Trade Deadlines sind über die Jahre zu einem eigenständigen Phänomen, fast schon zu einer Wissenschaft geworden. Je mehr sich die Berichterstattung ins Internet verlagert hat und je mehr das Drumherum teilweise wichtiger wurde als das Spiel selbst, desto mehr Gerüchte wurden in den hysterischen Tagen vor jeder Deadline durch den Äther getrieben.
Jedes Jahr ist es eine Herausforderung, herauszufiltern, was echt ist und was nicht. Zumeist kommen 95 Prozent der kolportierten Deals nie zustande, im Spiel sind schließlich immer auch gezielte Falschinformationen. Häufig verläuft das Ganze ruhig, und dann gibt es auf einmal doch eine Deadline wie 2015, als auf den letzten Drücker 37 Spieler in elf Trades das Team wechselten.
"Real trades move in silence like lasagna", um den langjährigen ESPN-Reporter J.A. Adande zu zitieren - im Vorfeld ist daher selten absehbar, welche Art von Deadline es geben wird, und das ist auch in diesem Jahr der Fall. Involvierte Namen gibt es zuhauf, interessierte Teams ebenfalls, passiert ist bisher nicht viel. Dass echte Superstars das Team wechseln, gilt als sehr unwahrscheinlich.
Dennoch könnte die Deadline für einige wenige Teams in diesem Jahr tatsächlich den Unterschied zwischen Pre- und legitimen Contender machen - denn das Titelrennen wirkt zumindest potenziell wesentlich offener als in vielen Jahren zuvor. Covid, der komprimierte Spielplan, ein nur bedingt existenter Heimvorteil und die schon jetzt bestehenden Ausfälle machen es möglich.
Warum die Nets und Lakers verwundbar sind
In beiden Conferences gibt es zwar einen Topfavoriten: die Lakers im Westen, die Nets im Osten. Doch beide wirken nicht so unverwundbar wie etwa die Warriors im Jahr 2017. Beim Meister sind aktuell die beiden besten Spieler verletzt, Brooklyn dominiert zwar, die Defense ist aber immer noch anfällig und die drei Stars standen bisher kaum gemeinsam auf dem Court.
Bei LeBron James hat man sich über die Jahr(zehnt)e daran gewöhnt, dass er Verletzungen einfach abschüttelt und schnell ohne Einbußen zurückkehrt, nur ist er mittlerweile eben 36 Jahre alt. Anthony Davis ist zwar jünger, aber wesentlich fragiler - dass er mit Achillessehnenproblemen nun schon so lange ausfällt, lässt zumindest die Tür für Spekulationen offen.
Durant und Davis: Vorsicht ist geboten
Das Gleiche gilt bei Kevin Durant auf Seiten der Nets, der erst vor dieser Spielzeit von einem Achillessehnenriss zurückgekehrt ist und seither noch nicht mehr als sechs Spiele am Stück absolviert hat (insgesamt 19). Bei allen drei Stars ist oberste Vorsicht geboten, weshalb ihre Teams gut damit beraten sind, konservativ mit ihnen umzugehen.
Die Fitness zum Playoff-Start ist wichtiger als das Seeding, gerade bei so Star-lastigen und erfahrenen Teams wie den Lakers und Brooklyn. Wenn die Gesundheit garantiert ist, sind beide Teams die Big Dogs in ihrer Conference. Aber wenn nicht? Wenn KD nicht in der Lage ist, in den Playoffs 40 Minuten pro Spiel einer der Defensiv-Anker zu sein (um Brooklyns historische Offense sorgt sich niemand), wenn Davis oder LeBron in der Postseason nicht bei 100 Prozent sind?
Dann wird das Fenster für andere Teams noch etwas weiter aufgestoßen.
Was geht auf dem Buyout-Markt?
Es gibt einige Contender, die de facto schon All-in sind. Die Bucks etwa lösten vorige Woche ihren wohl letzten Chip ein, um P.J. Tucker zu holen. Die Clippers sind zwar dem Vernehmen nach an etlichen Spielern interessiert, haben mittlerweile aber noch weniger anzubieten als ihre Stadtrivalen, da in vorigen Star-Trades schon etliche Draft-Picks veräußert wurden.
Die Lakers erwägen nun zwar angeblich Trades ihrer Veteranen, aber insbesondere Dennis Schröder und Kentavious Caldwell-Pope erfüllen Rollen, die für die Titelverteidigung eigentlich zu wichtig sind. Schröders auslaufender Vertrag könnte ein Argument für einen Trade sein, wenn L.A. ihn nun doch nicht langfristig behalten will, aber es müsste im Gegenzug schon ein dynamischer Playmaker zurückkommen. Es ist nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich, dass sich so ein Deal finden lässt.