Die Dallas Mavericks stehen in Spiel 3 gegen die Golden State Warriors bereits mächtig unter Druck. Wie können Luka Doncic & Co. ihren Weg zurück in die Serie finden?
Obwohl die Mavs sich in Spiel 2 deutlich verbessert zeigten, haben sie verloren und nun die gleiche Ausgangsposition wie in der vorigen Serie gegen die Phoenix Suns: Sie liegen mit 0-2 hinten, müssen ihren Gegner nun viermal in fünf Spielen schlagen, um sich durchzusetzen.
Dallas ist ein resilientes Team, das haben sie über die gesamte Saison und erst recht während der Postseason demonstriert, als sie erst ohne Luka Doncic die Utah Jazz vor Probleme stellten und dann auch das Comeback gegen Phoenix schafften. Doch die erfahrenen Warriors stellen eine neue Herausforderung dar, der Kern um Stephen Curry wittert die sechste Finals-Teilnahme seit 2015.
"Wir spielen auswärts gegen eins der besten Teams der Liga. Das passiert, sie haben ihren Aufschlag gehalten", sagte Mavs-Coach Jason Kidd nach Spiel 2. "Wir haben das gegen Phoenix auch erlebt, wir müssen jetzt also zurück und uns auf Spiel 3 konzentrieren."
Verloren ist in der Serie letzten Endes noch nichts. Doch was muss Dallas anders machen, um die Warriors aus dem Konzept zu bringen?
1. Mavs - Warriors: Nicht den Drive vergessen
Dallas ist ein Shooting Team, das hat die Mavericks bis in die Conference Finals getragen und das hätte ihnen beinahe auch den Sieg in Spiel 2 beschert, als sie 15 Dreier allein in der ersten Halbzeit trafen (insgesamt exzellente 21/45 Triples). In der zweiten Halbzeit übertrieben sie es jedoch damit, wie Kidd monierte.
"Man lebt durch den Dreier oder man stirbt durch den Dreier. Im dritten Viertel sind wir durch den Dreier gestorben", sagte der Coach über das Viertel, in dem die Mavs lediglich 2/13 trafen und sämtliches Momentum verloren. "Wenn man Dreier trifft, ist das gut, aber man muss einfach verstehen, wenn man vier Dreier in Folge vergibt, kann man den fünften nicht nehmen."
Die Logik mag etwas krude sein - wenn Schützen offene Dreier nicht mehr nehmen, verliert die Offensive ja sämtliche Grundprinzipien. Tatsächlich machte sich Dallas jedoch wohl ein wenig zu abhängig vom Distanzwurf, weil die Balance verloren wurde. Es fehlten Drives, es fehlten Abschlüsse am Korb, wie auch Doncic befand.
"Wir haben die Zone nicht sehr viel attackiert", sagte der Slowene. "Wir müssen das mehr tun, so wie sie es auch machen. Sie haben zwei der besten Schützen der Welt [Anm. d. Red.: Nur zwei?] und trotzdem gehen sie zum Korb. Ich glaube, wir müssen uns auch weniger auf den Dreier verlassen."
Das mag leichter gesagt sein als getan; die Warriors haben zwei exzellente Driver in Stephen Curry und Poole, die wohl zu schnell für die Mavs-Verteidiger sind, sie haben seit Jahren Erfahrung darin, die Gravity Currys für einfache Abschlüsse am Korb zu nutzen, sie haben nicht zuletzt auch Kevon Looney, der im Dunker Spot auf Anspiele wartet und seinen Schaden quasi nur in Korbnähe anrichtet, während die Mavs zumeist Five-Out spielen.
So extrem wie in Spiel 2 sollten die Unterschiede dennoch nicht sein. Golden State hatte 62 Points in the Paint, die Mavs nur 30. Cleaning the Glass zufolge nahmen die Mavs sogar keinen einzigen Abschluss direkt am Ring, nachdem es schon in Spiel 1 nur 5 gewesen waren. Die Warriors stehen nach zwei Spielen bei 22/25 am Ring.
Diese Werte gehen zwar nach dem Eye-Test nicht zu 100 Prozent auf (Doncic hatte in Spiel 2 beispielsweise einen Dunk, der nicht gezählt wurde), überlegen sind die Warriors in dieser Hinsicht aber in jedem Fall. Die Mavs müssen einen Weg finden, auch gegen die hyperaktive und stark rotierende Warriors-Defense wenigstens gelegentlich zum Korb zu kommen, Fouls zu ziehen und Druck auf den Ring auszuüben.
Warriors vs. Mavs: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 19. Mai | 3 Uhr | Golden State Warriors | Dallas Mavericks | 112:87 |
2 | 21. Mai | 3 Uhr | Golden State Warriors | Dallas Mavericks | 126:117 |
3 | 23. Mai | 3 Uhr | Dallas Mavericks | Golden State Warriors | |
4 | 25. Mai | 3 Uhr | Dallas Mavericks | Golden State Warriors | |
5* | 27. Mai | 3 Uhr | Golden State Warriors | Dallas Mavericks | |
6* | 29. Mai | 3 Uhr | Dallas Mavericks | Golden State Warriors | |
7* | 31. Mai | 2 Uhr | Golden State Warriors | Golden State Warriors |
*falls nötig
2. Mavs - Warriors: Die Rotation kürzen
Ein Weg dazu könnte es sein, die Minuten mit offensiven Minusspielern zu limitieren oder besser noch zu streichen. Die Mavs haben Spiel 2 nicht wegen Josh Green oder Frank Ntilikina verloren, die kombiniert bloß neun Minuten spielten, aber geholfen haben sie eben auch nicht - weil die Warriors beide nicht verteidigen müssen.
Gerade die Ntilikina-Minuten in der ersten Halbzeit wirkten schädlich, auch Green hat in dieser Serie wohl keinen Platz. Die Warriors sind dankbar für jede Minute, in der sie Fünf-gegen-Vier spielen können und einen Roamer, zumeist Draymond Green (auch wenn dieser in Spiel 2 schwach war), haben, der die Mavs-Drives zusätzlich erschweren kann.
Gerade Ntilikina ist dabei primär defensiv wertvoll, wie er es gegen Phoenix mehrfach demonstrieren konnte - aber in Spiel 2 konnte er den Schaden nicht aufwiegen, den er offensiv anrichtete.
Die beiden wichtigsten Mavs-Reservisten waren in dieser Partie auch nicht gut - Maxi Kleber traf nicht und war Looney am Brett unterlegen, Spencer Dinwiddie leistete sich vier Ballverluste und war als Scorer kein Faktor -, auf sie sollte es von nun aber wohl noch mehr ankommen.
Eine fixe 7er-Rotation (eigentlich sechseinhalb, wenn man Dwight Powells Einsatzzeiten sieht), dazu immer mal wieder ausprobieren, ob Davis Bertans einen dieser Tage hat, an denen der Dreier automatisch reinfällt - und auf das Beste hoffen. Es fehlt den Mavs an Tiefe, aber die Green/Ntilikina-Minuten waren bis dato Geschenke, die sie einfach nicht verteilen dürfen.
3. Mavs - Warriors: Defensive Balance finden
Die Mavericks haben es zur Priorität erklärt, den Warriors den Dreier wegzunehmen. Das war insbesondere bei Klay Thompson auffällig, der stets einen Verteidiger an sich kleben hatte und gar nicht erst den Ball am Perimeter bekommen sollte. Auch der Ballhandler wurde teils selbst ein ganzes Stück hinter der Dreierlinie geblitzt, um keinen Preis sollten sich die Dubs von draußen in einen Rhythmus ballern.
So eine Strategie birgt Risiken - und das zeigte sich vor allem in der zweiten Hälfte. Die Mavs konzentrieren sich quasi nur auf den Druck am Perimeter, ohne dabei den Ring zu beschützen (beides gleichzeitig ist schwer!) - und das nutzte Golden State gnadenlos aus. Schon in Spiel 1 hatte Thompson einige Male Erfolg nach Backdoor-Cuts, in der zweiten Hälfte von Spiel 2 ging er zweimal zum Korb durch für Dunks im Halbfeld.
"Es gibt Platz für uns", sagte Curry über die Mavs-Defense. "Wir müssen uns nur wirklich Zeit lassen und sehen, was die Defense uns gibt. Über 48 Minuten findet man schon gute Looks. Wir bekommen Probleme, wenn wir nicht mehr reagieren, wenn wir im Voraus entscheiden, was wir machen wollen. Damit spielen wir ihnen in die Hände."
Die Warriors sind clever genug, um zu lesen, was die Defense ihnen gibt. Und sie haben das Ball- und Player-Movement, um dies konsequent auszunutzen. In Spiel 2 war der Korb offen. Über die gesamte Saison hatten sie nur zwei Spiele, in denen prozentual weniger Würfe von draußen kamen (32,6 Prozent), trotzdem hatten sie ein Offensiv-Rating von über 126.
Es ist naheliegend, den Warriors ihren Dreier nehmen zu wollen - es kann jedoch nicht dazu führen, dass am Ring dafür dann kaum noch Gegenwehr zu sehen ist. Selbst für die Dubs sind Korbleger bessere Abschlüsse als Dreier.
4. Mavs - Warriors: Fehler vermeiden ...
Wenn die Warriors dann doch mal verfehlten, verpasste es Dallas zudem zu oft, die defensive Possession zu Ende zu bringen. Will sagen: Sie reboundeten nicht. Golden State holte 43 Boards (8 davon offensiv), die Mavs hatten 30. Gerade Looney tat Dallas hier weh, gerade Kleber (1 Rebound in 33 Minuten) enttäuschte als nomineller Big in dieser Hinsicht, auch wenn Rebounds natürlich immer ein Team-Effort sind.
Es war nicht das einzige Problem. Dallas leistete sich 12 Ballverluste, bei den notorisch etwas sorglosen Warriors waren es 13 - hier muss der Unterschied eigentlich größer sein. Die Mavs sind normalerweise eins der besten Teams, wenn es darum geht, auf den Ball aufzupassen, was ihnen dabei hilft, das Tempo zu kontrollieren.
Eigentlich ist das eine kleine Sache, aber das ist der Punkt in den Conference Finals - die Warriors sind das tiefere und talentiertere Team, deswegen haben sie auch mehr Spielraum für Fehler. Dallas muss gegen dieses Team fast alles richtig machen, um eine Chance zu haben.
117 Punkte, eine Wurfquote von 47 Prozent aus dem Feld und insgesamt 21 Dreier, 73 Punkte von Doncic und Jalen Brunson - das ist kein schlechtes Spiel, im Gegenteil, offensiv ist es sogar sehr gut und sollte "reichen". Es hat aber nicht gereicht. Man darf gespannt sein, ob die Mavs sich auch aus dieser Grube wieder herausziehen können.