NBA Draft 2022, Beste Guards: Ein Hauch von Westbrook und das große Mysterium

Robert Arndt
21. Juni 202210:00
Jaden Ivey und Shaedon Sharpe gelten als die besten Guards im kommenden Draft.getty
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In der Nacht auf Freitag findet der NBA Draft 2022 statt. Nach dem Big Board und den besten Bigs widmen wir uns diesmal den besten Guards dieser Klasse.

Es ist eine beeindruckende Serie. Seit 2003 hat nun jeder Jahrgang (wir schließen 2021 noch aus) mindestens einen All-Star-Guard produziert. In einigen Fällen lässt sich über die Qualität des Prädikats streiten (D'Angelo Russell, Devin Harris), ansonsten lässt sich jedoch festhalten, dass die NBA Jahr für Jahr konstant neue Aufbauspieler mit Star-Potenzial begrüßen kann.

Diese Guard-Klasse ist womöglich nicht so stark wie andere, aber auch hier finden sich einige Kandidaten, die in der Zukunft All-Star werden könnten. Klassische Spielmacher gibt es zwar kaum, aber in der heutigen NBA ist das Playmaking ohnehin im Idealfall auf mehrere Schultern verteilt. Wir haben zehn Guards identifiziert, die sich in der NBA kurz- und vor allem langfristig etablieren könnten.

Unser Big Board mit den besten 25 Spielern gibt es hier, dazu haben wir bereits die besten Big Men der Klasse vorgestellt. Nun aber weiter mit den Guards.

TYTY WASHINGTON (KENTUCKY)

Geburtstag: 15. November 2001 (20) / Größe: 1,90 Meter / Spannweite: 2,03 Meter / Gewicht: 89 Kilo

TyTy Washington: Seine Statistiken pro 40 Minuten

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17,14,75,31,845,135,0 (36/103)75,0

Stärken:

  • Ein Vergleich, der gerne bei Washington gebracht wird, ist der mit Immanuel Quickley. Auch er spielte bei Kentucky, auch er war unter Coach John Calipari nicht der klassische Spielmacher. Das gilt auch für Washington, der meist auf der Zwei auflief, dennoch Playmaking Skills mitbringt und vor allem nach Blöcken für sich und seine Mitspieler kreieren kann.
  • Bei den Wildcats spielte Washington meist abseits des Balles und kreierte dann aus der Bewegung. Gefährlich war insbesondere sein Pullup-Game nach Screens, vor allem aus der Mitteldistanz, wo er schnell stoppen und zum Wurf hochsteigen kann.
  • Defensiv ist Washington engagiert und hat für seine Größe eine gute Spannweite. Er spielt an dieser Seite des Feldes hart, trotz der gegebenen Limitationen. In der NBA wird er jedoch vermutlich nur Einser verteidigen können.

Schwächen:

  • Sein erster Schritt ist nicht besonders schnell, er wird in der NBA Probleme bekommen, für sich selbst zu kreieren. Auch auf dem College hatte Washington Schwierigkeiten, bis zum Ring durchzukommen, und seine Abschlüsse am Ring waren nicht weltbewegend. Dazu sehr rechtslastig, die linke Hand benutzt er kaum.
  • Bei seinen Attacken fehlte darüber hinaus die Balance. So gut er aus dem Pick'n'Roll ist, so überhastet wirkt er, wenn er die Aufmerksamkeit der Defense auf sich sieht. Nicht selten verpasste Washington das Anspiel für den freien Mitspieler. Gleichzeitig war das Spacing in Kentucky erneut nicht optimal, mit mehr Platz sollte Washington es etwas einfacher haben.
  • Der Distanzwurf ist ebenfalls noch nicht so weit, wie man das gerne hätte. Seine 35 Prozent Trefferquote sind okay, aber nur 3 Versuche pro Spiel reichen nicht für eine echte Stichprobe aus. Das gilt auch für die Freiwürfe, wo seine Erfolgsrate von 75 Prozent bei nur 2 genommenen Freebies pro Partie nicht besonders viel verrät.

Erinnert an: Immanuel Quickley

SPOX-Prognose: Zwischen 20 und 25

Best Fit: Denver Nuggets, Philadelphia 76ers

BLAKE WESLEY (NOTRE DAME)

Geburtstag: 16. März 2003 (19) / Größe: 1,96 Meter / Spannweite: 2,06 Meter / Gewicht: 84 Kilo

Blake Wesley: Seine Statistiken pro 40 Minuten

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19,65,03,31,740,430,3 (54/178)65,7

Stärken:

  • Auch wenn Wesley kein Lottery Pick sind wird, ist Upside seine Calling Card. Der 19-Jährige ist enorm athletisch und kann sich nach Belieben Würfe für sich selbst kreieren, sei es ein Pullup-Dreier, ein Wurf aus der Mitteldistanz oder ein kraftvoller Drive. Neben seiner Athletik hat Wesley auch jede Menge Moves im Werkzeugkasten, was es umso schwieriger macht, ihn vor sich zu halten.
  • In Transition ist er ohnehin kaum zu stoppen. Hier ist auch sein Passspiel sehr gut, seine Zuspiele aus vollem Tempo sind überraschend genau, auch im Halbfeld sah dies bisweilen vielversprechend aus, gerade im Zusammenspiel mit seinen Bigs.
  • Seine körperlichen Vorteile machen sich auch defensiv bemerkbar. Wesley zeigt dort Einsatz und ist fähig, im Eins-gegen-Eins seinen Gegenspieler zu nerven und vor sich zu halten.

Schwächen:

  • Vieles bei Wesley ist die Vorstellung, was er sein könnte. In der Realität fehlt noch einiges, für einen Lead Guard fehlt noch die Balance im Spiel. Es gab viele Phasen, in denen der 19-Jährige überdrehte und so seinem Team massiv schadete. 2,4 Assists bei 2,2 Ballverlusten sind kein guter Wert.
  • Etwas überraschend sind dagegen seine Probleme beim Abschluss. Für einen Athleten wie ihn ist es beinahe unerhört, dass er nur 41 Prozent am Ring versenkt. Zu oft versuchte Wesley, den Kontakt zu vermeiden, wilde Layup-Versuche waren die Konsequenz. Auch gerade einmal 5,6 Freiwürfe pro 40 Minuten sprechen nicht für den Guard.
  • Auch beim Wurf steht Wesley noch jede Menge Arbeit bevor. Es ist noch keine Konstanz in seiner Routine erkennbar, entsprechend wild sehen viele seiner Versuche aus. Man stelle sich aber vor, dass er tatsächlich Verteidiger mit seinem Wurf bestrafen kann, wenn diese unter dem Pick durchgehen. Dann hat Wesley in jedem Fall eine Zukunft in der NBA.

Erinnert an: Dennis Smith Jr.

SPOX-Prognose: Zwischen 15 und 24

Best Fit: San Antonio Spurs, Minnesota Timberwolves

OCHAI AGBAJI (KANSAS)

Geburtstag: 20. April 2000 (22) / Größe: 1,96 Meter / Spannweite: 2,09 Meter / Gewicht: 98 Kilo

Ochai Agbaji: Seine Statistiken pro 40 Minuten

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21,45,81,81,147,540,7 (103/253)74,3

Stärken:

  • Es gibt Stimmen, die vergleichen Agbaji mit Warriors-Star Klay Thompson, weil auch der Wurf vom Kansas-Guard ähnlich clean aussieht. Nun wirft zwar niemand wie Klay, aber wenn Agbaji etwas ist, dann ein exzellenter Schütze. 45 Prozent seiner Catch-and-Shoot-Dreier gingen durch die Reuse, darunter auch zahlreiche Versuche, die man auch in der NBA als tief angesehen hätte.
  • Diese Shooting Gravity nutzt Agbaji ebenso für zahlreiche kluge Cuts, immer mit dem Wissen, dass seine Gegenspieler kaum Raum lassen können, weil sonst der Dreier fliegt. Für seine Größe schließt der Ex-Jayhawk auch recht gut am Ring ab.
  • Defensiv ist sein großes Plus die große Spannweite. Das sollte ihm erlauben, mehrere Positionen anständig zu verteidigen und in einem Switching-System keine allzu große Schwachstelle zu sein. Überhaupt macht Agbaji seine Sache im Eins-gegen-Eins meist ordentlich.

Schwächen:

  • Viel mehr als Shooting, das natürlich überragend ist, bringt er nicht mit. Das Ballhandling ist alles andere als gut, sodass Drives gerne in Ballverlusten enden. Gleichzeitig schafft er es auch nicht, konstant für sich selbst Platz zu schaffen, sodass er in der NBA womöglich nur ein reiner Spot-Up- und Movement-Shooter ist.
  • Auch dazwischen hat Agbaji wenig anzubieten. Es fehlt ein Floater, für Pullups fehlt wie bereits angesprochen das Dribbling. Ebenfalls neigt er zum Tunnelblick, selbst einfache Pässe übersieht er schlichtweg.
  • Und dann hat Agbaji auch die Neigung, defensiv hier und da abzuschalten. Es war nicht selten, dass er abseits des Balles einfach zu spät reagierte und so die Rotationen des eigenen Teams negativ beeinflusste. Auch in Sachen Help Defense schaltete der bereits 22-Jährige oft zu spät.

Erinnert an: Buddy Hield

SPOX-Prognose: Zwischen 15 und 22

Best Fit: Atlanta Hawks, San Antonio Spurs

MALAKI BRANHAM (OHIO STATE)

Geburtstag: 12. Mai 2003 (19) / Größe: 1,96 Meter / Spannweite: 2,08 Meter / Gewicht: 82 Kilo

Malaki Branham: Seine Statistiken pro 40 Minuten

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18,44,82,71,049,841,6 (37/89)83,3

Stärken:

  • Wer Branham zieht, der bekommt jede Menge Buckets. Es braucht nicht viel Vorstellung, um im Ohio-State-Guard eine klassische Mikrowelle von der Bank zu sehen. Die meisten seiner Punkte erzielt der 19-Jährige dabei aus dem Pick'n'Roll, wo er es bestens versteht, sich genügend Platz zu verschaffen.
  • Gerade aus der Mitteldistanz ist er dabei kaum aufzuhalten. Es braucht nicht viel Platz für ihn, um seinen Wurf loszubekommen. Branham verlässt sich dabei fast ausschließlich auf seinen Pullup-Wurf, der aufgrund des sehr hohen Releases schwer zu blocken oder zu beeinträchtigen ist.
  • Aber es sind nicht nur Pullups. Auch aus dem Catch-and-Shoot ist Branham sehr sicher. 42 Prozent als Freshman von der Dreierlinie ist eine Hausnummer. Die Frage ist aber, ob dies auf die NBA übertragbar ist. Die Flugkurve seiner Distanzwürfe ist noch recht flach, das sollte bei der tieferen NBA-Dreierlinie beachtet werden. Man kann aber davon ausgehen, dass Branham sich auf lange Sicht daran anpassen kann.

Schwächen:

  • Wir haben nun viel über Sprungwürfe gesprochen, und hier liegt der Hase auch im Pfeffer. Branham ist kein guter Driver, der problemlos zum Ring kommt. Und wenn er dann mal da ist, hat er Probleme abzuschließen. Dem Guard fehlt es noch an Masse und Stabilität, um mit Kontakt abzuschließen. Meist versucht er deswegen, Kontakt zu vermeiden.
  • Selbst auf dem College hatte Branham nur eine Free Throw Rate von unter 30 Prozent. Um das einzuordnen: Das ist etwas besser als Dennis Schröder, der in der NBA zu den schwächeren Guards in dieser Kategorie zählt.
  • Die fehlende Körperbalance ist natürlich auch in der Defense nicht förderlich. Zu oft wurde er Eins-gegen-Eins geschlagen und wurde entsprechend gejagt. Auch die Fundamentals sind an diesem Ende des Courts noch nicht da, seine Closeouts sind nicht gut und auch in Sachen Help Defense gibt es noch viel aufzuarbeiten.

Erinnert an: Tyler Herro

SPOX-Prognose: Zwischen 12 und 18

Best Fit: Minnesota Timberwolves, Charlotte Hornets

JALEN WILLIAMS (SANTA CLARA)

Geburtstag: 14. April 2001 (21) / Größe: 1,98 Meter / Spannweite: 2,19 Meter / Gewicht: 88 Kilo

Jalen Williams: Seine Statistiken pro 40 Minuten

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20,75,14,81,451,339,6 (42/106)80,9

Stärken:

  • Lange flog Williams mit Mid-Major Santa Clara unter dem Radar, doch der Buzz um den langen Guard hat zugenommen. Die Combine bestätigte die absurde Wingspan, dazu überzeugte Williams auch im Spiel selbst und zeigte erneut, dass er einer der reiferen Guards in diesem Draft ist. Mit seiner Größe kann er Defenses gut lesen und er besitzt auch die Fähigkeit, mit beiden Händen Plays zu machen.
  • Seien es No Looks, Pässe in engen Fenstern oder Fakes, die andere Optionen eröffnen - all diese Tricks kann Williams aus dem Handgelenk schütteln, oft spektakulär. Die Assist-Zahlen an sich stechen zwar nicht hervor, an dieser Stelle muss aber auch erwähnt werden, dass dieses Broncos-Team nicht das Beste war und viele potenzielle Assists liegen ließ.
  • Aber auch das Scoring passte. Den Großteil seiner Punkte machte er eben aus dem Pick'n'Roll, hier verfügt Williams über ein gutes Midrange-Game (39 Prozent) sowie einen ansehnlichen Floater. Auf dem College konnte er sich zumindest genug Platz verschaffen, auch wenn er nicht der Schnellste ist, seine Crossover-Moves sind dafür sehr ansehnlich und clean - fragt gerne bei Chet Holmgren nach.

Schwächen:

  • Dennoch muss hinterfragt werden, ob das ein Level höher gelingt. Santa Clara bespielte mit Gonzaga und St. Mary's nur zwei gerankte Teams, gerade gegen die Länge Gonzagas hatte der 21-Jährige so seine Schwierigkeiten. Womöglich fehlt doch die letzte Ecke Athletik, der erste Schritt ist nichts Besonderes, sodass Williams anfällig für Offensiv-Fouls ist, weil Gegner meist vor ihm bleiben.
  • Das gilt auch für die Defensive, wo Williams seine Sache ordentlich macht, aber einfach nicht schnell genug ist, um seine Gegenspieler vor sich zu halten. Mit seiner Länge kann er einiges wett machen und es ist jederzeit zu sehen, dass er es versucht - am Ende des Tages ist er in dieser Hinsicht aber schlichtweg limitiert. Durch seine Größe wird man Williams aber zumindest verstecken können, gerade in der Regular Season.
  • Größere Fragezeichen bleiben dagegen hinter seinem Wurf, vor allem dem Pullup aus der Distanz. In seinem letzten College-Jahr waren es zwar 39 Prozent, in den beiden Jahren zuvor jedoch nur rund 32 Prozent.

Erinnert an: den späteren Shaun Livingston

SPOX-Prognose: Zwischen 14 und 20

Best Fit: Houston Rockets, Chicago Bulls

JOHNNY DAVIS (WISCONSIN)

Geburtstag: 27. Februar 2002 (20) / Größe: 1,96 Meter / Spannweite: 2,05 Meter / Gewicht: 88 Kilo

Johnny Davis: Seine Statistiken pro 40 Minuten

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23,19,62,51,442,730,6 (37/121)79,1

Stärken:

  • Es war schon beeindruckend, wie Davis ein schwaches Wisconsin-Team trug und auf beiden Seiten des Feldes überzeugte. Auf dem NBA-Level dürfte vor allem seine Defense eine Trumpfkarte sein. Davis hat eine gute Länge für seine Position, bewegt sich lateral hervorragend und kämpft sich so gut über Blöcke wie kaum ein anderer. Kurzum, Davis hat das Potenzial, eine echte Klette zu werden.
  • Es gibt Spieler, die man kaum wahrnimmt, Davis gehört nicht dazu. Sein Spiel strotzt vor Energie, sei es eben durch Hustle in der Defense (über 8 Rebounds pro Partie sind auch eine Ansage) oder seine energischen Drives. Zwar ist der 20-Jährige nicht besonders explosiv, dafür macht er sich beim Penetrieren sehr "klein" und kann so kleinste Lücken in der Defense nutzen, um zum Korb zu kommen.
  • Dort war er auch ziemlich effizient und schloss recht gut gegen Kontakt ab. Hier hilft, dass er auch seine linke Hand zum Abschluss benutzt und so den Shotblocker am Ring vermeiden kann. Zusätzlich war sein Spiel aus der Mitteldistanz sehr solide, sei es durch Pullups, Stepbacks oder gar einige Aktionen aus dem Post.

Schwächen:

  • Inwieweit Davis auch in der NBA Erfolg haben kann, dürfte durch seinen Distanzwurf determiniert werden. In seiner ersten Saison traf er bei wenig Volumen noch sehr gut (39 Prozent) und auch in der abgelaufenen Spielzeit startete Davis vielversprechend, bevor seine Quoten im Laufe der Saison in den Keller gingen. Vieles musste sich Davis aber auch selbst kreieren, sodass es durchaus Hoffnung gibt, dass er zumindest aus dem Catch-and-Shoot respektabel sein wird.
  • Fraglich erscheint hingegen, ob seine Drives gegen athletischere Gegner von Erfolg gekrönt sein können und ob er sich wirklich Platz verschaffen kann. Hinzu kommt, dass er ein solider, aber kein guter Passgeber ist, der dazu neigt, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen.
  • Außerdem stellt sich die Frage, wie effizient Davis wirklich sein kann. In Wisconsin war er die klare erste Option, das wird sich in der NBA ändern. Kann er abseits des Balles so einen großen Einfluss nehmen, dass er dauerhaft respektiert wird? Auch hier dreht sich weiter vieles um seinen Wurf und die fehlende Explosivität.

Erinnert an: Josh Hart

SPOX-Prognose: Zwischen 10 und 14

Best Fit: Charlotte Hornets, Cleveland Cavaliers

DYSON DANIELS (G-LEAGUE IGNITE)

Geburtstag: 17. März 2003 (19) / Größe: 2,03 Meter / Spannweite: 2,01 Meter / Gewicht: 91 Kilo

Dyson Daniels: Seine Statistiken pro 40 Minuten

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14,58,05,62,444,925,5 (13/51)73,7

Stärken:

  • Von allen Guards bringt Daniels die besten Voraussetzungen für einen guten Verteidiger mit. Die Größe von 2,03 Meter hilft natürlich, aber es ist vor allem seine gute Fußarbeit, die es ihm erlaubt, vor kleineren, schnelleren Gegenspielern zu bleiben. In der G-League war der Australier einer der besten Balldiebe der Liga und behauptete sich durchaus beeindruckend gegen ältere, erfahrenere Kollegen.
  • Im Angriff ist er ein solider Ballhandler, der vor allem mit seinem Passspiel glänzt. Es gibt wenige Pässe, die er nicht spielen kann, selbst während des Sprungs scheint er immer die Kontrolle zu behalten. Gerade im Pick'n'Roll findet er auch in engsten Räumen Lücken, um seinen Big zu bedienen, sei es per Lob oder mit einem gut getimten Bodenpass. Er macht das Spiel einfach für seine Mitspieler.
  • Gleichzeitig braucht Daniels aber nicht den Ball, um Einfluss auf das Spiel zu nehmen. In der G-League profilierte er sich auch als kluger Cutter und schnappte sich über 2 Offensiv-Rebounds pro Spiel. Dazu streute Daniels hier und da mal einen Fadeaway-Jumper ein, wenn er von kleineren Gegenspieler gecheckt wurde und trat auch als Playmaker aus dem Post auf.

Schwächen:

  • Fragezeichen bleiben aber hinter seiner Fähigkeit, für sich selbst zu kreieren. Für NBA-Verhältnisse ist er doch sehr langsam unterwegs und hatte in der G-League entsprechend Probleme. Ohne einen Screen kam er fast nie an seinem Gegenspieler vorbei.
  • Und selbst diese Picks werden auf Dauer nicht helfen, wenn der Wurf nicht besser fällt. Bei einer Quote von 25 Prozent werden Gegenspieler dankend unter dem Screen durchgehen, wodurch sich keine Räume ergeben. Die Wurftechnik sieht zumindest in Ordnung aus, 73 Prozent von der Freiwurflinie sind gleichzeitig aber auch keine Offenbarung.
  • Nimmt man all das zusammen, fragt man sich schon, ob Daniels als Lead Guard eine gute NBA-Offense anführen kann. Stattdessen wird er ein Team mit guten Schützen und/oder einem weiteren scorenden Guard an seiner Seiten brauchen, um erfolgreich sein.

Erinnert an: Kyle Anderson, Lonzo Ball

SPOX-Prognose: Zwischen 7 und 13

Best Fit: New Orleans Pelicans, Washington Wizards

BENNEDICT MATHURIN (ARIZONA)

Geburtstag: 19. Juni 2002 (19) / Größe: 1,98 Meter / Spannweite: 2,06 Meter / Gewicht: 95 Kilo

Bennedict Mathurin: Seine Statistiken pro 40 Minuten

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21,86,93,11,245,036,9 (83/225)76,4

Stärken:

  • Mathurin ist ein Paradebeispiel, warum ein zweites Jahr auf dem College helfen kann. In seiner Freshman-Saison nahm der Kanadier fast ausschließend Spot-Up-Dreier, in seiner zweiten Saison fügte er seinem Spiel weitere Elemente hinzu. Der Distanzwurf bleibt im Halbfeld trotzdem die größte Waffe, nun nimmt er diese auch gerne mal aus dem Dribbling, ohne dass die Quote dabei leidet.
  • Mathurins größte Stärke bleibt jedoch sein Spiel in Transition. Der 20-Jährige ist enorm schnell und produzierte Highlights am Fließband, wenn er mal Platz hatte und mit seinen langen Schritten über das Feld stürmte. So gelangen ihm durch seine Reaktionsfähigkeiten einige "Pick Sixes". Das waren nicht immer nur Dunks, sondern auch schnelle Pullup-Dreier oder kluge Pässe zu Mitspielern, die mitliefen.
  • Allgemein sah das Playmaking von Mathurin in Jahr zwei deutlich verbessert aus. Der Kanadier wird sicherlich kein Lead Guard, aber er weiß etwas mit dem Basketball anzufangen, kann simple Reads machen, Closeouts attackieren oder mal ein Pick'n'Roll laufen.

Schwächen:

  • Viel Arbeit gibt es dagegen in der Defense. Mathurin ist oft nachlässig, lässt immer wieder Fundamentals vermissen und schläft teilweise. So gut seine körperlichen Attribute sind, so selten setzt er sie auch ein. In der Theorie sollte er mehrere Positionen annehmbar verteidigen können, gesehen hat man davon noch nicht viel.
  • Das größte Problem ist seine Navigation von Blöcken. Auf dem College blieb er an fast jedem Pick kleben und nahm sich immer wieder selbst aus dem Spiel. Auch dies sind Fundamentals, an denen es bei Mathurin noch gewaltig hapert.
  • Wir sprachen bei den Stärken das Playmaking an und tatsächlich ist hier Upside da, doch vieles ist auch noch sehr roh. Das Ballhandling ist nicht das Beste, Gegenspieler greifen gegen ihn liebend gerne nach dem Ball und haben Erfolg. Es fehlt zudem an weiteren Waffen außer dem Dreier und Dunks, aus der Mitteldistanz sowie aus dem Floaterbereich versenkte er nur schwache 30 Prozent.

Erinnert an: Jason Richardson

SPOX-Prognose: Zwischen 6 und 10

Best Fit: Portland Trail Blazers, Indiana Pacers

SHAEDON SHARPE (KENTUCKY)

Geburtstag: 30. Mai 2003 (19) / Größe: 2,03 Meter / Spannweite: 2,13 Meter / Gewicht: 91 Kilo

Stärken:

  • Sharpe wird den GMs noch einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Seine Sprungkraft ist einmalig, so brach er den Rekord für den Vertical Jump aus dem Vorjahr von Keon Johnson. 49 Inches, also knapp 1,25 Meter wurden gemessen. So verwundert es nicht, dass Sharpe trotz wenig Filmmaterial jede Menge krachende Dunks auf seinem Highlight-Tape platzieren konnte.
  • Darüber hinaus ist Sharpe die Definition eines Tough Shot Makers. Der Wurf ist lupenrein und schön anzusehen. Das gelingt vor allem aus dem Eins-gegen-Eins, wo er sich stets etwas Freiraum schaffen kann, insbesondere durch den Stepback. Auch abseits des Balles kann Sharpe spielen und durch Pindowns seine Freiräume nutzen, der Wurf sieht auch aus der Bewegung richtig gut aus. Darüber hinaus zeigte er Ansätze als Passgeber, Sharpe dürfte mehr sein als ein reiner Scorer.
  • Seine körperlichen Voraussetzungen helfen auch in der Defense. Mit seinen langen Armen ist Shape oft in den Passwegen und stellt sich auch im Eins-gegen-Eins recht ordentlich an. Die Instinkte sind auch da, sodass Sharpe kein reiner Offensiv-Spieler sein muss.

Schwächen:

  • Zunächst einmal muss erwähnt werden, dass Sharpe Zeit benötigen wird. Der 19-Jährige hat einfach zu lange kein richtiges Spiel mehr gemacht, dazu kommt der enorme Sprung aus der High School direkt in die NBA. Sharpe hatte die Schule frühzeitig beendet und war nach einigem Hin und Her auch für Spiele bei Kentucky verfügbar, letztlich machte er aber kein Spiel. Der Plan sah vor, im kommenden Jahr bei den Wildcats durchzustarten, doch Sharpe entschied sich anders und meldete sich umgehend für den Draft an.
  • So sehr Sharpe auch springen kann, es überrascht, dass er auch in AAU-Spielen Probleme hatte, seine Gegenspieler im Eins-gegen-Eins zu schlagen, um zum Korb zu kommen. Das Handle ist nicht das Beste, dazu ist der erste Schritt wenig explosiv. Dies führte zu vielen schweren Würfen, die Sharpe zwar treffen kann, effiziente Offense sieht aber anders aus. Darüber hinaus zeigte Sharpe bisher nur Ansätze im Pick'n'Roll, hier gibt es auch noch jede Menge zu verbessern.
  • Über die On-Ball-Defense sprachen wir bereits, abseits des Balles sind dagegen eher Probleme zu verorten. Zu oft verliert Sharpe hier seine Gegenspieler aus den Augen und ist dann häufig zu spät, wenn es um Rotationen geht. Mit mehr Reps ist aber auch das in den Griff zu kriegen.

Erinnert an: junger Paul George

SPOX-Prognose: Zwischen 4 und 10

Best Fit: Sacramento Kings, San Antonio Spurs, Detroit Pistons

JADEN IVEY (PURDUE)

Geburtstag: 13. Februar 2002 (20) / Größe: 1,93 Meter / Spannweite: 2,08 Meter / Gewicht: 90 Kilo

Jaden Ivey: Seine Statistiken pro 40 Minuten

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22,06,23,91,246,035,8 (64/179)74,4

Stärken:

  • Ivey ist der vermutlich beste Shot Creator dieser Klasse. Nur wenige Spieler haben einen besseren ersten Schritt als er, so verschafft sich der 20-Jährige immer wieder Platz. Das gelingt sowohl aus dem Pick'n'Roll als auch aus ISOs, wobei Ivey auch auf ein großes Arsenal aus verschiedenen Crossover-Moves zurückgreifen kann. Will Ivey zum Korb, dann gelingt ihm das auch.
  • Dort schließt Ivey auch recht gut ab, weil er kräftig genug ist, um Kontakt zu absorbieren und über eine gute Körperbalance verfügt. Oft schließt Ivey aber nicht nur selbst ab, sondern findet aus seinen Drives auch die freien Mitspieler an der Dreierlinie, obwohl er nicht der klassische Spielmacher ist. Sein Passspiel kommt vielmehr in Transition zur Geltung, gleichzeitig kann er natürlich jederzeit selbst elitär abschließen.
  • Seine Athletik stellte er ebenso defensiv zur Schau, zumindest in Phasen. Ivey kann defensiv seinen Gegenspieler an die Kette legen, mitunter schwankte aber sein Einsatz in der Defense. Voll konzentriert ist er ein Plus, der auch als Help Defender für den einen oder anderen spektakulären Block gut ist.

Schwächen:

  • Die Kehrseite der Medaille ist, dass Ivey dazu neigt, Aussetzer im Stile von James Harden zu haben. Teilweise sieht es ziemlich apathisch aus, wenn Ivey abseits des Balles seinen Gegenspieler bewacht. Die Folge waren zahlreiche Backdoor-Cuts und verpasste Rotationen.
  • Es bleiben auch Fragen nach seiner Rolle im Angriff. In Purdue spielte Ivey neben einem klassischen Point Guard und war selten für den Spielaufbau zuständig. Stattdessen erhielt er den Ball meist aus der Bewegung und lief selten das Pick'n'Roll selbst. Auffällig war auch, dass er fast ausschließlich mit rechts dribbelte. Auf dem College spielte es keine Rolle, weil er so schnell war, dass er ohnehin nicht zu stoppen war.
  • Und dann ist da noch die Frage des Wurfs. In seinem zweiten College-Jahr hat Ivey seine Quoten von Downtown deutlich verbessert, es fehlt aber weiter ein veritabler Floater und ein Midrange-Jumper. So könnte Ivey noch zu berechenbar sein, hier muss er sich dringend verbessern.

Erinnert an: Russell Westbrook

SPOX-Prognose: Top 5

Best Fit: Oklahoma City Thunder, Detroit Pistons