Tyler Herro schenkte den Celtics von der Bank kommend überragende 37 Punkte (14/21 FG, 6/10 3FG) ein und führte damit ein abermals gutes Heat-Kollektiv an (hier gibt's seine Highlights im Video). Die drei Stars Goran Dragic (22), Jimmy Butler (24) und Bam Adebayo (20, 12 Rebounds) lieferten ebenfalls ab.
Bei den Celtics war Jayson Tatum mit 28 Punkten (alle in Halbzeit zwei) der beste Mann, hinzu kamen 9 Rebounds. Jaylen Brown kam auf 21, Kemba Walker auf 20 Punkte, Marcus Smart lieferte ein Double-Double (10 Punkte, 3/12 FG, 11 Assists). Daniel Theis traf vier seiner fünf Würfe für 8 Punkte (dazu 9 Rebounds).
Beide Teams begannen mit den gewohnten Starting Fives, bei den Celtics kam Gordon Hayward (14), der am Mittwoch erneut Vater geworden war, also wieder von der Bank. Miami involvierte zu Beginn vermehrt Butler. Mit 6 Punkten verhalf der All-Star seinem Team zum besseren Start, ein Dreier von Crowder zum 15:10 verleitete Celtics-Coach Brad Stevens zur ersten Auszeit.
Walker (9 Punkte) fand nun besser ins Spiel und glich die Partie mit einem Jumper, Freiwürfen sowie einem Layup wieder aus, Miami fand in Person von Herro die richtige Antwort. Mit Walker auf der Bank und Miami in einer Zone hatte Boston dann wieder größere Probleme zu scoren, vor allem Tatum (0/5 FG). Es ging mit 24:23 für die Heat in die Viertelpause.
Auch das zweite Viertel begann mit Problemen bei Tatum, der den Ball mehrfach verlor. Auf der Gegenseite konnte Herro nicht danebenwerfen, ansonsten tat sich aber auch Miami offensiv schwer. Das Spiel verlief fahrig. Mit einem 4-Point-Play setzte Dragic dann mal wieder ein Ausrufezeichen. Nach einem Putback von Adebayo hatten die Heat ihre höchste Führung dieser Serie (+8). 50:44 zur Pause.
Jayson Tatum explodiert im dritten Viertel
Miami drückte zu Beginn des dritten Viertels aufs Gaspedal. Die Führung wuchs nach einem Dragic-Dreier auf 12, bei 6:48 auf der Uhr traf endlich Tatum seinen ersten Wurf des Spiels. Boston attackierte die Zone fortan mit mehr Erfolg, auf beiden Seiten wurden die Offensiven stärker. Hayward verkürzte auf 3, dann holte sich Tatum Foul Nr. 4, Stevens ließ ihn jedoch drauf. Der All-Star bedankte sich mit 16 Punkten im Viertel sowie einem Block gegen Dragic. 77:76 Miami vor dem letzten Viertel.
Nach gut drei Minuten verschaffte Theis den Celtics mit guter Defense und einem Dunk ihre erste Führung seit langem, doch in der Folge gingen sofort die Herro-Festspiele weiter: Der Rookie traf einen Dreier, dann einen Reverse-Layup gegen Tatum. Vier Minuten vor Schluss traf Herro einen absurden Stepback-Dreier über Smart.
Es war jedoch nicht vorbei. Brown traf einen Dreier, Smart legte per Layup nach, aber die nächsten 4 Punkte kamen von Miami. 56 Sekunden vor Schluss fand Butler Herro für den vorentscheidenden Korbleger, 107:98. 16 Sekunden vor Schluss machte es Brown mit einem Dreier zum 104:107 aus Celtics-Sicht dennoch wieder spannend. Butler sorgte am Ende an der Freiwurflinie für die Entscheidung.
Spiel 5 der Eastern Conference Finals findet in der Nacht auf Samstag statt (ab 2.30 Uhr live auf DAZN). Die Heat können dann zum sechsten Mal in den letzten 15 Jahren in die Finals einziehen.
Die wichtigsten Statistiken
Miami Heat (5) vs. Boston Celtics (3) 112:109 (BOXSCORE), Serie: 3-1
- Die Heat begannen in dieser Partie defensiv hochkonzentriert und erlaubten Boston kaum den Weg in die Zone. Der einzige Wermutstropfen: Sie foulten zu viel, vor allem bei Sprungwürfen, bei denen man die Hand einfach weglassen sollte. Allein Robinson leistete sich zwei dieser Fouls. Boston kam offensiv nicht gut in die Partie, acht Freiwürfe waren da ein unnötiges Geschenk. Dieses Problem stellte Miami nach dem ersten Viertel aber ab.
- Ansonsten konnte man an der Heat-Defense zunächst kaum etwas aussetzen. Insbesondere die Zone funktionierte wieder sehr gut: Nachdem Boston in Spiel 3 noch 60 Points in the Paint erzielt hatte, waren es diesmal zur Pause bloß 18. Dazu forcierten die Heat insgesamt 19 Turnover der Celtics. Fairerweise waren die Celtics für viele davon allerdings auch selbst verantwortlich. Miami hingegen leistete sich in der gesamten zweiten Hälfte nur zwei Ballverluste!
- Offensiv wiederum plagten die Heat viele der Probleme, die sie auf der Gegenseite selbst forcierten. Vor allem trafen sie nichts: Lediglich 4/17 Dreier fanden in Halbzeit eins ihr Ziel (BOS: 5/19), wobei es nicht half, dass Robinson aufgrund von Foulproblemen kaum zur Verfügung stand. Nur deshalb blieben die Celtics überhaupt im Spiel. Am Ende waren es 10/37 für Miami und 14/40 für Boston.
- Die Ausnahme war Herro: Der Rookie hat nun im 13. Playoff-Spiel in Folge mindestens 10 Punkte aufgelegt und ist damit mit Lakers-Legende Elgin Baylor auf Platz 3 gleichgezogen. Den Rekord für Rookies in den Playoffs hält Alvan Adams (19). Mit Ausnahme eines Iguodala-Dreiers zeichnete er für sämtliche Bankpunkte der Heat verantwortlich - und Miami gewann das Bankpunkte-Duell deutlich (40:22).
Heat vs. Celtics: Die Stimmen zum Spiel
Tyler Herro (Heat): "In Kentucky dachte niemand, dass ich überleben würde. Niemand dachte, dass ich hier überlebe. Am Ende des Tages geht es darum, dass ich auf mich selbst wette. Das mache ich immer. Ich wette auf mich selbst."
Jayson Tatum (Celtics): "Ich nehme viel Schuld auf mich. Ich war in Halbzeit eins nicht ich selbst."
Der Star des Spiels: Tyler Herro
Irgendjemand müsste Herro mal daran erinnern, dass er gerade mal 20 ist. Der Kentucky-Alumnus war offensiv über weite Strecken die treibende Kraft für Miami, spielte mit immenser Ruhe und gewohnt großem Selbstvertrauen. Kein Moment scheint für ihn zu groß zu sein. Magic Johnson war 1980 der einzige 20-jährige Rookie, der jemals mehr Punkte erzielte als Herro in diesem Spiel.
Der Flop des Spiels: Kemba Walker
Tatum verpennte Halbzeit eins komplett und Smart traf seine Würfe nicht, trotzdem fällt die Wahl hier auf Walker. Das erste Viertel war gut (9), in der Folge gelang ihm immer weniger und vor allem jagten die Heat ihn in der Defense gnadenlos. Da Boston Walker immer wieder helfen musste, entstanden so offene Würfe für andere Heatles.
Die Szene des Spiels
Man könnte sich im Prinzip fast jeden Wurf von Herro in diesem Spiel raussuchen. Besonders auffällig war jedoch diese Szene Anfang des zweiten Viertels, als Herro im Pick'n'Roll agierte, Smart ihm beinahe den Ball wegschlug - und er dann doch seine Balance wiederfand, sich sammelte und den Ball locker versenkte. Pures Selbstvertrauen.