modus weiter. Es wird also Playoffs mit Conferences geben, die Serien werden im üblichen Best-of-seven-Format ausgetragen.
Warum 22 Teams?
Hier sollte vor allem auf die New Orleans Pelicans um Zion Williamson geblickt werden. Die NBA hat natürlich ein großes Interesse daran, so viele Stars wie möglich nach Orlando zu bringen und Williamson ist für die Liga die große Hoffnung. Die Pels stehen im Moment auf Rang zehn im Westen, die gleiche Bilanz haben aber auch die Kings auf Platz elf.
Vor der Unterbrechung wurden den Pelicans trotz eines Rückstands von 3,5 Spielen gute Chancen ausgerechnet, dass noch die Playoffs erreicht werden, da New Orleans den mit Abstand leichtesten Restspielplan vor der Brust hatte. Im Gegenzug wartete auf Memphis das schwierigste Programm der Liga.
Um aber den Schein der Chancengleichheit zu wahren, musste so auch im Osten das Türchen offengehalten werden, weswegen auch den im Prinzip chancenlosen Wizards (5,5 Spiele hinter Orlando) eine Möhre vor den Mund gehalten wurde. Als Kettenreaktion wurden dann auch San Antonio und Phoenix involviert, da beide eine bessere Bilanz als die Hauptstädter vorweisen.
Durch das Play-In-Turnier könnte Platz neun reichen, um in die Playoffs zu kommen, wenn der Achtplatzierte zweimal geschlagen wird. Dies ist ein weiteres Zugeständnis an New Orleans, Portland (nun hat Damian Lillard doch einen Grund, um nicht auszusetzen) oder Sacramento, schließlich ist es unglaublich schwer, mit nur acht Partien einen Rückstand von 3,5 Spielen wettzumachen.
Ein weiterer Grund für 22 Teams ist die Möglichkeit von ebenjenen acht zusätzlichen Spielen. Dadurch kommt jedes Team, welches noch im Einsatz ist, auf die magische Zahl von 70 Partien. Das ist wichtig, da es so zu einer weiteren Ausschüttung von TV-Geldern durch die lokalen Networks kommt und den Spielern eine weitere Gehaltszahlung gesichert wird.
Gleichzeitig kommt die NBA damit den Spielern entgegen, die, vertreten von Spielergewerkschaftsführerin Michele Roberts, forderten, dass zunächst einige Spiele absolviert werden sollten, bevor es dann in den Playoffs richtig zur Sache geht.
Das Format mit 22 Teams ist natürlich alles andere als optimal und leider auch wie befürchtet kompliziert, letztlich aber ein Kompromiss, mit dem wohl alle Seiten leben können, sieht man einmal von den Charlotte Hornets oder Chicago Bulls ab, die den Cut verpassten.
Welche Fragen sind noch zu klären?
Die gibt es zuhauf, angefangen damit, dass nicht alle Teams auf die gleiche Anzahl von Spielen kommen. So besitzt Portland gegenüber New Orleans und Sacramento den Vorteil, bereits zwei Partien mehr absolviert zu haben. Zwar beträgt der Rückstand für alle drei Teams 3,5 Spiele auf Memphis, doch haben die Blazers aufgrund der mehr absolvierten Spiele eine minimal bessere Siegquote als ihre Konkurrenten.
Zudem gibt es noch keine Antwort darauf, wie sich der Spielplan in Orlando gestalten wird. Was passiert mit dem Tiebreaker, wenn zwei Teams die gleiche Bilanz haben? Werden dann die normalen Regeln angewandt, obwohl der Spielplan noch unausgeglichener als sonst ist?
Gleichzeitig gibt es noch keine Gewissheit, dass tatsächlich die Siegquote am Ende entscheiden wird. Eine andere Option wäre es, dass die Differenz zwischen Siegen und Niederlagen entscheidend sein könnte.
Viel wichtiger ist aber natürlich die Frage der Gesundheit. Was passiert, wenn einer oder gleich mehrere Spieler oder andere Mitglieder einer Mannschaft positiv auf COVID-19 getestet werden? Bei einem Spieler würde das ganze Team getestet werden, danach würden ganz normal die Spiele über die Bühne gehen.
Doch wie verhält es sich bei mehreren Corona-Fällen? Wird dieses Team dann aus dem Verkehr gezogen, werden die Spiele dann einfach verschoben? Dieses Thema wurde bisher kaum öffentlich diskutiert, vermutlich weiß man innerhalb der Liga selbst nicht so genau, wie man damit umgehen soll. Ein Abbruch aufgrund mehrerer positiver Fälle wäre natürlich der Super-GAU.
Unabhängig aller Schreckensszenarien gibt es auch noch keine Infos darüber, wie es mit den restlichen acht Teams weitergehen wird. Mit dem angepeilten Saisonstart 1. Dezember für die kommende Saison an, würden Golden State und Co. knapp neun Monate lang kein einziges Spiel unter Wettbewerbsvoraussetzungen absolvieren.
Das könnte übrigens auch Einfluss auf die Draft Lottery haben. Einerseits besteht für Teams wie Phoenix oder Washington noch eine minimale Chance auf die Postseason, viel realistischer ist jedoch, dass diese Teams eher Spiele verlieren werden.
Nehmen wir als Beispiel die Wizards mit einer Bilanz von 24-40. Sollte Washington alle acht Spiele verlieren, würde ihre Siegquote auf 33,3 Prozent absinken. Das würde bedeuten, dass sie in der Lottery zwei Plätze nach hinten "gutmachen" würden. Realistisch ist wohl eher, dass die Reihenfolge der Draft-Chancen mit dem Abbruch am 11. März zementiert wird.
Wie verschiebt sich der Terminkalender?
Die nun bald dreimonatige Unterbrechung hat auch weitere Auswirkungen auf die kommende Saison. Die NBA plant zunächst einmal, dass die Draft Lottery am 25. August stattfinden wird, dafür werden die Bilanzen vor dem Abbruch für die Lotterie verwendet. Ebenfalls im August wird die Combine stattfinden, wenn sich die Teams die besten College-Spieler des Landes anschauen können.
Nach den Finals, genauer gesagt am 15. Oktober, wird dann der eigentliche Draft stattfinden, gefolgt von einer kürzeren Free Agency, die bereits drei Tage später, am 18. Oktober, beginnt. Die Trainings-Camps für die neue Saison sollen am 10. November starten, als Start für die Spielzeit 2020/21 ist der 1. Dezember anvisiert, allerdings könnte sich dieses Datum noch verschieben.
Noch keine Informationen gibt es dagegen zur Summer League in Las Vegas. Laut Adrian Wojnarowski und Zach Lowe (ESPN) soll es zumindest Gespräche über mögliche Sommer-Camps für die acht ausgeschlossenen Teams gegeben haben. Auch regionale Turniere im Herbst stehen im Raum.
Ob diese aber wirklich stattfinden werden, muss noch geklärt werden. Ein solches Turnier müsste mit der Spielergewerkschaft als Teil des Tarifvertrags verhandelt werden. Das wird aller Voraussicht nach in den kommenden Wochen geschehen.