Vor der Spiel 5 zwischen den Milwaukee Bucks und Orlando Magic, das der Nr.1-Seed deutlich mit 118:104 gewann, blieb George Hill während der Nationalhymne in den Katakomben. Laut eigener Aussage handelte es sich dabei allerdings nicht um einen Protest - sondern um ein interessantes Ritual.
"Wollt ihr die ehrliche Antwort?", sagte Hill im Gespräch mit Journalisten nach der Partie angesprochen auf die Szene. "Ich gehe jedes Mal vor einem Spiel scheißen. Das mache ich schon die vergangenen vier Jahre so. Das mache ich vor jedem Spiel. Ihr habt einfach gesehen, wie ich von meinem Pregame-Ritual gekommen bin. Das ist die ehrliche Antwort."
Kurz vor Tip-Off fingen Kameras ein, wie der 34-Jährige während der Nationalhymne in den Katakomben verweilte. Pünktlich zum Spielbeginn war er dann wieder in der Halle bei seinen Teamkollegen auf der Bucks-Bank. Zunächst gingen viele Beobachter davon aus, dass es sich dabei um einen Protest handeln könnte, dies verneinte Hill nun aber.
Der Bucks-Guard war einer der Anführer der Proteste des Teams nach den Schüssen von weißen Polizisten auf den Schwarzen Jacob Blake in der vergangenen Woche. Am Mittwoch hatten die Bucks kurz vor dem geplanten Spiel 5 bekanntgegeben, aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt nicht spielen zu wollen. Anschließend wurden alle weiteren NBA-Spiele verschoben, auch in anderen Sportarten schlossen sich Spieler dem Protest an.
"Was ich getan habe, war nichts, um Berühmtheit zu erlangen", erklärte Hill. "Das war kein Werbegag. Das haben wir aus unseren Herzen heraus gemacht. Wir sind müde von den verschiedenen Dingen, die in der Welt vor sich gehen. Wir wollten ein Handeln sehen. Und wir haben uns dazu entschlossen, das als Team zu machen."
Giannis nach Polizeigewalt gegen Schwarze: "Wichtiger als Basketball"
Hill hatte schon nach einem Gespräch mit Head Coach Mike Budenholzer Stunden vor dem Spiel für sich entschieden, nicht spielen zu wollen. Seine Teamkollegen informierte er aber erst etwa 20 Minuten vor Tip-Off. "Ich wollte keinen Druck auf meine Teamkollegen ausüben", erklärte Hill. "Ich wollte nicht, dass sie diese Entscheidung treffen, außer sie wollen es. Vielleicht war das ein bisschen mein Fehler, dass ich sie nicht früher mitgenommen habe."
Nachdem er seine Teamkollegen über seine Entscheidung, nicht zu spielen, informiert hatte, haben sich im gemeinsamen Gespräch immer mehr Teamkollegen der Aktion angeschlossen, so Hill: "Jeder in der Kabine war an meiner Seite und hat gesagt: 'Wenn mein Bruder nicht spielt, dann spielen wir auch nicht.'"
"George hat sich dazu entschieden, nicht zu spielen und er hat keinen Druck auf uns ausgeübt", bestätigte auch Giannis Antetokounmpo nach dem Sieg über die Magic, mit dem Milwaukee den Einzug in die zweite Runde perfekt machte. Der Grieche bezeichnete die Proteste als "wichtiger als Basketball".
Die Schüsse auf Blake seien "inakzeptabel", so Giannis: "Eine Sache, die mich sehr bewegt hat: Wenn du wirklich etwas erreichen willst, dann kannst du das auch. Wir haben innerhalb von 30 Minuten die Nummer von seiner Familie bekommen. Wir sind als Team zusammengekommen, haben einen Kreis gebildet, mit seinem Vater gesprochen und er war zu Tränen gerührt. Er hat uns gesagt, wie kraftvoll unsere Aktion war für ihn und seine Familie war."
"Egal was er getan hat, niemand hat es verdient, so behandelt zu werden", sagte Hill über die Schüsse auf Blake, der betonte, dass die Proteste noch lange nicht ihr Ziel erreicht hätten. Für die Bucks gehen die Playoffs am Montag weiter, wenn die zweite Runde gegen die Miami Heat ansteht.