Die Dallas Mavericks warten weiter auf den ersten Playoff-Heimsieg seit sieben Jahren. Ohne Luka Doncic schlugen sich die Texaner in Spiel 1 gegen die Utah Jazz wacker, waren aber auch limitiert. Die Gäste können viele gute Dinge mitnehmen.
1. Rudy Gobert: Dominator ohne Field Goal
Es ist selten, dass ein Spieler die dominante Figur ist, der kein einziges Field Goal verbucht. Rudy Gobert tat beim 99:93-Sieg der Jazz in Spiel 1 gegen die Mavs aber genau das. Die Mavericks erzielten über 48 Minuten gerade einmal acht Körbe in direkter Ringnähe, über die Saison waren es rund 15 im Schnitt. Das ist der Rudy-Gobert-Effekt. Der Franzose ist mit seiner Länge, seiner Beweglichkeit und seinem Spielverständnis am Ring kaum zu überwinden.
Als Beispiel soll diese Szene im dritten Viertel dienen, als Gobert erst Jalen Brunson zu einem Pass zu Dwight Powell zwang und dieser unter dem Korb gleich zweimal gegen den Franzosen keine Chance hatte, den Ball durch die Reuse zu bringen. Solche Plays liefert in der NBA kaum ein anderer Spieler.
Dallas versuchte in der Folge vieles, insbesondere die kleinen Lineups ohne echten Center, doch den Gastgebern fehlte die Firepower (Josh Green lässt grüßen), um Gobert tatsächlich beständig vom Korb wegzuhalten. Das war insofern relevant, da diese kleinen Aufstellungen auch für Probleme auf der Gegenseite sorgten.
Zwar wurden für Gobert nur 2 Offensiv-Rebounds notiert, doch alleine im zweiten Viertel wurde der Jazz-Star gleich zu Beginn dreimal beim Kampf um den Rebound gefoult, sodass die Jazz früh im Bonus waren. Dass Utah das Rebound-Duell mit 63:42 für sich entschied, lag vor allem an Gobert und dessen Präsenz unter dem Korb.
"Wenn wir als Team 20 Rebounds mehr holen als der Gegner, könnte der darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, klein zu spielen", sagte Jazz-Coach Quin Snyder nach der Partie und sang dazu ein Loblied auf seinen Center: "Was er macht, ist so wichtig für unsere Defense. Wie viele Würfe hatte er heute? Dass er nur einen Wurfversuch hatte und trotzdem sich so in dieses Spiel reinbeißt, sollte ein Beispiel für alle sein."
nba.com/stats2. Die Mavs-Defense ist Playoff-ready
Es wurde viel gerätselt, wie gut die Mavs-Defense wirklich ist. Das Personal schreit schließlich nicht nach Top-10-Verteidigung, doch zum Playoff-Auftakt war das richtig gut. Utah, das über die Regular Season über 116 Punkte pro 100 Possessions auflegte (Topwert), wurde bei einem Offensiv-Rating von 108 gehalten.
Das gelang vor allem durch jede Menge Switching, das Donovan Mitchell zumindest in der ersten Halbzeit zu schaffen machte. Der beste Scorer der Jazz wurde bei gerade einmal 2 Punkten gehalten, da er seine Explosivität kaum einsetzen konnte. Utah spielte nur 6 Assists in Halbzeit eins und war vor allem auf Einzelaktionen von Jordan Clarkson und Bojan Bogdanovic angewiesen.
Interessant dabei: Die Mavs hatten gegen die Isos der Gäste durchaus Schwierigkeiten, rotierten aber immer wieder gut, wenn Utah den Ball laufen ließ. Dennoch muss auch gesagt werden, dass Dallas meist ein weiterer guter Verteidiger fehlte. Gerade Bogdanovic fand immer wieder ein passendes Matchup, meist Brunson oder Spencer Dinwiddie, und bestrafte dies mit seiner Länge durch Postups. Damit werden die Texaner aber im Laufe der Serie leben müssen.
Trotzdem kamen die Jazz nur auf 99 Punkte, was Dallas an vielen Tagen wohl zum Sieg reichen würde. Das sah auch Brunson so: "Unsere Verteidigung hat uns eine Chance gegeben", sagte der Guard und hatte damit vollkommen recht.
NBA Playoffs - Mavs vs. Jazz: Die Serie im Überblick - 0:1
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 16. April | 19 Uhr | Dallas Mavericks | Utah Jazz | 93:99 |
2 | 19. April | 2.30 Uhr | Dallas Mavericks | Utah Jazz | - |
3 | 22. April | 3 Uhr | Utah Jazz | Dallas Mavericks | - |
4 | 23. April | 22.30 Uhr | Utah Jazz | Dallas Mavericks | - |
5* | 26. April | TBD | Dallas Mavericks | Utah Jazz | - |
6* | 29. April | TBD | Utah Jazz | Dallas Mavericks | - |
7* | 1. Mai | TBD | Dallas Mavericks | Utah Jazz | - |
*falls nötig
3. Die Jazz wackeln, fallen aber nicht
Jeder in der Arena wusste Bescheid. Die Jazz haben in dieser Saison nicht erst einmal eine Führung in der Schlussphase verspielt und auch in Spiel 1 waren die Anzeichen da, dass sich Geschichte wiederholen könnte. Sechs Minuten vor Schluss lagen die Gäste mit +11 vorne, dann begann die Foulorgie.
Dallas ging in vier aufeinanderfolgenden Ballbesitzen an die Linie, drei der Fouls, die dazu führten, waren keine Shooting Fouls. So verbrauchten die Mavs kaum Zeit und bekamen leichte Punkte. Ein Dreier von Maxi Kleber verkürzte sogar auf einen Zähler, alles war für einen weiteren Einbruch angerichtet. Er kam aber nicht. Sicher, es war nicht perfekt, was die Jazz in der Crunchtime spielten, es erinnerte aber mehr an Jazz-Basketball.
Es war nicht nur Hero Ball von Mitchell, stattdessen nahm auch Mike Conley aus dem Fluss der Offense Abschlüsse oder Bogdanovic wurde mit einem Mismatch gefunden. Mitchell spielte zudem selbstlos, bestes Beispiel war das Vertrauen in Royce O'Neale eine Minute vor dem Ende. Mitchell legte zur Dreierlinie ab und der frühere Ludwigsburger netzte seinen einzigen Wurf der Partie.
Dieser Pass ist eigentlich selbstverständlich, war es für die Jazz in den vergangenen Wochen aber nicht. Dass Gobert wieder und wieder ignoriert wurde, wenn er in Korbnähe Position gegen einen viel kleineren Gegenspieler bezogen hatte, bleibt völlig unverständlich. Den Center schien es diesmal aber nicht zu stören: "Wir sind zufrieden. Sie hatten am Ende viele Freiwürfe, aber wir haben unser Spiel durchgezogen und waren nicht so leicht auszurechnen in der Crunchtime."
4. Ohne Doncic reicht es für Dallas nicht
Dieser Umstand war bereits vor dem Spiel klar, doch dass das Fehlen von Doncic so schwerwiegend sein würde, überraschte doch ein wenig. Dinwiddie und Brunson waren die einzigen Mavs-Spieler, die attackierten, und das wird gegen Utah nicht reichen. Das Problem dabei ist nicht, dass die beiden Guards nicht ihre Gegenspieler schlagen könnten, sondern, dass sie dann meist mit Gobert vor sich auf den Floater zurückgreifen mussten.
Dies ist auf Dauer kein Erfolgsrezept. Vor allem Brunson hatte seine Schwierigkeiten, der 25-Jährige verpasste auch mehrfach die Kickouts zu den Schützen und verzettelte sich häufig mit seinen Fakes, die dann in schweren Sprungwürfen endeten. Der Ball lief zu selten, Utahs Defense musste nicht viel rotieren. So war es kein Zufall, dass die Mavs nur 9 ihrer 32 Triples versenkten.
"Wir müssen bessere Würfe nehmen und effizienter agieren", befand auch Brunson. Das ist leichter gesagt als getan, da die Alternativen rar gesät sind. Kleber trifft weiter nicht viel (10 Punkte, 2/7 FG in Spiel 1), Josh Green (0/4 Dreier) ist in dieser Form kaum spielbar. Gleiches gilt auch für Davis Bertans, der schon fleißig ballern muss, damit er ein positiver Faktor auf dem Feld ist.
nba.com/statsUnd bei all diesen Defiziten hätte Dallas dieses Spiel doch gewinnen können. Bullock und Kleber hatten offene Dreier, Dinwiddie vergab insgesamt sechs Freiwürfe. Die Jazz sind schlagbar, das wurde an diesem Samstag deutlich. "Wir haben viele Gründe, um optimistisch zu bleiben", sagte Dinwiddie. Ob er da bereits an einen bevorstehenden Einsatz von Doncic dachte?