Der zu Beginn überragende Giannis knickte Anfang des zweiten Viertels mit seinem ohnehin schon angeschlagenen rechten Knöchel um und musste das Parkett verlassen. Anschließend kämpfte Milwaukee mit viel Stolz ohne seinen besten Spieler gegen das Playoff-Aus (die Highlights im Video). Schließlich rettete Khris Middleton sein Team mit einem Playoff-Career-High von 36 Punkten (12/28 FG, dazu 8 Rebounds und 8 Assists) vor dem drohenden Sweep.
Der Forward drehte vor allem im dritten Viertel stark auf und war auch in der Overtime mit wichtigen Treffern zur Stelle (hier gibt es seine Highlights im Video). Wichtige Unterstützung lieferten auch Brook Lopez (14, 5 Rebounds), George Hill (12) und Donte DiVincenzo (10). Eric Bledsoe steuerte zusätzlich 14 Punkte, 10 Rebounds sowie 6 Assists bei, hatte aber Probleme mit seinem Distanzwurf (0/6 Dreier).
Letzteres ließ sich definitiv nicht über das Heat-Trio Jae Crowder (18, 6/12 3FG), Duncan Robinson (20, 6/12 3FG) und Tyler Herro (11, 3/6 3FG) sagen. Herro machte es vor allem in der Crunchtime mit einigen wichtigen Treffern spannend, während Jimmy Butler (17, 6/15 FG) nicht - wie zuletzt gesehen - dominieren konnte. Bam Adebayo war bester Heat-Scorer mit 26 Punkten, 12 Rebounds und 8 Assists. Die Heat haben in Spiel 5 in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch die nächste Chance, die Serie zu beenden.
Giannis Antetokounmpo hält die Bucks zunächst im Spiel
Gut eine halbe Stunde vor Tip-Off war überhaupt erst klar, dass Antetokounmpo in Spiel 4 auf dem Parkett stehen wird. Nachdem sich der Grieche in der vorigen Partie am rechten Knöchel verletzt hatte, wurde er zunächst als fraglich gelistet. Doch Giannis bis auf die Zähne - und wie!
Im ersten Viertel hielt er sein Team im Alleingang im Spiel, mit aggressiven Drives war der Bucks-Star nicht aufzuhalten, dazu versenkte er auch noch einen Dreier. Doch von seinen Teamkollegen war anfangs absolut nichts zu sehen. Die Bucks-Rollenspieler trafen kein Scheunentor, ganz im Gegensatz zu den Heat, die sich dank Bam (10 Punkte) und vier Dreier im ersten Viertel bis auf 12 Zähler absetzten.
Der Start in den zweiten Abschnitt verlief aus Bucks-Sicht zunächst vielversprechend (7:0-Lauf), doch dann kam der Schock: Giannis knickte bei einem Drive zum Korb erneut mit seinem rechten Knöchel um und ging schreiend zu Boden. Zwar versenkte er anschließend noch einen seiner zwei Freiwürfe, doch wenig später gaben die Bucks bekannt, dass Antetokounmpo (19 Punkte in 11 Minuten, 8/10 FG) aufgrund einer Verstauchung seines rechten Knöchels nicht mehr aufs Parkett zurückkehren kann.
Bucks wehren nach Kräften - Khris Middleton dreht auf
Ohne den amtierenden MVP schalteten die Rollenspieler aber immerhin einen Gang höher. Die Defense stand nun deutlich besser, die Heat-Schützen liefen kalt. Dafür brachte Hill Milwaukee mit mehreren Dreiern wenige Minuten vor dem Ende des zweiten Viertels erstmals an diesem Abend in Front. Die Bucks gingen mit 50:48 in die Halbzeitpause.
Im weiteren Spielverlauf ging es hochspannend zur Sache. Middleton drehte nun auf und wehrte sich gegen das drohende Playoff-Aus mit 21 Zählern im dritten Abschnitt (Playoff-Rekord der Bucks), dafür versenkte Crowder auf der Gegenseite drei Triples und Adebayo (12) wütete weiter in der Zone. Nach 36 Minuten führte Miami mit 88:86.
Wenige Minuten nach Beginn des vierten Viertels betrug der Heat-Vorsprung schon 8 Zähler (92:100), doch Milwaukee gab sich noch lange nicht geschlagen. Nach einem Lopez-Dreier gefolgt von einem Lopez-Alley-Oop war Milwaukee wieder dran. Ein weiterer Triple des Big Man brachte die Bucks gut vier Minuten vor dem Ende sogar mit 104:100 in Front.
Bucks verhindern dank Middleton den Sweep gegen Miami
Nach mehr als fünf Minuten ohne Field Goal der Heat war dann aber Butler zur Stelle und die Partie schnell wieder ausgeglichen. Eine schwache Bucks-Possession endete mit einem Airball, auf der Gegenseite antwortete Herro mit einem eiskalten Dreier. Milwaukee erhielt aber eine letzte Chance, DiVincenzo attackierte den Korb, zog das Foul und ging an die Linie - traf aber nur einen seiner zwei Freiwürfe zum Ausgleich! Der letzte Versuch von Dragic blieb zwischen dem Ring und dem Brett stecken, es ging in die Overtime.
Zwar startete Butler mit einem Driving Dunk in die Verlängerung, doch ähnlich wie bereits im vierten Durchgang konnte er an diesem Abend nicht so übernehmen wie in den vergangenen Partien. Auch Middleton hatte mittlerweile Probleme (0/6 FG im vierten Durchgang) und wirkte müde, dennoch nahm er die Offense auf seine Schultern.
Der 29-Jährige brachte Milwaukee mit einem Midrange-Jumper in Front. Nach einem Wurffoul gegen Lopez erhöhte der Big Man auf +4. Erneut schlug Herro von Downtown zu - gut 6 Sekunden vor dem Ende antwortet Middleton mit einem ansatzlosen Dreier. Die Entscheidung? Mitnichten, erneut Herro aus der Distanz hielt es spannend. Doch Middleton machte kurz darauf von der Freiwurflinie alles klar. Sieg für die Bucks!
Die wichtigsten Statistiken
Miami Heat (5) vs. Milwaukee Bucks 115:118 OT (BOXSCORE), Serie: 3-1
- Im ersten Viertel lieferte Giannis eine beeindruckende One-Man-Show ab. Miami fand keine Antwort auf die aggressiven Drives des Griechen - nur dessen Teamkollegen fanden nicht statt. Bis zu Antetokounmpos Verletzung im zweiten Viertel versenkten die Bucks ohne Giannis nur 5 von 17 aus dem Feld und 1 von 9 Dreier für 11 Punkte. Giannis hatte zu diesem Zeitpunkt 19 Zähler auf dem Konto.
- Im Anschluss lieferten die Bucks-Rollenspieler aber deutlich besser ab. Das zweite Viertel ging mit 28:17 an Milwaukee, einerseits dank verbesserter Defense, andererseits da die Bucks in diesem Abschnitt 52,2 Prozent aus dem Feld trafen. Nur der Dreier wollte die gesamte Partie über nicht so wirklich fallen (11/35, 31,4 Prozent), bei den Heat waren dagegen vor allem Crowder und Robinson on fire (insgesamt 17/47, 36,2 Prozent).
- Nach Spiel 3 gab es einiges an Kritik für Bucks-Coach Mike Budenholzer für die relativ geringe Einsatzzeit seiner Stars, obwohl es sich um ein Must-Win-Spiel für sein Team handelte. Nun stand Middelton 47:59 Minuten auf dem Parkett, auch Lopez (41:41 Minuten) und Bledsoe (39:42) spielten sehr lange. Dies ließ sich allerdings auch mit der Giannis-Verletzung und der Overtime begründen.
- Die Bucks sind erst das siebte Team in der Geschichte der NBA, das mit der besten Bilanz in der regulären Saison in einer Playoff-Serie mit 0-3 in Rückstand geriet. Laut ESPN Stats & Info schieden vier der letzten sechs dieser Team mit einem Sweep aus. Ein ähnliches Schicksal konnten die Bucks gerade so noch abwenden.
Der Star des Spiels: Khris Middleton
Die Offense der Bucks war nicht immer ansehnlich, zwar bewegte sich der Ball im Laufe der Partie teils etwas besser durch die Reihen, oftmals lief es aber doch auf Isolations hinaus. Dieses Mal war es Middleton, der sein Team nicht verlieren lassen wollte und in solchen Situationen übernahm. Obwohl er sichtlich entkräftet war, wuchtete er die Bucks mit 9 Punkten in der Overtime und einem ganz wichtigen Triple zum Sieg. Genau so einen Middleton braucht Milwaukee, wollen sie in den übrigen Spielen womöglich ohne Giannis eine Chance haben.
Der Flop des Spiels: Jimmy Butler
Nach seiner Gala-Vorstellung im vierten Viertel von Spiel 3 (17 Punkte und +24) und generell starken Auftritten in den entscheidenden Phasen dieser Serie (im Schnitt 12,3 Punkte im Schlussabschnitt), kam von Butler an diesem Abend zu wenig. In Spiel 4 hielten die Bucks den Heat-Star auch dank guter Defense im vierten Abschnitt und in der Overtime bei nur 4 Punkten und 1/5 aus dem Feld.
Die Szene des Spiels
Giannis' Schrei nach seinem Drive zu Beginn des zweiten Viertels ließ allen Bucks-Fans fast das Blut in den Adern gefrieren. Das komplette Team versammelte sich um den am Boden liegenden Superstar und unterstützten ihn beim Verlassen des Courts. Den Bucks gebührt sehr viel Respekt, wie sie auf diesen Rückschlag reagierten und trotz aller Widrigkeiten zu keinem Zeitpunkt das Handtuch warfen.