NBA

SPOX-Kommentar zum Sweep der Brooklyn Nets: Dieses Debakel ist gut für die NBA

Kevin Durant und Kyrie Irving wechselten vor drei Jahren gemeinsam zu den Brooklyn Nets.
© getty

Die Brooklyn Nets haben sich per Sweep aus den Playoffs verabschiedet. Auch wenn jedes Spiel gegen die Boston Celtics eng war, ist die Lektion eindeutig - und das ist eine gute Sache für die Liga. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Ole Frerks.

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Es ist tatsächlich passiert: Die mächtigen Brooklyn Nets sind als einziges Team sieglos aus den Playoffs ausgeschieden. Der einstige Titelfavorit Nummer eins ist raus, damit fehlen den Playoffs nun zwei der drei Teams, über die während der Saison am meisten gesprochen wurde (die Lakers erreichten die Postseason gar nicht - Philly führt 3-2).

Es ist das erste Mal seit 17 Jahren, dass weder LeBron James noch Kevin Durant in der zweiten Playoff-Runde stehen. Der Beginn einer neuen Ära, wenn man so will. Ein ungewohntes Terrain für die NBA, wenn man so will. Oder aber, gerade in Bezug auf die Nets: Eine gute Sache!

Die Saison dieses Teams kam einem zynischem Experiment gleich. Wenn die Nets nach dieser Regular Season auf einmal einen tiefen Playoff-Run hingelegt hätten, wäre das schlichtweg ein schlechtes Zeichen gewesen, nicht zuletzt, weil das die vorigen 82 Spiele und vieles andere stark entwertet hätte.

Brooklyn Nets: Talent alleine reicht nicht

Brooklyn testete im Prinzip das Konzept, wie weit man kommen könnte, wenn man einfach nur mehr Talent hat als andere Teams, aber auf Faktoren wie Kontinuität, Teamchemie oder Automatismen (oder Defense!) nahezu komplett pfeift. Vier der acht Rotationsspieler in der Serie gegen Boston absolvierten noch keine 30 Spiele für die Nets.

Nicht alles daran ist die Schuld der Nets, natürlich. Durant verpasste verletzt einige Zeit, Joe Harris konnte überhaupt nur 14 Spiele absolvieren. Andre Drummond und Seth Curry kamen im Trade für James Harden, Goran Dragic stieß erst nach seinem Buyout zum Team, das ist nun gut zwei Monate her.

Gleichzeitig haben die Nets und insbesondere Kyrie Irving eben doch ziemlich viel dazu beigetragen. Seit Wochen beschwerte sich der Point Guard permanent darüber, dass das Team viel Zeit verloren habe - das ist aber ja nicht zuletzt wegen ihm passiert, weil er sich nicht impfen lassen wollte.

"Wir haben alles versucht, dass ich spielen kann, aber ich wollte nie, dass es nur um mich geht", sagte Irving nach Spiel 4. "Zeitweise ist das zu einem Nebenkriegsschauplatz verkommen." Nun, ja! Es hat Berichten zufolge nicht zuletzt dazu geführt, dass James Harden keine Lust mehr auf Brooklyn hatte und seinen (nächsten) Abgang forcierte.

Als Folge waren die Nets ein Team, das während der Regular Season weit unter seinen Möglichkeiten blieb und stark von Durant abhing (8-19 in den Spielen ohne ihn). Sie konnten keine defensive Identität aufbauen und offensiv wenig einstudieren, was über simple Two-Man-Action hinausging.

Brooklyn Nets: Ein Papiertiger

Sie waren damit ein gefundenes Fressen für ein elitäres Defensiv-Team wie Boston, das sich seit Jahren kennt und Arbeit in all diese Automatismen investiert hat. Es war auch schon etwas schräg, wie viele dubiose Updates es zur möglichen Verfügbarkeit von Ben Simmons gab - als hätte jemand, der zuletzt vor fast einem Jahr und vor allem noch gar nicht mit diesem Team auf dem Court stand, hier wirklich etwas ändern können.

Noch vor einem Jahr sah das anders aus. Die erste Runde 2021 gegen Boston war die einzige Serie, in der Durant, Irving und Harden alle zur Verfügung standen und dem Rest der Liga mächtig Angst machten. Dann kamen Verletzungen, nicht zuletzt Covid dazwischen. Wäre es anders gekommen, wenn es in New York City nie ein Impfmandat gegeben hätte?

Wir werden es nicht erfahren. Die Nets gehen vorerst als eins der besten hypothetischen Teams aller Zeiten in die Geschichte ein. Oder als Papiertiger. Ein elitäres Team lässt sich nicht per Knopfdruck zusammenstellen.

Das ist ein gutes Zeichen für jedes andere Team, insbesondere aber die kleinen Märkte, die nie das Glück haben werden, dass zwei befreundete Superstars sich entscheiden, als Free Agents zu ihnen zu wechseln. Alles andere ist immerhin noch nicht völlig irrelevant.

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