Er wolle seine Karriere im Clippers-Trikot beenden, das bekräftigte Paul George vergangene Woche zum Start des Training Camps in einer Medienrunde. So ganz glauben wollte ihm diese Aussage jedoch kaum jemand. Schließlich hatte er sich zu Pacers- und Thunder-Zeiten recht ähnlich geäußert, nur um wenig später doch ein anderes Dress überzustreifen.
Nun unterstrich der 30-Jährige seine Ambitionen, zumindest in den kommenden fünf Jahren seinem aktuellen Arbeitgeber treu zu bleiben. George unterschrieb am Donnerstag eine vorzeitige Vertragsverlängerung, die ihm nach der anstehenden Saison für vier Jahre und 190 Millionen Dollar an die Clippers bindet. Inklusive 2020/21 bekommt George bis 2025 somit 225,5 Millionen Dollar überwiesen, wobei für das letzte Vertragsjahr eine Spieleroption inkludiert ist.
"Das ist der Ort, an dem ich sein möchte. Ich bin zuhause", betonte PG-13, der in Palmdale in der Nähe von L.A. aufgewachsen ist, nach seiner Unterschrift. "Ich will hier mein Vermächtnis aufbauen. Letztlich ist das der Ort, an dem ich meine größten Spuren hinterlassen möchte."
Bisher sind diese Spuren in erster Linie getrübt von einem Playoff-Desaster, als George und die Clippers in der zweiten Runde eine 3-1-Führung gegen die Denver Nuggets herschenkten. Anschließend musste Coach Doc Rivers gehen, es kursierten Gerüchte über Unstimmigkeiten innerhalb der Clippers-Kabine. Doch LAC setzt auf George, das wurde mit diesem Deal deutlich. Und hofft auf Kawhi Leonard.
L.A. Clippers: Der Worst-Case wurde vermieden
Ursprünglich hatte George die Option, nach der Saison 20/21 aus seinem Vertrag bei den Clippers auszusteigen. Genau wie Kawhi. Die Klaue hat diese Option immer noch, doch immerhin bekommt der Stadtrivale des amtierenden Champions nun bei einem seiner beiden Superstars Planungssicherheit über die anstehende Spielzeit hinaus.
Nach dem bitteren Playoff-Aus und den angeblichen Querelen innerhalb des Teams war der Druck enorm, in dieser Saison Erfolge abzuliefern. Ansonsten drohte den Clippers der Verlust von Kawhi und George in der Free Agency - das Worst-Case-Szenario, nachdem das Front Office im Sommer 2019 das komplette Inventar verscherbelte, um das Star-Duo nach L.A. zu locken.
Zur Erinnerung: Für die Dienste von PG-13 (und damit in gewisser Weise auch für die Unterschrift von Free Agent Kawhi) schickten die Clippers nicht nur Shai Gilgeous-Alexander und Danilo Gallinari, sondern gleich drei eigene zukünftige Erstrundenpicks (plus zwei von Miami) und zwei Pick-Swaps nach Oklahoma City. Fortan hing die Zukunft der Franchise fast ausschließlich an diesen beiden Spielern.
L.A. Clippers: George verlängert - was macht Kawhi?
Schon damals stellte der Trade ob der vertraglich festgehaltenen Spieleroptionen für Leonard und George 2021 ein gewisses Risiko dar. Es wurde verstärkt durch die enttäuschende Premierensaison des Duos, nun mit der Vertragsverlängerung von George ein wenig abgeschwächt. Aber bei weitem nicht eliminiert.
Es ist nicht garantiert, dass sich Kawhi seinem Forward-Kollegen anschließen und im Sommer 2021 ebenfalls in L.A. verlängern wird. Auch wenn die Clippers zumindest finanziell gute Argumente auf ihrer Seite haben. Steigt der 29-Jährige aus seinem Vertrag aus, was wahrscheinlich ist, hat er zehn NBA-Jahre auf dem Buckel. Das qualifiziert ihn für einen Maximalvertrag, der ihm 35 Prozent des Salary Caps (etwa 40 Mio. Dollar pro Jahr) garantieren würde.
"Paul und Kawhi sind großartige Teamkollegen. Sie genießen es offensichtlich, zusammenzuspielen, aber jeder von ihnen ist selbstständig", hielt sich Teampräsident Lawrence Frank bedeckt, was die Zukunft von Kawhi angeht. "Er war nicht berechtigt für eine Verlängerung so wie Paul und wir werden keine Vermutungen treffen, wie sich eine Person entscheiden könnte. Aber wir freuen uns sehr über die Brüderlichkeit, die die beiden entwickelt haben."
George selbst sei "hoffnungsvoll", dass sich Kawhi im nächsten Sommer ähnlich entscheiden werde wie er. Im Vorfeld seiner Vertragsverlängerung habe er mit dem zweifachen Champion gesprochen und ihn über seine anstehende Entscheidung informiert: "Ich werde keine Pistole auf seine Stirn setzen und sagen, er muss dieses oder jenes tun. Hoffentlich beruht unsere Verbindung auf Gegenseitigkeit und wir genießen es beide, zusammenzuspielen."
Paul George bei den Clippers: Es bleiben Fragezeichen
Zusammen ist das Stichwort, das voraussichtlich bis zu Kawhis Entscheidung im Sommer 2021 in der Schwebe hängen wird. Die Clippers werden erleichtert sein, dass zumindest Georges Zukunft geklärt ist, doch ein durchweg positiver Ausblick in die Zukunft bietet sich dadurch nicht.
Nicht allein aufgrund der schwachen Playoff-Leistungen von "Pandemic P" stehen einige Fragezeichen hinter George. Der Forward wird im Mai kommenden Jahres 31 Jahre alt, hat eine nicht unbedeutende Verletzungshistorie hinter sich (unter anderem mit Operationen an beiden Schultern) und könnte als 34-Jähriger in seinem letzten Vertragsjahr 48,8 Mio. Dollar kassieren, sollte er seine Spieleroption ziehen. Es ist ungewiss, ob er an seine starke Saison 2018/19, als er dritter im MVP-Rennen wurde, nochmals anknüpfen kann.
Zudem hatte George auch in OKC seinen Vertrag erst zu großen Bezügen verlängert, anschließend vermeldet, das "unfinished business" mit den Thunder finishen zu wollen, und nach nur einem Jahr doch einen Trade gefordert, als Kawhi und L.A. ihm schöne Augen machten. Doch was passiert, wenn die Klaue das Team 2021 verlassen sollte? Dass PG-13 seine Karriere wirklich bei den Clippers beenden wird, ist keine ausgemachte Sache.
Der Vertrag ist ein Risiko und No-Brainer zugleich aus Sicht der Clippers. Sucht Leonard 2021 eine neue Heimat, dann steht L.A. immerhin nicht komplett blank und ohne Assets da. Verlängert letztlich auch Kawhi und etablieren sich die Clippers in naher Zukunft Jahr für Jahr als Titelanwärter, dann wird in ein paar Jahren niemand mehr die Entscheidung anzweifeln.
Paul George: "Ich schulde ihnen eine Trophäe"
Dafür braucht es einen Paul George in Topform, eine neue Kultur innerhalb der Kabine, für die der neue Head Coach Tyronn Lue verantwortlich sein wird, und die Unterstützung von beispielsweise Neuzugang Serge Ibaka, der gemeinsam mit Kawhi bereits in Toronto den Titel gewann und im Vergleich zum abgewanderten Montrezl Harrell sowohl sportlich als auch in Sachen Team-Chemie ein Upgrade sein kann.
Der Druck auf die Clippers wurde mit der vorzeitigen George-Verpflichtung vorerst etwas gemildert, ein ähnliches Abschneiden wie in der Postseason 2020 wird man sich dennoch nicht erlauben dürfen, um Kawhi zu halten.
"Ich schulde ihnen eine Trophäe", machte George seine Ambitionen mit den Clippers klar. "Das ist das, was ich dieser Organisation schulde. Wir versuchen, dieses Fenster zu nutzen. Meine Verpflichtung und mein Job ist es, zu versuchen, einen Titel hierherzubringen."
NBA: Die Statistiken von Paul George in der NBA
Team | Spiele / Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% |
Pacers | 448 / 32,8 | 18,1 | 6,3 | 3,2 | 43,2 | 37,0 |
Thunder | 156 / 36,7 | 25,0 | 6,9 | 3,7 | 43,4 | 39,2 |
Clippers | 48 / 29,6 | 21,5 | 5,7 | 3,9 | 43,9 | 41,2 |
Karriere | 652 / 33,5 | 20,0 | 6,4 | 3,4 | 43,3 | 38,1 |