Phoenix Suns vs. L.A. Clippers: Die Ausgangslage
Es ist schon extrem bitter: Die zwei vielleicht besten Spieler dieser Serie werden zum Auftakt der West-Finals nicht zur Verfügung stehen und womöglich sogar länger ausfallen. Da ist Chris Paul auf der einen Seite, der seit Mitte der Woche im Corona-Protokoll ist. Beim Auftakt wird CP3 fehlen, sein Einsatz in Spiel 2 und der weiteren Serie ist fraglich.
Ungewiss ist auch der Status von Kawhi Leonard. Doch hier stehen die Aussichten bedeutend schlechter, dass die Klaue in die Western Conference Finals wird eingreifen können. Kurz vor Ende von Spiel 4 gegen die Utah Jazz verletzte sich der 29-Jährige am rechten Knie. Offiziell handelt es sich um eine Zerrung, allerdings sollten weitere Tests eine genauere Diagnose bringen. Davon drang bisher noch nichts an die Öffentlichkeit.
Mit einer Knieverletzung ist in den seltensten Fällen zu spaßen, die Clippers sollten sich also drauf einstellen, mitunter die komplette Serie auf Leonard verzichten zu müssen. Auch in Spiel 5 und 6 gegen die Jazz konnte er nicht mitwirken, dafür sprangen die Kollegen in die Bresche. In Spiel 5 stellte in erster Linie Paul George seine Kritiker ruhig, im entscheidenden Spiel erhielt er zusätzlich Unterstützung von Terance Mann, der die Jazz mit seiner 39-Punkte-Explosion schockte.
Hinter dem Sahneabend des 24-Jährigen drehte das Team aus der Stadt der Engel einen zwischenzeitlichen 25-Punkte-Rückstand. Die Jazz, das beste Team der Regular Season, fanden keine Antwort auf den Small-Ball der Clippers und musste letztlich die Koffer packen.
Suns vs. Clippers: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts |
1 | 20. Juni | 21.30 Uhr | Suns | Clippers |
2 | 23. Juni | 3 Uhr | Suns | Clippers |
3 | 25. Juni | 3 Uhr | Clippers | Suns |
4 | 27. Juni | 3 Uhr | Clippers | Suns |
5* | 29. Juni | 3 Uhr | Suns | Clippers |
6* | 1 Juli | 3 Uhr | Clippers | Suns |
7* | 3. Juli | 3 Uhr | Suns | Clippers |
Auffällig war auch: Nicht nur in Spiel 6, sondern in den kompletten bisherigen Playoffs hat sich L.A. nicht durch einen Rückstand aus der Ruhe bringen lassen - weder in einem einzelnen Spiel noch in einer Serie. Zweimal boxten sich die Clippers nach einem 0-2-Serienrückstand zurück. Sie scheinen das Bubble-Debakel aus dem Vorjahr mental abgehakt zu haben und überzeugen stattdessen mit einer gewissen Widerstandsfähigkeit. So machte L.A. erstmals in der 51-jährigen Franchise-Geschichte den Einzug in die Conference Finals klar.
Die Suns-Organisation hat da schon etwas mehr Erfahrung vorzuweisen, für Phoenix ist es der zehnte Trip in die West-Finals seit der Gründung 1968, letztmals kämpften sie 2010 um die West-Krone. Apropos Erfahrung: Die wäre in Person von Paul sicherlich enorm hilfreich gewesen. Der 36-Jährige führte sein insgesamt recht junges Team mit hervorragenden Auftritten zu einem Sweep gegen die Denver Nuggets in der zweiten Runde, mit seinem Pullup-Game aus der Mitteldistanz sezierte er die Nuggets-Defense nach allen Regeln der Kunst. Den Schlusspunkt auf die Serie setzte er mit 37 Zählern in Spiel 4.
Nun wird zunächst ohne CP3 mehr Verantwortung auf den Schultern von Devin Booker lasten. Der 24-Jährige hat in seinen ersten Playoffs aber bereits bewiesen, dass die Bühne nicht zu groß ist. Im Schnitt legt er in der Postseason 27,9 Punkte bei knapp 50 Prozent aus dem Feld auf. Auch Deandre Ayton spielt bisher starke Playoffs. Die Suns haben nun jedoch seit genau einer Woche kein Spiel mehr absolviert, die Clippers sind dagegen im Rhythmus - hatten aber kaum Zeit zur Erholung. Die alte Debatte "Rest vs. Rust" könnte in Spiel 1 mal wieder zum Tragen kommen.
Eine andere Frage wird sein, wie hitzig es wird. Diese Serie bietet zahlreiche Nebenkriegsschauplätze. Paul gegen Rajon Rondo ist eine jahrelange Rivalität, Booker geriet während der Saison mit Paul George aneinander und nannte ihn "soft". Zudem trifft Paul auf sein Ex-Team. Wer spuckt am Ende wem in die Suppe?
Phoenix Suns vs. Los Angeles Clippers: Zahlen und Fakten
Stat | Suns | Clippers |
Bilanz Regular Season | 51-21 | 47-25 |
Offensiv-Rating (Platz) | 116,3 (7) | 116,7 (3) |
Defensiv-Rating (Platz) | 110,4 (6) | 110,6 (8) |
Net-Rating (Platz) | +5,9 (3) | +6,1 (2) |
Direkter Vergleich | 1-2 | 2-1 |
NBA Playoffs 2021: So gewinnen die Suns die Serie
Das Scheinwerferlicht ist natürlich auf die Guards der Suns gerichtet. Vieles in dieser Serie hängt davon ab, wann Paul wieder eingreifen kann. Bis es soweit ist, wird Booker die Offense schmeißen müssen. Immerhin wusste auch Backup-Guard Cameron Payne in den bisherigen Playoffs zu überzeugen. In der Postseason spielten die Suns mit CP3 auf der Bank deutlich schneller. Können sie ihr Transition-Spiel auch gegen die Clippers ins Laufen bringen?
Ohne Kawhi haben die Suns defensiv eine Sorge weniger, dafür bekommen es Mikal Bridges und Jae Crowder mit PG-13 zu tun. Erstgenannter muss mit seiner Länge den Clippers-Star zur Verzweiflung und aus seinem Spiel bringen. Ebenso wichtig wird es für die Rollenspieler wie eben dieses genannte Duo sein, am anderen Ende des Courts die Dreier zu treffen. Nach einem durchwachsenen Start gegen die Lakers ballerte sich Crowder gegen die Nuggets mit einer Dreierquote von 54,5 Prozent (12/22) immerhin ordentlich warm.
Und dann wäre da noch Ayton, der Anker der laut Cleaning the Glass zweitbesten Defense der bisherigen Playoffs (105,4 zugelassene Punkte pro 100 Ballbesitze). L.A. gelang es mit dem Small-Ball-Lineup inklusive hervorragendem Spacing jedoch auch, Rudy Gobert und die Jazz vor gewaltige Probleme zu stellen.
Gegen Anthony Davis und Nikola Jokic zeigte Ayton starke Leistungen, nun darf er sich nicht aus dem Spiel nehmen lassen und muss beweisen, dass er auch am Perimeter seinen Mann stehen kann. Gleichzeitig muss er offensiv diese Clippers-Lineups dominieren, vor allem im Pick'n'Roll sollte er als Finisher am Ring dem Gegner Kopfzerbrechen bereiten.
Der Kader der Phoenix Suns
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Chris Paul* | Devin Booker | Mikal Bridges | Jae Crowder | Deandre Ayton |
Cameron Payne | E'Twaun Moore | Torrey Craig | Cameron Johnson | Dario Saric |
Jevon Carter | Langston Galloway | Abdel Nader | Jalen Smith | Frank Kaminsky |
Ty-Shon Alexander | Tariq Owens |
*aktuell im Corona-Protokoll
NBA Playoffs 2021: So gewinnen die Clippers die Serie
George muss an alte Two-Way-Dominanz anknüpfen, wenn die Clippers auch ohne Leonard erfolgreich sein wollen. Gehen wir einmal davon aus, dass die Klaue tatsächlich längerfristig ausfällt, dann wird wohl PG-13 früher oder später das Matchup gegen Booker übernehmen müssen. Kann er den Suns-Guard defensiv aus dem Spiel nehmen und gleichzeitig die Hauptlast in der Offense schultern?
Oder muss er letzteres gar nicht, weil die Teamkollegen erneut zur Stelle sind? Verlassen sollte man sich als Clippers-Fan darauf nicht zwingend, doch gerade Reggie Jackson, Nicolas Batum, vereinzelt Mann oder auch Marcus Morris, der scheinbar seinen Dreier wiedergefunden hat, überzeugten zuletzt. So stellten die Clippers in der zweiten Runde gegen Utah die zweitbeste Offense nach Offensiv-Rating (127,7 Punkte pro 100 Ballbesitze) in einer Playoff-Serie in den vergangenen 25 Jahren!
Entscheidend war nach mehrfacher Anpassung der Rotation dabei letztlich das bereits angesprochene Small-Ball-Lineup. Coach Tyronn Lue scheint endlich seine Rotation gefunden zu haben, wobei er sich in beiden bisherigen Serien äußerst experimentierfreudig zeigte. Gegen Phoenix dürfen es sich die Clippers allerdings nicht erlauben, erneut die ersten beiden Spiele herzuschenken. Ein 0-2-Loch in den West-Finals wird ohne Kawhi deutlich schwieriger zu überwinden sein. Vor allem solange CP3 ausfällt, muss L.A. auswärts ein Spiel klauen.
Der Kader der L.A. Clippers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Reggie Jackson | Paul George | Kawhi Leonard* | Nicolas Batum | Marcus Morris |
Rajon Rondo | Luke Kennard | Terance Mann | Patrick Patterson | Ivica Zubac |
Patrick Beverley | Amir Coffey | DeMarcus Cousins | ||
Yogi Ferrell | Serge Ibaka* |
*aktuell verletzt
Phoenix Suns vs. L.A. Clippers: Wer gewinnt die Serie?
Alles steht und fällt mit der Gesundheit beziehungsweise der Verfügbarkeit der Stars auf beiden Seiten. Auch wenn George zuletzt stark aufgespielt hat, bleibt ein gewisser Zweifel, ob er die Clippers wirklich über eine komplette Serie tragen kann, sollte Kawhi komplett fehlen. Mit dem Small-Ball hat L.A. dafür ähnlich wie gegen Utah einen Trumpf in der Hinterhand.
Sollte CP3 auf der Gegenseite länger als befürchtet ausfallen, könnte die Unerfahrenheit der beiden verbliebenen Stars Booker und Ayton sowie das fehlende Game-Management des Point Gods problematisch werden. Andererseits haben beide schon bewiesen, dass sie sich auf der großen Bühne wohl fühlen. Und spätestens wenn Paul zurückkehrt, hat Phoenix einen Vorteil auf der Seite. Auch der Heimvorteil ist in Arizona größer ausgeprägt. Prognose: Suns in 7.