LeBron James durfte in seiner langen Karriere schon viele legendäre Spitznamen sein Eigen nennen. "L-Train", "The Akron Hammer" und "The Chosen One" entstammen alle seiner frühen Karriere, der einzige und vielleicht legendärste Spitzname, der sich aber bis heute gehalten hat, ist "The King".
Schon während der Highschool tauchte der Name "King James" auf, wie sein Jugendfreund Randy Mims mal in einem Interview mit Uninterrupteds "More Than An Athlete" verriet.
"In seinem Freshman-Jahr gewann er die State-Meisterschaft und ein paar Kinder rannten im Hotel herum und sprachen von einem 'King James'. Also fragte ich einen von ihnen und er meinte zu mir: 'Du kennst King James nicht? Das ist LeBron James!'"
Mims erzählte seinem Buddy von dieser Begegnung, der konnte darüber nur lachen. "Das war der Moment als ich realisierte, was für eine große Nummer LeBron war", führte Mims aus.
Dass LeBron auch eine große Nummer in der NBA werden würde, war von der ersten Sekunde an klar. Bis sich der Name "King James" in der besten Basketballliga der Welt etablieren sollte, dauerte es aber ein paar Jahre.
LeBron James: Ein Palast für einen König
Drei Jahre musste sich LeBron nach dem Draft 2003 gedulden, bis er erstmals auf der großen NBA-Bühne Playoff-Luft schnuppern durfte. Nur ein Jahr später führte er die Cavs bereits in die Conference Finals gegen die Pistons. Nach vier spektakulären Spielen stand es in der Serie 2-2. Keine der Partien war bis dato mit mehr als sechs Punkten Unterschied entschieden worden. Spiel 1 und 2 gingen an das favorisierte Team aus Mo-Town, das als Nr.1-Seed über die Magic und Bulls gewalzt war.
In Spiel 1 hatten die Cavs eine Chance auf den Sieg, LeBron traute sich den potenziellen Gamewinner mit wenigen Sekunden auf der Uhr aber nicht zu und gab den Ball an Donyell Marshall, der verfehlte. In Spiel 2 war es schließlich James höchstpersönlich, der einen Versuch aus gut zwei Metern mit fünf Sekunden auf der Uhr für den möglichen Sieg an den Ring setzte.
Nach der 2-0-Führung war man in Detroit schon voll des Jubels. Wie die Pistons, eines der besten Defensivteams der Liga, James in Schach hielten, erinnerte an die Bad Boys der 80er, die MJ das Leben immer wieder zur Hölle machten. 10 Punkte in Spiel 1 und 19 in Spiel 2 waren dem Youngster nicht würdig, der in der regulären Saison 27,3 Zähler im Schnitt aufgelegt hatte.
"Auf der Autofahrt nach Hause war ich sicher, dass diese Serie vorbei war. LeBron war gebrochen", schrieb Journalist Brad Callas (medium) einst. Oh, wie er sich täuschte. 32 und 25 Punkte von James in Spiel 3 und 4 in der Quicken Loans Arena reichten, um die Serie auf Gleichstand zu stellen. Damit ging es für Spiel 5 zurück nach Detroit in den Palace of Auburn Hills. Und der Palast war bereit, für die Krönung des Königs.
LeBron James gegen die Pistons in seiner eigenen Welt
31. Mai 2007, Eastern Conference Finals zwischen den Detroit Pistons und Cleveland Cavaliers, Spiel 5.
Trotz der zwei Niederlagen in Serie wähnten sich die Pistons weiterhin in der Favoritenrolle. Schließlich hatten sie schon im vergangenen Jahr die Cavs ausgeschalten und damals sogar 2-3 zurückgelegen. Und das Konzept gegen die damaligen Cavaliers war ja ohnehin ziemlich einfach: Schalte LeBron aus und du schaltest die Cavs aus. Von Zydrunas Ilgauskas, Aleksandar Pavlovic oder Anderson Varejao hatte der Überraschungschampion von 2004 wenig zu befürchten.
Vom Tip-Off weg war das Spiel eng und umkämpft. Kein Team schaffte es, sich abzusetzen, sodass die Entscheidungen in den finalen Minuten fallen würde. Mit 6:05 Minuten auf der Uhr und einer 79:78 Führung für Cleveland lag James bei 19 Punkten und damit erneut deutlich unter seinem Saisondurchschnitt. Dann schaltete er aber in einen Modus, der in der langen Geschichte der NBA nur selten zu sehen war.
Unbeeindruckt von der 7-Punkte-Führung der Pistons mit drei Minuten zu spielen, riss LeBron das Spiel komplett an sich. Beim Stand von 88:87 für Detroit mit 40 Sekunden auf der Uhr pflügte er durch die Zone und ließ die Halle mit einem krachenden Dunk komplett verstummen. Ein Dunk, der so brachial war, dass Tayshaun Prince, seines Zeichens einer der besten Verteidiger der Liga, nur noch zusehen konnte, dass er nicht auf dem Poster landete.
Die Pistons antworteten mit einem Dreier und James donnerte in der folgenden Possession wieder durch zu Zone und dunkte zum Ausgleich. Overtime!
Es folgten zwei Verlängerungen und ein James, der durch nichts und niemanden zu stoppen war. Egal, ob per Dreier, schwerem Midrange-Jumper, Dunk oder Lay-Up - der damals 22-Jährige spielte an diesem Abend in seiner eigenen Welt.