NBA Trade - Der Deal der Blazers für Jerami Grant in der Analyse: Auf einmal ist Detroit ein Big Player

Ole Frerks
23. Juni 202211:30
Jerami Grant (l.) läuft von nun an für die Portland Trail Blazers auf.getty
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Die Detroit Pistons haben in Jerami Grant ihren besten Veteranen nach Portland abgeben. Was bedeutet der Deal für das Team von Cade Cunningham - und können die Trail Blazers nun wieder angreifen? Der Trade in der Analyse.

In den Tagen vor dem Draft gibt es traditionell jede Menge Gerüchte, nun wurde nach Christian Wood nach Dallas tatsächlich schon der nächste handfeste Deal frühzeitig vermeldet. In Jerami Grant wechselt ein durchaus umworbener Spieler das Team und soll mit dafür sorgen, dass Portland nach der Enttäuschung im Vorjahr wieder angreifen kann.

Der Preis dafür ist verhältnismäßig gering: Portland gibt insgesamt drei Zweitrundenpicks ab (Nr. 36 in diesem Jahr, Zweitrundenpicks in 2025 und 2026), hinzu kommt nur ein Erstrundenpick, der Top-4-geschützte 2025er Firstrounder der Milwaukee Bucks. Portland erhält neben Grant noch den Nr.46-Pick in diesem Jahr aus Detroit zurück.

Für beide Teams hat die Offseason durch diesen Deal indes erst begonnen - es könnten weitere folgen.

Der Trade im Überblick

Trail Blazers erhaltenJerami Grant, Nr.46-Pick 2022
Pistons erhaltenNr.36-Pick 2022, Top-4-geschützter FRP 2025 (via MIL), SRP 2025, SRP 2026

Der Trade aus Sicht der Detroit Pistons

Auf den ersten Blick hat Detroit für seinen wertvollsten Veteranen nicht viel bekommen. Der einzige Erstrundenpick kommt von einem Team, das 2025 aller Voraussicht nach immer noch den dann 30-jährigen Giannis Antetokounmpo hat und insofern nicht in der Nähe der Lottery unterwegs sein wird. Vielleicht hätte man mit einem Wettbieten tatsächlich mehr bekommen können, vielleicht war der Markt für Grant aber auch nicht so üppig, wie man annehmen könnte.

So oder so geht es für Detroit aber um weitaus mehr als diesen "direkten" Gegenwert. Grant war entbehrlich geworden, passt vom Alter her nicht zwingend zur Timeline vom 20-jährigen Franchise Player Cade Cunningham und dem Spieler, den Detroit an Position an Position 5 picken wird. Und abgesehen davon bringt dieser Deal den Pistons vor allem Flexibilität.

Da Grant in Portlands Trade Exception getauscht wurde, generiert Detroit zusätzlich um die 20 Millionen Dollar in Cap Space, insgesamt sind es nun rund 43 Millionen, also locker genug für einen Maximalvertrag und potenziell weitere Free Agents. Detroit kann ein Big Player auf dem Markt sein und Cunningham einen passenden Star an die Seite stellen.

Vermutlich wollen die Pistons aggressiv um die besten Restricted Free Agents mitbieten - namentlich wären das Deandre Ayton (Phoenix Suns), Miles Bridges (Charlotte Hornets) und Collin Sexton (Cleveland Cavaliers), wie die Detroit Free Press berichtet. Phoenix würde Ayton zwar sicherlich lieber per Sign-and-Trade als "einfach so" gehen lassen, aber wer weiß, ob es dafür überhaupt eine passende Option geben wird.

Wird es in der RFA nichts, kann Detroit seinen Cap Space logischerweise auch einsetzen, um faule Verträge aufzunehmen und sich dafür mit weiteren Picks bezahlen zu lassen (es ist sogar genug Platz für den Vertrag für Russell Westbrook, nebenbei!). Auch kann der Cap Space bis 2023 gesichert werden, wenn die Free Agency-Klasse wohl deutlich besser besetzt ist als in diesem Jahr.

Im Prinzip stehen den Pistons fast alle Wege offen, wie sie die Zukunft mit ihrem Kernstück Cunningham gestalten wollen. Sie müssen den richtigen wählen, was natürlich nicht selbstverständlich ist - aber das ist ein Problem, das viele Teams gerne hätten.

Der Trade aus Sicht der Trail Blazers

Es ist seit Monaten bekannt, dass die Blazers an Grant interessiert sind. Und so passt es auch, dass sich dieser Trade am besten in Verbindung mit dem C.J. McCollum-Trade zur Trade Deadline analysieren lässt - nicht zuletzt deshalb, weil Portland in diesem Deal den Firstrounder aus Milwaukee sowie die Trade Exception bekam, die nun für Grant verwendet wurden.

Portland strebt unter dem neuen General Manager Joe Cronin keinen Rebuild an, sondern ein Retooling. Es soll wieder zurück in die Playoffs gehen, dafür wollten die Blazers mehr Balance im Kader. Im Prinzip haben sie nun über zwei Deals Grant und Josh Hart statt McCollum und Larry Nance geholt und dadurch endlich ihr größtes Problem der letzten Jahre ein Stück weit gelöst.

Portland suchte seit Jahren händeringend nach Two-Way-Wings, die den offensiv dominanten Backcourt ergänzen und nüchtern betrachtet auch beschützen sollten. Das ist auch nach dem Abgang von McCollum immer noch nötig - neben Damian Lillard wird nun ja Anfernee Simons starten, also ein weiterer defensiver Schwachpunkt.

Hart und vor allem Grant sind dafür ein guter Anfang, und es muss auch noch nicht das Ende sein - Berichten zufolge ist Portland auch an O.G. Anunoby dran, für den womöglich der Nr.7-Pick nach Toronto gehen könnte. Es ist für sich genommen schon ein Gewinn für die Blazers, dass sie diesen Pick nach dem Trade für Grant überhaupt noch haben.

Der Forward ist im Vakuum wohl ein schwächerer Spieler als McCollum, aber seine Fähigkeiten sind im Blazers-Team wertvoller - er ist lang, athletisch, ein guter Verteidiger, der jünger ist und weniger verdient als McCollum (wobei sein Vertrag 2023 ausläuft). Gerade im Westen braucht es einen Spieler wie ihn, um die besten Wings des Gegners zu verteidigen.

Offensiv wird sich zeigen, wie gut der Fit ist. In Denver war Grant eine starke dritte oder sogar vierte Option, effizient in seiner Rolle - allerdings ging er nicht zuletzt deshalb nach Detroit, weil ihm diese Rolle nicht groß genug war. Bei den Pistons steigerte sich seine Usage enorm, folglich ging aber auch die Effizienz herunter.

Die Statistiken von Jerami Grant in den letzten drei Jahren

Saison (Team)SpieleUsage%PunkteWürfeeFG%
19/20 (DEN)7118128,955,5
20/21 (DET)5428,522,317,349,1
21/22 (DET)4725,719,214,949,1

Und in Portland? Lillard ist natürlich die Nummer eins, dann wird Simons nach einem starken Jahr viele Würfe beanspruchen - und Jusuf Nurkic ist, wenn er gehalten wird, auch noch da. Grant wird seine Würfe bekommen, am wertvollsten für ein gutes Team dürfte er indes sein, wenn seine Rolle sich wieder der in Denver zumindest annähert.

Stichwort gutes Team: Es wird sich zeigen müssen, wo die Blazers sich einordnen und welche Moves noch folgen. Es ist wohl damit zu rechnen, dass Simons und Nurkic jeweils gehalten werden, und es scheint gut möglich, dass sie den Nr.7-Pick für einen weiteren Veteranen verwenden. Einen soliden Kern hätte man dann, einen Contender? Eher nicht.

Womöglich wäre Portland besser damit beraten gewesen, sich Richtung Neuaufbau zu orientieren, vielleicht sogar Lillard abzugeben, dessen Trade-Wert nach dem schwächsten (und verletzungsgeplagtesten) Jahr seiner Karriere indes auch nicht auf dem Höhepunkt war. Das war augenscheinlich aber keine Option.

Für den gewählten Weg - noch einmal angreifen mit dem bald 32-jährigen Lillard - ist die Verpflichtung von Grant indes zweifelsohne ein guter erster Schritt. Selbst wenn sich der Erfolg nicht einstellt, hat jemand wie der 28-Jährige mit seinen Fähigkeiten fürs Erste ja auch noch einen gewissen Weiter-Trade-Wert. Zumindest solange, bis ihm ein neuer Monstervertrag vorgelegt wird ...