NBA Playoffs: Luka Doncic überragt, Kristaps Porzingis fliegt - Dallas Mavericks verlieren wildes Auftaktmatch gegen L.A. Clippers

Philipp Jakob
18. August 202008:41
Luka Doncic war der erste Spieler in der NBA-Geschichte, der in seinem Playoffs-Debüt mindestens 40 Punkte erzielte.getty
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Die Dallas Mavericks müssen sich nach einer Achterbahnfahrt von Spiel 1 der ersten Playoff-Runde mit 110:118 (BOXSCORE) gegen die L.A. Clippers geschlagen geben. Dabei reicht auch eine Rekordnacht von Luka Doncic nicht - auch, weil Kristaps Porzingis nach einem umstrittenen Call disqualifiziert wird (hier geht es zu den Highlights der Partie).

Porzingis erhielt nach einer kleinen Rangelei sein zweites technisches Foul und musste mit 14 Punkten und 6 Rebounds auf dem Konto das Parkett Mitte des dritten Viertels verlassen. Doncic wiederum beendete die Partie mit 42 Punkten (13/21 FG, 2/6 Dreier, 14/14 FT), 9 Assists, 7 Rebounds, aber auch 11 Turnover. Solch eine Punkteausbeute hat noch nie ein Spieler bei seinem Playoff-Debüt aufgelegt (hier gibt es alle Doncic-Highlights im Video). "Er ist die Zukunft", staunte Paul George unmittelbar nach dem Spiel im ESPN-Interview.

Ansonsten scorten auf Seiten der Mavs noch Tim Hardaway Jr. (18, 4/11 Dreier) und Seth Curry (14, 4/8 Dreier) zweistellig. Maxi Kleber blieb offensiv unauffällig (3 Punkte, 1/5 Dreier, 6 Rebounds), erledigte seinen Job in der Defense hauptsächlich gegen Kawhi Leonard aber sehr passabel.

Komplett stoppen konnte der Deutsche die Klaue aber nicht. Kawhi führte die Clippers mit 29 Punkten (dazu 12 Rebounds und 6 Assists) an, hatte aber so seine Probleme mit dem Distanzwurf (1/7 Dreier, insgesamt 11/21 FG). Paul George steuerte 27 Zähler bei, Marcus Morris kam auf 19 und Lou Williams auf 14 Punkte.

Mavs-Coach Rick Carlisle schickte ein etwas größeres Lineup als sonst in die Partie, Kleber und Porzingis starteten gemeinsam im Frontcourt, Curry rückte dafür auf die Bank. Den katastrophalen Start der Texaner verhinderte dieser Kniff jedoch nicht. Die Clippers begannen mit einem 10:0-Lauf, Dallas leistete sich dagegen 4 Turnover in den ersten 1:50 Minuten.

Und damit noch nicht genug: Bei einem Drive zum Korb rutschte Doncic aus und hielt sich anschließend mit schmerzverzerrtem Gesicht den linken Knöchel. Kurz darauf erhöhten die Clippers ihren Vorsprung auf 18:2. Als Doncic das Parkett Mitte des Viertels verließ, hatte er bereits 5 Ballverluste auf dem Konto - Career-High in einem Abschnitt.

Dallas Mavericks drehen mit Dreierregen die Partie gegen L.A.

Dann schien sich das Glück aus Mavs-Sicht aber zu drehen. Mit Porzingis als einzigem Big und vier Shootern um ihn herum fand Dallas offensiv in einen Rhythmus, auf einmal regnete es Dreier und auch Doncic kehrte mit getaptem Knöchel zurück. Die Mavs starteten einen irren 36:16-Run und gingen nach einem Doncic-Dreier mit einer 38:34-Führung ins zweite Viertel.

Weiterhin machten die Mavs keinerlei Anstalten, abzukühlen. Stattdessen erarbeiteten sich Doncic und Co. Stops in der Defense, die in Verbindung mit weiteren Triples einen 16-Punkte-Vorsprung Mitte des zweiten Durchgangs möglich machten. Allerdings ließ der nächste Clippers-Lauf nicht lange auf sich warten, bis zur Halbzeitpause war L.A. wieder dran. Nach einer wilden ersten Halbzeit führte Dallas knapp mit 69:66.

Umstrittene Ejection für Porzingis - Doncic reicht nicht

Nach dem Seitenwechsel war der offensive Flow auf beiden Seiten jedoch dahin. Stattdessen nahmen die Referees eine etwas prominentere Rolle ein, als Porzingis nach einer Rangelei Mitte des dritten Durchgangs sein zweites technisches Foul erhielt und damit des Feldes verwiesen wurde. Beide T's waren jedoch äußerst umstritten, das erste erhielt der Lette nach einer Beschwerde gegen einen Foulpfiff. Selbst Dirk Nowitzki und weitere NBA-Stars kritisierten die Entscheidung.

Sportlich gesehen lief bei den Mavs gerade von Downtown nun nur noch wenig zusammen. Nach der Porzingis-Ejection beendete L.A. das dritte Viertel mit einem 21:11-Lauf und übernahm die Führung (87:82). Die Mavs schafften es jedoch, auch das komplette vierte Viertel über in Schlagdistanz zu bleiben.

Erst ein Dreier von Morris gut zwei Minuten vor dem Ende brachte die Clippers auf 7 Zähler davon. Zwar wehrte sich Doncic nach Kräften, den Dagger besorgte gut 40 Sekunden vor dem Ende dann aber PG-13. Mit einem ansatzlosen Pull-Up-Dreier erhöhte er den Vorsprung auf 8 Punkte, das war zu viel. Die Clippers gaben sich von der Freiwurflinie keine Blöße mehr.

Die wichtigsten Statistiken

L.A. Clippers (2) vs. Dallas Mavericks (7) 118:110 (BOXSCORE), Serie: 1-0

  • Schon im Vorfeld der Serie wurde den Mavs nur eine Chance gegen die Clippers zugesprochen, sollte die Offense konstant auf dem überragenden Niveau der regulären Saison abliefern. In Halbzeit eins war das der Fall: Dallas traf nach dem Katastrophen-Start 56,8 Prozent aus dem Feld und überragende 57,1 Prozent von der Dreierlinie (12/21 3FG) - selbst Michael Kidd-Gilchrist versenkte zwei Triples nach ganzen fünf Treffern in der regulären Saison!
  • Im dritten Viertel brachte Dallas allerdings nur noch magere 13 Zähler aufs Punktekonto. Das lag auch daran, dass das heiße Händchen von Downtown langsam aber sicher abkühlte. Nach dem Seitenwechsel landeten nur noch 3 von 22 Dreiern im Korb (13,6 Prozent). Auch bei den Clippers wollte der Distanzwurf nicht mehr fallen (5/21 Dreier, 23,8 Prozent in Halbzeit zwei).
  • Im Pick'n'Roll entschieden sich die Clippers immer wieder für eine Drop-Coverage des Big Man. So versuchte L.A., Doncics Drive zum Korb, aus dem der Slowene normalerweise für sich oder andere kreiert, zu unterbinden. Der Mavs-Star stoppte oftmals bereits an der Freiwurflinie, um einen Schützen an der Dreierlinie zu suchen. So kam Dallas nur auf 36 Punkte in der Zone (Clippers: 46). Ganze 18 Punkte davon kamen allerdings im vierten Viertel, als LAC ohne klassischen Center in der Mitte spielte und Doncic öfters zum Korb kam.
  • Die Turnover bekamen die Mavs erst spät in den Griff. Insgesamt sammelten sich aber doch 21 Ballverluste an, die die Clippers in 22 direkte Punkte ummünzten. Kawhi und Co. gaben deutlich besser auf den Spalding Acht, die Clippers leisteten sich nur 12 Ballverluste (13 Mavs-Punkte).

Clippers vs. Mavs: Die Stimmen zum Spiel

Luka Doncic (Dallas Mavericks) über die Porzingis-Ejection: "KP hat mir den Rücken freigehalten. Nicht nur ich, sondern das ganze Team weiß das zu schätzen. Ich glaube nicht, dass es fair war, ihn dafür rauszuwerfen. Vor allem in den Playoffs."

Doncic (Mavericks) über seine eigene Leistung: "Ich habe schrecklich gespielt. Elf Ballverluste, so viele hatte ich noch nie. Mir geht es nur ums Gewinnen."

Kawhi Leonard (L.A. Clippers) über Doncic: "Er ist großartig. Er hat das Vertrauen seines Teams. Er kommt an seine Spots, findet seine Mitspieler, verschafft ihnen leichte Punkte. Er kann schwere Würfe treffen. Er ist ein großartiger Spieler."

Der Star des Spiels: Marcus Morris

Die Topscorer der Clippers waren die beiden Superstars, doch der 30-Jährige füllte seine Rolle nahezu perfekt aus. Defensiv stand er in einigen Situationen auch gegen Doncic seinen Mann, offensiv zeichnete er sich für drei teils wichtige Dreier und 19 Punkte verantwortlich. Sein Plus/Minus-Wert war der beste unter allen Spielern (+25).

Der Flop des Spiels: Trey Burke

Von den heißen Händchen seiner Kollegen in der ersten Halbzeit ließ sich der Guard nicht wirklich anstecken (2 Punkte, 1/5 FG). Zudem hatte er auch noch Pech im vierten Viertel, als er auf den Fuß von Kleber stieg und umknickte. Anschließend musste er vorzeitig vom Parkett.

Die Szene des Spiels

Die Szene, die wohl für am meisten Gesprächsstoff sorgte, war die Rangelei, die zum Porzingis-Rauswurf führte. Bei einem Doncic-Drive zum Korb hielt Morris den Mavs-Star mit beiden Armen fest, um ihm vom Korbleger abzubringen. Der Foulpfiff ertönte und Morris gab seinem Gegenüber noch einen kleinen Schubser mit. Das gefiel weder Doncic noch dessen Teamkollegen, Porzingis kam hinzu und versuchte, auf Morris loszugehen. Die Rangelei wurde jedoch schnell aufgelöst, dennoch bekam Porzingis sein zweites Technisches, weil er laut den Referees die Situation eskalieren ließ.