Ab dem 4. August darf LeBron James eine vorzeitige Vertragsverlängerung bei den Los Angeles Lakers unterschreiben. Doch will er das überhaupt? Die Zukunft des Kings könnte zum Unruheherd werden, auch wenn sich eine Tendenz abzeichnet.
NBA-Talkmaster müsste man sein, denn Langeweile ist den Radio- und TV-Show-Hosts in den US-amerikanischen Medien ein Fremdwort - selbst mitten im Sommer, der eigentlichen Saure-Gurken-Zeit. Doch während die Trade-Spekulationen um Kevin Durant, Donovan Mitchell und Co. längst einen Bart haben, bahnt sich schon das nächste Highlight für die Stephen A. Smiths und Skip Baylesses dieser Welt an.
Das Thema verspricht Einschaltquoten wie kaum ein anderes - zumindest in der NBA-Offseason -, geht es doch um den aktuell wohl populärsten Basketball-Spieler der Welt und dessen Zukunft bei der Glitzerfranchise Nummer eins: Verlängert LeBron James vorzeitig seinen Vertrag in L.A.? Oder lässt der King die Lakers weiter an seinen Marionettenfäden baumeln?
Eigentlich steht LeBron noch bis 2023 fest unter Vertrag, nach der kommenden Saison wird er Unrestricted Free Agent und könnte sich auf dem freien Markt umschauen. So weit wollen es die Lakers natürlich nicht kommen lassen. Schon jetzt darf die Franchise dem 37-Jährigen eine vorzeitige Vertragsverlängerung vorlegen. Genauer gesagt, ab dem 4. August.
Ab Donnerstag also wird das Thema heiß diskutiert werden. Sollte es zunächst zu keiner Einigung kommen, könnte es auch noch eine ganze Weile über Hollywood brodeln. LeBron hat die Macht, den Gerüchten um seine Zukunft schnell einen Riegel vorzuschieben. Andererseits könnte er sie als Druckmittel nutzen, um dem Lakers-Front-Office Feuer zu machen. Und irgendwo in der Ferne macht auch die Ex aus Ohio wieder schöne Augen.
gettyLeBron James: Die Lakers sind kein No-Brainer mehr
Als James zuletzt im Dezember 2020 eine Entscheidung über ein neues Arbeitspapier treffen musste, verlangte dies kaum eine Anstrengung der Gehirnzellen. Gerade erst hatte er die Traditionsfranchise aus der Stadt der Engel in der Bubble von Disney World zum 17. Titel geführt, seine Welt glänzte in lila und gold. Seine Unterschrift unter einen neuen Zweijahresvertrag, der ihn bis 2023 an die Lakers binden und ihm 85 Millionen Dollar einbringen würde, war ein No-Brainer.
Nun ist die Entscheidung aber nicht mehr ganz so eindeutig. Seit der Bubble-Championship steht ein Erstrunden-Aus 2021 sowie die vielleicht größte Enttäuschung der Franchise-Geschichte, aka die Lakers-Saison 2021/22, zu Buche.
Der Trade für Russell Westbrook war ein Reinfall, doch noch sind die Lakers den Point Guard nicht losgeworden. Um das Trio James, Anthony Davis und Westbrook wurde der Kader kräftig umgekrempelt, doch die Playoffs sind damit Stand jetzt auch kommende Saison alles andere als garantiert. Das kann für James in dessen Karriereherbst nicht der Anspruch sein.
LeBron James: Diese Optionen hat der Lakers-Star
Doch welche Optionen bieten sich ihm nun eigentlich? Im Grunde kann James aus drei Möglichkeiten wählen:
- Option Nr. 1: Nicht verlängern. Kommende Saison verdient LeBron 44,5 Mio. Dollar, dann wird er im Sommer 2023 Unrestricted Free Agent und er hat die freie Wahl.
- Option Nr. 2: Vorzeitig für ein weiteres Jahr verlängern. Damit wären ihm nach der kommenden Saison nochmal weitere 46,7 Mio. Dollar sicher und er würde 2024 Unrestricted Free Agent werden.
- Option Nr. 3: Vorzeitig für zwei weitere Jahre verlängern, mutmaßlich mit einer Spieleroption. Dieser Vertrag würde dem King 97,1 Millionen Dollar garantieren und ihn bis 2025 an die Lakers binden - oder er könnte dank der Spieleroption ebenfalls 2024 UFA werden.
Wer sich nun wundert, warum James nicht einen langfristigen Vertrag unterschreiben kann, das liegt an der Over-38-Rule. Da er kommende Saison die Schwelle von 38 Jahren überschreitet, zählt sein neuer Vertrag darunter und limitiert die vorzeitige Vertragsverlängerung auf zwei weitere Jahre.
Als Unrestricted Free Agent könnte er im nächsten Sommer laut Keith Smith (Spotrac) allerdings auch für drei Jahre unterschreiben - interessanterweise unterscheiden sich dabei die potenziellen Angebote der Lakers von denen der rivalisierenden Teams kaum. Im ersten Jahr kann LeBron maximal 105 Prozent seines Vorjahresgehalts verdienen (46,7 Mio. Dollar) oder 35 Prozent des Salary Caps (nach aktuellen Cap-Vorhersagen wäre das aber weniger als die 105 Prozent), egal bei welchem Team.
Die Lakers haben einzig den Vorteil, dass sie eine lukrativere Gehaltserhöhung im Laufe des neuen Kontrakts bieten können und somit einen Zweijahresvertrag über 97,1 Mio. oder einen Dreijahresvertrag über 151,3 Mio. Dollar. Bei den 29 anderen Franchises könnte James für zwei Jahre und 95,7 Mio. oder drei Jahre und 147,1 Mio. Dollar unterschreiben. Die Unterschiede sind also marginal, bei LeBrons Entscheidung wird es nicht ums Geld gehen.
LeBron James: "Extrem glücklich" in L.A., aber ...
Die große Frage ist, welche Faktoren er sonst am höchsten gewichtet, wenn nicht das Geld. Vieles deutet darauf hin, dass das private Umfeld die größte Rolle spielt. Marc Stein (Substack) berichtete zuletzt, dass James "extrem glücklich" in Los Angeles sei, trotz der sportlichen Misere. Er und seine Familie sei immer mehr "verwurzelt" in Kalifornien.
Allerdings betonte Stein auch, dass in NBA-Kreisen keinerlei Hinweise aus James' Camp kursieren, wie seine Entscheidung am Ende aussehen wird. Ähnliches hört man auch von anderen NBA-Insidern, die meisten tappen offenbar noch im Dunkeln. Bei seinem Exit Interview ließ sich LeBron ebenfalls nicht in die Karten blicken und die Lakers-Executives soll er auch im Unklaren gehalten haben.
The Athletic schrieb bereits im April, dass der viermalige Finals-MVP tatsächlich darüber nachdenke, seinen Vertrag nicht vorzeitig zu verlängern. Stattdessen wolle er seinen aktuellen Vertrag erfüllen und im Sommer 2023 weiterschauen. Das sei zwar nicht gleichbedeutend mit einem drohenden Abschied aus Los Angeles, würde aber den Druck auf die Lakers erhöhen.
Mit dem aktuellen Kader sind LeBron und Co. keine Championship-Anwärter, dafür müsste sich noch eine Menge tun. Beispielsweise ein Trade für Kyrie Irving. Oder ein Trade für Buddy Hield und Myles Turner. Zumindest irgendwas, damit man Westbrook loswird. Womöglich könnte LeBron weitere Kadermoves als Voraussetzung für eine langfristige Verpflichtung gegenüber der Franchise fordern, eine ähnliche Strategie fuhr er bereits in Cleveland. Dass ihm die Lakers-Erstrundenpicks in den Jahren 2027 und 2029 herzlich egal sein werden, sollte nicht überraschen.
LeBron James: Wenn die Ex die Villa renoviert ...
Genauso wenig wie die Tatsache, dass James auch im kommenden Sommer als potenzieller Free Agent eine Menge Interessenten anziehen wird. Die Gefahr, das Aushängeschild der Franchise ersatzlos zu verlieren, würde die komplette Saison über Los Angeles schweben. Attraktive Angebote wird es für James sicherlich geben, vor allem wenn die Lakers ein weiteres Mal enttäuschen sollten und er sportlichen Erfolg an erste Stelle setzt.
In Cleveland könnte sich gar eine Option auftun, die sportliche Anreize mit privaten verknüpft. "Ich möchte nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass die Cavs sich für eine Menge Cap Space im kommenden Sommer positioniert haben", machte Brian Windhorst (ESPN) vergangene Woche eine vielsagende Andeutung, die auch schon von Zach Lowe (ebenfalls ESPN) aufgegriffen wurde.
Tatsächlich haben die Cavs Stand jetzt im Sommer 2023 etwa 25 Mio. Dollar Flexibilität unter der Gehaltsobergrenze. Das könnte sich zwar mit einem Vertrag für Restricted Free Agent Collin Sexton noch ändern, anderseits blieben wohl weiterhin genügend Möglichkeiten, um Platz für einen Maximalvertrag zu schaffen.
Auf der Jagd nach Championships läuft James langsam die Zeit davon, eigentlich darf er keine Saisons bei den Lakers verschwenden, wenn es General Manager Rob Pelinka nicht schafft, ein konkurrenzfähiges Team aufzubauen - beziehungsweise nicht gewillt ist, die komplette Zukunft der Franchise gemeinsam mit Westbrook, den LeBron übrigens einst an seiner Seite bei den Lakers haben wollte, zu opfern.
Die Cavs dagegen sind auf dem aufsteigenden Ast, besitzen in Person von Darius Garland, Evan Mobley und Jarrett Allen einen vielversprechenden, jungen Kern. Dazu noch James, der vergangene Saison auch mit 37 Jahren noch 30 Punkte im Schnitt auflegte, und Cleveland wäre sofort wieder in der Elite des Ostens zurück. Der Weg der Lakers an die Spitze ist noch lang und undurchsichtig. LeBron selbst hat im Februar übrigens eine zweite Rückkehr in die Heimat nicht ausgeschlossen.
LeBron James: Lakers-Abgang nur für Bronny?
Ob diese Gedanken tatsächlich durch James' Kopf kreisen, ist allerdings unklar. Wahrscheinlicher erscheint zum aktuellen Zeitpunkt, dass LeBron seine Zukunft im Lakers-Trikot sieht. Das geht nicht nur aus einem Bericht von Stein hervor, sondern auch Windhorst äußerte sich in diese Richtung: "Ich habe nicht das Gefühl, dass LeBron die Lakers verlassen will."
Zumindest noch nicht. In Liga-Kreisen geht man laut Stein davon aus, dass James nur dann nochmal wechseln wird, um mit seinem Sohn zusammenzuspielen. Bronny James ist 2024 für den Sprung in die NBA berechtigt, die Lakers werden im Draft 2024 voraussichtlich jedoch keinen Erst- und nur einen späten Zweitrundenpick haben.
LeBron hat nun schon mehrfach öffentlich betont: "Mein letztes Jahr werde ich mit meinem Sohn spielen." Auch dieser Umstand macht einen neuen Vertrag mit einer inkludierten Spieleroption sehr wahrscheinlich, damit sich LeBron möglichst viel Flexibilität wahren kann. In der Theorie wäre auch ein neuer Lakers-Vertrag im Sommer 2023 mit leichten Gehaltseinbußen denkbar, um L.A. mehr Flexibilität in der Free Agency zu gönnen.
Doch solange er noch keinen neuen Deal unterschrieben hat, werden die Spekulationen bleiben. Einige Teams sollen in Anbetracht der ungewissen Zukunft des Kings sogar schon wegen Trade-Gesprächen in L.A. durchgeklingelt haben, doch das scheint für die Lakers keine Option zu sein. Unruhe könnte sich aber dennoch breitmachen, je länger James mit einer Entscheidung auf sich warten lässt.
Eine schnelle Unterschrift zeichnet sich eher nicht ab, denn einer hat keine Eile: James selbst. Er kann sich seine Optionen offenhalten, damit den Druck auf die Lakers hochhalten. LeBron hält alle Karten in der Hand, diesen Umstand wird er sich zu Nutze machen.