16 Trades sind am Donnerstag an einer ursprünglich als "ruhig" deklarierten Deadline über die Bühne gegangen, ein paar Titelanwärter haben aufgerüstet und auch drei deutsche Spieler waren in Deals involviert - in Daniel Theis und Moritz Wagner wurden zwei von ihnen sogar füreinander getradet. Das vielleicht größte Fragezeichen steht am Ende trotzdem hinter einem, der wenige Stunden nach der Deadline erneut für sein bisheriges Team auflief.
Denn es wirkt aktuell nicht ganz klar, wie lange Dennis Schröder dies noch für die Los Angeles Lakers tun wird. "Es ist ein verrücktes Geschäft", sagte der 27-Jährige selbst, als er nach der Niederlage seines Teams gegen die Philadelphia 76ers auf seine Zukunft angesprochen wurde. Er wolle sich seine Optionen ansehen, wenn die Entscheidung im Sommer ansteht.
Noch vor wenigen Monaten schien es fast schon ausgemachte Sache, dass Schröder langfristig in Los Angeles bleibt, bis vor wenigen Tagen wurde Berichten zufolge über einen neuen Vertrag verhandelt. Nun waren es die Lakers selbst, die Schröder überraschend in Trade-Gesprächen anboten. Was ist passiert?
NBA Trades: Jeder Spieler ist verfügbar
Zunächst eine allgemeine Aussage: In der NBA ist per se jeder Spieler "verfügbar", der nicht zur Kategorie LeBron James gehört oder über eine No-Trade-Klausel verfügt. Sieht ein Team die Möglichkeit, sich zu verbessern, oder soll eine andere Richtung eingeschlagen werden, dann steht der gesamte Kader zur Debatte.
Insofern ist es also kein Wunder, dass dies auch für Schröder galt, es ging schließlich um einen Trade für einen Spieler (Kyle Lowry), der die Lakers umgehend hätte besser machen sollen. Zumal sich die Situation in Los Angeles über die vergangenen Wochen verändert hat.
Die Lakers sahen zu Saisonbeginn ebenso dominant wie in der Vorsaison aus und an der Seite von LeBron und Anthony Davis fügte sich Schröder sehr gut ein. Nun fallen aber beide Stars aus und entblößen dadurch vermehrt Lücken im Kader, auch bei Schröder, dessen Leistungen seinem Anspruch zuletzt nicht gerecht wurden.
Dennis Schröder ist nicht vollständig eingeschlagen
Der Point Guard verzeichnet bei den Lakers weniger Punkte im Schnitt (15) als in jeder Saison seit 2015/16, was neben zwei Superstars an sich in Ordnung ist, aber auch die Effizienz stimmt nicht und ist im Vergleich zur bärenstarken Vorsaison eingebrochen (53,9 statt 57,5 Prozent True Shooting). Seine Point of Attack-Defense ist wertvoll, seine Rolle wichtig, aber ein "Homerun" ist er für die Lakers bis dato nicht, auch wenn Frank Vogel ihn unlängst als "einen der essenziellsten Spieler bei uns" lobte.
Auch mit Schröder ist es den Lakers aber nicht gelungen, eine Identität in den Minuten ohne LeBron zu kreieren. In den Minuten, die Schröder in dieser Spielzeit ohne den King auf dem Court steht, verlieren die Lakers laut Cleaning the Glass mit einer Differenz von -1,6, neben James hingegen funktioniert es blendend (+11,5). Das gilt aber für viele Spieler an der Seite des 36-Jährigen.
Solange James auf MVP-Niveau agierte, war das kein übermäßiges Problem, seit seinem Ausfall sind die Lakers aber ins Straucheln geraten und haben gezeigt, dass der Kader zwar gut ist, aber doch nicht gut genug, um zwei der besten Spieler der Welt zu ersetzen. Das ist nicht überraschend, aber es hilft gleichzeitig nicht den anderen Spielern, vor allem dann, wenn diese bezahlt werden wollen.
Die Statistiken von Dennis Schröder in OKC und Los Angeles
Saison | Spiele | Punkte | FG% | 3FG% | Assists | Off-Rtg. |
19/20 (OKC) | 65 | 18,9 | 46,9 | 38,5 | 4 | 108 |
20/21 (LAL) | 41 | 15,1 | 43,1 | 31,5 | 4,8 | 106 |
Dennis Schröder lehnte Vertragsangebot ab
Schröder hatte bereits zum Saisonstart betont, es müsse "für beide Seiten fair" sein, dann könne er sich eine vorzeitige Vertragsverlängerung gut vorstellen. Einem neuen Bericht von The Athletic zufolge sind beide Parteien mit der Vorstellung, was "fair" ist, aber noch immer weit auseinander.
Schröder will demnach mindestens 20 Millionen Dollar jährlich über mehrere Saisons, die Lakers stellen sich eine Summe näher an der aktuellen Zahl (15,5 Mio.) vor. Eine Verlängerung über zwei Jahre und 33,4 Mio. hat Schröder vor der Saison bereits abgelehnt. Das hat offenbar mit dazu beigetragen, dass er nun in das Angebot für Lowry involviert wurde.
Der Raptors-Guard ist zwar deutlich älter als Schröder (35), kann aber nach wie vor offensiv wie defensiv den größeren Einfluss für sich reklamieren. Lowry ist ein besserer Shooter, ein sehr robuster Verteidiger, dazu hat er in Toronto seit Jahren auch in Minuten ohne andere Stars das Team auf Kurs gehalten. All dies sind Dinge, die ihn für einen kurzzeitigen weiteren Titelrun zu einem wohl besseren Fit für die Lakers gemacht hätten als Schröder.
Los Angeles Lakers stecken im Geld-Dilemma
Nun kam der Deal jedoch nicht zustande, was einerseits daran lag, dass Los Angeles den 20-jährigen Talen Horton-Tucker (das größte Talent im Kader) im Gegensatz zu den Veteranen Schröder und Kentavious Caldwell-Pope nicht mit abgeben wollte, und andererseits daran, dass Lowry den Lakers ihr drohendes Dilemma in der Offseason auch nicht abgenommen hätte.
Der Oldie wird ebenso Free Agent wie Schröder, Alex Caruso und wahrscheinlich Montrezl Harrell, der über eine Spieler-Option für 21/22 verfügt. Und Horton-Tucker, der restricted wird. Los Angeles zahlt jetzt schon unheimlich viel Geld für seinen Kader und die Summe wird im Sommer noch massiv steigen, da mit Caruso, Horton-Tucker und Schröder jeweils verlängert werden soll.
Aktuell stehen für die kommende Saison bereits 116,9 Mio. Dollar in den Büchern der Lakers, im Jahr darauf sind es schon über 111 Mio. Das bedeutet unter anderem, dass sie in der Free Agency kein großer Faktor für "fremde" Spieler sein können. Was die Verhandlungsposition von beispielsweise Schröder wieder stärkt.
Dennis Schröder und die "Bird Rights Trap"
Für die eigenen Free Agents kann ein Team nämlich auch dann über die gängigen Exceptions gehen und hohe Summen anbieten, wenn man eigentlich schon über der Luxussteuer-Grenze operiert. Die Voraussetzung dafür sind die Bird Rights, über welche L.A. auch bei Schröder verfügt. Diese sind nach Larry Bird benannt und sollen Teams dabei helfen, ihre Free Agents zu halten.
Mit vollen Bird Rights kann man einem Spieler selbst über dem Luxussteuer-Bereich noch einen Maximalvertrag bieten. Das ist aber nicht immer ein Segen; The Athletic-Insider John Hollinger spricht regelmäßig von der "Bird Rights Trap", also "Falle", weil diese Teams oft de facto kaum eine Alternative haben, als die teilweise exorbitant hohen Forderungen der Spieler zu erfüllen.
Marcus Morris bei den Clippers war 2020 so ein Beispiel, Schröders Teamkollege Caldwell-Pope ebenfalls. Ihre Teams haben auf dem offenen Markt keine Chance, diese Spieler qualitativ zu ersetzen, also zahlen sie mehr, als sie vielleicht möchten. Was nicht bedeutet, dass diese danach nicht auch wieder getradet werden könnten (siehe erneut KCP).
Nachdem der Trade nun nicht zustande kam, ist Schröder prinzipiell in einer mächtigeren Position als vorher, weil es für die Lakers fortan noch schwerer wird, einen anderen dynamischen Playmaker an die Seite ihrer Stars zu stellen. Man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie zumindest darüber nachgedacht haben. Jetzt hat Schröder die Karten aber selbst in der Hand.