Genau fünf Monate ist es her, dass Isaiah Hartenstein bei den Houston Rockets entlassen wurde. Am 23. Juni trennte sich Houston in seinem singulären Fokus auf Center-losen Basketball vom 22-Jährigen, der nun aufgrund des verschobenen NBA-Kalenders ungewöhnlich lange auf seine nächste Chance warten musste. Zweifel schien Hartenstein trotzdem nie zu haben.
Von einer Rückkehr nach Europa wollte er nichts wissen, von "mindestens 10 NBA-Teams, die mich holen wollen", sprach er Anfang August selbstbewusst bei Sport1. Nach wenigen Tagen der Free Agency ist er nun tatsächlich wieder bei einem Team angestellt. Wie schon zuvor in Houston auch bei einem, das nächste Saison den Titel holen möchte.
Dennoch könnte die Situation und die Ausrichtung des Teams in Denver kaum unterschiedlicher sein als die in Houston, gerade in der vergangenen Spielzeit. Spielertypen wie Hartenstein passten in Houston nicht mehr ins Konzept, in Denver ist der Fixpunkt des Spiels in Nikola Jokic ein echter Center. Saß der Joker auf der Bank, war bisher auch stets ein echter Fünfer auf dem Court.
Isaiah Hartenstein: Konkurrenzkampf bei den Denver Nuggets
Natürlich garantiert dies Hartenstein vorerst noch gar nichts. "Es gibt nur eine limitierte Anzahl von Plätzen in der NBA und es geht sehr hart zu", sagte B.J. Armstrong, der bis April 2020 als Agent von Hartenstein fungierte, gegenüber SPOX. Auch bei den Nuggets wird sich Hartenstein durchsetzen müssen.
Jokics bisheriger Backup Mason Plumlee ist zwar nach Detroit abgewandert, dafür haben die Nuggets in Zeke Nnaji mit dem Nr.22-Pick gerade erst einen Big gedraftet. Paul Millsap und der unlängst verpflichtete JaMychal Green sind ebenfalls Spieler, die in etwas kleineren Lineups Minuten auf der Fünf übernehmen können. Dazu hat Denver auch noch das Langzeitprojekt Bol Bol in der Hinterhand; der Riese ist kein Two-Way-Player mehr, sondern gehört nun fest zum Kader.
Allzu viele Minuten gibt es hinter Jokic ohnehin nicht. Seit Jahren spielt der Serbe in der Regular Season immer rund 32 Minuten pro Partie, in den Playoffs geht es dann schon Richtung 40. Dass die Nuggets Hartenstein einen Zweijahresvertrag mit Spieler-Option im zweiten Jahr vorlegten, zeigt aber, dass sie ihm durchaus zutrauen, sich hier zu etablieren.
Isaiah Hartenstein: Die Defense muss stimmen
Ein gutes Argument dafür ist seine Vielseitigkeit. "Er ist sehr groß, ein Seven-Footer, hat viele Skills und kann sowohl vom Flügel als auch innen spielen. Er ist ein guter Rebounder", lobte Armstrong bei SPOX. Hartenstein hatte in den vergangenen Jahren vor allem in der G-League dominante Vorstellungen gezeigt, teilweise aber auch schon bei den Rockets sein Potenzial angedeutet.
Er ist mobil und verfügt über einen guten Wurf, der es ihm vielleicht sogar ermöglichen könnte, in manchen Situationen mal neben Jokic auf dem Court zu stehen. Denver hat im nach Detroit abgewanderten Jerami Grant überraschend einen wichtigen Forward verloren, auch auf der Vier dürften also einige Minuten neu verteilt werden.
Neben den etablierten Veteranen Millsap und Green haben die Nuggets im Frontcourt viele junge Spieler, die sich noch nicht endgültig in der NBA etabliert haben. Michael Porter Jr. ist schon einen Schritt weiter, hat defensiv allerdings noch massive Defizite. Das gilt für mehrere seiner Kollegen - Hartenstein dürfte dann die beste Chance auf eine feste Rolle erhalten, wenn er defensiv solide bleibt und seine eigenen Fouls im Griff hat, was bisher sein größtes Problem in der NBA war.
B.J. Armstrong: "Er muss einfach den richtigen Platz für sich finden"
Abgesehen vom Fit in Houston natürlich. "Er ist harter Arbeiter, ein sehr guter junger Spieler, der sich beständig weiterentwickelt und versucht, seinen Weg in der NBA zu gehen", sagte Armstrong über seinen ehemaligen Schützling. "Er muss einfach den richtigen Platz für sich finden." Das ist für nicht etablierte Spieler nach wie vor die wohl größte Herausforderung in der Liga.
Dass er das Potenzial hat, in der NBA zu spielen, hat der Jungnationalspieler bereits gezeigt. Jetzt geht es darum, sich festzuspielen. Die Situation in Denver bietet dafür gute Chancen, zumal er mit dem Chef der Bank-Unit Monte Morris bereits bei den Rio Grande Valley Vipers zusammengespielt hat. Und: Micro-Ball steht ihm jetzt nicht mehr im Weg.
Die Statistiken von Isaiah Hartenstein
Saison | Team | Spiele | Minuten | Punkte | FG% | Rebounds | Assists | Blocks |
17/18 | Valley Vipers | 38 | 18,7 | 9,5 | 56,4 | 6,6 | 1,1 | 1,1 |
18/19 | Rockets | 28 | 7,9 | 1,9 | 48,8 | 1,7 | 0,5 | 0,4 |
Valley Vipers | 26 | 32,3 | 19,5 | 62,7 | 14,7 | 3,8 | 2 | |
19/20 | Rockets | 23 | 11,6 | 4,7 | 65,7 | 3,9 | 0,8 | 0,5 |
Valley Vipers | 14 | 32,6 | 24,9 | 58,7 | 14,7 | 4,4 | 1,1 |