Die Warriors sind nur drei Siege von einer weiteren Championship entfernt. Dieser Satz bleibt bemerkenswert, wenn man doch bedenkt, wie schnell vor nicht allzu langer Zeit ihre vermeintliche Dynastie zerfiel. Klay Thompson riss sich das Kreuzband, Kevin Durant riss sich die Achillessehne und unterschrieb am ersten Tag der Free Agency 2019 in Brooklyn.
Golden State war müde, zermürbt von 515 Saisonspielen über fünf Jahre (ohne Preseason). Das Team schien sein Ablaufdatum erreicht zu haben, auch wenn Stephen Curry (damals 31), Draymond Green (29) und Thompson (29) noch nicht zwingend am Ende ihrer Prime waren.
Drei Jahre später kämpfen sie wieder um einen Titel, neben dieser "Big Three" waren lediglich zwei Kaderspieler auch 2019 bei der Pleite gegen die Toronto Raptors mit dabei - Andre Iguodala und Kevon Looney. Alle außer Iggy wurden von den Warriors gedraftet und selbst entwickelt. Darauf ist man noch heute stolz und verweist gerne darauf, wie GM Bob Myers zuletzt in der Debatte, ob es nicht unfair sei, dass die Warriors mehr Geld ausgeben als alle anderen Teams.
Golden States Kader kostet in dieser Spielzeit rund 176 Millionen Dollar, da man Wiederholungstäter in Sachen Luxussteuer ist, zahlt man zusätzlich noch 170 Millionen oben drauf. Zum Vergleich: Die Clippers sind mit rund 250 Millionen Gesamtausgaben das zweitteuerste Team.
"Es sollte erlaubt sein, seine eigenen Spieler zu bezahlen", meinte Myers. "Viele der Jungs haben wir selbst gedraftet. Es ist nicht so, dass wir all diese Spieler von woanders geholt haben." Das ist durchaus richtig, blickt man aber auf die Moves der vergangenen drei Jahre, wird schnell klar, dass die Warriors sich nur so entwickeln konnten, weil die Besitzergruppe auch in Pandemiezeiten die Geldbörse geöffnet hielt.
Es gibt nicht umsonst folgendes Motto: "Ownership ist der größte Vorteil in der NBA." Während die Los Angeles Lakers nicht gewillt waren, für Alex Caruso obendrauf zu zahlen, tradeten die Warriors 2020 zum Beispiel für Kelly Oubre Jr., was sie alleine rund 80 Millionen Dollar kostete. Der Forward konnte nie überzeugen und doch ist er das beste Beispiel, warum Golden State wieder an der Spitze des Westens steht. Sie waren bereit, Risiken einzugehen, was auch immer es kosten möge.
Warriors: Durant-Abgang schmerzt - und leitet Umbruch ein
Alles begann an jenem Tag, als Durant seine Zelte in San Francisco abbrach und in Brooklyn unterschrieb. Viel wurde in den Wochen zuvor über KD spekuliert, in Golden State war man sich aber bereits recht sicher, dass der zweifache Finals-MVP nach drei Jahren weiterziehen würde.
Das Problem: Da Durant als Free Agent ging, war kein Ersatz in Sicht. 2019 war aber das Jahr, in dem der gute, alte Sign-and-Trade-Deal sein Revival feierte. Seit 2015 hatte es nur vier kleinere S&Ts gegeben, die Seite HoopsRumors erklärte sogar wenige Tage vor dem 1. Juli, warum solche Transaktionen kaum durchgeführt werden (und schrieben auch, dass die Warriors gar nicht dazu berechtigt wären).
Das war auch nicht falsch, dennoch waren die Warriors nach dem 1. Juli in der Lage, Andre Iguodala nach Memphis zu verfrachten, um tatsächlich für einen Sign-and-Trade mit Brooklyn berechtigt zu sein. Es war eine harte Entscheidung, wie Warriors-Coach Steve Kerr Zach Lowe (ESPN) vor einigen Tagen erzählte: "Ich war am Boden zerstört. Ich konnte nicht glauben, dass wir die Seele unseres Teams verlieren würden."
So war der Weg frei, um Platz für D'Angelo Russell zu schaffen. Der Point Guard war selbst Free Agent und wurde von den Warriors überzeugt, in einem doppelten Sign-and-Trade in die Bay Area zu kommen, statt wie eigentlich geplant nach Minnesota zu gehen. Die Nets hätten dem nicht zustimmen müssen, erhielten aber einen Erstrundenpick 2020 (Top-20-geschützt) für ihre Kooperation. Dieser Pick landete nie in Brooklyn, weil die Warriors im folgenden Jahr komplett auseinanderfielen. Stattdessen wird es nun 2025 ein Zweitrundenpick sein.
Warriors - D'Angelo Russell: Der Platzhalter
Glaubten die Warriors wirklich an Russell? Vermutlich nicht, wie auch Kerr andeutete: "Dieser Trade war ein gutes Beispiel, warum der Coach nicht der GM sein sollte. Wenn ich das Sagen gehabt hätte, hätten wir diesen Trade niemals gemacht." D-Lo war zwar im Jahr zuvor All-Star, passte aber so überhaupt nicht zum Stil der Dubs.
Viermal lief der Guard an der Seite von Curry auf, dreimal verloren die Warriors, bevor sich der Superstar die Hand brach. Als dieser am 5. März 2020 sein Comeback gegen Toronto gab, war Russell schon gar nicht mehr da. Die Entscheidung pro Golden State von Russell war wichtig für die Franchise, um den Salary Spot von Durant zu erhalten, den sie aus finanziellen Gründen anderweitig einfach verloren hätten, mehr aber auch nicht.
Am Ende bekamen alle, was sie wollten. Russell einen Maximal-Vertrag und danach doch noch die Chance, an der Seite von seinem Buddy Karl-Anthony Towns in Minnesota zu spielen. Und Golden State endlich den langen, athletischen Forward, der ihnen abhanden gekommen war ...