"I'm going to take my talents to South Beach and join the Miami Heat."
Diese Worte von King James trafen viele Cavs-Fans in der Free Agency 2010 wie ein Dolchstoß ins Herz. Die Folge waren verbrannte Jerseys und ein gellendes Pfeifkonzert beim ersten direkten Duell. Das Ganze noch garniert mit dem Imperial March aus Star Wars. Doch "Darth LeBron" war nicht der erste Spieler der Cavs, den die Fans der Franchise als Verräter ausmachten.
Carlos Boozer erhielt 2007 ein ähnliches Welcome-Back-Geschenk vom Anhang. Neben einem hämischen Spottgesang gab es zahlreiche Plakate gegen den neuen Spieler der Utah Jazz beim ersten Auswärtsspiel in Cleveland zu sehen. Jede Ballberührung wurde mit Pfiffen begleitet - selbst bei Einwürfen wurde Boozer nicht verschont.
Obwohl der Power Forward eine solide Partie zeigte (19 Punkte und 14 Rebounds), verloren die Jazz das Spiel mit 73:82 inklusive zweier vergebener Clutch-Freiwürfe des Antagonisten. Boozer war auf die Reaktion der Fans vorbereitet. "Auf zehn Fans, die mich vermissen, kommen wahrscheinlich zehn oder mehr, die mich am liebsten erschießen wollen", sagte er vor dem Spiel. Doch woher kam dieser Hass überhaupt?
27 Millionen Gründe, nicht mit dem King zu spielen
Boozer wechselte im Sommer 2004 von den Cavaliers zu den Utah Jazz für sechs Jahre und 68 Millionen Dollar. So weit so Business. Der Haken an der Sache: Die Cavs hatten eine Team-Option für Boozer und wollten ihn gerne als Co-Star neben dem ein Jahr zuvor gedrafteten LeBron halten. Mit 15,5 Punkten und 11,4 Rebounds war er ein wichtiger Baustein in den Plänen der Cavs und harmonierte exzellent mit James.
Um ihn angemessen zu bezahlen, bot General Manager Jim Paxson seinem Spieler an, auf die 700.000-Dollar-schwere Option zu verzichten, damit er als Restricted Free Agent einen faireren Deal für 41 Millionen über sechs Jahre unterschreiben könne. Boozer soll angeblich zugestimmt haben und der inoffizielle Deal wurde laut Paxson mit Handschlag besiegelt.
Offiziell war Boozer aber auf dem freien Markt zu haben und ganz offensichtlich war das gute Zusammenspiel mit dem künftigen GOAT-Kandidaten für den Big Man nicht viel wert. Denn kurz darauf handelte er mit seinem damaligen Agenten Rob Pelinka den Wechsel zu den Jazz aus - für 27 Millionen Dollar mehr.
"Es gab keine Vereinbarung und keinen Handschlag", gab Boozer später zu Protokoll. "Ich stehe zu meinen Wort und die einzige Vereinbarung, die es gab, war mit den Utah Jazz." Es bleibt die Frage, warum Cleveland dann auf die Option von Boozer verzichtete. Schließlich hätten sie ein Jahr später den dann Unrestricted Free Agent längerfristig binden können.
Paxson und der damalige Cavs-Besitzer Gordon Gund widersprachen der Version des damals 23-Jährigen natürlich: "Wir sind beide sehr überrascht und sehr enttäuscht von den Meldungen." Verständlich, denn es fehlte Cap Space, um mit dem Angebot der Jazz gleichzuziehen. In einem offenen Brief an die Fans ging Gund mit Boozer hart ins Gericht: "Ich habe mich dazu entschieden, Carlos zu vertrauen und ihm den Respekt zu erweisen, den er einfordert. Er hat dieses Vertrauen und den Respekt nicht erwidert." Die Fans mussten dann fast drei Jahre auf eine Rückkehr des Hassobjektes warten, da eine verkürzte Saison und eine Verletzung ein früheres Aufeinandertreffen verhinderten. Die Reaktion hatte es wie erwähnt in sich.
Spurs eine Nummer zu groß für James und Boozer
Die Berater-Agentur von Boozer, SFX, reagierte und feuerte ihren Klienten, Pelinka trat ebenfalls als Agent von Boozer zurück. Die Angst vor einem Imageverlust war zu groß. Geschadet hat es ihm aber offensichtlich nicht. Pelinka stieg zu einem bedeutenden Spieleragenten auf und leitet nun die Geschicke der Los Angeles Lakers als General Manager. 2020 durfte er mit James die Meisterschaft in der Orlando-Bubble feiern.
Ob für LeBron und Boozer in einer gemeinsamen Zeit bei Cleveland der Titel drin gewesen wäre, bleibt pure Spekulation. Stärker als Drew Gooden oder der alternde Shaquille O'Neal, die unter anderem im Cavs-Frontcourt an LeBrons Seite spielten, dürfte er aber mit Sicherheit gewesen sein. Allerdings ist er eben auch kein Co-Star vom Schlage eines Dwyane Wade, Kyrie Irving oder Anthony Davis, mit denen James seine Meisterschaften feierte.
Die Cavs erreichten bis zum ersten Abgang von LeBron 2010 im eher schwachen Osten einmal die Finals und wurden dort 2007 von den übermächtigen San Antonio Spurs gesweept - das Ende eines legendären Playoff-Runs des Kings. Ob Boozer gegen diese Niederlage im Cavs-Trikot etwas hätte ausrichten können?