Die L.A Clippers hatten schon in Spiel 3 Erfolg mit kleinen Lineups und setzten beim deutlichen 106:81-Sieg in Spiel 4 von Beginn an auf eine Aufstellung ohne nominellen Center. Die Dallas Mavericks müssen nun zeigen, ob sie noch einen taktischen Konter in der Hinterhand haben.
Vom Auftritt von Boban Marjanovic schienen die Clippers zumindest überrascht. Der Mavs-Center bekam früh im ersten Viertel von Spiel 4 seine ersten Playoff-Minuten in dieser Serie und wusste mit 12 Punkten und 6 Rebounds in 15 Minuten durchaus zu gefallen. Marjanovic hatte mit +3 das einzige positive Plus/Minus-Rating der eingesetzten Mavericks - das wiederum ist kein gutes Zeichen für Dallas.
Wie zu erwarten reagierten die zuvor mit einem kleinen Lineup gestarteten Clippers auf die Marjanovic-Minuten mit der Einwechslung von Ivica Zubac, dem Starting Center der ersten drei Spiele. Beim vorherigen Verlauf der Serie hätte Dallas diese Entwicklung durchaus als Erfolg verbuchen können, schließlich punkteten die Mavericks nie einfacher als mit einem Switch von Zubac auf Luka Doncic.
Da Doncic in der Nacht von Sonntag auf Montag jedoch für jeden Zuschauer und erst Recht die Clippers ersichtlich von seiner Verletzung im Nackenbereich eingeschränkt war, konnte Dallas die Präsenz von Zubac dieses Mal nicht bestrafen.
Generell konnte Dallas kaum etwas bestrafen, was die Clippers ihnen anboten. Mit 34,8 Prozent aus dem Feld, 16,7 Prozent von Downtown (5/30) und 63,6 Prozent Freiwurfquote (14/22) lieferte Dallas in Spiel 4 mit Abstand die schlechteste Leistung der Serie.
Mavs: Luka Doncic stößt an seine Grenzen
Dass die Mavericks extrem abhängig von Doncic als Dirigent ihrer Offense sind, ist keine neue Erkenntnis. Wie stark das Konstrukt auseinander fallen kann, wenn Doncic gesundheitlich weit weg von 100 Prozent scheint, war in Spiel 4 dennoch sehr eindrucksvoll zu beobachten.
Doncic selbst spielte die Verletzung herunter. "Ich glaube nicht, dass sie gerade eine Rolle spielt. Verletzungen gehören zum Basketball. Ich war bei 100 Prozent, habe aber schrecklich gespielt", sagte der Slowene.
Sein Head Coach schätzte die Situation jedoch anders ein. "Luka hat Schmerzen. Für mich sah es so aus, als könnte er sich nicht nach links drehen, er konnte nicht nach links schauen", erklärte Rick Carlisle. "Das ist schwierig für einen Spieler der so von seiner Übersicht lebt. Seine Nackenverletzung hat sicherlich zu seiner 9/24-Nacht und seinen wirklich ungewöhnlichen Schwierigkeiten beigetragen."
Die Mavericks haben vor Spiel 5 in der Nacht auf Donnerstag zwei spielfreie Tage, um ihre vielen Wunden zu lecken, nicht nur Doncic scheint angeschlagen. Klar ist jedoch, dass die Chancen der Mavs auf einen Sieg in der Serie extrem gering sind, wenn Doncic weiterhin nicht bei 100 Prozent ist.
Porzingis braucht das Breakout-Game der Serie
Außer Doncic und Jalen Brunson haben die Mavs keinen Spieler, der konstant Würfe für sich und die Teamkollegen kreieren kann. Kristaps Porzingis war im vierten Spiel offensiv zwar nicht so desaströs wie in Spiel 3, er nahm jedoch nur 12 Würfe und spielte keinen einzigen Assist.
Wie in den ersten beiden Spielen der Serie zu sehen war, können die Mavericks mit Doncic in Bestform auch gewinnen, wenn Porzingis keine 25 oder 30 Punkte macht. Um die Clippers wieder vor schematische und personelle Probleme zu stellen, wäre ein Spiel mit 30 oder mehr Zählern von Porzingis jedoch äußerst wertvoll.
Es ist davon auszugehen, dass die Clippers weiterhin vermehrt auf kleine Lineups ohne klassischen Center setzen - in Spiel 4 startete Nicolas Batum anstelle von Zubac. Porzingis ist der einzige Big Man der Mavericks mit den Fähigkeiten, fehlende Größe in der gegnerischen Defense konstant zu bestrafen. Bisher gelang ihm genau das aber eben nicht.
Sein Wurfprofil in Spiel 4 ging schon mal in die richtige Richtung, fünf seiner sieben Treffer kamen in der Zone. Eine noch größere Dosis an erfolgreichen Abschlüssen in Korbnähe könnte Clippers-Coach Ty Lue möglicherweise zum Nachdenken bringen, ob er nicht doch wieder einen größeren Gegenspielern aufs Feld stellen sollte. Das könnte wiederum Doncic helfen, wieder besser ins Spiel zu finden.
Clippers-Small-Ball bereitet Dallas auch defensive Probleme
Zudem könnte Dallas auch auf der anderen Seite des Balls von größeren Lineups der Clippers profitieren. Porzingis' Stärke in der Defensive ist schließlich, gegnerische Drives und Pässe in der Zone als Shotblocker oder mit seinen schnellen Händen zu unterbinden. Das wird jedoch deutlich schwieriger, wenn er an der Dreierlinie bei seinem Gegenspieler Batum oder Marcus Morris Sr. steht, anstatt bei Zubac rund um die Zone.
Wenn er jedoch defensiv in Pick'n'Rolls eingebunden und gegen einen Spieler wie Paul George oder den brandheißen Leonard weg vom Korb gezogen wird, ist Porzingis nicht nur ein Non-Faktor, sondern auch extrem angreifbar. Der zweite Help-Defender in Maxi Kleber ist währenddessen meist mit der direkten Defense von Leonard vertraut, sodass die Clippers immer wieder in die Zone ziehen können.
George und Leonard sind Spieler, die die aussterbende Kunst des Midrange-Games noch extrem gut beherrschen, sich auf der Kehrseite aber auch häufig mit diesen statistisch gesehen schwierigen Abschlüssen zufrieden geben, wenn sich der Drive nicht direkt anbietet. Zu diesem Punkt müssen die Mavericks wieder kommen und hoffen, dass zumindest einer der beiden Stars einen schwächeren Abend bei seinen Sprungwürfen erwischt.
Als Gewinner der vergangenen beiden Spiele, als das gesündere Team und als das Team mit der taktischen Überhand haben die Clippers vor ihrem nächsten Heimspiel alle Vorteile bei sich. Abgesehen von der Hoffnung auf eine schnelle Genesung bei Doncic muss Dallas die Clippers von ihrem Small-Ball-Erfolgsrezept abbringen, um nicht schnell aus den Playoffs geschossen zu werden.
Mavericks vs. Clippers: Die Spiele der Serie
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 22. Mai | 21.30 Uhr | Clippers | Mavericks | 103:113 |
2 | 26. Mai | 4.30 Uhr | Clippers | Mavericks | 121:127 |
3 | 29. Mai | 3.30 Uhr | Mavericks | Clippers | 108:118 |
4 | 31. Mai | 3.30 Uhr | Mavericks | Clippers | 81:106 |
5 | 3. Juni | 4 Uhr | Clippers | Mavericks | |
6 | 5. Juni | tba | Mavericks | Clippers | |
7* | 7. Juni | tba | Clippers | Mavericks |