P.J. Tucker zu den Bucks: Der Schlüssel im Championship-Run?
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis P.J. Tucker die Umzugswagen bestellen konnte. Seit Ende vergangener Woche war klar, dass der ehemalige Bamberger kein Spiel mehr für die Rockets absolvieren würde. Angeblich war er frustriert, dass die Rockets ihn noch nicht zu einem Titelanwärter verschifft hatten. Nun bekommt er seinen Willen.
Die zweite, noch wichtigere Frage war: Wohin wird es für den 35-Jährigen gehen? In der Gerüchteküche wurden einige Interessenten gehandelt, darunter die Los Angeles Lakers, Miami Heat, Brooklyn Nets oder eben die Bucks, die sich nun den "Big" sowie Rodions Kurucs sicherten und dafür D.J. Augustin, D.J. Wilson und Picks Richtung Houston verschifften.
Mit Tucker (noch 1 Jahr/8 Mio. Dollar) holen sich die Bucks einen potenziellen Schlüsselspieler für die Frontcourt-Rotation. Der 1,96-Meter-Mann bringt Defense, Toughness, Playoff-Erfahrung und eine gewisse Gefahr aus der Distanz mit, vor allem ersteres wird für Milwaukee entscheidend sein. In den vergangenen Jahren arbeitete Bucks-Coach Mike Budenholzer mit sehr viel Drop-Coverage in Pick'n'Rolls anstatt switchen zu lassen. Das wurde sowohl 2019 als auch 2020 in den Playoffs gnadenlos bestraft.
Mit Tucker bekommen die Bucks nun einen hervorragenden Small-Ball-"Big", mit dem sich der Fokus auf eine etwas switchlastigere Defense, womit Coach Bud in der laufenden Saison bereits öfters experimentiert hat, legen ließe. Tucker hat in Houston bewiesen, dass er sowohl gegen größere Gegenspieler unter dem Korb als auch gegen kleinere am Perimeter seinen Mann stehen kann.
Milwaukee Bucks: Mehr All-In geht kaum
Was er in Milwaukee allerdings noch beweisen muss, ist, wie viel er noch im Tank hat. In der laufenden Saison legte der Forward mit Ausnahme seines Rookie-Jahres Karrieretiefstwerte bei den Punkten (4,4), der Feldwurfquote (36,6 Prozent) und der Dreierquote (31,4 Prozent) auf. Muss er für die vielen Minuten und das jahrelange Verteidigen größerer Gegenspieler langsam Tribut zollen?
In Houston profitierte er in den vergangenen Jahren stark von James Harden und Chris Paul beziehungsweise Russell Westbrook, die die Aufmerksamkeit der Defense auf sich zogen und Tucker freie Würfe ermöglichten. Das war in dieser Saison nicht der Fall, möglicherweise gehen seine Statistiken an der Seite von Giannis Antetokounmpo und Co. wieder in die Höhe. Vor allem, weil er nun wieder motiviert sein dürfte, Leistung zu zeigen.
Die Bucks hoffen, mit Tucker ein weiteres Puzzleteil auf dem Weg zur ersten Championship seit 1972 gefunden zu haben. In Verbindung mit dem Deal um Torrey Craig, der bei den Bucks keine Rolle spielte und quasi ohne Gegenwert nach Phoenix geschickt wurde, sparte General Manager Jon Horst sogar noch etwas Geld und bekam zusätzliche freie Kaderplätze, um auf dem Buyout-Markt aktiv zu werden (zum Beispiel für einen Backup-Guard). Und dabei musste er nicht viel abgeben. Mit der Giannis-Verlängerung und nach dem Trade für Jrue Holiday sind die Bucks All-In, dafür nehmen sie den Verlust weiterer Picks gerne in Kauf.
Rockets und Bucks: Win-Win für alle Beteiligten
Wobei ohnehin nur ein zusätzlicher Erstrundenpick verloren geht, der in 2021. Houston erhielt das Recht, diesen in einen eigenen Zweitrundenpick einzutauschen, Milwaukee wird also wohl zu Beginn der zweiten Runde anstatt gegen Ende der ersten Runde draften. Kein herber Verlust. Die Texaner erhalten zusätzlich den Bucks-Erstrundenpick 2023, geben dafür aber den 2022er Bucks-Pick in die Bierstadt zurück, um den Deal unter NBA-Regularien möglich zu machen.
Auch die Abgänge Augustins und Wilsons sind zu verkraften. Letzterer spielte in der Bucks-Rotation ohnehin keine Rolle, Augustin konnte die in ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen, seine Minuten stagnierten zuletzt. Die Rockets werden versuchen, ihn vor der Deadline am 25. März weiter zu verschiffen, um noch mehr zukünftiges Draft-Kapital anzuhäufen. In dieser Hinsicht half der Deal auch Houston, der Trade kann also als Win-Win für alle Beteiligten angesehen werden.