Die Philadelphia 76ers haben in der Serie mit den Miami Heat auf 1-2 verkürzt. In Spiel 3 kehrte Star-Center Joel Embiid überraschend zurück und half mit, dass die Gastgeber einen hart erkämpften 99:79-Sieg einfuhren. Mann des Abends war aber Danny Green, der in der Serie bislang überhaupt kein Faktor war.
Die Philadelphia 76ers dürfen wieder hoffen - und das hat vor allem mit der Personalie Joel Embiid zu tun. Der 27-jährige Superstar gab in Spiel 3 ein überraschendes Comeback. Im Laufe des Tages konnte der Center das Concussion Protocol verlassen, dazu wurde wie bereits vor vier Jahren eine spezielle Maske für den Big angefertigt, damit dieser trotz seiner Augenhöhlenverletzung auflaufen konnte.
Der Topscorer der abgelaufenen Regular Season erzielte in 36 Minuten zwar "nur" 18 Punkte (5/12 FG) und 11 Rebounds, sein Einfluss an beiden Enden des Feldes war aber nicht abzustreiten. Embiids Präsenz half vor allem James Harden, der mehr Freiräume genoss und mit 17 Zählern (4/11 FG, 8/8 FT) und 6 Assists (auch 7 TO) sein persönlich bestes Spiel der Serie bestritt, auch wenn die Zahlen dies nicht verraten. Unterstützung bekamen die beiden von Danny Green (21, 7/9 Dreier), der endlich mal wieder die heiße Hand hatte, sowie von Tyrese Maxey (21, 7/11), der alle seine Punkte nach der Pause erzielte.
"Damit muss man rechnen", sagte Heat-Coach Erik Spoelstra: "Er ist ein Spieler von MVP-Kaliber." Embiid selbst erklärte, er habe sein Gesicht so gut es geht geschützt. Und: "Ich war richtig sauer, dass ein anderer Big Man gegen mein Team so gut gespielt hat." Gemeint war Bam Adebayo, der zuvor 24 und 23 Punkte aufgelegt hatte.
Bei Miami zeigte Jimmy Butler (33, 12/22 FG, 9 Rebounds) vor allem in Halbzeit zwei eine starke Performance, es fehlte dem Star der Gäste aber komplett an Unterstützung. Lediglich Sixth Man Tyler Herro (14, 5/15) punktete noch zweistellig, von Adebayo (9, 2/9) kam offensiv viel zu wenig. Auch Kyle Lowry (0, 0/4, 3 Assists), der nach Oberschenkelproblemen sein Comeback gab, war kein Faktor.
Jimmy Butler reicht Heat nicht - Maxey dreht spät auf
Es war ein ruhiger Start für Embiid, der wie zu erwarten von den Gästen meist gedoppelt wurde. Miami konnte aber nicht mehr alles switchen, dazu hatte Harden mehr Freiräume. Noch größer war der Einfluss in der Defense. Miami blieb Mitte des ersten Viertels über fünf Minuten ohne Field Goal, die Sixers erarbeiteten sich mit einem 8:2-Run ihre erste zweistellige Serienführung. Mit Herro (6 schnelle Zähler) bekamen die Gäste endlich ein wenig Punch, Philadelphia führte nach einem Viertel mit 21:17.
Schön anzusehen war das alles aber nicht. Miami traf keine offenen Würfe (2/16 Dreier in Halbzeit eins), für die Sixers dirigierte dagegen Harden einen 9:0-Lauf mit der Bank. Die Heat kamen kaum in die Zone, wenn Embiid auf dem Feld war, mit einigen Offensiv-Rebounds blieb der Rückstand erträglich. Die Gastgeber machten dennoch zu wenig aus der schwachen Heat-Performance, trotz 41:34-Pausenführung.
Und Miami wurde besser. Butler, zuvor blass, verwertete zwei And-1s, Max Strus traf zwei Dreier in Serie. Es war ein 13:0-Run der Gäste, während sich Harden mit vier Fouls auf die Bank verabschiedete. Embiid war weiter abgemeldet, dafür sprang Green mit zwei wichtigen Dreiern in die Bresche. Butlers 14 Zähler hatten die Heat aber wieder ins Spiel gebracht, Herro traf zum Ende noch zwei Triples und so führten die Sixers plötzlich nur noch mit +3 vor dem Schlussabschnitt (68:65).
Dort ging Miami mit Butler auf der Bank der Rhythmus wieder komplett abhanden, es dauerte fünf Minuten, bis die Gäste wieder einen Wurf trafen. In dieser Phase hatte sich Philly wieder zweistellig abgesetzt und konnte es sich leisten, Embiid eine Pause zu verschaffen. Maxey, in Hälfte eins ohne Punkte, war dabei plötzlich ein Faktor. Der Guard traf drei Dreier und half, dass der Vorsprung auf +17 anwuchs und die Heat zwei Minuten vor Schluss das Handtuch warfen.
Die wichtigsten Statistiken
Philadelphia 76ers (4) - Miami Heat (1) 99:79 (BOXSCORE), Serie: 1-2
- Die erste Halbzeit war eine richtig zähe Veranstaltung. Miami kam kaum in die Zone (nur 11 FGA), verteidigte dafür aber den Ring leidenschaftlich. Vor allem Embiid bekam selten eine gute Position und scorte fast ausschließlich in Transition. Philadelphia stand trotz Pausenführung nur bei 12 Field Goals, traf dafür aber 12 von 14 Freiwürfen. Aus dem Zweierbereich betrug die Quote dagegen gerade einmal 33 Prozent (7/21).
- Miami machte es aber kaum besser. Im Halbfeld betrug das Offensiv-Rating in den ersten 24 Minuten lediglich 59,5 - unterirdisch. Der Ball lief kaum, mehrfach wurde vor einem Wurf kein einziger Pass gespielt, was völlig untypisch für das Team von Coach Erik Spoelstra ist. Nur 6 Assists bei 14 Field Goals in Halbzeit eins waren ebenfalls ein guter Indikator. 34 Punkte in einer Halbzeit waren zudem so wenige wie zuletzt 2013, als man mit den Big Three Spiel 1 der Conference Semifinals mit 86:93 gegen Chicago verlor.
- Dass es nach der Pause etwas besser wurde, lag einzig und allein an Butler, der 33 der 79 Punkte erzielte. Der Rest des Teams? 27 Prozent aus dem Feld (15/55), so lässt sich kein Playoff-Spiel gewinnen.
- Die Sixers erspielten sich schlichtweg bessere Würfe. Miami genehmigte 10 Eckendreier, die Sixers trafen 7 davon, vornehmlich natürlich durch Green. Die Heat selbst versenkten nur einen von gerade einmal drei Versuchen.
- Miami dominierte in den ersten beiden Spielen die Bretter, aber auch veränderte Embiid die Dynamik im Spiel. Zwar verbuchten die Heat 15 Zähler nach Offensiv Rebounds (PHI: 7), dennoch war es diesmal nicht so einseitig. Miami griff sich zwei Offensiv-Rebounds mehr ab (10:8), die Sixers gewannen das Rebound-Duell dennoch mit 44:35.
- 19 Turnover der Sixers waren der Grund, warum Miami trotz desaströsen Shootings von 35 Prozent bis Mitte des vierten Viertels im Spiel waren. Den Heat gelangen 11 Steals, die in 19 Punkten mündeten. Gerade Harden (7 TO) wurde immer wieder unter Druck gesetzt. Der 32-Jährige hatte mit +27 dennoch das beste Plus-Minus-Rating aller Spieler, ohne ihn lief in der Sixers-Offense nichts.
Sixers vs. Heat: Die Stimmen zum Spiel
Tyrese Maxey (Sixers): "Ich war einfach nur froh, dass [Joel] wieder mit dabei war. Er ist ein Soldat und musste in den letzten Tagen so viel durchmachen.
Erik Spoelstra (Head Coach Heat): "In der Verteidigung haben wir das gemacht, was man von uns in einem Auswärtsspiel erwarten kann. In der Offensive waren wir einfach richtig schlecht."
James Harden (Sixers) über Joel Embiid: "Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schwer das heute für ihn war. Ich hatte auch mal eine Gehirnerschütterung und er hat dazu noch ein geschwollenes Gesicht sowie eine Handverletzung. Wir haben ihn aber gebraucht - und er hat geliefert."
Der Star des Spiels: Danny Green
In den beiden Spielen in Miami hatten die Sixers magere 22 Prozent von Downtown getroffen, für Green sah es sogar noch düsterer aus (2/14). In Spiel 3 drehte sich das komplett um, vor allem dank des Veteranen. Green war bis tief ins vierte Viertel sogar Topscorer der Gastgeber, weil er eben sieben seiner neun Dreier versenkte. Vor allem im dritten Viertel waren zwei Treffer enorm wichtig, als Miami gewaltig aufkam. Die Triples überdeckten so eine ganz schwache Phase der Sixers, in welcher sie das Spiel gut und gerne hätten verlieren können. Sieben verwandelte Dreier waren für Green die Einstellung seines persönlichen Playoff-Rekords.
Der Flop des Spiels: Kyle Lowry
Der Point Guard fehlte in den ersten beiden Spielen mit Oberschenkelproblemen und gab in seiner Heimatstadt sein Comeback, Einfluss nahm er aber kaum. Lowry war komplett ohne Rhythmus und blieb in 25 Minuten ohne Punkte (0/4). Auch als Spielmacher war der 36-Jährige kaum ein Faktor, der Ball lief zu selten für die Gäste, was teilweise auch auf die Kappe von Lowry ging. Ebenfalls schwach: Bam Adebayo, der aber zumindest in der Defense Akzente setzen konnte.
Die Szene des Spiels
Embiid war lange glücklos, den schwersten Wurf des Abends traf er dann aber doch. Kurz nachdem Maxey die Halle mit einem furiosen defensiven Play in Transition zum Kochen gebracht hatte, isolierte Embiid gegen den physischen Adebayo an der Freiwurflinie und versenkte einen Fadeaway mit Kontakt über den Heat-Center. And-1 und ein Freiwurf zum 86:74 bei 4:38 Minuten vor dem Ende. Es war ein 5-Punkt-Swing-Play, wenn man Maxeys Rettungsaktion zuvor mitrechnet.
NBA Playoffs: Heat vs. Sixers - Die Serie im Überblick (2-1)
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 3. Mai | 1.30 Uhr | Miami Heat | Philadelphia 76ers | 106:92 |
2 | 5. Mai | 1.30 Uhr | Miami Heat | Philadelphia 76ers | 119:103 |
3 | 7. Mai | 1 Uhr | Philadelphia 76ers | Miami Heat | 99:79 |
4 | 9. Mai | 2 Uhr | Philadelphia 76ers | Miami Heat | - |
5 | 11. Mai | 1.30 Uhr | Miami Heat | Philadelphia 76ers | - |
6* | 13. Mai | TBD | Philadelphia 76ers | Miami Heat | - |
7* | 16. Mai | TBD | Miami Heat | Philadelphia 76ers | - |
*falls nötig