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NBA Finals - Kommentar zur Gala von Stephen Curry: Die 2022er Version von "The Last Dance"

Stephen Curry legte in Spiel 4 gegen die Boston Celtics eine der besten Partien seiner Karriere hin.
© getty

Stephen Curry hat die Golden State Warriors mit einem der besten Spiele seiner Karriere zum Ausgleich in den NBA Finals geführt. Mit seiner Leistung weckte der 34-Jährige Erinnerungen an die Abschiedsvorstellung von Michael Jordan auf der größten Bühne. Ein Kommentar von NBA-Ressortleiter Ole Frerks.

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Es ist an der Zeit, ein paar Mythen zu begraben. Dass Stephen Curry kein guter Finals- oder Playoff-Performer ist, ist oft genug widerlegt worden. Dass er nicht verteidigen kann, behaupten in dieser Postseason auch nicht mehr viele, die wirklich zuschauen. Aber darum geht es heute nicht: Es geht um "Strength in Numbers".

Die Warriors haben Jahre unter diesem Slogan gespielt, gerade in den Anfangsjahren ihrer Dynastie sicherlich auch zurecht. Heute haben sie "Strength in Number 30". Die Dynastie liegt gefühlt in ihren letzten Zügen, sie sind nicht mehr das beste oder tiefste Team, auch in dieser Serie nicht. Sie haben aber den besten Spieler, und das kann manchmal reichen.

Vielleicht kann man eher von der Neuauflage von "The Last Dance" sprechen, wenn auch ohne die Dysfunktion und den drohenden unmittelbaren Fall in die Bedeutungslosigkeit, welche die Bulls 1998 begleiteten (die Warriors haben junges Talent). Dafür: Mit dem angeschlagenen Co-Star (in der Pippen-Rolle: Klay Thompson). Mit dem Defensivgenie, das bisweilen labil wirkt und nicht mehr verteidigt wird (Draymond als neuer Rodman - passt!).

Und mit einem der besten Spieler aller Zeiten, der vielleicht nicht mehr in seiner Prime ist, der aber immer noch in diesen Modus schalten kann, den nur wenige Spieler jemals erreichen. Curry ist nicht Michael Jordan, aber in Spiel 4 hatte er eine dieser Leistungen, für die His Airness noch Jahrzehnte später verehrt wird.

Stephen Curry vs. "Beautiful Game"-Warriors

Curry wusste, dass eine Niederlage wohl gleichbedeutend mit einer Niederlage in dieser Serie gewesen wäre, und entsprechend trat er von Anfang an auf. Schon im ersten Viertel legte er sich mit Celtics-Fans an, er feierte, stolzierte, gab den Ton an, spielte mit dem Feuer eines dreifachen Champions, der die Chance auf einen vierten Ring nicht begraben wollte.

Vor allem aber dominierte er offensiv und nutzte jede Lücke, selbst wenn sie gar nicht da war. Er war von Beginn an aggressiv, im vollen Bewusstsein, dass er derzeit die einzige richtig gute Scoring-Option seines Teams ist. Die Warriors sind in dieser Serie nicht mehr die "Beautiful Game"-Warriors mit Passstafetten, überragendem Off-Ball-Movement und tollem Spacing, das haben ihnen die Celtics weitestgehend alles genommen.

Stattdessen melken sie ihren besten Spieler wie ein "gewöhnliches" Team. 48 On-Ball-Screens bekam Curry in diesem Spiel gestellt, Höchstwert seit Spiel 5 der 2017er Finals (!) - Kerr ruft diese Waffe nur in der Form auf, wenn es wirklich nötig ist, wenn nichts anderes so richtig funktionieren will.

Für Stephen Curry gelten eigene Regeln

Nun: Im Halbfeld funktioniert kaum etwas anderes, außer nach Offensiv-Rebounds. Aber die Curry-Offense, die funktioniert. Weil bei ihm eben nichts gewöhnlich ist. Die Celtics verteidigen ihn ja keineswegs schlecht, es spielt oft nur einfach keine Rolle. Seine Kombination aus Kreativität, Wendigkeit und Shotmaking bleibt nahezu unfair.

Die Würfe, die Curry auf dem Weg zu seinen 43 Punkten teilweise traf, lieferten schon wieder genug Stoff für eine zehnstündige Netflix-Sendung. Für Curry gelten eigene Regeln, niemand sonst rief bei der Körpergröße jemals so eine Panik hervor. Der 34-Jährige trug sein Team, wie es nur die Größten können.

Er ist der älteste Spieler seit MJ im finalen Spiel der "Last Dance"-Saison, der mehr Punkte erzielte als die restlichen vier Starter neben ihm zusammen. Er muss es vielleicht noch öfter tun. Es ist nun eine Best-of-Three-Serie, die Celtics haben die bessere Mannschaft. Aber der beste Spieler, der heißt Curry.

Und wenn wir schon bei Mythen sind: Er braucht keinen Finals-MVP, um ganz oben mit dazuzugehören. Er nimmt ihn sicher gerne, aber ... wer noch daran zweifelt, dass Curry längst zu den besten Spielern der NBA-Geschichte gehört, sollte langsam die Augen öffnen.

NBA Finals - Celtics vs. Warriors: Die Serie im Überblick (2-2)

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
13. Juni3 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics108:120
26. Juni2 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics107:88
39. Juni3 UhrBoston CelticsGolden State Warriors116:100
411. Juni3 UhrBoston CelticsGolden State Warriors97:107
514. Juni3 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics-
617. Juni3 UhrBoston CelticsGolden State Warriors-
7*20. Juni2 UhrGolden State WarriorsBoston Celtics-

*falls nötig

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