Noch eine Woche, dann beginnt der NBA Draft 2022. Nach dem Big Board mit den besten 25 Spielern geht unser Fokus nun zu den großen Jungs. Wir haben Scouting Reports zu Chet Holmgren, Paolo Banchero und Co. erstellt und erörtern, was ein Big Man in der heutigen NBA können muss.
In den vergangenen Jahren wurde viel darüber philosophiert, ob der klassische Big Man ausstirbt. Verständlich, schließlich hat sich die NBA im Vergleich zur goldenen Center-Ära in den 90ern massiv verändert. Das Pendel hat sich in Richtung von Ballhandlern verschoben, vor allem durch das Wegfallen des Hand Checkings oder die Einführung der Zonen-Verteidigung.
Die NBA wird inzwischen von Pick'n'Rolls und Handoffs dominiert, das sind die effizientesten Methoden, um gute Offense zu generieren. Die Regeln im Post sind dagegen die gleichen geblieben. Während am Perimeter fast jeder Kontakt abgepfiffen wird, kann unter dem Korb deutlich physischer verteidigt werden. Während die Effizienz bei den Guards durch mehr Dreier und Drives zum Korb in die Höhe geschossen ist, bleibt die Erfolgsrate der Postups in etwa gleich.
Zur Einordnung: Postups werden seit 2015 getrackt, damals scorte Dirk Nowitzki 1,02 Points per Play. Das wäre in der abgelaufenen Saison die schlechteste Offense der Liga gewesen, damals war es unterer Durchschnitt. 2021/22 postete niemand so oft wie Joel Embiid auf, effizient im Vergleich zu anderen Go-to-Plays war aber auch er nicht (1,05 PPP). Die Ausnahme stellt Nikola Jokic dar (1,17 PPP bei knapp 400 Possessions), seine Postups sind historisch gut, auch weil seine Passgeberqualitäten so gefürchtet sind, dass gegnerische Teams auf das Doppeln oft verzichten.
Dass Offense über einen Center läuft, ist seltener geworden und den absoluten Stars vorbehalten. Jokic, Embiid, Karl-Anthony Towns - die Dichte in der Spitze ist bei den Big Men durchaus hoch und der Trend der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass Bigs noch immer eine wichtige Rolle spielen. Dennoch liegen sie in der Wertigkeit überwiegend hinter Flügelspielern und teilweise auch den Guards.
gettyNBA Draft: Der Wert des Big Man nimmt ab
Abseits von Jokic und Embiid, die nun seit zwei Jahren das MVP-Voting dominieren, sind Center zumeist eher wichtige Rollenspieler als Stars. Das spiegelt sich auch in den laufenden Playoffs wider. Deandre Ayton, Bam Adebayo, Brook Lopez, Robert Williams oder Kevon Looney sind alle maximal Co-Stars bzw. für Ringschutz und Rebounding zuständig.
Während Rudy Gobert und Ayton von den Dallas Mavericks ohne einen klassischen Center marginalisiert wurden, war es ausgerechnet der bieder wirkende Looney, der Dallas mit seinem Rebounding vor Probleme stellte. Williams ist dagegen mit seiner Mobilität erfolgreich und gibt einen herausragenden Ausputzer. Wie Looney ist er aber vor allem ein Star in seiner Rolle.
Und damit kommen wir nun auch zu den Dingen, welche Teams heutzutage von ihren Bigs haben wollen. Wir brechen dies auf einige Modelle herunter:
- Die offensiven Franchise-Stars: Joel Embiid, Karl-Anthony Towns, Nikola Jokic
- Die Einhörner: Myles Turner, Kristaps Porzingis
- Die klassischen Ringbeschützer: Rudy Gobert
- Die Small-Ball-Verhinderer: Bam Adebayo
Fällt ein Prospect nicht klar in eine oder gar zwei dieser Kategorien, sollte ein Team in der Regel keinen Erstrundenpick verwenden. In den vergangenen Jahren geht der Trend auch in diese Richtung, auch der (zweifache) Player of the Year aus dem College, Luka Garza, war 2021 erst ein später Zweitrundenpick.
Ein offensiv solider Big mit Post Moves, der defensiv ein Manko wie Garza ist, hat heutzutage keine Chance mehr. Der Center ist die letzte Instanz, er muss für seine Mitspieler aufräumen können. Wenn ein Guard defensiv schwach ist, kann das aufgefangen werden, bei einem Center ist das kaum möglich.
So ist der Kreis an potenziellen Fünfern in diesem Draft sehr eingeschränkt, wir haben gerade einmal sechs Spieler identifiziert, deren Namen am 23. Juni in der ersten Runde aufgerufen werden könnte.
CHRISTIAN KOLOKO (ARIZONA)
Geburtstag: 20. Juni 2000 (22) / Größe: 2,16 Meter / Spannweite: 2,24 Meter / Gewicht: 102 Kilo
Christian Koloko: Seine Statistiken pro 40 Minuten
PTS | REB | AST | BLK | FG% | 3P% | FT% |
19,8 | 11,5 | 2,2 | 4,3 | 63,5 | - | 73,5 |
Stärken:
- Mit 22 Jahren schon recht alt, allerdings ist Koloko noch lange kein fertiger Spieler. Bewegt sich für seine Größe sehr flüssig und sorgte für zahlreiche Highlights als Help Defender mit krachenden Blocks.
- Zeigte auf dem College Potenzial als Switch-Big und bringt die nötigen Tools dafür mit, auch wenn er dabei noch viel zu viele Fouls beging.
- Offensiv schließt er elitär in Korbnähe ab und hat ein paar Moves, die über Dunks und Korbleger hinausgehen. In seinem dritten College-Jahr ist die Freiwurfquote deutlich nach oben gegangen, hier und da traf Koloko auch den einen oder anderen Sprungwurf aus der Mitteldistanz.
Schwächen:
- Er bleibt sehr roh, vor allem weil er erst mit 15 Jahren wirklich damit begann, Basketball zu spielen. Teilweise läuft das Spiel für ihn noch zu schnell ab.
- Sehr anfällig für Turnover, was vor allem auf zahlreiche Illegal Screens zurückzuführen ist. Aber auch seine Pässe sind häufig nichts besonders genau.
- Es könnten noch einige Kilos fehlen. Koloko hatte bereits auf dem College gegen physische Gegenspieler seine Probleme und ist für seine Position nicht der beste Rebounder. Auch gegen offensiv talentierte Bigs geriet er immer wieder in Schwierigkeiten.
Erinnert an: Hassan Whiteside, Brook Lopez
SPOX-Prognose: Zweite Runde
Best Fit: Toronto Raptors, Portland Trail Blazers, San Antonio Spurs
WALKER KESSLER (AUBURN)
Geburtstag: 26. Juli 2001 (20) / Größe: 2,16 Meter / Spannweite: 2,29 Meter / Gewicht: 111 Kilo
Walker Kessler: Seine Statistiken pro 40 Minuten
PTS | REB | AST | BLK | FG% | 3P% | FT% |
17,9 | 12,6 | 1,4 | 7,1 | 60,8 | 20,0 (10/50) | 59,6 |
Stärken:
- In einer Klasse mit einigen starken Shotblockern sticht Kessler heraus. 7,1 Blocks pro 40 Minuten sind unerhört, folgerichtig hat der Center die beste Block-Rate seit 14 Jahren. Selbst Anthony Davis, der für Kentucky einst alles abräumte, kam nicht auf solche Zahlen. Kessler erinnert ein wenig an Roy Hibbert, der es ebenso verstand, seine Arme vertikal zu halten, wenn ein Gegenspieler auf ihn zukam.
- Kessler ist nicht der athletischste Center, als Roll-Man aber sehr gefährlich und ein exzellenter Finisher.
- Die Pick'n'Roll-Defense ist überraschend gut - trotz der eingeschränkten Mobilität. Kessler versteht es gut, die Winkel so zu spielen, dass er in Drop Coverage nicht bloßgestellt wird. Es können hierbei durchaus Vergleiche mit Brook Lopez gezogen werden, der ein Meister in dieser Disziplin ist.
Schwächen:
- Kessler zeigte auch nach Switches einige gute Ansätze, allerdings jagten gegnerische Teams im NCAA-Tournament das Kessler-Matchup, um ihn an den Perimeter zu locken. Auf College-Niveau ging das noch gut, gegen explosive NBA-Spieler dürfte es ein Problem sein. Gegen den Switch könnte es schnell sehr dunkel werden, auch wenn er sich besser bewegt, als viele das wahrhaben wollen.
- Wer viele Würfe blockt, der ist meist auch anfällig für Fouls, bei Kessler ist das nicht anders. Gut 6 Fouls pro 100 Possesssions sind nicht verheerend, aber der Auburn-Center hatte die Neigung, zu sehr auf den Block zu gehen und sich durch Pump Fakes zu oft selbst aus dem Spiel zu nehmen.
- Wie gut ist sein Wurf wirklich? Auf der High School war Kessler als guter Schütze bekannt, das konnte er auf dem College nicht bestätigen. Auch die Freiwurfquote macht in dieser Hinsicht nur bedingt Hoffnung.
Erinnert an: Brook Lopez
SPOX-Prognose: Ende erste Runde
Best Fit: Milwaukee Bucks, San Antonio Spurs
JAYLIN WILLIAMS (ARKANSAS)
Geburtstag: 29. Juni 2002 (19) / Größe: 2,08 Meter / Spannweite: 2,17 Meter / Gewicht: 109 Kilo
Jaylin Williams: Seine Statistiken pro 40 Minuten
PTS | REB | AST | BLK | FG% | 3P% | FT% |
13,8 | 12,4 | 3,2 | 1,4 | 46,1 | 23,9 (17/71) | 72,9 |
Stärken:
- Williams' größtes Plus in der Offensive ist sein Passspiel. Er verfügt über einen hohen Basketball-IQ und wurde von Arkansas oft als Spielmacher aus dem High Post eingesetzt. Er ist der mit Abstand beste Playmaker unter den Bigs in dieser Klasse.
- Der hohe IQ macht sich auch in der Defense bemerkbar. Williams steht meistens richtig, ist ein guter Help-Defender und ein Meister im Annehmen von Offensiv-Fouls. 54 Charges in 37 Spielen sprechen eine deutliche Sprache
- Positionierung ist auch beim Rebounding ein Thema, auch hier besticht der bald 20-Jährige. Trotz seiner Größennachteile zählte er zu den besten Müllmännern auf dem College und glänzt hier mit guten Fundamentals.
Schwächen:
- So gut Williams oft steht, als Ringbeschützer ist er noch nicht aufgefallen, vornehmlich weil es ihm an Athletik fehlt. Das Positionierungsspiel ist eine Sache, aber wer Abend für Abend seinen Körper in den Weg stellt, der zahlt früher oder später einen Preis dafür.
- Im Angriff fehlen ihm die Moves. Knapp 53 Prozent aus dem Zweierbereich sind für einen Center, der kaum Sprungwürfe nimmt, wenig ruhmreich. Auch hier fehlt es an der Athletik, auch wenn zumindest Ansätze eines guten Floaterspiels erkennbar sind.
- Das Dribbling ist enorm ausbaufähig, sodass Williams eine Defense mit Drives kaum unter Druck setzen kann. Der frühere Razorback kann zwar andere in Szene setzen, für sich selbst aber nicht kreieren. Da der Wurf ebenfalls wacklig ist, dürfte sein offensiver Einfluss zunächst eher gering sein.
Erinnert an: Xavier Tillman, Grant Williams
SPOX-Prognose: Ende erste Runde
Best Fit: Golden State Warriors, Memphis Grizzlies, Miami Heat
JALEN DUREN (MEMPHIS)
Geburtstag: 18. November 2003 (18) / Größe: 2,11 Meter / Spannweite: 2,26 Meter / Gewicht: 113 Kilo
Jalen Duren: Seine Statistiken pro 40 Minuten
PTS | REB | AST | BLK | FG% | 3P% | FT% |
18,9 | 12,9 | 2,0 | 3,3 | 59,7 | - | 62,5 |
Stärken:
- Duren ist der jüngste Spieler von allen hoch gehandelten Prospects. Gleichzeitig hat kaum jemand in dieser Klasse einen Körper, der so NBA-ready ist wie seiner. Der 18-Jährige ist ein Kraftpaket, gesegnet mit einer immensen Sprungkraft, die ihn zu einem der besten Shotblocker im Land machten. Hier hilft auch sein gutes Timing, welches zu zahlreichen spektakulären Chasedown-Blocks führte.
- Diese Athletik ist auch sein Faustpfand im Angriff. Es gibt kaum einen Lob, welchen Duren nicht fangen kann, auch weil er mit seinen riesigen Händen fast jeden Ball kontrollieren kann. Aus dem Pick'n'Roll ist er als abrollender Big Man ebenso gefährlich, er zeigte hier auch Ansätze von Playmaking, indem er aus dem Short Roll die richtigen Reads machte und die Schützen an der Dreierlinie fand.
- Memphis setzte Duren auch häufiger als Ballverteiler aus Handoffs ein, eine wichtige Fähigkeit in der heutigen NBA. Viele Plays für Duren wurden nicht gelaufen, trotzdem fand er Wege zu scoren. Hier stechen insbesondere die 3 Offensiv-Rebounds pro Partie ins Auge. Das war gut für eine Rebound-Percentage von 14 Prozent, selbst heutige NBA-Spieler und gute Offensiv-Rebounder wie Isaiah Stewart (10,7) oder Zion Williamson (12,7) kommen nicht einmal annähernd an diesen Wert heran.
Schwächen:
- Ansonsten ist das Offensiv-Spiel noch recht roh. Seine Postups waren keine Offenbarung und trotz seiner physischen Erscheinung hatte Duren gerade gegen große Gegenspieler Probleme am Korb abzuschließen, vor allem gesehen im March-Madness-Showdown gegen Chet Holmgren (nur 7 Punkte, 3/11 FG). Über die Saison traf er aber 70 Prozent in Ringnähe, auch etwas geschönt durch die teils schwächere Konkurrenz in der kleineren American League.
- Eine Schwäche ist derzeit auch Durens Spiel am Perimeter in der Defense. So flüssig er sich bewegt, so oft hatte er Schwierigkeiten, Guards vor sich zu halten. Hin und wieder waren Ansätze erkennbar, aber Duren wirkte zu oft etwas steif in der Hüfte. Es besteht trotzdem Hoffnung, dass er in diesem Bereich mit mehr Erfahrung und etwas Coaching Fortschritte macht.
- Allgemein ist sein Spiel teilweise etwas wild. Wie viele Shotblocker fällt er noch zu häufig auf Fakes rein und gerät so häufig in Foulprobleme. Dazu ist sein Dribbling nicht gut und einige Pässe waren doch etwas zu ambitioniert. Hier und da streute der Memphis-Center auch einen Midrange-Jumper ein (36 Prozent Quote), wobei die Technik sehr gut aussah. Die Freiwurf-Quote ist zwar nicht berauschend, aber es ist möglich, dass Duren im Laufe seiner Karriere etwas werfen kann.
Erinnert an: athletischerer Mason Plumlee
SPOX-Prognose: Ende der Lottery
Best Fit: San Antonio Spurs
MARK WILLIAMS (DUKE)
Geburtstag: 16. Dezember 2001 (20) / Größe: 2,18 Meter / Spannweite: 2,31 Meter / Gewicht: 110 Kilo
Mark Williams: Seine Statistiken pro 40 Minuten
PTS | REB | AST | BLK | FG% | 3P% | FT% |
19,0 | 12,5 | 1,5 | 4,8 | 72,1 | - | 72,7 |
Stärken:
- Williams könnte womöglich umgehend Einfluss auf das Spiel nehmen. Beim Ex-Dukie ist klar, was er mitbringt - und er selbst scheint es auch zu wissen. Der Center ist ein klassischer Rim-Runner, der eine unfassbare Standing Reach von 2,97 Meter (!!) aufweist. Zur Erinnerung: Der Ring hängt bei 3,05 Meter, steht Williams also auf Zehenspitzen, kann er sich bereits an die Korbanlage hängen.
- Entsprechend war Williams einer der besten Shotblocker im Land, er zeigte aber ebenso im Verteidigen des Pick'n'Rolls gute Ansätze. Gerade in Drop Coverage ist seine Fußarbeit für seine Größe sehr gut, dazu versteht es Williams, wie er sich zu positionieren hat, um Ballhandler und Roller gleichzeitig einigermaßen unter Kontrolle zu haben.
- Hervorragend ist auch seine Fähigkeit, fast alles zu fangen. Das gilt für das Pick'n'Roll, genauso aber für Lob-Pässe, wo er mit seiner Größe Bälle kontrollieren kann wie nur wenige andere. Ebenfalls interessant: Williams nahm zwar keine Dreier, zeigte aber einige Male seinen Touch aus der Mitteldistanz und trifft darüber hinaus 75 Prozent seiner Freiwürfe. Shooting wird zwar nie seine Stärke sein, könnte aber sein Skillset ergänzen.
Schwächen:
- So gut er als abrollender Big auch ist, viel mehr kann Williams offensiv nicht anbieten. Mehr als einfache Handoffs haben wir vom 20-Jährigen noch nicht gesehen. Er kann kaum dribbeln und stellt somit keine Gefahr für den Korb dar, da er nicht für sich selbst kreieren kann.
- Defensiv bleiben Fragezeichen, wie gut er sich nach Switches gegen kleinere Gegenspieler schlagen kann. Auf seinem Tape gibt es durchaus gute Ansätze, gleichzeitig aber auch genügend Gegenbeispiele, in welchen Williams nicht gut aussieht. Die Fußarbeit ist grundsätzlich da, aber der Ex-Dukie kann seine Beine nicht schnell genug bewegen, um vor seinem Gegner zu bleiben.
Erinnert an: Hassan Whiteside
SPOX-Prognose: Ende der Lottery
Best Fit: Charlotte Hornets
PAOLO BANCHERO (DUKE)
Geburtstag: 3. November 2002 (19) / Größe: 2,08 Meter / Spannweite: 2,16 Meter / Gewicht: 113 Kilo
Paolo Banchero: Seine Statistiken pro 40 Minuten
PTS | REB | AST | BLK | FG% | 3P% | FT% |
20,9 | 9,5 | 3,9 | 1,1 | 47,8 | 33,8 (44/130) | 72,9 |
Stärken:
- Es ist nicht auszuschließen, dass Banchero der beste Spieler in diesem Draft ist. Von den drei gehandelten Top-Picks kann sich der ehemalige Duke-Star am besten seinen eigenen Wurf kreieren. Vor allem in der Mitteldistanz fühlt sich Banchero wohl, dort nutzt er fast immer Jab Steps, um sich etwas Platz zu verschaffen, dazu hat er trotz seiner Scorer-Qualitäten aus diesen Positionen stets das Auge für die Mitspieler.
- Wir haben Banchero zwar als Big gelistet, vermutlich wird er aber als Forward spielen. Als Vierer lief er Pick'n'Rolls und könnte ein wandelndes Mismatch sein. Hier kann er dank seines guten Ballhandlings in die Zone penetrieren, wobei der Spin Move sein Go-to-Move ist. Die Frage ist, ob das auch in der NBA funktioniert. Gleiches gilt für seine Vorliebe, in den Gegner zu gehen, um sich so Platz zu verschaffen, da NBA-Verteidiger deutlich mehr Masse anbieten können.
- Was auf jeden Fall auch in der NBA eine Waffe sein wird, ist das Transition-Spiel. Es war ein wenig unverständlich, dass Duke mit fünf potenziellen NBA-Spielern wenig lief, erst recht da Banchero mit seinem starken Handling und seiner Übersicht wie dafür gemacht ist, das Spiel schnell zu machen. Doch es müssen nicht immer Pässe sein, Banchero kann auch selbst Coast-to-Coast gehen und elitär abschließen.
- Auch defensiv muss Banchero keine Schwachstelle sein. Er zeigte mit seiner Athletik und Länge Ansätze als Beschützer des Rings und bekam auch als Help-Defender immer mal wieder seine Finger an den Ball ...
Schwächen:
- Das große Aber ist jedoch, dass die Konstanz fehlte. Banchero hatte in fast jedem Spiel Phasen, in denen er nicht daran interessiert war, Defense zu spielen. Da wurden Coverages aufgelöst, er betrieb Ball Watching oder verpasste Rotationen komplett. Natürlich schulterte er in der Offense eine große Last, dennoch ging es oftmals für seine Gegenspieler viel zu leicht, der Bewachung zu entwischen oder einfach nur an ihm vorbeizuziehen.
- Manchmal war Banchero auch einfach zu langsam, auch auf der anderen Seite des Feldes. Der erste Schritt ist nicht wirklich gut, sodass er am Perimeter Probleme bekommen wird, seine Gegner im Eins-gegen-Eins zu schlagen und sich mehr auf seinen Jumper verlassen muss. Das führte am College zu einigen wilden Versuchen und Dribble-Orgien, darüber hinaus bleibt der Dreier eine Baustelle.
- Eine weitere Schwachstelle ist der Abschluss in Ringnähe, 58 Prozent sind sehr mager für einen Spieler seiner Statur. Manchmal liegt es an der fehlenden Kontrolle, aber auch an der Tendenz, kaum die linke Hand zu verwenden.
Erinnert an: Jayson Tatum, Chris Webber
SPOX-Prognose: 3
Best Fit: Houston Rockets, Detroit Pistons
CHET HOLMGREN (GONZAGA)
Geburtstag: 1. Mai 2002 (20) / Größe: 2,13 Meter / Spannweite: 2,29 Meter / Gewicht: 88 Kilo
Chet Holmgren: Seine Statistiken pro 40 Minuten
PTS | REB | AST | BLK | FG% | 3P% | FT% |
21,0 | 14,7 | 2,8 | 5,4 | 60,7 | 39,0 (41/105) | 71,7 |
Stärken:
- So viel über Holmgrens Gewicht auch diskutiert wird: Er ist eines der besten Defense-Prospects der vergangenen Jahre. Holmgren weiß seine enorme Länge zu nutzen, ist gleichzeitig gut auf den Beinen und zeigte auch gegen deutlich bulligere Gegenspieler wie zum Beispiel Duren, dass er im Post unter keinen Umständen nachgibt und stattdessen stabil bleibt.
- Auch am Perimeter ist der Ex-Bulldog nicht verloren, obwohl er nicht unbedingt schnell ist. Einerseits hilft ihm dabei seine Länge, andererseits ist er im Gegensatz zu ähnlich großen Spielern weniger schwerfällig und kann durch schnelle Reaktionen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Holmgren ist also nicht nur ein guter Eins-gegen-Eins-Verteidiger, sondern wird auch als Help Defender einen enormen Einfluss auf das Spiel nehmen.
- Dazu ist er mit einem spannenden Skillset gesegnet. Holmgren kann den Fastbreak einleiten, er kann im Halbfeld Offense für sein Team initiieren und er kann mit seinem gefährlichen Wurf das Feld breit machen. Sein Spiel schreit nach Flügelspieler, auch wenn er Idealmaße für einen Center besitzt.
- Klassische Big-Man-Dinge hat Holmgren ebenso auf dem Kasten. Bei Gonzaga sahen wir zwar wenig Pick'n'Roll mit dem Youngster, doch die Kombination aus dem großen NBA-Feld und den Passfähigkeiten sollten ihn gefährlich machen.
- Wenn Holmgren mal den Ball unter dem Korb erhält, sind das fast automatisch zwei Punkte. 84 Prozent seiner Versuche am Ring waren drin, von 57 möglichen Dunks versenkte Holmgren alle 57.
Schwächen:
- Es bleiben trotzdem Fragen: Was ist eigentlich seine Position? Wie schon im Vorjahr mit Evan Mobley in Cleveland gesehen, wird Holmgren eher nicht seine ersten Spiele als Center absolvieren. Stattdessen dürfte seine Heimat eher die Vier sein, wo er konstant zeigen muss, ob er kleinere Spieler vor sich halten kann.
- Es bleiben auch Zweifel in Sachen Offense. In Gonzaga war Holmgren nicht der Fokus der Offense, auch weil ihm die Variabilität in seinem Spiel fehlt. Er kann nicht wirklich für sich selbst kreieren und ist auf die Hilfe seiner Mitspieler angewiesen. Womöglich wird Holmgren nie eine echte erste Option im Angriff sein. Die Post Moves sind noch sehr ausbaufähig.
- Und dann wären wir natürlich bei dem Gewicht bzw. bei der Stabilität. Dabei geht es gar nicht so sehr um defensive Fragezeichen, sondern eher um die Offense. Holmgren kann zwar penetrieren und den Korb attackieren, allerdings ist sein Handling nicht das Beste. So sieht man häufig Spin Moves und Fadeaways als Konsequenz. Holmgren kann beides, wirklich effizient ist es aber nicht.
Ein ausführliches Profil zu Holmgren gibt es hier!
Erinnert an: Eine Kreuzung aus Kevin Garnett und Pau Gasol
SPOX-Prognose: 2
Best Fit: Oklahoma City Thunder, Houston Rockets
NBA Draft 2022: Die besten Bigs im Überblick
Platz | Spieler | College | Prognose |
1 | Chet Holmgren | Gonzaga | 2 |
2 | Paolo Banchero | Duke | 3 |
3 | Jalen Duren | Memphis | Ende Lottery |
4 | Mark Williams | Duke | Ende Lottery |
5 | Jaylin Williams | Arkansas | Ende erste Runde |
6 | Walker Kessler | Auburn | Ende erste Runde |
7 | Christian Koloko | Arizona | Zweite Runde |