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NBA - GOATmentator und Top 10-Legende Beau Estes im Interview: Bester Reim? "Habe mich bei Jay-Z und Kanye bedient"

GOATmentator Beau Estes bedient sich für seine Reime gerne mal bei Jay-Z und Kanye West.
© getty

Seit 2008 ist Beau Estes die Stimme der NBA Top 10, dem täglichen Highlight-Clip mit den besten Plays aus der Association. Seine Reime, für die er sich gerne auch mal von Jay-Z und Kanye West inspirieren lässt, sind legendär. Im Interview mit SPOX spricht der 50-Jährige über seinen Reime-"Tick", seinen Arbeitsalltag und das vielleicht beste Highlight aller Zeiten.

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Estes nimmt uns mit in seine Reime-Schmiede, verrät, warum ein Literaturexperte bei ihm einen Gehirndefekt vermutet, und erklärt, weshalb er sich in seiner Anfangszeit mitten in der Nacht fünf Tassen Kaffee reingekippt hat.

Außerdem: Sein Arbeitsalltag als Sprecher der NBA-Highlights und das Problem mit den deutschen NBA-Stars.

Mr. Estes, lassen Sie uns mit dem vielleicht ersten "Highlight-Play" Ihrer Vita beginnen: Sie wurden einst in einem High-School-Spiel von Penny Hardaway geblockt?

Beau Estes: Das ist korrekt. Wir waren bei einem Basketball-Camp in Tennessee, mit uns wurde der Boden gewischt. (lacht) Penny war ebenfalls dort, jeder in diesem Camp wusste schon damals, wie gut er ist. Mein Coach wählte mich als direkten Gegenspieler für ihn aus, dabei war ich ehrlich gesagt nicht besonders gut. In einer Szene täuschte ich einen Wurf gegen Penny an und er ist darauf reingefallen. Auf einmal sind seine Socken vor meinen Augen aufgetaucht, so hoch ist er gesprungen. Das ist wirklich wahr! Ich habe nach dem Fake aber einen Korbleger versenkt.

Das wollte Hardaway sicherlich nicht auf sich sitzen lassen.

Estes: Im nächsten Angriff bekam ich den Ball im Post. Das letzte Mal hatte ich einen Pump Fake gemacht, also wollte ich nun direkt abschließen. Ich fing den Ball, drehte mich sofort um und warf. Es schien, als ob ein riesiger Schatten den Ball geschluckt hätte. Penny blockte meinen Wurf bis zur Mittellinie. Als ich mich umdrehte, war er schon auf der anderen Seite des Courts und hämmerte einen Alley-Oop durch die Reuse. Ich war etwas verstört, so etwas hatte ich noch nie gesehen.

GOATmentator Estes: "Wow, du bist der Typ von der Top 10"

Kann man diese Szene als das Ende Ihrer Hoffnungen auf eine Karriere als Profi-Basketballer bezeichnen oder hatten Sie echte Ambitionen?

Estes: In dem Moment wurde mir klar, ich fokussiere mich besser auf den Journalismus. (lacht) Ich war eh ein besserer Fußball- als Basketballspieler. Das amerikanische "gut" und das deutsche "gut" sind im Fußball wahrscheinlich zwei Paar Schuhe, aber für amerikanische Verhältnisse war ich gut. Vermutlich hätte ich sogar am College Fußball spielen können, wenn ich dabeigeblieben wäre. Aber ich habe mich stattdessen in den Basketball verliebt.

Mit dem Profi-Dasein wurde es zwar nichts, in NBA-Kreisen sind Sie aber dennoch eine Berühmtheit. So gut wie jeder Fan weltweit kennt Ihre Stimme. Ist Ihnen das eigentlich bewusst?

Estes: Dafür bin ich einerseits sehr dankbar und andererseits haut mich das jedes Mal wieder um. Vor allem bei Events wie der Summer League, wenn jemand meine Stimme hört und sagt: "Wow, du bist der Typ von der NBA Top 10." Schon als Vier- oder Fünfjähriger war ich besessen von der NBA und habe zu meinen Eltern gesagt, dass ich Sportjournalist werden möchte. Für mich ist ein Traum wahrgeworden, ich bin wirklich der glücklichste Mensch auf der Welt. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass ich mal im pakistanischen, im brasilianischen oder im asiatischen Fernsehen zu Gast sein werde und einen kleinen Beitrag leiste, dass der Sport wächst.

Zwar kennt jeder Ihre Stimme, aber kaum jemand die Person, die hinter der Top 10 steckt. Wo kommen Sie her? Wie sind Sie zum Basketball gekommen?

Estes: Ich bin in den ganzen USA aufgewachsen. Als kleines Kind lebte ich in Los Angeles, als Magic Johnson zu den Lakers kam und sie die Championship gewannen. Im TV lief anschließend eine Montage mit seinen besten Spielszenen und dem Song "Do You Believe in Magic", das ist hängengeblieben. Später sind wir nach North Carolina gezogen, wo ich mich in den Tar-Heels-Basketball verliebt habe. James Worthy ist bis heute mein Lieblingsspieler, ein gewisser Michael Jordan hat ebenfalls ganz ordentlich für North Carolina gespielt.

GOATmentator Beau Estes über seinen Arbeitsalltag

Schließlich sind Sie und Ihre Familie nach Atlanta gezogen, wo Sie auf die High School und aufs College gingen. Noch vor ihrem Abschluss haben Sie bei Turner Sports, das heute unter anderem für NBA TV oder die Produktion der NBA-Highlight-Clips verantwortlich ist, angefangen.

Estes: Das war 1994. Ich arbeitete zunächst als Praktikant für CNN Sports. Meine Aufgabe war es, mir die NBA-Spiele anzuschauen und die wichtigsten Ereignisse zu protokollieren. Irgendwann erfuhr ich, dass die Jungs bei Turner sogar für diese Arbeit bezahlt werden, als Praktikant gab es kein Gehalt. Also rief ich bei Turner an, bekam einen Fuß in die Tür und seither war ich durchgängig in verschiedenen Rollen bei Turner Sports tätig. Das ist ein ziemlich unglaublicher Lauf.

Seit 2008 schenken Sie der Top 10 Ihre Stimme, das ist aber nicht Ihre einzige Aufgabe. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in der regulären Saison für Sie aus?

Estes: Es beginnt damit, dass ich mich in die wichtigsten Storylines der anstehenden Spiele hineinlese und mir meine ersten Gedanken mache: Welche Geschichten wollen wir erzählen? Ich versuche, alle Spiele zu schauen, was in der Realität natürlich unmöglich ist. Jedes Spiel ist von einem unserer Mitarbeiter besetzt, der die wichtigsten Szenen notiert. Ich zappe durch die Spiele, verfolge Twitter und versuche, möglichst alles mitzubekommen.

Dafür ist NBA-Twitter sicherlich ein gutes Hilfsmittel.

Estes: Absolut. Wenn irgendwas Verrücktes passiert, bekommt man es dort auf jeden Fall mit. Wenn die frühen Spiele vorbei sind, beginne ich mit dem Einsprechen der Recaps. Das nimmt die meiste Zeit meines Arbeitstags in Anspruch, erst wenn auch die späten Partien eingesprochen sind, steht die Top 10 als letzte Aufgabe an. Wir investieren eine Menge Energie in die Top 10, denn wir wissen, dass diese Clips die meiste Aufmerksamkeit bekommen.