NBA

NBA - Chicago Bulls und der Trade für Nikola Vucevic: Ist etwas besser gut genug?

Von Robert Arndt
Zach LaVine und Nikola Vucevic sollen von jetzt an das neue Star-Duo der Chicago Bulls bilden.
© getty / Twitter
Cookie-Einstellungen

Vielmehr heben die Bulls ihr jetziges Niveau an und opfern dafür gewissermaßen ihr Potenzial, indem sie Draft-Picks abgaben. Das ist in Ordnung, schließlich waren die Bulls nun jahrelang ein, nett ausgedrückt, bestenfalls mittelmäßiges Team. Mit dem Duo LaVine/Vucevic könnte Chicago wieder mehr Spaß machen.

Vucevic ist einer der besseren Post-Up-Spieler der NBA, in Orlando war seine Effizienz jedoch ausbaufähig (nur 0,9 Punkte pro Play), wobei hier auch die fehlenden Schützen um ihn herum eine nicht unwesentliche Rolle spielten. Zugleich ist der Montenegriner eine echte Gefahr aus dem Pick'n'Pop, per Catch-and-Shoot versenkte Vucevic fast 41 Prozent seiner Dreier. Unter den Centern sind nur Nikola Jokic und Chris Boucher besser, sie nehmen aber nur halb so viele Würfe wie der neue Bulls-Star (6,5 FGA).

Chicago Bulls: So könnte LaVine mit Vucevic funktionieren

Mit all diesen offensiven Waffen wird Vucevic LaVine das Leben leichter machen, mehr Räume öffnen und selbst mehr freie Würfe bekommen. Vucevic kann nicht nur zur Dreierlinie absinken, sondern ist bereits über Jahre ein guter abrollender Big (1,14 PPP). Chicago kann das Spiel so recht simpel gestalten, auch das hilft LaVine, der kein klassischer Spielmacher ist und deswegen sehr anfällig für Ballverluste bleibt.

Schon im ersten Spiel in San Antonio, welches jedoch deutlich verloren ging, gab es erste Ansätze zu sehen, auch wenn Tomas Satoransky den Big Man zumeist besser einsetzen konnte. Hier mal ein Beispiel, wie tödlich ein Pick'n'Pop der beiden All-Stars sein kann (wenn denn der Wurf fällt).

vuc-pop
© NBA

Gleiches gilt für den Post, wo San Antonio unter allen Umständen den Switch vermeiden möchte, Vucevic eine gute Position gegen Jakob Pöltl erarbeiten kann und so das And-1 gegen den Österreicher zieht.

vuc-post
© NBA

Problematisch dürfte es dagegen weiter am hinteren Ende des Feldes bleiben. Vucevic ist eher fußlahm und besitzt vor allem nicht die Mobilität gegen schnellere Gegenspieler, sodass Chicago schon eine Top-10-Offense stellen muss, um wirklich ein Playoff-Team zu sein. Im Moment belegen sie hier laut Cleaning the Glass Rang 15.

Chicago Bulls: Was passiert mit Lauri Markkanen?

Dass Vucevic neben Markkanen spielen wird, macht die Sache defensiv nicht einfacher, das erkannte auch Donovan schnell und ersetzte den Finnen beim Gastspiel in Golden State mit Thaddeus Young in der Starting Five. In der Theorie soll Markkanen nun mit der Second Unit für mehr Offense sorgen, in Daniel Theis hat er dafür einen geeigneten Parter. Der Theis-Trade war ein kleiner Coup für die Bulls, auch wenn es für den deutschen Nationalspieler erst einmal ins zweite Glied geht.

Wie das alles zusammenpassen kann, wird die Zukunft zeigen. Für den Moment wirkt es alles nicht ganz ausbalanciert und viel Zeit bleibt den Bulls nicht. Im engen Playoff-Rennen im Osten können wenige Siege über Platz 4 oder Platz 12 entscheiden, dazu stehen im Sommer richtungsweisende Entscheidungen an.

Markkanen wird Restricted Free Agent, sein Standing ist nicht das Beste in der Organisation, was die Gerüchte um einen Trade für Lonzo Ball implizierten. Der Finne wartet weiter auf seinen Durchbruch, die (unfairen) Vergleiche mit Dirk Nowitzki gehören schon lange der Vergangenheit an.

Chicago Bulls: Verlängert Zach LaVine seinen Vertrag?

Aus Franchise-Sicht noch wichtiger ist aber die Tatsache, dass LaVine mit Beginn der Free Agency einen neuen Vertrag unterzeichnen kann. Das wären potenziell rund 108 Millionen Dollar für vier Jahre (oder: Wird LaVine ins All-NBA Team gewählt, ist er für einen Supermax-Vertrag qualifiziert!), was der Shooting Guard mit großer Wahrscheinlichkeit ablehnen wird, da in der Offseason 2022, wenn sein Vertrag ausläuft, mehr Geld auf dem Tisch liegen wird.

Dies wird ein kritischer Moment für die Bulls, schließlich ist der Vucevic-Deal ein Zeichen in Richtung LaVine. Gleichzeitig verschafft es dem 25-Jährigen eine exzellente Verhandlungsposition, da Chicago sich aufgrund des fehlenden Draftkapitals voll dem neuen All-Star-Duo verschrieben hat.

Patrick Williams als Wildcard der Bulls

Es gibt aber auch noch eine Wildcard für den sechsfachen NBA-Champion, die auf den Namen Williams hört. Der 19-Jährige ist nach Aleksej Pokusevski der jüngste Spieler in der Association und zeigte in seinen Minuten gute Ansätze. Er weiß, wo der Korb hängt und lernt Abend für Abend, was es heißt, defensiv gegen die Besten der Liga auf dem Flügel zu bestehen.

Wenn Vucevic ein sogenannter "Floor Raiser" ist, kann der Forward als "Ceiling Raiser" gesehen werden. Noch ist es zu früh zu prognostizieren, ob Williams mal für All-Star-Spiele in Betracht gezogen werden kann, doch wenn seine Entwicklung tatsächlich (schnell) Fahrt aufnimmt, könnten die Bulls auch mit einem Duo auf verschiedenen Zeitachsen ans Tor zur Spitze des Ostens anklopfen.

Hier spielt jedoch viel Theorie mit hinein. Für den Moment hat sich Chicago von einem Team an der Kante zur Lottery zu einem potenziellen Playoff-Team ohne Heimvorteil verbessert. Ob das dann wirklich zielführend war, liegt im Auge des Betrachters.

Inhalt: