Luka Doncic war nicht in Topform, Kristaps Porzingis verletzt, dazu fehlte das halbe Team zwischenzeitlich wegen Corona. Die Saison hätte für Dallas besser beginnen können, seit Februar stehen die Texaner aber wieder im Saft.
Seit dem 1. Februar haben die Mavs 14 ihrer 21 Partien gewonnen, darunter auch Duelle mit Portland, den Clippers, Denver, Brooklyn, Boston oder Golden State, also mitnichten nur Laufkundschaft. Derzeit stehen sie im Westen auf Platz acht, Tendenz steigend. Doch das dürfte dem ambitionierten Besitzer Mark Cuban auf lange Sicht nicht reichen.
Die Mavs haben in Doncic den besten jungen Spieler der Liga, der bereits mit 21 Jahren ins All-NBA First Team gewählt wurde und auf lange Sicht ein Dauerkandidat auf den MVP-Award sein dürfte. Porzingis kann, wenn er fit bleibt, eine der besseren zweiten Optionen der NBA sein - das ist der Nukleus des Teams. Drumherum bleiben jedoch viele Fragen offen.
Dallas Mavericks: 195 Mio. für Luka Doncic?
Mit mehreren Moves in der Offseason sollte dem offensivlastigen Team mehr Balance verliehen werden. Bisher ist das nicht geschehen und auch die Hoffnung auf einen dritten Star, der in der Offseason 2021 via Free Agency nach Dallas hätte kommen können, ist seit der Vertragsverlängerung von Giannis Antetokounmpo in Milwaukee deutlich schwächer ausgeprägt.
Langsam, aber sicher läuft den Texanern bei der Jagd die Zeit davon. Aus folgendem Grund: Im Moment kassiert Doncic aufgrund seines Rookie-Vertrags gerade einmal rund 8 Millionen Dollar, nächste Saison werden es knapp 10,2 sein. Danach wird es aufgrund der Rose Rule allerdings teuer.
Doncic kann in diesem Sommer eine vorzeitige Vertragsverlängerung unterzeichnen, was mit großer Sicherheit passieren wird. Da er bereits im Vorjahr das All-NBA First Team erreichte, können die Mavs ihm Stand jetzt bis zu 195 Millionen Dollar über fünf Jahre bieten - eine monströse Zahl, die Dallas über Jahre einschränken wird. Sollte er bis 2022 MVP werden, würde diese Zahl sogar noch größer werden.
An Cap Space wird kaum zu denken sein, deswegen werden die kommenden Monate die Weichen dafür stellen, mit welchem Team die Texaner in den besten Doncic-Jahren auf Titeljagd gehen möchten, im Sommer 2022 ist der Zug für wirklich signifikante Verstärkungen womöglich abgefahren.
Cuban hat vor kurzem einerseits einen Trade von Porzingis ausgeschlossen und gesagt, dass Dallas zur Deadline wohl nicht groß aktiv werden wird. Angesichts dieser Ausgangslage könnten die Aussagen allerdings ein Bluff sein. Titel-Fenster sind oft kleiner, als man denkt, vor allem die OKC Thunder können davon ein Lied singen.
Dallas Mavericks: Ähnliche Schwächen wie im Vorjahr
Drei Schwachstellen stechen ins Auge, zwei davon sind aus der Vorsaison geblieben. Die Defense bleibt ein Problem: Cleaning the Glass verortet das Team von Coach Rick Carlisle auf Platz 25, das ist sogar noch einmal ein Rückschritt zum Vorjahr.
Josh Richardson konnte nicht alle Probleme beseitigen, es fehlt ein weiterer Verteidiger, der die besten Guards der Liga ausreichend stören kann. Dorian Finney-Smith ist zwar recht gut darin, doch auf dem Flügel deutlich besser aufgehoben. Und hinter den beiden wird es dann noch dünner; Berichten zufolge schauen die Mavs derzeit vornehmlich nach weiteren Flügelspielern. Kursierende Namen sind etwa Evan Fournier (Orlando) und Norman Powell (Toronto).
Beide können sehr gut werfen, womit wir beim nächsten Schwachpunkt wären. Die Mavs erspielen sich bisher 17,4 von nba.com/stats als "weit offen" klassifizierte Dreier pro Spiel, sie treffen jedoch nur 37 Prozent davon. Das ist knapp drei Prozentpunkte unter dem Liga-Durchschnitt, auch wenn es sich seit Februar deutlich verbessert hat.
Maxi Kleber ist hier der beste Mavs-Rollenspieler, 47,7 Prozent seiner Catch-and-Shoot-Dreier finden das Ziel, bei Richardson sind es unter 30 Prozent. Bis zum Ende der Saison wird sich dies wohl in beide Richtungen normalisieren, Fakt ist aber auch, dass Dallas Seth Curry vermisst, der für Richardson nach Philadelphia abgegeben wurde.
Dallas Mavericks: Wo ist die Entlastung?
Mit Doncic werden die Mavs allerdings wohl immer eine elitäre Offensive haben, das bestätigt sich auch in dieser Spielzeit. Mit dem Slowenen legen die Mavs 119,0 Zähler pro 100 Ballbesitze auf, ohne ihn sind es 12,7 Punkte weniger. Das ist einerseits ein Zeichen für die Klasse des 22-Jährigen, andererseits aber auch ein Beleg für eine Lücke im Kader.
So gut Jalen Brunson auch als Backup agiert, für die absolute Spitze kommt von der Bank auf Dauer zu wenig. Auch hier war die Hoffnung, dass Richardson ein wenig beim Ballvortrag helfen könnte, dieser Wunsch erfüllte sich bisher nicht. Carlisle ist bekannt dafür, gerne Lineups mit drei Guards zu spielen, ein weiterer Spielmacher mit defensiven Qualitäten würde dem Team sehr gut tun.
Dallas Mavericks: Zwischen Gegenwart und Zukunft
Die Frage ist jedoch, wie viel Dallas bis Donnerstag um 20 Uhr opfern möchte. Mit James Johnson (16 Mio.) und Tim Hardaway Jr. (19 Mio.) werden zwei Spieler Free Agents, Richardson wird seine Spieler-Option über 11,6 Millionen Dollar mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ziehen. Sie alle könnten in einem Paket verschifft werden, gerade die Letzteren spielen aber wichtige Rollen.
Vielleicht ergibt sich kein ideales Szenario, dann könnten die Mavs wie von Cuban angekündigt die Füße stillhalten. Aber: Wenn die Möglichkeit besteht, die Deadline als vorgezogene Offseason zu nutzen, sollte dies in Betracht gezogen werden. Viele der interessantesten Namen in der kommenden Free Agency sind Restricted wie zum Beispiel Lonzo Ball oder John Collins (beide 23).
Vom Alter her würden sie zu Doncic und Porzingis passen, dazu würden sie einige aktuelle Probleme lösen, wie zum Beispiel Shooting (beide über 38 Prozent). Durch Trades würde sich Dallas einen Vorteil in Form von Kontrolle verschaffen, man wäre dann nicht abhängig von der Theorie, dass Dallas dank Doncic nun als echte Free Agent-Destination gilt, die bisher schlichtweg unbelegbar ist.
Dallas Mavericks: Kontinuität über Aktionismus
Viele Assets bleiben Dallas aber nicht mehr. Die Deals für Doncic und Porzingis haben insgesamt drei Erstrundenpicks gekostet, 2021 und 2023 gehen die Picks nach New York, letzterer ist Top-10-geschützt. 2022 kann daher aufgrund der Stepien-Regel (es dürfen keine aufeinanderfolgenden Picks getradet werden) nicht abgegeben werden.
Die Situation ist also eher kompliziert, andere Teams haben bessere Blätter, während es im Sommer nach dem Draft wieder besser aussehen dürfte. Dann hat Dallas einen Draft-Pick mehr und Cap Space (auch für einen Max-Spieler) zur Verfügung - die Frage ist nur eben, welche Optionen dann überhaupt noch vorhanden sind.
Deswegen werden die Mavs bis zur Deadline lauern, wie auch Cuban bestätigte: "Wir werden natürlich reden, wenn ein großartiger Spieler zu haben ist. Wir werden aber nicht einen Trade machen, nur damit wir einen Trade gemacht haben. Dann habe ich lieber Kontinuität."