Die Phoenix Suns haben ein dramatisches und völlig kurioses Spiel 4 bei den L.A. Clippers mit 84:80 für sich entschieden und auf 3-1 in den West-Finals gestellt. Mit bis zu 16 Zählern führten die Gäste im Staples Center, ehe die Clippers zurückkamen, aber am Ende kein einziges Mal vorne lagen.
In einem Abnutzungskampf führten die Suns zur Pause mit 50:36, nie hatten die Clippers in ihrer Franchise-Geschichte in einer ersten Playoff-Halbzeit weniger Punkte erzielt. 18 der 22 Dreier in der ersten Halbzeit verfehlten ihr Ziel. Doch vor dem Schlussviertel war wieder alles offen. In diesem vergab L.A. zahlreiche Chancen, die Führung zu übernehmen, an der Freiwurflinie brachten die Suns den Sieg irgendwie über die Zeit.
Bester Gästespieler war Deandre Ayton, der neben 19 Punkten (8/14 FG) 22 Rebounds (9 offensiv) und 4 Blocks beisteuerte. Devin Booker (25, 8/22 FG, 0/5 3FG) und Chris Paul (18, 6/22 FG, 7 Assists) agierten beide nicht effizient, kein weiterer Spieler punktete zweistellig. Die Suns trafen nur 4 von 20 Dreiern (20 Prozent) und 36 Prozent aus dem Feld.
Noch schlechter sah dies bei den Clippers aus (32,5/16,1), die vom schwachen Paul George mit 23 Punkten angeführt wurden (5/20 FG, 1/9 3FG, 16 Rebounds), dieser vergab in der Crunch Time zudem erneut einen wichtigen Freiwurf. Reggie Jackson kam auf 20 Punkte (8/24 FG), Ivica Zubac steuerte ein Double-Double bei (13 und 14).
Cameron Payne stand den Suns zur Verfügung, nachdem er in Spiel 3 bereits nach vier Minuten umgeknickt und ausgeschieden war. Gleiches galt für Marcus Morris (Knie) auf der Gegenseite. Dieser startete anstelle von Terance Mann, während es bei Phoenix keine Veränderungen gab. Kawhi Leonard fehlt weiter auf unbestimmte Zeit.
Ayton, der beim Aufwärmen ein Shirt von Booker nach dessen Nasenverletzung trug, eröffnete das Spiel nach wenigen Sekunden mit einem Dreipunktspiel nach Pick'n'Roll mit Paul. In seiner zweiten Partie nach Corona-Pause legte der Point God aus der Midrange nach. Früh war Tyronn Lue zur Auszeit gezwungen, danach lief ein besser aus Clippers-Sicht. George war mit seinem vierten Wurf erfolgreich (traf aber nur 2/10 in Q1 und kassierte ein technisches Foul nach Schubser gegen Booker), ein 7:0-Lauf verkürzte auf -5. Ayton dominierte die Zone gegen Zubac, das Spiel blieb mit einem Technical gegen Payne hitzig, nach zwölf Minuten führten die Gäste wieder mit +9.
Suns entführen Sieg - Clippers-Comeback bleibt ohne Belohnung
Die ersten vier Punkte des zweiten Viertels gingen an die Clippers, ehe die Gäste mit einem 10:2-Lauf zurückschlugen. Die Offense von L.A. kam völlig zum Erliegen, Morris, Kennard und Co. warfen aus der Distanz einen Backstein nach dem anderen (3/19), obwohl einige Würfe durchaus offen waren. Die Suns hingegen bewegten den Ball weiterhin ordentlich, bekamen Produktion von ihren Bankspielern Dario Saric und Payne und führten plötzlich mit 16, weil die Hausherren über sechs Minuten (!) ohne Punkte blieben. 50:36 Phoenix zur Pause.
Die Clippers kamen mit der richtigen Einstellung aus der Kabine, bei einem 8:2-Lauf, punkteten sie ausschließlich am Korb und verkürzten auf -10. Kurzzeitig erholten sich die Suns, Paul versenkte zwei Würfe, Bridges blockte Jackson beim Dreier und auch Ayton feierte eine Blockparty. Booker hatte seine Maske mittlerweile abgenommen und durfte direkt Morris im Post verteidigen. Doch ein weiterer 7:0-Run der Gastgeber stellte auf 53:59, nach einem Layup von Mann war es nur noch 1 Punkt. 69:66 Suns nach drei Vierteln.
Beide Teams starteten mit ultra-kleinen Lineups ins Schlussviertel, Booker und George tauschten Punkte aus. Die Suns mussten weiter auf den ersten erfolgreichen Dreier in der zweiten Halbzeit warten. Auch Booker bekam ein T, der Kräfteverschleiß machte sich allenthalben bemerkbar. Nach fünf Minuten stand es 4:2 für die Clippers im finalen Abschnitt, mehr als 3:30 gab es überhaupt keine Zähler zu sehen.
Aus der Auszeit heraus punktete Ayton per Alley-Oop, Jackson hielt die Clippers auf Tuchfühlung (74:75). Paul konterte, die Suns verteidigten mehrfach stark. Booker erhöhte an der Linie auf +5. Beverley erzwang einen Stopp, aber auf der Gegenseite klaute Crowder den Ball. Beverley zog das Offensivfoul gegen Booker, der damit ausfoulte. Mann stellte auf -3 (und hätte zudem einen Freiwurf bekommen müssen).
Ayton schnappte sich einen Offensivrebound nach Paul-Fehlwurf, doch CP3 setzte einen weiteren Jumper daneben. Nach Review ging der Ballbesitz an die Clippers , die Suns entschieden sich zu foulen, George traf beide. Nachdem der Ball von Payne im Aus landete, erhielt Phoenix fälschlicherweise den Einwurf, die Szene wurde nicht geprüft. Paul versenkte die Freebies, George ließ seinen ersten aus und vergab den zweiten absichtlich. Der Rebound landete bei DeMarcus Cousins, der seinen zweiten Freiwurf völlig verbaselte und nicht den Ring traf. Paul wurde an die Linie geschickt und entschied das Spiel immer noch nicht. Doch es sollte reichen.
Die wichtigsten Statistiken
L.A. Clippers (4) vs. Phoenix Suns (2) 80:84 (BOXSCORE), Serie: 1-3
Die Herangehensweise hätte zu Beginn nicht unterschiedlicher sein können. Während die Clippers munter aus der Distanz draufhielten und damit nur mäßigen Erfolg hatten (3/15 im ersten Viertel), attackierten die Suns immer wieder die Zone und schlossen in Person von Booker in der Midrange oder von Ayton am Ring ab. Die Folge waren nur vier Dreierversuche und eine Feldwurfquote von starken 50 Prozent.
Die Clippers trafen in der ersten Halbzeit 29,5 Prozent aus dem Feld und 18,2 Prozent aus der Distanz. Es war ein kleines Wunder, dass der Rückstand "nur" 14 Punkte betrug. Der Hauptgrund: Auch die Suns überzeugten im zweiten Viertel offensiv keineswegs, trafen nur gut 40 Prozent ihrer Würfe und nahmen keinen einzigen Freiwurf.
Zu Beginn des zweiten Viertels gab Abdel Nader sein Comeback für die Suns, der 27-Jährige hatte nach einer Knie-OP über drei Monate kein Spiel bestritten und verdrängte direkt Torrey Craig aus der Rotation. In seinen ersten drei Minuten verteidigte er stark, beging aber auch zwei Fouls und fand sich schnell auf der Bank wieder. Später kehrte er nochmal kurz zurück.
Die Clippers wurden ihrem Ruf als Spätstarter wieder einmal gerecht. Nach Pausenrückstanden gegen Utah (Spiel 5 - 5 Punkte, danach +13, Spiel 6 - 22 Punkte, danach +34) und Phoenix (Spiel 3 - 2, danach +16), gehörte auch dieses Mal das dritte Viertel L.A. In Spiel 3 endete es 34:21, nun 30:19. Die Clippers versenkten 55 Prozent der Würfe, die Suns 27,3 (0/6 3FG).
Clippers vs. Suns: Die Stimmen zum Spiel
Monty Williams (Head Coach Suns): "Das war ein Schlagabtausch. So sieht Playoff-Basketball aus."
Tyronn Lue (Head Coach Clippers): "Ich ziehe den Hut vor meinen Jungs, wie sie gekämpft haben. Ich bin stolz auf sie."
Der Star des Spiels: Deandre Ayton
Booker und insbesondere Paul blieben weitestgehend blass, der Nummer-eins-Pick spielte an beiden Enden des Feldes eine sensationelle erste Halbzeit, dass er das beste Plus/Minus aller Spieler hatte (+15), war kein Zufall. Er blockte Würfe, spielte Assists und war an den Brettern nicht zu stoppen. Auch nach dem Seitenwechsel sorgte er für zweite Chancen, auch wenn nicht mehr alles gelingen wollte.
Der Flop des Spiels: Marcus Morris
Auch wenn PG-13 aus dem Feld ebenfalls sehr wenig traf, wehrte sich dieser doch in anderen Aspekten des Spiels gegen die Niederlage (Rebounds, Defense). Über Morris ließ sich dies nicht sagen. Traf nur 2 seiner 8 Würfe, keinen einzigen Dreier und kam in 22 Minuten auf ein Plus/Minus von -8, nach Beverley das schlechteste aller Akteure. Die Crunch-Time-Minuten gingen folgerichtig fast alle an Mann.
Die Szene des Spiels
Ayton hatte mehrere spektakuläre Szenen, darunter zwei Blocks innerhalb weniger Sekunden. Doch in einer Phase im vierten Viertel, in der kaum etwas gelingen wollte, sorgte sein hervorragendes Zusammenspiel mit Paul für einen wichtigen Befreiungsschlag.
Suns vs. Clippers: Die Serie im Überblick - Stand: 3-1
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 20. Juni | 21.30 Uhr | Suns | Clippers | 120:114 |
2 | 23. Juni | 3 Uhr | Suns | Clippers | 104:103 |
3 | 25. Juni | 3 Uhr | Clippers | Suns | 106:92 |
4 | 27. Juni | 3 Uhr | Clippers | Suns | 80:84 |
5 | 29. Juni | 3 Uhr | Suns | Clippers | |
6* | 1 Juli | 3 Uhr | Clippers | Suns | |
7* | 3. Juli | 3 Uhr | Suns | Clippers |