NBA

NBA Above the Break - Die Entwicklung von Anthony Davis zur (fast) perfekten Waffe

Anthony Davis trifft einen Sprungwurf - ein wiederkehrendes Bild in diesen Playoffs.
© getty
Cookie-Einstellungen

Zur Veranschaulichung: Über den Lauf seiner Karriere hat Davis bisher 31,9 Prozent seiner Dreier getroffen, in den vergangenen drei Jahren nahm er pro Spiel zwischen 2,2 und 3,5 Dreier und traf zwischen 33 und 34 Prozent davon. Das ist okay, aber nicht besonders gut. In den bisherigen Playoffs sind es 40,4 Prozent bei 2,7 Versuchen, eine exzellente Quote.

Gleichzeitig sind es auch nur 21 Treffer bei nur 52 Versuchen - also eine sehr kleine Stichprobe. Auch bei den Mitteldistanzwürfen ist noch kein Volumen erreicht, bei dem man davon ausgehen kann, dass es von nun an die neue Realität repräsentiert. Das ist den Lakers für den Moment natürlich egal, schließlich wären sie auch dann Meister, wenn Davis in dieser Bubble-Zeit nur einen ausführlichen Hot Streak hatte (und sie noch den vierten Sieg holen!). Es ist dennoch im Kopf zu behalten.

NBA Bubble: Nicht nur Davis ist on fire

Auffällig ist nämlich, dass Davis nicht der einzige Bubble-Spieler mit einem gewissen Anstieg seiner Effizienz ist, der sich nicht wie bei etwa Tyler Herro darauf zurückführen lässt, dass ein extrem junger Spieler in den Monaten der Corona-Pause an seinen Schwächen gearbeitet hat.

Allein bei den Lakers findet sich mit Rajon Rondo ein weiteres Paradebeispiel: 31,6 Prozent Dreierquote über die Karriere, 39,5 Prozent in den Playoffs. Markieff Morris? 34,5 Prozent Karriere, 43,1 Prozent Playoffs. Jamal Murray oder Donovan Mitchell fallen ebenfalls in diese Kategorien. Das sind aber auch nur die prominenten Fälle.

Generell ist das Shooting in der Bubble präziser geworden, auch wenn sich die enormen Unterschiede der ersten Restart-Wochen in den Playoffs etwas reduziert haben. Die Dreierquote der gesamten Liga beispielsweise hat sich von der Regular Season (35,8 Prozent) zu den Playoffs ganz leicht gesteigert (36 Prozent), was nach nicht viel klingen mag, aber nur selten passiert:

Jahr3FG% Regular Season3FG% PlayoffsDifferenz
201836,235,1-1,1
201935,534,5-1,0
202035,836+0,2

Auch das durchschnittliche Offensiv-Rating ist in den Playoffs höher (111,3) als in der Regular Season (110,6). Dazu wurden bereits etliche Theorien aufgestellt, beispielsweise müsste die Tiefenwahrnehmung in einer leeren Halle ja eine andere sein, die Geräuschbelastung ist auch neu. Sind Spieler damit näher an Trainingsbedingungen, in denen normale NBA-Profis grundsätzlich kaum daneben werfen?

Das ist eine Frage, die sich auf der Makro-Ebene erst mit mehr Zeit, einer größeren Stichprobe und einem Gegentest beantworten lässt. Derzeit ist aber nicht absehbar, wann und wie NBA-Spiele wieder vor Fans stattfinden können. Womöglich findet auch die kommende Saison überwiegend in verschiedenen Bubbles statt.

Auch auf der Mikro-Ebene ist die Frage der Haltbarkeit höchst interessant. Der Jumper war vorher nicht direkt eine Schwäche, aber auch keine Stärke von Davis - in diesen Playoffs ist das anders. Mit einem so guten Wurf ist Davis eine nahezu perfekte Scoringwaffe, auf die es eigentlich nur eine Antwort geben kann (die Miami teilweise auch fand): Ihn gar nicht erst an den Ball kommen lassen beziehungsweise ihn sofort unter Druck setzen, sobald er den Ball fängt.

In den vergangenen beiden Spielen nahm Davis nur 9 beziehungsweise 16 Würfe, in den vergangenen DREI Spielen stand er nur insgesamt siebenmal an der Freiwurflinie - beides ist an sich viel zu wenig.

davis-turnover
© nba.com/stats

Davis und LeBron: Eine perfekte Partnerschaft

Davis hat noch nicht das Ballhandling und den Plan, um sich in jeder Situation gegen jede Defense Würfe zu erarbeiten. Das wäre die finale Stufe, der Punkt, den beispielsweise Durant und LeBron vor ihm erreicht haben. Davis ist ein Big Man mit fast allen Fähigkeiten eines Flügelspielers, er ist nur in der Hinsicht noch ein "klassischer" Big, dass man ihn ein wenig füttern und in Szene setzen muss.

Deswegen braucht er jemanden wie LeBron, um seinen höchsten Level zu erreichen, der darauf achtet, dass das Spiel nicht an Davis vorbeiläuft.

Das macht die beiden wiederum zu einem so perfekten Duo: Davis kann in diesem Tandem der vielleicht beste Zielspieler der Liga sein, ohne das Alpha & Omega der Lakers-Offense sein zu müssen. Im Kern ist er streng genommen die zweite Option, aber dann eben auch die beste ihrer Art. Früher oder später wechselt vielleicht die Rollenverteilung, aber das derzeitige Setup dient beiden Stars.

LeBron wusste schon, warum er ausgerechnet diesen Spieler neben sich haben wollte, um das eigene Titelfenster so lange wie möglich offen zu halten. Vermutlich müssen die Lakers auch in der kommenden Saison als Topfavorit gelten, zumal das Zusammenspiel von LeBron und seinen Co-Stars traditionell ab dem zweiten Jahr noch besser wird. Ist Davis' neue Effizienz real, sind diesem Duo keine Grenzen gesetzt - selbst wenn es nicht ausschließlich von elitärem Spacing umgeben ist.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema