SPOX beantwortet in der ersten Ausgabe von Dropping Dimes die wirklich wichtigen Fragen, die sich in der Saison 2021/22 bisher stellen: Was war die beste Partie der noch jungen Spielzeit? Warum ist den Kings-Fans zum Kotzen zumute? Und warum hört eigentlich niemand auf Mama Morris?
NBA: Die beste Performance des ersten Saisonviertels
STEPHEN CURRY
50 Punkte in einem Spiel? Was soll's, solch ein Feuerwerk hat der Chefkoch doch schon zehnmal in seiner Karriere abgebrannt. Neun Dreier? Pff, bitte. 38 solcher Partien hat Curry schon auf seinem Konto. Dazu zwei MVPs, drei Championships, sicherer Hall of Famer. "Was ist bei diesem Resümee schon groß dabei, 48 oder 50 Punkte zu haben. Ich verstehe es nicht", jammerte Hawks-Kommentator Bob Rathbun. Am Ende einer Blowout-Pleite Atlantas flüchtete er sich in Verbitterung. Das ist das, was Wardell Stephen Curry II mit den Menschen mittlerweile macht.
Sein 50-Burger gegen die Hawks Mitte November ist der weiterhin aktuelle Saisonrekord, dabei baute er nicht nur seinen Vorsprung bei den 9-Dreier-Explosionen aus - 38:9 (!!!) gegenüber dem Zweitplatzierten in diesem Ranking James Harden -, sondern verteilte auch noch 10 Assists. Als nun ältester Spieler mit einem 50/10-Spiel wandelte der 33-Jährige einen zwischenzeitlichen 15-Punkte-Rückstand in einen eigenen Blowout-Sieg um.
"Ich möchte sagen, dass ich so etwas noch nie gesehen habe, aber ich sehe das ja nun seit sieben Jahren", bestätigte Dubs-Coach Steve Kerr die, nun ja, Gewöhnlichkeit dieses Ereignisses. Im Gegensatz zu Rathbun holte er anschließend aber zu einer Jubelarie aus: "Es bleibt trotzdem unfassbar! Das war eine atemberaubende Leistung von Steph." Sorry, Rathbun, aber wir halten es hier mit Kerr.
Runner-Up: Giannis schraubt die Lakers auseinander - Young fängt Feuer gegen die Bucks - Rubio erlegt die Knicks
SPOX-Awards: Der beste Beef des ersten Saisonviertels
JOKIC-BRÜDER VS. MORRIS-ZWILLINGE
"The NBA has gone 0 days since being unnecessarily dramatic." Das Twitter-Universum kam im ersten Saisonviertel 21/22 gefühlt gar nicht hinterher, dieses Meme jedes Mal zu posten, wenn es angebracht wäre. Beef gab es eine Menge, selbst die Runner-Ups hätten wir schier beliebig fortsetzen können. Bei der Vergabe des Awards kommt man allerdings nicht um die Stewart-LeBron-Tumulte und Familie Jokic vs. Familie Morris herum. Nach zwölf Runden geht der Punktsieg an letztgenannte Streiterei, die womöglich noch nicht zu den Akten gelegt wurde.
Die Kurzfassung: Heat-Forward Markieff Morris foult Nikola Jokic, als das Spiel eigentlich schon entschieden ist. Der Joker rächt sich mit einem üblen Schubser in den Rücken seines Kontrahenten. Es folgen Rangelei, fiese Worte, böses Blut, Ejections, ein aufgebrachtes Heat-Team, das vor der Nuggets-Kabine auf Jokic wartet, und Sperren. Ganz klassisch eigentlich.
Wären da nicht die heißblütigen Jokic-Brüder Nemanja und Strahinja. Die Serben sind in NBA-Beef-Kreisen kein unbeschriebenes Blatt, bereits in der Playoff-Serie gegen die Suns 2021 waren sie scheinbar bereit, für ihren Bruder beim richtigen Fingerschnipser in die Schlacht zu ziehen. Und mit den Jokic-Brüdern will man sich wahrlich nicht anlegen. Beispiel gefällig? Nemanja ist ein erfolgreicher MMA-Kämpfer.
Die Morris-Zwillinge taten es trotzdem, Marcus schaltete sich online in den Zwist mit ein. Anschließend legten sich die Jokic-Brüder einen eigenen Twitter-Account an - der mittlerweile leider nicht mehr existiert, aber dessen Echtheit von der Denver Post bestätigt wurde (ja, ernsthaft) - um gegen Marcus Morris zu ledern. Dabei hatte Mama Morris extra noch vor Social Media gewarnt. "Rede nicht mehr so viel in den sozialen Netzwerken, hat Mama gesagt. Da hast du's", schrieb Morris später. Hätte er mal auf sie gehört.
Spannend könnte es nun nochmal in der Nacht auf Dienstag werden. Dann steht das Rückspiel an, dieses Mal in Miami. Die Jokic-Brüder sollen sich bereits Tickets gesichert haben.
Runner-Up: Stewart vs. LeBron - NBC Sports Boston vs. Westbrook - Cleveland vs. Kuzma - Chicago Sky vs. WNBA-GOAT Diana Taurasi
NBA: Der schlimmste "Teamkollege" des ersten Saisonviertels
LAVAR BALL
Apropos unnötig dramatisch: Lange Zeit war es relativ still um das Ball-Familienoberhaupt LaVar. Bis zum Wochenende, als sich der Schreihals öffentlich mit den Charlotte Hornets anlegte. Zur Erinnerung: Die Hornets sind das Team, für das der jüngste Ball-Sprössling LaMelo recht erfolgreich in der NBA auftrumpft und für das der mittlere Ball-Sprössling LiAngelo in der G-League aufläuft.
Doch genau da liegt der Hund begraben. "Ich habe ihnen einen Superstar in der G-League geschenkt, aber sie wissen nicht, was sie mit ihm machen sollen", lederte LaVar bei TMZ Sports gegen die Franchise. "Sie wissen nicht, was sie an ihm haben. Sie müssen meinen Jungen von der Leine und spielen lassen."
LaVar wäre nicht LaVar, wenn er nicht schon einen detaillierten Plan für die weitere Karriere seines Sohnes hätte. "Ich wollte ihn bei den Lakers haben, aber dann haben sie Zo (Lonzo, Anm. d. Red.) abgegeben. Dann habe ich Charlotte gesagt und jetzt habe ich eine neue Destination: L.A. Clippers, los geht's!"
LiAngelo hat in bisher vier Auftritten für die Greensboro Swarm im Schnitt 9,3 Punkte und 1,5 Rebounds bei 57,7 Prozent aus dem Feld aufgelegt. Nach 22 Zählern im ersten Spiel verringerten sich Balls Minuten und Ausbeute immer mehr. In den vergangenen vier Partien schmorrte er nur noch auf der Bank mit einem DNP-CD.
Runner-Up: MJ hat genug von seinen Spielern - Pippen hat genug von MJ - Simmons hat genug von den Sixers - Davis hat genug von Howard
SPOX-Awards: Die beste Nachricht des ersten Saisonviertels
DIE NEUEN REGELN SIND EIN SEGEN
"Das Beste, was die Liga in der jüngeren Geschichte getan hat", applaudierte Kyle Kuzma. "Ich liebe es, das Spiel ist wieder authentischer geworden", jubelte Warriors-Coach Kerr. Und Draymond Green nannte es "befriedigend, Basketball ohne diese schrecklichen Calls schauen zu können". Solange man nicht James Harden oder Trae Young fragt, sind die zur neuen Saison eingeführten Regeln ein voller Erfolg.
Auch bei einem Großteil der Fans kommt es gut an, dass das Schinden von Kontakt, um beispielsweise Freiwürfe zu erzwingen, nach den Regeländerungen in der Offseason nicht mehr bestraft wird. In den ersten Saisonwochen ließen die Refs einen physischeren Spielstil zu, der der Attraktivität und dem Spielfluss zugutekam.
Solche Szenen enden nun in einem Offensivfoul oder merkwürdige "Wurfversuche" wie diese enden nun halt als Airball. Die NBA setzte sich im Sommer zum Ziel, "abnormale, abrupte oder offenkundige Non-Basketball-Plays" aus dem Spiel zu entfernen. Als neutraler Basketball-Fan kann man das nur begrüßen - genauso wie weniger Freiwürfe generell.
"Das ist fantastisch", fasste Green die Neuerungen zusammen. Uns gefällt es ebenfalls. Einziger Appell an die NBA: Jetzt müssen auch noch die Take-Fouls im Umschaltspiel verschwinden! Die Liga arbeitet angeblich bereits daran.
Runner-Up: Immerhin nicht die ganze Welt hat sich gegen Harden verschworen - Hornets-Kommentator Eric Collins ist ein NBA-Heiligtum