NBA - Fragen zum Poker um Kevin Durant: Und wenn er doch bei den Brooklyn Nets bleibt?

Robert Arndt
08. Juli 202209:20
SPOXgetty
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Der Poker um Kevin Durant geht weiter. Auch gut eine Woche nach der Trade-Forderung des Superstars ist kaum etwas passiert. Woran liegt das? Wir fassen alles Wichtige zusammen und suchen nach Antworten.

Was wollen die Nets für Durant haben?

Alle Moves der Nets in dieser Offseason deuten darauf hin, dass die Franchise wettbewerbsfähig bleiben möchte. Im Idealfall heißt das, man will ein Contender sein, ob mit oder ohne KD. So tradete Brooklyn fünf Minuten vor der Durant-Forderung einen Erstrundenpick nach Utah für 3-and-D-Spieler Royce O'Neale - "ein seltsamer Trade", auch aus Sicht der Nets, sollte Durant wirklich gehen.

Auch das Signing von T.J. Warren sowie die Verlängerungen von Nic Claxton und Patty Mills sprechen eher dafür, dass das Team neu angreifen möchte. Bei all dem Wirbel um Durant ist das bisher eine gute Offseason für Brooklyn. O'Neale und Warren bringen Länge in das Team und polstern die dünne Flügelrotation gewaltig auf. Bei Warren gibt es natürlich Fragezeichen, wie fit er nach nur vier Spielen in knapp zwei Jahren wirklich ist. Für das Minimum ist das Risiko aber so gering, dass es einen Versuch wert ist.

Man blicke an dieser Stelle nur einmal auf das Depth Chart der Nets mit Durant und Irving: Das sieht definitiv nach einem Titelanwärter aus, erst recht wenn Ben Simmons tatsächlich wieder Basketball spielen kann und will:

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Kyrie IrvingSeth CurryKevin DurantBen SimmonsNic Claxton
Patty MillsCam ThomasJoe HarrisT.J. WarrenDay'Ron Sharpe
Edmund Sumner-Royce O'NealKessler Edwards-

Nach Jahren, in denen die Nets Durant und Co. jeglichen Wunsch von den Lippen abgelesen haben, scheint Brooklyn nun wieder die Kontrolle übernehmen zu wollen. Es wird interessant zu sehen sein, wie Durant reagiert, sollte sich zum Beispiel bis zu Beginn des Training Camps nichts an seiner Situation geändert haben.

Shams Charania (The Athletic) meldete zuletzt, dass Brooklyn in den Trade-Gesprächen All-Star(s) sowie eine ganze Wagenladung an Picks fordere und das Front Office nicht gewillt sei, von diesem Preis abzurücken. Warum auch? Brooklyn hat im Zuge des Trades für James Harden jeden verfügbaren Pick abgegeben, Tanking würde in diesem Fall nur wenig Sinn ergeben.

Auch Adrian Wojnarowski (ESPN) meldete zuletzt ähnliches: "Brooklyn muss keinen Deal annehmen, der ihnen nicht gefällt." Wer hat nun den längeren Atem?

Welche Teams haben realistische Chancen auf Durant?

Das ist die große Frage, aber solange die Nets auf ihren Forderungen beharren, sind die meisten der 29 Teams ohne Chancen. Manche haben schlichtweg nicht so viele Picks, anderen fehlen die Qualitätsspieler, um ein Paket für Durant zu schnüren.

So verwundert es nicht, dass Brian Windhorst (ESPN) am Donnerstag bei "Get Up" erklärte, dass der erhoffte "Bieterkrieg" bisher ausgeblieben ist. Wer für einen fast 34-jährigen Durant tradet, hat schließlich keine Zeit, einen Contender zu entwickeln. Er muss mit der Ankunft von KD stehen.

Das macht es umso komplizierter, weil die Forderungen der Nets entsprechend hoch sind. Am Ende des Tages braucht das aufnehmende Team immer noch so viele gute Spieler neben Durant, um wirklich um einen Titel mitzuspielen. Und dann kommt da auch noch der Aspekt der bevorzugten Teams von Durant ins Spiel ...

Phoenix Suns

Die Suns gelten weiter als das Wunschteam von Durant, der Forward würde angeblich liebend gerne mit Chris Paul und Devin Booker spielen. Brooklyn auf der Gegenseite wollte Berichten zufolge vor allem jenen Booker als Gegenwert. Das ist jedoch nicht mehr möglich, nachdem der Shooting Guard am Mittwoch seine Supermax-Verlängerung unterschrieb und nun für ein Jahr nicht getradet werden kann.

Was übrig bleibt, ist die Möglichkeit eines Sign-and-Trades rund um Deandre Ayton, Mikal Bridges und vermutlich alles andere, was Phoenix sonst so bieten kann. Dazu muss Ayton einerseits sein Go geben, andererseits ist anzuzweifeln, ob die Nets in Ayton und/oder Bridges Franchise-Spieler-Potenzial sehen. Tendenziell ist dies eher zu verneinen, auch wenn beide sicher mal an einem All-Star Game kratzen könnten.

Devin Booker unterschrieb erst kürzlich einen neuen Vertrag in Phoenix.getty

Miami Heat

Bei Wunschteam Nr. 2 ist es nicht leichter. KDs Bedingung für einen Trade ist wohl, dass Jimmy Butler, Bam Adebayo und Kyle Lowry am Ende noch im Kader der Heat stehen. Wir haben an der Trade Machine alles versucht, gelingen wollte uns das aber nicht.

Aus Heat-Sicht wäre natürlich Lowry entbehrlich, aber ob Brooklyn wirklich Interesse an einem 36-jährigen Point Guard hat, wagen wir zu bezweifeln. Wie auch mit Phoenix wäre wohl ein Trade mit mindestens drei Teams die Lösung, bei dem auch Ben Simmons eine neue Heimat findet.

Und dann wäre noch eine Variante, über die kaum gesprochen wurde. Wie wäre es, wenn Miami Butler nach Brooklyn zusammen mit einem oder zwei Picks schickt? Dessen Vertrag läuft ebenfalls noch bis 2026, im letzten Jahr kassiert Mr. Buckets 52,4 Millionen. Nun die Preisfrage: Was ist besser? Ein 36-jähriger Butler mit diesem Gehalt oder ein fast 38-jähriger KD, der rund 2 Millionen mehr kassiert?

Toronto Raptors

Wenn man es einem Team zutraut, einen Superstar gegen dessen Willen zu holen, dann Toronto. Sie taten das bereits 2018 mit Kawhi Leonard und wurden für ihr Risiko belohnt. Toronto hält alle eigenen Picks, hätte mit Pascal Siakam einen All-Star im Angebot und hat mit Rookie of the Year Scottie Barnes eine weitere Trumpfkarte - auch wenn man diese angeblich nicht ziehen möchte.

O.G. Anunoby, Gary Trent Jr. oder Fred VanVleet wären weitere Kandidaten, die in diversen Varianten angeboten werden könnten. Wenn der Wille da ist, dann ist ein Trade möglich. Angeblich soll KD einem Engagement in Kanada zumindest offen gegenüberstehen.

New Orleans Pelicans

Klingt wild? Irgendwie schon, aber wir wollen es nicht ausschließen. Windhorst deutete in seinem Podcast an, dass New Orleans eine mögliche Destination sein könnte. Interessanterweise hat Nr.8-Pick Dyson Daniels seinen Rookie-Vertrag noch nicht unterschrieben, der Australier könnte also umgehend getradet werden, zum Beispiel in einem Paket um Brandon Ingram.

Die Pels hätten dann einen Kern um Zion Williamson, KD und C.J. McCollum, der ein oder andere Youngster würde mit Sicherheit auch noch übrig bleiben. Außerdem haben die Pels jede Menge Picks, die sie anbieten könnten, darunter auch die beiden First Rounder der Lakers in den kommenden beiden Jahre (plus drei Bucks-Picks zwischen 2025 und 2027).

Nun ist New Orleans eher keine Free-Agent-Destination, die Nets waren das aber auch nicht. Der Big Easy ist natürlich nicht New York, aber wer weiß, was Durant den ganzen Tag durch den Kopf geht.

Wie hat sich Kevin Durant bislang geäußert?

Im Prinzip noch gar nicht. Hier und da gab Durant via Twitter einen Kommentar ab, eine Stellungnahme zu seiner Trade-Forderung gibt es jedoch noch nicht. Die Kommunikation läuft also intern beziehungsweise über die Medien.

Shams Charania (The Athletic) meldete zuerst, dass Durant einen Trade fordern würde, sein Draht zum KD-Camp (gleiches gilt für Irving) scheint besser zu sein als der von Wojnarowski, dessen Infos eher dem Nets-Management zuzuordnen sind.

Aber auch innerhalb der Liga tappen die meisten im Dunkeln. Wie Chris Haynes (Yahoo Sports) erst kürzlich berichtete, soll sich Durant komplett abgeschottet haben. "Er redet mit niemandem. Er geht nicht ans Telefon und beantwortet keine Nachrichten", sagte Haynes in seinem Podcast Posted Up.

Könnte Durant womöglich doch in Brooklyn bleiben?

Dass Durant zum Saisonstart noch im Kader der Nets steht, ist nicht auszuschließen. Wir haben weiter oben bereits die Komplikationen eines solchen Trades aufgezeigt, vielleicht führt dies doch zu einem Umdenken beim Superstar.

"Vielleicht kommen die Nets eines Tages zu Durant mit einem Trade-Angebot und sagen: 'Hier wäre der Deal, den wir machen möchten' und Durant schaut sich diesen an und entschließt sich dann doch, dass ein Verbleib die beste Option ist", spekulierte Woj bei "NBA Today".

Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Auch Kobe Bryant war 2007 fest entschlossen, die Los Angeles Lakers zu verlassen, um sich dann doch noch überreden zu lassen. Anders ging es hingegen bei Carmelo Anthony aus, der Denver im Sommer 2010 informierte, dass er nicht mehr für Denver spielen wolle. Doch auch hier ließ sich Denver Zeit, letztlich ging der Trade nach New York erst im Februar über die Bühne.

Vielleicht ist dies sogar das realistischste Szenario. Durant und Irving beginnen die Saison in Brooklyn und wenn es dann nicht läuft, kann immer noch über einen Trade verhandelt werden. Dass Durant streikt, ist jedenfalls unwahrscheinlich. Der Superstar liebt Basketball und hat in den vergangenen Jahren zu viel Zeit verpasst, als dass er sich selbst das nehmen will, was er am meisten liebt.

Kevin Durant: Seine Stats bei den Brooklyn Nets

SaisonSpieleMINPTSFG%3P%REBAST
20/213533,126,953,745,07,15,6
21/225537,229,951,838,37,46,4