Die Los Angeles Lakers haben die NBA Finals mit einer 2-0-Führung unter Kontrolle, schon entbrennt mancherorts eine Debatte, wer bei einem Titelgewinn der Lakers die Trophäe als Finals-MVP verdient hätte: LeBron James oder Anthony Davis? SPOX stellt die wichtigsten Argumente Stand jetzt für beide Seiten gegenüber.
Debatte um den Finals-MVP: Das spricht für LeBron James
Es ist wohl das simpelste Argument, das man in dieser Debatte anführen kann: LeBron ist auch im Jahr 2020 noch der beste Spieler der Welt. Schon in der regulären Saison war der mittlerweile 35-Jährige im Rennen um den MVP-Award, gäbe es so etwas wie den Playoff-MVP, würde LeBrons Name wohl auch in dieser Diskussion ganz weit vorne fallen. Mit seinen Auftritten in den Finals hat er seine Stellung als derzeit bester Basketballer des Planeten nur noch weiter untermauert.
Die King lieferte in den bisherigen beiden Partien in gewohnter Manier von allem ein bisschen was - besser gesagt von allem eine ganze Menge. Sein Scoring ist mit 29 Punkten bei 54,8 Prozent aus dem Feld und 41,7 Prozent aus der Distanz (bei 6 Versuchen pro Partie) elitär, dazu schnappt er sich im Schnitt 11 Rebounds und verteilt 9 Assists bei gerade einmal einem (!) Ballverlust.
Es sind aber nicht die schnöden Statistiken, die für LeBron als Finals-MVP sprechen - Davis' Stats sind noch besser (dazu später mehr) -, es ist vor allem die Art und Weise, wie James die Defense der Heat in den ersten zwei Spielen auseinandernahm.
Dabei kam vor allem sein enormer Basketball-IQ zum Tragen. In Spiel 1 pickte er sich die Schwachstellen der eigentlich in der Postseason herausragenden Heat-Defense gnadenlos heraus, er nutzte die switchlastige Defensiv-Strategie seines Gegenübers, um die von ihm präferierten Matchups gegen Tyler Herro oder Duncan Robinson zu attackieren.
Als Miami in Spiel 2 vermehrt auf die Zonenverteidigung zurückgriff, die die Boston Celtics in den Eastern Conference Finals nie so richtig knacken konnten, nahm er auch diese kurzerhand auseinander - beispielsweise als Passer von der Baseline aus oder mit guten Drives in die Lücke der Zonenverteidigung gefolgt von einem butterweichen Abschluss.
gettyLeBron James übernimmt im vierten Viertel die Kontrolle
LeBrons Playmaking erwies sich in diesen Situationen als herausragend, der King fand immer die richtige Antwort auf das Defensiv-Konstrukt, das Miami anbot. Als primärer Ballhandler macht er mit seinem Playmaking die Dominanz der Lakers möglich. Doch ist LeBron gerade zu Beginn einer Partie meist bemüht, seine Teamkollegen zu füttern, nimmt er im Schlussabschnitt regelmäßig das Heft selbst in die Hand.
In den bisherigen Finals kommt LBJ im vierten Viertel auf 8,5 Abschlüsse im Schnitt und erzielt dabei 9 Punkte. Nimmt man Kendrick Nunn einmal außer acht (ebenfalls 9 Punkte im Schnitt, die meisten davon aber in der Garbage Time von Spiel 1), liegt James in dieser Kategorie mit großem Abstand auf Platz eins in den Finals.
Dies spricht für LeBrons Rolle als unangefochtener Anführer der Lakers. Die Nr. 23 bringt die Erfahrung aus nun insgesamt zehn Finals-Teilnahmen und bisher drei Championships mit. Das hilft ihm nicht nur dabei, sein Team in der Crunchtime auf die Schulter zu nehmen, sondern vor allem nicht den Fokus zu verlieren.
Sowohl nach Spiel 1 als auch nach Spiel 2 mahnte LeBron, die Serie noch nicht abzuhaken. Die Lakers hätten noch Verbesserungspotenzial, man dürfe die Heat keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Trotz der 2-0-Führung im Rücken könnten diese mahnenden Worte ein entscheidender Faktor auf dem Weg zum 17. Lakers-Titel werden. Und natürlich LeBrons MVP-Qualität auf dem Parkett.
Debatte um den Finals-MVP: Das spricht für Anthony Davis
LeBron mag der beste Spieler der Welt sein, doch The Brow ist der dominanteste Spieler dieser bisherigen Finals. Das belegt einerseits der Blick auf die Statistiken: Davis hat sowohl in Sachen Scoring (33 zu 29 Punkte), bei der Effizienz (Shooting Splits: 63,4 Prozent FG/60 Prozent 3FG/100 Prozent FT zu 54,8/41,7/63,6), als auch beim Rebounding (11,5 zu 11,0) leicht die Nase vorn.
Gleichzeitig spricht aber auch der Eye-Test Bände. A.D. überzeugte in beiden Partien als variabler Scorer: Er trifft seine Mitteldistanzwürfe hochprozentig, genau wie seine Dreier. In Ringnähe ist er von den Heat sowieso nicht zu stoppen, erst recht, seitdem Bam Adebayo verletzt ausfällt. In Spiel 2 kumulierte seine Dominanz in der Zone in einer beeindruckenden Dunk-Show sowie sein derzeit heißes Händchen in sieben Treffern in Folge im dritten Viertel, mit denen er Miami auf Distanz hielt.
"Es gibt niemanden in der NBA, der ihn Eins-gegen-Eins verteidigen kann", brach Point Guard Rajon Rondo nach Spiel 2 in Lobeshymnen über seinen Big Man aus. "Wenn das Double-Team kommt, liest er die Situation großartig, er spielt die Bälle genau dahin, wo sie hingehören. Wenn wir durch ihn spielen, ist er nicht zu stoppen."
Kein Wunder also, dass L.A. bemüht ist, A.D. von Beginn an ins Spiel zu integrieren. Seine sechs Abschlüsse im ersten Viertel stehen im starken Kontrast zu LeBron, der sich wie bereits erwähnt zu Spielbeginn meist aufs Ballverteilen konzentriert. Davon profitiert natürlich auch Davis, durch den die Lakers-Offense vermehrt läuft.
Die Finals-Statistiken von LeBron James und Anthony Davis im Vergleich
Name | G / Min | Punkte | Rebounds | Assists | Steals | Blocks | Turnover | FG% |
Anthony Davis | 2 / 38,8 | 33,0 | 11,5 | 3,0 | 0,5 | 1,5 | 2,0 | 63,4 |
LeBron James | 2 / 37,8 | 29,0 | 11,0 | 9,0 | 1,0 | 0,5 | 1,0 | 54,8 |
Anthony Davis: Historische Zahlen beim Finals-Debüt
So spielte vor allem Davis' Beackern der Heat-Defense in den ersten beiden Partien der Serie eine große Rolle, warum sich L.A. jeweils schon vor dem Pausentee zweistellig absetzte. Die zuvor erwähnte Scoring-Produktion von LeBron im Schlussabschnitt war gerade in Spiel 1 nicht mehr entscheidend.
Außerdem: Der Big Man ist nicht nur in der Offensive ein wandelnder Matchup-Albtraum, sondern räumt als Defensiv-Anker seines Teams auch am anderen Ende des Courts ordentlich auf. Seiner Physis haben die Heat auch am Brett nichts entgegenzusetzen, wie 8 Offensiv-Rebounds in der vergangenen Partie eindrucksvoll unter Beweis stellten.
So kamen historische Zahlen zustande. Davis ist der erste Lakers-Spieler, der in den ersten zwei Spielen seiner Finals-Karriere jeweils mindestens 30 Punkte auflegte. Generell gelang dieses Kunststück nur vier weiteren Akteuren in der NBA-Historie (Kevin Durant 2012, Michael Jordan 1991, Rick Barry 1967 und Hal Greer 1967). Die Braue liefert also ab - genau wie LeBron mit MVP-Qualität.
NBA Finals - Das Fazit zur MVP-Debatte
Es ist eine enorm schwierige Frage, wer zurzeit die Nase im Rennen um den Finals-MVP vorne hat, der Zuschlag nach zwei Spielen geht aber ganz knapp an Davis. Festzuhalten ist aber: A.D. profitiert sehr stark von der Präsenz und dem Playmaking von LeBron - und andersherum.
Am meisten profitieren jedoch die Lakers, die mit der 2-0-Serienführung die Champagnerkorken vor dem inneren Auge schon fliegen sehen können. Spielen die Lakers die Finals ähnlich dominant zu Ende, werden sie mit beiden Optionen als Finals-MVP bestens leben können.
Lakers vs. Heat: Die Finals im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Team 1 | Team 2 | Ergebnis/Übertragung |
1 | 1. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | 116:98 |
2 | 3. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | 124:114 |
3 | 5. Oktober | 1.30 Uhr | Miami Heat | Los Angeles Lakers | DAZN |
4 | 7. Oktober | 3 Uhr | Miami Heat | Los Angeles Lakers | DAZN |
5* | 10. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | DAZN |
6* | 12. Oktober | 1.30 Uhr | Miami Heat | Los Angeles Lakers | DAZN |
7* | 14. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | DAZN |